Ch (Digraph)

Ch (Digraph)
Ch in Brailleschrift (Blindenschrift)

Die Buchstabenkombination Ch ist im Deutschen und einigen anderen Sprachen (etwa Polnisch) ein Digraph, der für stimmlose Reibelaute benutzt wird; in anderen Sprachen wird er auch für Affrikaten oder andere Konsonanten verwendet (z. B. Englisch, Spanisch; Italienisch). In einigen Alphabeten gilt der Digraph als eigener Buchstabe.

Der Digraph wird im Morsecode mit - - - - dargestellt, ist aber nicht als selbstständiges Zeichen in Unicode kodiert, da es sich heute im Allgemeinen nicht mehr um eine Ligatur handelt. Im Fraktursatz muss dagegen eine ch-Ligatur gesetzt werden. Diese erkennt man unter anderem im Sperrsatz (eine im Fraktursatz sehr häufige Textauszeichnungsmethode), da die ch-Ligatur nicht gesperrt wird.

Inhaltsverzeichnis

Deutsche Aussprache

Ch wird im Deutschen als starker (stimmloser) Reibelaut auf zwei unterschiedliche Arten ausgesprochen[1]:

  • Nach dunklen Vokalen (a, o, u oder au) als stimmloser velarer Frikativ (Hintergaumenlaut) x, sofern es nicht Bestandteil des Diminutiv-Suffixes -chen ist. Beispiele: auch [aux], Buch [buːx], Loch [lɔx] nach [naːx] (in Wörtern aus dem Griechischen selbst dann, wenn Vokal und Reibelaut ursprünglich zu zwei verschiedenen Wortbestandteilen gehören: autochthon, Hypochonder; gelegentlich kommt bei der Übernahme von Wörtern aus anderen Sprachen [x] auch am Wortanfang vor, bei Wörtern z. B. aus dem Jiddischen, Hebräischen und Russischen auch geschrieben mit ch: Chuzpe).
  • In allen anderen Positionen, in denen ch als Reibelaut gesprochen wird (nach hellen Vokalen und nach Konsonanten, am Wortanfang vor hellen Vokalen und am Anfang des Suffixes -chen), als stimmloser palataler Frikativ (Vordergaumenlaut) ç. Beispiele: ich [ɪç], Milch [mɪlç], Chemie [çe'miː], Autochen ['aʊtoçən].

In einigen süddeutschen Varietäten wie dem Schweizerdeutschen wird jedes ch als [x] ausgesprochen.

Daneben ist ch im Deutschen eine Schreibung für den Laut [k], die nur in bestimmten Fällen Verwendung findet. ch wird [k] gesprochen

  • regelmäßig in Verbindung mit einem folgenden s: wachsen, Deichsel,
  • am Wortanfang vor dunklen Vokalen (a, o, u) und vor Konsonanten: Chor, Chlor, chronisch (in Fachwörtern oder bei gelehrter Aussprache kommt auch in diesen Positionen bei Wörtern griechischer Herkunft die Aussprache mit [ç] vor: Charisma, chthonisch), generell am Wortanfang in süddeutschen Varietäten anstelle von [ç] (Chemie, China) und am Wortanfang deutscher Eigennamen (Chiemsee, Chemnitz, Cham),
  • in bestimmten, nicht integrierten Fremdwortschreibungen, vor allem aus dem Italienischen: Chianti, Pinocchio.

Die Aussprache als [k] (und nicht als Reibelaut [ç/x]) ist abhängig von der Bedeutung und dem Aufbau eines Wortes (morphologische Struktur): vgl. wachst (zu wachsen) vs. wachst (zu wachen); Chöre ['køːʁə], abgeleitet von Chor – im Deutschen kommt es ausschließlich auf den vorhergehenden Vokal an, der nachfolgende spielt für die Entscheindung [ç/x] (im Gegensatz zum χ im Griechischen) keine Rolle.

Außerdem kommen für ch auch die Aussprachen als sch [ʃ] und tsch [] vor:

  • wie [ʃ] als umgangssprachliche oder varietätenspezifische Variante von [ç] am Wortanfang (Chemie, China),
  • in nicht (vollständig) integrierten Fremdwortschreibungen vor allem aus dem Französischen und Portugiesischen (als [ʃ]: Champignon, Charlotte, Recherche), dem Englischen und Spanischen (als []: Chip, chatten, Macho).

Aussprache in anderen Sprachen

In den Alphabeten folgender Sprachen ist das Ch ein eigener Buchstabe und hat jeweils eine andere lautliche Bedeutung.

Die Aussprache des Ch in weiteren Sprachen ist Folgende:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Mangold, Max (Bearb.): Duden Aussprachewörterbuch: Wörterbuch der deutschen Standardaussprache. 3. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 1990, ISBN 3-411-20916-X, S. 37.

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