Kunigunde (Enkelin Ludwigs des Stammlers)

Kunigunde (Enkelin Ludwigs des Stammlers)

Kunigunde(* 888/895[1]; † nach 923) war eine Tochter Ermentruds und eine Enkelin des Königs Ludwig der Stammler. Ihr Vater ist nicht überliefert, Hlawitschka vermutet ihn in Dux Reginar I..

Zu Kunigundes Leben ist nur wenig bekannt, ihre Bedeutung erschließt sich vor allem aus einer aus dem 11. Jahrhundert stammenden Tabula Genealogica[2], der Karolinger, durch die sie als Großmutter der Kaiserin Kunigunde von Luxemburg ausgewiesen ist, was wiederum die Abstammung der Kaiserin von den Karolingern belegt.

Kunigunde heiratete 907/909 in erster Ehe den späteren Pfalzgrafen Wigerich, der 919 verstorben war. Zu dieser Zeit war sie bereits mit dem Graf Richwin von Verdun verheiratet (die Ehe wurde zwischen 916 und 919 geschlossen), der 923 ermordet wurde.

Kunigunde hatte mindestens sechs Kinder:

  1. Adalbero, † 962, 929-962 Bischof von Metz
  2. Gozelin, † 942/943, Graf
  3. Liutgarde; ∞ I Adalbert, Graf (wohl Graf von Metz), X 944 (Matfriede); ∞ II Eberhard IV. Graf im Nordgau, † 972/973 (Etichonen)
  4. Friedrich I., † 978, 942 Dux Lotharingiae, 962/966 Dux Lotharensium, 959/978 Herzog von Oberlothringen; ∞ 954 Beatrix, † nach 978, Tochter von Hugo der Große „Duc Francorum“ (Robertiner)
  5. Giselbert, † wohl vor 965, Graf in den Ardennen
  6. Sigebert, 942 bezeugt

Neben den genannten sechs Kindern hatte Kunigunde einen weiteren Sohn, Siegfried, der erstmals um das Jahr 950 erwähnt wird. Man geht allerdings davon aus, dass Siegfried mit Sigebert identisch ist, und dass es sich bei Sigeberts einzigem Auftreten[3] um einen Kopistenfehler handelt[4].

In der Forschung wird eine Diskussion darüber geführt, wer die Väter der Kinder Kunigundes sind. Positiv ist dies entschieden für Adalbero, als dessen Vater Wigerich bezeugt ist, sowie für Gozelin, der Adalberos Vollbruder (germanus) war[5]. Zu Friedrich, Giselbert und Sigebert/Siegfried gibt es eine Notiz, dass sie die Brüder Gozelins waren[6], aber auch einen Beleg, dass Gozelin mehrere Brüder über die Mutter (frates plures ex matre) hatte[7], deren Vater also nicht Wigerich ist. Hierfür kommen von den bekannten Kindern Kunigundes lediglich Friedrich, Giselbert und Sigebert/Siegfried in Frage, davon wiederum mindestens zwei (plures), natürlich die beiden jüngeren, also Giselbert und Sigebert/Siegfried (Wolf: "Auch Halbbrüder werden als Brüder bezeichnet"[8]).

Da Kunigundes Ehe mit Richwin von Verdun als kinderlos angesehen wird, die Ehelichkeit Siegfrieds andererseits aufgrund der Tabula Genealogica außer Frage steht, wurde bereits mehrfach eine dritte Ehe Kunigundes vermutet[9]. René Klein verfasste im Jahr 1998 eine Arbeit, mit der er nachzuweisen versuchte, dass Kunigundes dritter Ehemann Giselbert, der spätere Herzog von Lothringen, war. Seine These ist stark umstritten, vor allem bei den Historikern, die Kunigundes als Tochter Reginars I. sehen: Da Reginar I. aus einer anderen Ehe auch der Vater Giselberts ist, wären Giselbert und Kunigunde somit Halbgeschwister, was eine Ehe selbstverständlich ausschließt.

Literatur

  • Erich Brandenburg: Die Nachkommen Karls des Großen. I.-XIV. Generation, Leipzig 1935. Neudruck mit Korrekturen 1998
  • Heinz Renn: Das erste Luxemburger Grafenhaus (963-1136). Rheinisches Archiv, 39 (1941)
  • Karl Ferdinand Werner: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000. In: Karl der Große, Band IV: Das Nachleben. Herausgegeben von Wolfgang Braunfels und Percy Ernst Schramm, 1967
  • René Klein: Wer waren die Eltern des Grafen Sigfrid? Eine neue Hypothese zum Ursprung des ersten Luxemburger Grafenhauses. in: Luxemburgische Gesellschaft für Genealogie und Heraldik, Jahrbuch 1998 - Association Luxembourgeoise de Généalogie et d'Héraldique, Annuaire 1998, S. 9-27
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln, Band I.2 (1999), Tafel 202
  • Eduard Hlawitschka: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutsche Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk. Band I: 911-1137, 2 Teile, 2006 (MGH Hilfsmittel 25, 1-2)
  • Armin Wolf: Ahnen deutscher Könige und Königinnen. In: Herold-Jahrbuch, Neue Folge, 15. Band, 2010

Fußnoten

  1. Hlawitschka
  2. MGH Scriptores 2, 314: „Karolus rex Franchorum et patricius Romanorum. Primus imperator in Francia. Hludowicus rex cognomento pius, imperator. Karolus rex Franciae et Hispaniae. Hludowicus res Franciae. Irmindrud. Cynigund. Sigifridus comes. Cynigund imperatrix.“
  3. Henri-Camille Wampach, Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien, Band 1, Luxemburg 1935, Nr 156
  4. Hlawitschka, S. 203
  5. Vita Johannis Gorziensis, caput 99 und 113, MGH Scriptores 4, 365, 369
  6. Friderici, Gisilberti, Sigeberti fratrum predicti Gozlini (Wampach, Nr. 156)
  7. Vita Johannis Gorziensis, caput 110, MGH Scriptores 4, 368
  8. Wolf, S. 115
  9. so F. Geldner, M. Parisse, R. Le Jan, Chr. Settipani, siehe Wolf, S. 115

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