Linienamt

Linienamt
Zwei Linienämter

Als Linienamt, kurz für k.k. Verzehrungssteuer-Linienamt, bezeichnete man jene mit Toren versehenen Kontrollpunkte, an denen in Wien und in Graz die Verzehrungssteuer, eine indirekte Steuer hauptsächlich auf Lebensmittel, erhoben wurde. Aufgrund dieser Steuer waren die Lebenshaltungskosten im Kernbereich der städtischen Agglomeration erheblich höher als an der Peripherie.

Inhaltsverzeichnis

Wien

In Wien wurde die Verzehrsteuer 1829 eingeführt. Die Linienämter und die zugehörigen, alle dem heiligen Johannes Nepomuk geweihten Linienkapellen standen zunächst am Linienwall, der Außenbefestigung Wiens, welche die der Inneren Stadt nahe gelegenen Vorstädte umschloss. Als die Vororte eingemeindet und der Linienwall durch den Gürtel ersetzt wurde (1890-94), verlegte man die Verzehrungssteuergrenzen nach außen. Die Verzehrungssteuer wurde 1923 durch die (Mehrphasen-)Umsatzsteuer ersetzt. Etliche der neueren Linienamtsgebäude in den ehemaligen Vororten sind aber erhalten geblieben.

Graz

In Graz gab es bis zum Anschluss Österreichs 24 Mautstellen oder Linienämter an den Ausfallstraßen aus dem damaligen Stadtgebiet (nur 1. bis 6. Bezirk). An diesen Stellen musste für in die Stadt einfahrende Fahrzeuge eine Straßenmaut namens "Pflastermaut" und für "importiere" Lebensmittel die Verzehrsteuer bezahlt werden. Für Bahnreisende gab es eigene Ämter an den beiden Bahnhöfen und für die Murschifffahrt eine Wassermautstelle. Die Beamten, die die Kontrollen durchführten, hießen "provisorische, städtische Finanzwacht-Aufseher-Aushilfe" und wurden wegen ihrer grünen Uniform im Volksmund "Spinatwachter" genannt. 1938 wurden die damaligen Randgemeinden von Graz eingemeindet, die Stadt erhielt die heutige Größe und die Mautstellen wurden abgeschafft. Heute sind diese Häuser oft Gasthäuser, einige Stationsnamen von Straßenbahnlinien erinnern aber heute noch an sie.

Bezirk Standort spätere Verwendung
Andritz Grabenstraße/Andritzer Reichsstraße Wohnhaus Haltestelle Maut Andritz
Puntigam Triesterstraße/Wagner-Jauregg-Str. Gasthaus "Alte Maut" Haltestelle Maut Puntigam
Waltendorf Plüddemanngasse/Ruckerlberggasse Uhrmacher
Ries beim LKH Gasthof "Schanzlwirt"
Gösting Wienerstraße/Viktor-Franz-Str.
Mariatrost beim Hilmteich
- Südbahn Hauptbahnhof
- Ostbahn Ostbahnhof
- Mur Wassermautstelle Gries

Literatur

  • Felix Czeike (Hg): Historisches Lexikon Wien, Bd. 4 S 68,Bd 6 s S 536
  • Robert Engele: Kleine Zeitung vom 19. Juni 2011, Serie "Damals in Graz" "Mautstellen schotteten Graz ab– bis 1938"

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Triester Straße — Evangeli …   Deutsch Wikipedia

  • Währinger Straße — Anfang der Währinger Straße beim Schottentor (seit dem Abriss der Stadtmauer ein fiktiver Name) und bei der Votivkirche anno 1900; ganz rechts im Bild: Haus Nr. 2–4, am linken Straßenrand rechts von der Kirche: Haus Nr. 1 (Hotel Regina) …   Deutsch Wikipedia

  • Altlerchenfeld — Wappen Karte Josefstadt Karte Neubau …   Deutsch Wikipedia

  • Friedhof Sankt Marx — Der Sankt Marxer Friedhof ist ein ehemaliger Friedhof im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße, der 1874 geschlossen wurde und heute unter Denkmalschutz steht. Die wohl bekannteste Grabstätte auf diesem Friedhof ist jene des Komponisten Wolfgang… …   Deutsch Wikipedia

  • Michelbeuern — Wappen Karte Michelbeuern ist ein Teil des Wiener Gemeindebezirks A …   Deutsch Wikipedia

  • Michelbeuerngrund — Michelbeuern Wappen Karte Michelbeuern ist ein Teil des Wiener Gemeindebezirks Alsergrund und wird übe …   Deutsch Wikipedia

  • Pressburger Bahn — Kursbuchstrecke (ÖBB): 907, 917 (CAT) Streckennummer: 191 01 Streckenlänge: 60,9 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Stromsystem: 15 kV 16 2/3 Hz  …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolfsheim-Fünfhaus — 0015XV. Wiener Gemeindebezirk Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Sankt Marx — Ehemaliges Verwaltungsgebäude des Viehmarkts in St. Marx Sankt Marx ist ein Teil des 3. Wiener Gemeindebezirks Landstraße. Hier befand sich ab dem 13. Jahrhundert ein Krankenhaus, dessen dem heiligen Markus geweihte Kapelle später für die Gegend… …   Deutsch Wikipedia

  • Sankt Marxer Friedhof — Der Sankt Marxer Friedhof ist ein ehemaliger Friedhof im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße, der 1874 geschlossen wurde und heute unter Denkmalschutz steht. Die wohl bekannteste Grabstätte auf diesem Friedhof ist jene des Komponisten Wolfgang… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”