Kondor-II-Klasse

Kondor-II-Klasse
Flagge
MSR-lang.png
Übersicht
Typ Minensuch- und Räumschiff
Einheiten 30 + 2 Spezialschiffe
Bauwerft

VEB Peene-Werft

Bestellung 1968
Auslieferung 1971–1973
Außerdienststellung 1990 (Volksmarine)
Technische Daten
Verdrängung

449 t normal / 480 t (89.2 UR)

Länge

56,52 m

Breite

7,76 m

Tiefgang

2,22 m / 2,44 m (89.2 UR)

Besatzung

29 (89.2) / 30 (89.2 UR)[1]

Antrieb

2 Dieselmotoren M 40D mit 2942 kW, 2 Schrauben

Geschwindigkeit

maximal 18 kn

Reichweite

2000 / 1500  (89.2 UR)sm

Bewaffnung

Kondor-II-Klasse war die Bezeichnung der NATO für eine Klasse von Minensuch- und Räumschiffen (MSR) der Volksmarine der DDR. Die Schiffe trugen in der Volksmarine die Projektnummer 89.2 und zur Unterscheidung zu den um 4 Meter kürzeren Schiffen des Projekts 89.1 die Bezeichnung MSR-lang. 1984 erfolgte nochmals eine Umklassifizierung der Schiffe zum Hochsee-Minenabwehrschiff (MAW).[1]

Inhaltsverzeichnis

Bau und Geschichte

Die Planungen zum Projekt 89.0 wurden 1965 vom Institut für Schiffsbautechnik Wolgast (ISW) und der Peenewerft durchgeführt. Ab 1967 begann dann die Fertigung der Weiterentwicklung Projekt 89.1. 1968 wurde als Folge einer „operativ-taktischen Forderung“ nochmals eine Neuentwicklung auf Basis des Projekts 89.1 vorgenommen, die schließlich im etwas größeren und besser bewaffneten Projekt 89.2 mündete. 30 Schiffe wurden ab 1971 von der Peene-Werft an die Volksmarine ausgeliefert.

Antrieb, Sensoren und Einrichtungen

Die Schiffe hatten einen geschweißten Stahlrumpf. Als Antrieb dienten zwei Dieselmotoren sowjetischer Bauart vom Typ M-40D mit insgesamt 2942 kW die die Schiffe der Klasse über zwei Schrauben auf etwa 20 Knoten beschleunigen konnten. Die Schiffe waren mit einem 3cm Navigations-radargerät vom Typ TSR 333 und einem sowjetischem Sonar vom Typ „Lan“ (Tarnbezeichnung „MG-69“)[2] zur aktiven Suche nach Seeminen ausgerüstet. Zur Erkennung von befreundeten Schiffen oder Flugzeugen und zum Bestätigen der eigenen Identität gegenüber den Verbündeten, waren alle Schiffe mit Sendern und Empfängern für das russische Freund-/Feinderkennungssystem vom Typ "Nichrom" ausgestattet.

Bewaffnung und Einsatz

Projekt 89.2, hier möglicherweise die Genthin

Hauptbewaffnung der Schiffe dieser Klasse bestand aus drei Doppellafetten vom Typ 2M-3, bestückt mit 25mm Maschinenkanonen. Während die erste wie beim Vorgängerprojekt (89.1) auf der Back in einem offenen Turm aufgestellt war, waren zwei weitere Lafetten mittschiffs, unmittelbar hinter Schornstein an Steuerbord und Backbord auf die Aufbauten aufgesetzt, so dass die Waffen theoretisch nun Angriffe auf das Schiff aus jeder Richtung abwehren konnten.

Auch wenn es nicht dem eigentlichen Auftrag entsprach, konnten bei Bedarf vom Achterdeck Seeminen oder auch Wasserbomben ins Meer abgesetzt werden.

Zum Räumen von Minen konnte über das Heck ein Räumgeschirr vom Typ „Scheerdrachengerät“ (SDG R/L) (mit Schwimmkörpern vom Typ „Scheerdrache“) an Trossen hinter den Schiffen geschleppt werden um Ankertauminen oder, unter zur Hilfenahme sogenannter Hohlstäbe, einfache Typen von Grundminen zu bekämpfen. Nach einer Modernisierungsmassnahme und der Umklassifizierung zum „Projekt 89.2 UR“ konnte auch akustisches Minenräumgerät eingesetzt werden. Des Weiteren konnten die umgerüsteten Schiffe im Verbund mit Mi-14BT Hubschraubern auch Minenfelder räumen, die für das Minenräumschiff selbst zu gefährlich waren. Dazu befand sich ein zusätzlicher Leitoffizier an Bord der Schiffe, der dem Hubschrauber, auf Basis der Informationen, die die Schiffssensoren gesammelt hatten, Anweisungen zum Räumen der Minen über Funk erteilte.[3]

Modifikationen

  • Ein Schiff auf Basis der Kondor-II, die „Carl Friedrich Gauß“ (Projekt 136), war 1975 als Vermessungsschiff für den Seehydrographischen Dienst konstruiert worden. Sie verfügte über keine Bewaffnung.[4]
  • Die Staatsyacht der DDR, die „Ostseeland“ (Projekt 131) basierte ebenfalls auf dem Projekt 89.2.

Derzeitiger Status

Es sind keine Schiffe dieses Typs mehr im Einsatz der Deutschen Marine. 9 Schiffe wurden, neben anderen Einheiten der Volksmarine, abgerüstet[5]und nach Indonesien verkauft[6], was zu einigen Protesten führte.[7][8] 2008 befanden sich nach indonesischen Angaben noch 90% der ehemaligen Einheiten der Volksmarine in einsatzbereitem Zustand.[9] 2 weitere Schiffe gingen nach Lettland. Uruguay erhielt 4 Schiffe[10], von denen die "Valiente", ehemals "Eilenburg"[11], am 5. August 2000 von dem panamaischen Frachter Skyros gerammt und in zwei Hälften gerissen wurde. 8 uruguayische Seeleute der Valiente starben, 3 weitere gelten als vermisst.[12]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b http://www.parow-info.de/Einheiten/MSRKondorlang.html Daten bei parow-info.de
  2. History of Russian Underwater Acoustics ,Oleg A. Godin, David R. Palmer, Seite 702/703, ISBN 9812568255
  3. http://www.parow-info.de/Einheiten/Mi-14BT.html MI-14 bei parow-info.de, gesichtet 5. Juli 2009
  4. http://www.wohnschiffe-vm.de/AWS_MERCATOR.htm C.F. Gauss bei wohnschiffe-vm.de, gesichtet 5. Juli 2009
  5. http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/12/045/1204591.pdf Bundestagsdrucksachen, PDF, Anfrage 43, gesichtet 5. Juli 2009
  6. http://www.dmkn.de/1779/technologie.nsf/B36B1420D065A4C8C1256F8F003AF2B8/$File/marineschiffbaumvp_2.pdf Entwicklung der Peenewerft nach der Wende, PDF, bei dmkn.de, gesichtet 5. Juli 2009
  7. http://home.snafu.de/watchin/II_Sep_92/taz24.7.92.htm TAZ Auszug, gesichtet 5. Juli 2009
  8. http://www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=97 gesichtet am 5. Juli 2009
  9. http://alutsista.blogspot.com/2008/12/90-kapal-eks-jerman-siap-beroperasi.html Indonesisch, Presseblog, gesichtet 5. Juli 2009
  10. The Naval Institute Guide to Combat Fleets of the World, 15th edition, Eric Wertheim, US Naval Institute Press, 2007, ISBN 159114955X
  11. http://www.hazegray.org/worldnav/americas/uruguay.htm World Navies today, englisch, gesichtet am 9. Juli 2009
  12. http://cargolaw.com/presentations_casualties.0.html Schiffsunglücke des Jahres 2000, englisch, gesichtet am 9. Juli 2009

Literatur

  • Hans Mehl, Knut Schäfer: Die Seestreitkräfte der NVA. Motorbuchverlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-61302406-3.

Weblinks


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