Lothar Windsperger

Lothar Windsperger

Lothar Windsperger (* 22. Oktober 1885 in Ampfing; † 30. Mai 1935 in Frankfurt a. M.) war ein deutscher Komponist der Romantik sowie langjähriger Lektor und Herausgeber bei B. Schott & Söhne.

Leben und Wirken

Lothar Windsperger, Sohn eines ortsbekannten Organisten und Schullehrers, erhielt die erste musikalische Grundausbildung von seinem Vater den er aber bereits im Alter von fünf Jahren durch dessen Tod verlor. Windsperger blieb aber der Musik trotzdem treu, auch als er zunächst in Rosenheim, wohin er 1898 mit seiner Mutter gezogen war, auf einer Präparandenanstalt seine Ausbildung zum Volksschullehrer begonnen hatte. Im Jahre 1900 wechselte er schließlich auf die staatliche Akademie der Tonkunst. Hier wurde er unter anderem von Josef Rheinberger und Rudolf Louis in Komposition und Harmonielehre sowie von August Schmid-Lindner im Klavierspiel unterrichtet. Später schloss sich noch ein Studium bei Hugo Riemann in Leipzig und Werkwochen bei Hermann Abendroth an der Rheinischen Musikschule in Köln an.

Im Jahr 1913 nahm er das Angebot an, bei dem Musikverlag B. Schott’s & Söhne in Mainz als Lektor zu beginnen. Damit konnte er Einfluss nehmen bei der Klärung spezieller Fragen im Rahmen der Herausgabe verschiedener Werke sowie beim Aufbau, der Struktur und der Technik der Kompositionen anderer Musiker. So war er unter anderem auch Lektor der Werke von Josip Štolcer-Slavenski, Carl Loewe, Ernst Toch und Carl Orff. Besonders die musikpädagogischen Gedanken Orffs, dessen Werke in der Folgezeit ab 1923 vollständig bei B. Schott & Söhne verlegt wurden, faszinierten Windsperger und er führte daher das Orff’sche Schulwerk in seiner Urfassung aus dem Jahr 1930 in verschiedenen Mainzer Kindergärten ein. Oftmals transkribierte Windsperger aus seiner Position heraus auch ganze Opern- und Chorwerke anderer Komponisten. Beispielsweise setzte er einen Großteil der Verdi- oder Wagneropern sowie schwierige Solo- oder Kammermusikkompositionen von weiteren Komponisten in gut spielbare Klavierpartituren um. Er verlegte diese Neuauflagen ebenso wie seine kompletten eigenen Kompositionen schließlich in Form von Sammelbänden bei dem o. g. Verlag.

Neben dieser Aufgabe war Windsperger in Mainz und Wiesbaden als Lehrer für Theorie und Klavier tätig und folgte schließlich im Jahr 1933 einem Ruf an das Peter-Cornelius-Konservatorium der Stadt Mainz, wo er als Nachfolger des auf Grund seiner ungarisch-jüdischen Abstammung nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierten Hans Gál die Position des Direktors zu übernahm. Zu seinen bekanntesten Schüler zählte hier unter anderem Rudolf Desch. Doch bereits zwei Jahre später starb Windsperger am 30. Mai 1935 mit 49 Jahren.

Über Windspergers Wirken als Komponist der Spätromantik auf dem Wege zur Zeitgenössischen Musik schreibt Anton Würz in Band 14 des Musiklexikons „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“ unter anderem: „Das vielfältige Schaffen Lothar Windspergers bezeugt die schöpferische Kraft und Eigenart einer ernsten, verinnerlichten künstlerischen Persönlichkeit. Gleich den Größeren, M. Reger, H. Pfitzner und H. Kaminski, zwischen den Zeiten stehend, trachtete er von seinem epochal bedingten spät-romantischen Ausgangspunkt zu einer Durchdringung der überlieferten Formen mit neuen Ausdrucksmitteln zu gelangen. Seine Tonsprache ist oft herb, kaum je durch äußere Wirkungen überredend, aber reich an feinen expressiv-poetischen Zügen. Aus seinen Hauptwerken spricht ein starker ethischer Bekenntniswille. Sein Violin–Konzert nennt Hans Engel „oft von Brucknerscher Weihe und Religiosität erfüllt, noch mehr von der Weise G. Mahlers“. Seine beiden großen Chorwerke Missa Symphonica und Requiem wurden 1927 bzw. 1930 bei Erscheinen als sehr bedeutende Beiträge zum zeitgenössischen Musikschaffen empfunden und als Zeugnisse einer überragenden schöpferischen Potenz gewürdigt. Charakteristische Beispiele seiner Gabe, auch in kleinsten Formen Einprägsames zu sagen, zugleich auch seiner Art, sich mit neuen musiksprachlichen Mitteln (z. B. der Bitonalität) auseinanderzusetzen, bieten die Klavier-Stücke op. 37.

Kompositionen (Auswahl)

  • Was die deutschen Kinder singen - eine Blütenlese der heimatlichen Kinderlieder, zusammengestellt von einer deutschen Mutter. Für Klavier gesetzt von L. Windsperger. Mainz: B. Schott’s & Söhne, c1914,
  • Deutsche Kinder-Lieder, Mit Spielregeln für die Spiellieder - für Klavier gesetzt von L. Windsperger. [Ill.] Nach dem Original von H. Willebeek Le Maire. - Mainz : B. Schott’s & Söhne, ca. 1916.
  • Das Buch der Motive aus sämtlichen Opern und Musikdramen Richard Wagners. - für Klavier mit übergelegtem Text herausgegeben von Lothar Windsperger, Mainz, B. Schott’s Söhne, c1920
  • Verdi-Album : ausgewählte Stücke aus den beliebtesten Opern von Giuseppe Verdi, zusammengestellt und bearbeitet für Klavier zu 2 Händen von Lothar Windsperger, Mainz, B. Schott’s Söhne c1920
  • Ode in c-moll für Violine Solo op. 13.2, Mainz, B. Schott’s Söhne c1919
  • 15 Improvisationen für Violine solo, Mainz, B. Schott’s Söhne c1920
  • Streichquartett, g-moll. Mainz, B. Schott’s Söhne c1920
  • Prélude, aria et final für Klavier von César Franck. Bearbeitung von Lothar Windsperger, Mainz, B. Schott’s & Söhne, c 1921.
  • Der mythische Brunnen, ein Zyklus von 7 Klavierstücken op. 27, Mainz, B. Schott’s Söhne, c1921
  • 21 Lieder mit Klavierbegleitung op. 25, Mainz, B. Schott’s Söhne c1922
  • Rhapsodie-Sonate für Violoncello und Klavier op. 20, Mainz, B. Schott’s Söhne, c1924
  • Fantasietten suite für Klavier. Opus 35, Mainz, B. Schott’s Söhne, c1926
  • Missa-symphonica, für gemischten Chor, Soli, Orchester und Orgel op. 36, Mainz, B. Schott’s Söhne, c1926
  • Kleine Klavier-Stücke op. 37, Mainz, B. Schott’s Söhne, c1926
  • Requiem. Eine symphonische Totenmesse für gemischten Chor, 4 Solo-Stimmen, Orchester und Orgel, Opus 47. Mainz, B. Schott’s & Söhne, c1929
  • Skizzenbuch zu dem Album für die Jugend von Robert Schumann, Mainz, B. Schott’s & Söhne
  • Werksverzeichnis (auszugsweise) bei B. Schott & Söhne: [1]

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