Ludwig Günther II. (Schwarzburg-Rudolstadt)

Ludwig Günther II. (Schwarzburg-Rudolstadt)
Ludwig Günther II. von Schwarzburg-Rudolstadt

Ludwig Günther II. von Schwarzburg-Rudolstadt, (auch Ludwig Günther IV.), (* 22. Oktober 1708 in Rudolstadt; † 29. August 1790 ebenda) war von 1767 bis 1790 regierender Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt.

Leben

Ludwig Günther II. von Schwarzburg-Rudolstadt war der jüngste Sohn des Fürsten Ludwig Friedrich I. von Schwarzburg-Rudolstadt und dessen Gemahlin Anna Sophie von Sachsen-Gotha-Altenburg. Prinz Ludwig Günther wuchs als dreizehntes und jüngstes Kind mit sieben Schwestern und drei Brüdern in Rudolstadt auf. Da er in der Erbfolge erst an vierter, seit 1726 an zweiter Stelle stand, zählte er zu den apanagierten Prinzen und zwischen 1734 und 1741 wurde für ihn unterhalb der Heidecksburg ein Barockschloss errichtet, das ihm zu Ehren den Namen Ludwigsburg erhielt. Nach dem Tod seines Neffen, des Fürsten Johann Friedrich, zog er 1767 als Landesherr von Schwarzburg-Rudolstadt von Ludwigsburg auf die Heidecksburg um.

Seitdem diente das Palais als fürstliche Zeichenschule und Naturalienkabinett des Erbprinzen Friedrich Karl. Bereits 1738 hatte Ludwig Günther hier ein Münzkabinett anlegen lassen. Seine Mutter, die selbst eine Raritätensammlung besaß, weckte die Sammelleidenschaft ihres Sohnes, der schon als Kind auf Besuchen mit ihr in Gotha die bedeutende Münzsammlung seines Onkels, Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, in Augenschein nehmen konnte. Dessen Sammlung, zusammen mit der 1712 angekauften Münzsammlung des Arnstädter Fürsten Anton Günther, gehörte schon im 18. Jahrhundert zu den bedeutendsten dieser Art und zeigte darüber hinaus über 600 deutsche Brakteaten in einer gesonderten Mittelaltersammlung. Fürst Ludwig Günther II. ließ nach seinem Umzug auf die Heidecksburg seine Münzsammlung hierher verbringen, durch Münzschränke und gezielte Münzankäufe vergrößern und die Sammlung 1776 archivieren. Da unter seinen Nachfolgern nur geringes Interesse bestand und ein Teil abhanden kam, belief sie sich 1919 auf 1.710 Exponate, die heute Teil der 5.000 Stücke umfassenden Münzsammlung der Heidecksburg sind.[1][2]

Fürst Ludwig Günther II. legte 1778 mit der Einrichtung einer Hofbibliothek im Westflügel der Heidecksburg den Grundstein für die heute etwa 7.000 Bücher umfassende Schlossbibliothek.[3] Neben Mappenwerken, die der Fürst aus Italien mitbrachte, ließ er auch Arbeiten renommierter Künstler ankaufen. Der Gelehrte Hirsching hebt in seiner Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken Teutschlands von 1786 den Anteil des Fürsten hervor, der mit Seiner aus etlich tausend Stücken bestehenden geschmackvollen Kupferstichsammlung, worunter sich auch die Hogarthischen Kupfer befinden die Bibliothek bereichert hat.[4]

Fürst Ludwig Günther II. erteilte 1784 drei aus Dessau zugezogenen jüdischen Familien eine Handelskonzession und schuf damit die Grundlage für die Entstehung einer jüdischen Gemeinde in Rudolstadt.[5]

Nachkommen

Ludwig Günther heiratete am 22. Oktober 1733 in Greiz Gräfin Sophie Henriette Reuß zu Untergreiz (1711–1771). Aus dieser Ehe entstammen folgende vier Kinder:

  • Friederike Sophie (*/† 1734)
  • Christiane Friederike (1735–1738)
  • Friedrich Karl (1736–1793), Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt
  • Christian Ernst (*/† 1739)

Einzelnachweise

  1. Die Münz- und Medaillensammlung, Doreen Winker, abgerufen am 9. Oktober 2011
  2. Residenzschloss Heidecksburg - Die Münzsammlung, abgerufen am 9. Oktober 2011
  3. Residenzschloss Heidecksburg - Die Schlossbibliothek, abgerufen am 9. Oktober 2011
  4. Thüringer Landesmuseum Heidecksburg - Graphische Sammlung, abgerufen am 9. Oktober 2011
  5. Thüringer Landesmuseum Heidecksburg - Regionalgeschichtliche Sammlung, abgerufen am 9. Oktober 2011

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