Lateinschule Kreuznach

Lateinschule Kreuznach

Die ehemalige Lateinschule von Kreuznach im heutigen Landkreis Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz war eine Lateinschule, die ab etwa dem 14. Jahrhundert bis 1567 bestand.

Inhaltsverzeichnis

Studenten aus Kreuznach

Studenten aus Kreuznach sind erstmals 1304 (Bologna), dann vermehrt ab etwa 1400 in Universitätsmatrikeln belegt, besonders im nahen Heidelberg und im mainzischen Erfurt. Die Mainzer Matrikel (ab 1477) ist 1631/32 und 1944 verloren gegangen und kann nur indirekt erschlossen werden[1].

  • Bologna: 1304 Arnoldus de Crucenaco, 1556 Jakob Montanus (1529-1600)[2],
  • Erfurt: 1400 Johannes de Cruczenach, 1413 Rorich Gilpin, 1425 Jodocus Crutzenach und Johannes Kern, 1427 Johannes Weidmann, 1432 Nikolaus Doleatoris (Büttner, Bender), 1439 Johannes Laude (Lob), 1441 Nikolaus Dudistel, 1453 Konrad Vocksheim (Volksheimer), 1454 Henrich und Conrad de Cruczennach, 1455 Johannes Uben, 1459 Peter Cruczenach, 1466 Johannes Kissel und Hinrich Rasor (Scherer), 1467 Peter Knefel (Knebel), 1467/69 Johannes Pres, 1476 Johannes Huse, 1490 Johannes Britz, 1493 Konrad Büer (Bayer?)[3] und Jakob Brudler, 1500 Peter Michaelis, Konrad Pistor (Becker) und Hermann Moseler, 1502 Hermann Frouff (Frühauf) und Leonhard Wald, 1504 Valentin Schwabe, 1509 Konrad Moseler, 1512 Adrian Barth, 1517 Johannes Knebel, 1520 Johannes Pax (Fried),
  • Heidelberg: 1402 Wilhelm Ulin[4], 1404 Heinrich Faber (Schmidt), 1505 Meinhard Hauhutt, 1410 Nikolaus Henrich, 1415 Petrus de Crücznach, 1418 Johannes Funificis (Seiler), 1420 Peter Kleck und Friedrich Doleatoris, 1427 Heinrich Crucenacho, 1433 Johannes de Crucinaco, 1434 Nikolaus Doleatoris, 1443 Johannes Rasoris[5] und Konrad Textor (Weber)[6] 1444 Eberhard Lapicide (Steinmetz), 1445 Peter Molitor (Müller), Balram Brenner und Emmerich Ludwig, 1447 Jakob Cruczennach, 1450 Wilhelm de Crutznach, 1458 Johannes de Crucennaken, 1459 Herborn Paulus, 1461 Johannes Doliatoris und Matthias de Creutzennach, 1471 Hammann de Crucznach, 1473 Jakob Knebel, 1507 Henrich ex Crutzenach, 1508 Johannes Barth, 1520 Leonhard Wagner[7], 1540 Philipp Arbogast[8], 1551 Georg Böler, Simon Böler und Johannes Gries, 1552 Laurentius de Crutzenaco, 1560 Matthias Kling[9], 1565 Johannes Apiarius, Adam Apiarius[10] und Johannes Faber,
  • Köln: 1447 Magister Nikolaus Crucenach[11] und 1459 Johann Feust,
  • Freiburg im Breisgau: 1487 Johannes Lieberpeter/Lieb, 1491 Johannes Kryznach, 1547 Johannes Braunweiler, 1549 Peter von Dienheim, 1556 Johannes von Dienheim[12],
  • Paris: 1483 Johannes Philippi[13],
  • Wittenberg: 1521 Johannes Dorn,
  • Tübingen: 1554 Marsilius a Beinburg (von Altenbamberg)[14] prope (bei) Kreitzenach.

Der Platz, an dem sich die Lateinschule in Kreuznach befand, ist nicht mehr bekannt.

Lehrer der Lateinschule

1407 wird ein „schulmeister von Cruczenach“ erwähnt[15]. Meister Jakob aus Kreuznach leistete 1432 den Schulmeister-Eid an der Landauer Lateinschule[16].

1507 wurde „Magister Georgius Sabellicus, Faustus iunior“ (* um 1466/80, † um 1541) durch den Amtmann Franz von Sickingen (1481–1523) als Rektor der Lateinschule installiert. Faust soll sich nach dem Bericht des Sponheimer Abtes Johannes Trithemius[17] (1462–1516) einer Bestrafung wegen „Unzucht mit Knaben“[18] durch Flucht aus Kreuznach entzogen haben.

1520 wird Schulmeister Johan Küntzel zu Kreuznach erwähnt. 1555 testierte Peter Grieß als lateinischer Schulmeister in Kreuznach[19].

Hausstudium des Karmeliten-Klosters

Neben der Lateinschule bestand in Kreuznach im Kloster der Karmeliten an St. Nikolaus ein Hausstudium[20] für die Mönche, so werden etwa 1370 (Johann Fust[21]), 1374 (Johannes von Dyest), 1424, 1431, 1435, 1464 (Henrich von Montabaur[22]), 1491 (Jakob von Kaub[23]) oder 1495 (Nikolaus von Alsenz[24]) „Lektoren“ (Lesemeister für studierende Ordensbrüder) und 1436, 1437 oder 1505/06 „Cursoren“ (Anwärter zum Lektorenamt) des Kreuznacher Klosters erwähnt.

Das Kloster der Karmeliten wurde 1564 von Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz (1559–1576) aufgelöst.

Umwandlung in ein Gymnasium

Nach Einführung der Reformation wurde 1567 von Friedrich III. und Markgraf Philipp II. von Baden (1559–1588) in Kreuznach in dem eingezogenen Klostergebäude der Karmeliten ein reformiertes Gymnasium („Pädagogium“) für die Vordere Grafschaft Sponheim errichtet, das die Lateinschule ablöste.

Die heutige Nachfolgeeinrichtung ist das Gymnasium an der Stadtmauer in Bad Kreuznach.

Hauptartikel: Gymnasium an der Stadtmauer

Einzelnachweise

  1. Vgl. Josef Benzing (Bearb.): Verzeichnis der Studierenden der alten Universität Mainz, hrsg. von Präsident und Senat der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Wiesbaden: Steiner 1982.
  2. 1556 Promotion zum Dr. med.; Arzt, Apotheker und Leibarzt in Königsberg.
  3. Immatrikuliert an der medizinischen Fakultät.
  4. Pfarrer im mainzischen Diefenbach.
  5. Magister Johann Rasoris von Kreuznach starb 1466 als Guardian des Franziskaner-Klosters Bamberg.
  6. Lehrte von 1451 bis 1454 als Magister an der Heidelberger Artistenfakultät; vgl. Dagmar Drüll (Bearb.): Heidelberger Gelehrtenlexikon Bd. III 1386–1651, Berlin / Heidelberg / New York: Springer 2002, S. 89.
  7. „Calwensis“ (aus Calw); soll aber nach Christian Peters: Erasmus Sarcerius und die Reformation in der Grafschaft Nassau-Dillenburg 1536-1548. In: Christian Peters / Jürgen Kampmann (Hrsg.), Fides et Pietas (Festschrift für Martin Brecht), Münster: LIT Verlag 2002, S. 57–83, bes. S. 66, möglicherweise aus Kreuznach stammen. 1531 Pfarrer in Siegen, † 1568/69.
  8. * um 1520; Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg und Mainz.
  9. Als Kreuznacher Notar 1593 Gutachter im Hexenprozess von Dhaun.
  10. Ab 1588 reformierter Pfarrer in Bensheim, † 1591.
  11. Dr. Nikolaus von Kreuznach († 1491) (auch: „de Naviculacrucis“) war seit 1456/59 Theologieprofessor und dreimal Universitäts-Rektor in Wien.
  12. Peter und Johannes waren Söhne von Johann von Dienheim († 1570), 1552 Oberamtmann von Kreuznach und als kurpfälzischer Rat Teilnehmer der Passauer Friedensverhandlungen sowie der Reichstage von 1555 in Augsburg, 1557 in Regensburg und 1567 in Augsburg. Noch 1614 befand sich ein Epitaph für die Familie in der Kreuznacher Pauluskirche. Ihr Bruder Eberhard von Dienheim (um 1540-1610, reg. 1581) war Bischof von Speyer.
  13. Magister, Buchdrucker 1490/91 in Toulouse und 1494 bis 1519 in Paris.
  14. Marsilius von Beimburgk aus Kreuznach schrieb sich 1564 in Siena in das Stammbuch von Jakob Oelhafen (1540–1607) ein (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart; Cod. hist. 2 914-4,177r = StB-Nr. 3).
  15. Adalbert Erler (Hrsg.): Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes Bd. II, Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann 1958, S. 111.
  16. Vgl. Karl Friedrich Michael Reissinger: Dokumente zur Geschichte der humanistischen Schulen im Gebiet der Bayerischen Pfalz, Bd. II, Berlin: Weidmann 1911, S. 340.
  17. Brief vom 20. August 1507 an Johannes Virdung (1463–1535). In: Leander Petzoldt (Hrsg.): Das Volksbuch von Doktor Faust 1587 (Editionen für den Literaturunterricht), Stuttgart: Klett 1981, S. 131–133.
  18. „nefandissimo fornicationis genere, cum pueris videlicet“.
  19. Sponheimer Urkunde; Badisches Generallandesarchiv (67/121, Blatt 161b); vgl. J. F. Gerhard Goeters: Die Reformation in Kreuznach. In: Hans-Christian Brandenburg / Johannes Polke (Hrsg.): 425 Jahre Reformation An Nahe und Glan (Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte 74), Köln: Rheinland-Verlag 1983, S. 1–25, bes. S. 22.
  20. Die in älterer Literatur vertretene These, von den Karmeliten sei bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg eine öffentliche Lateinschule in Kreuznach unterhalten worden, ist urkundlich nicht belegt.
  21. Später Prior der Karmeliter in Straßburg.
  22. Auch Henricus de Monthabuyr. Ein Manuskript seiner Predigten (um 1445-1470) in Köln, Boppard und Kreuznach ist im Landeshauptarchiv Koblenz erhalten (Best. 701 Nr. 197).
  23. Auch Jakob Cube; fertigte 1491 für Abt Johannes Trithemius ein Lagerbuch des Klosters Sponheim an.
  24. Vgl. Rainer Schlundt: Nikolaus von Alsenz - Mönch und Gelehrter. In: Mitteilungen des Nordpfälzer Geschichtsvereins 62 (1982), S. 74–76.

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