MEMC

MEMC
MEMC
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN US5527151048
Gründung 1959
Sitz St. Peters, Missouri
Leitung Ahmad Chatila
Mitarbeiter 6.500 (31. Dez. 2010)
Umsatz 2,2 Mrd. USD (2010)
Branche Halbleiter
Website www.memc.com

MEMC Electronic Materials ist ein US-amerikanisches Halbleiterunternehmen mit Sitz in St. Peters, Missouri. MEMC notiert an der New York Stock Exchange und ist Teil des S&P 500 Indizes. Die Monsanto Electronic Materials Company (MEMC) wurde 1959 gegründet und war Teil der Monsanto-Gruppe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Monsanto Electronic Materials Company (MEMC) wird am 6. August 1959 vom US-Chemiekonzern Monsanto gegründet. Noch 1959 beginnt MEMC die Produktion von 19-mm-Silizium-Wafern in St. Charles County, Missouri. Als eines der ersten Unternehmen im Bereich der Produktion von Halbleiterscheiben wird MEMC zum Pionier und führt Innovationen ein, die über Jahre hinaus zum Industriestandard werden. So nutzt MEMC den Czochralski-Prozess, führt den Chemical Mechanical Polishing (CMP) Prozess ein und beginnt die Produktion von 1,5-Zoll-Wafern. 1966 werden auch die ersten Reaktoren zur Produktion von EPI-Scheiben installiert sowie die Zero-Dislocation-Silizium-Kristalle durch den MEMC-Forscher Dr. Horst Kramer entdeckt.

Expansion

In den 70er-Jahren eröffnet MEMC eine Produktionsanlage in Kuala Lumpur (Malaysien). Schrittweise werden die Wafer-Durchmesser bis auf 5 Zoll erhöht. 1981 errichtet MEMC als erstes nicht-japanisches Unternehmen eine Produktions- und Entwicklungsstätte in Japan, namentlich in Utsunomiya. 3 Jahre später wird die Produktion von 200mm-Wafern aufgenommen, MEMC gelingt dies als erstes Unternehmen auf kommerzieller Basis. [1]

Eigentümerwechsel

Der hohe Preisdruck durch japanische Unternehmen bringt MEMC in den späten 80er-Jahren zunehmend unter Druck. Trotz steigender Umsatzzahlen kann MEMC keine Gewinne erzielen und wird von Monsanto verschiedenen Firmen zum Kauf angeboten. 1989 wird MEMC von Dynamit Nobel Silicons (DNS), einer Tochter der Hüls AG, gekauft, die wiederum zum VEBA Konzern gehört. DNS betreibt zu diesem Zeitpunkt Silizium-Wafer-Werke in Meran und Novara, Italien. Diese werden in die neue MEMC Electronic Materials, Inc. eingebracht. Hüls unterstützt die neue Tochter mit 50 Mio. USD, die zum Teil in Forschung und Entwicklung fließen. MEMC gelingt es 1991 als erstem Unternehmen 300mm-Wafer kommerziell zu produzieren und granulares Polysilizium zu erzeugen. 1995 erwirbt MEMC Produktionskapazitäten für granulares Polysilizium in Pasadena, Texas.

Mit einem IPO in 1995 wird MEMC zur öffentlich an der New York Stock Exchange gehandelten Aktiengesellschaft. Im Rahmen des IPO werden mehr als 440 Mio. USD erzielt. VEBA gibt dabei einen Teil seiner Anteile an MEMC ab, behält jedoch die Mehrheit. 1998 wird MEMC von einem Abschwung im zyklischen Halbleitermarkt hart getroffen und muss bei 759 Mio. USD Umsatz einen Verlust von 316 Mio. USD verzeichnen. Auch die folgenden Jahre zeigen keine Umsatz- oder Ergebnisverbesserung.

Im Juni 2000 geht die VEBA AG, die immer noch 72 % an MEMC hält, zusammen mit der VIAG in der neu gegründeten E.ON AG auf. E.ON will sich auf das Kerngeschäft der Stromgewinnung konzentrieren und beauftragt Merrill Lynch mit dem Verkauf von MEMC. Verkäufer werden nicht gefunden und zudem kündigt MEMC Mitte des Jahres an kurz vor dem Konkurs zu stehen. Schlussendlich kann E.ON einen Verkauf seiner Anteile an die Private-Equity-Firma Texas Pacific Group (TPG) aushandeln – zum symbolischen Kaufpreis von 1 USD sowie der Zusicherung von Kreditlinien über 150 Mio. USD. [2] [3] [4]

Im Rahmen einer Restrukturierung der Schulden von MEMC kann TPG seinen Anteil an MEMC aufstocken. Neben Maßnahmen zur Kostenreduktion – so wird die Mitarbeiterzahl vn 7.000 auf 4.700 reduziert – kann TPG Kunden davon überzeugen, dass MEMC überleben wird; der Marktanteil von MEMC steigt wieder. 2002 kann MEMC wieder Gewinne schreiben.

Nach einer wesentlichen Verbesserung der Unternehmenskennzahlen kann die TPG 2005 ihren Aktienanteil durch ein secondary offering auf 34 % reduzieren und dabei mehr als 750 Mio. USD erlösen. Einnahmen aus dem Verkauf kommen MEMC nicht zu Gute. [5]

Einstieg in den Solarmarkt

Mit dem Boom der Photovoltaikindustrie kann MEMC ab 2006 zahlreiche langfristige Lieferverträge für Solarwafer mit mehreren Mrd. USD Volumen abschließen, so etwa mit Suntech Power [6][7], Tainergy Tech [8], Gintech Energy [9] oder Conergy. Basierend auf hohen Spotpreisen werden in diesen Verträgen nicht nur Abnahmevolumina zu Festpreisen vereinbart, sondern MEMC kann auch Vorauszahlungen vereinnahmen. Bereits Mitte 2008 kommt es aber durch den Preisverfall für Solar Wafer zu Unstimmigkeiten mit Vertragspartnern. MEMC muss auf die Halbierung des Liefervertrages über 8 Mrd. USD mit Conergy eingehen. Trotzdem klagt Conergy die Unwirksamkeit des Vertrages Anfang 2009 ein. Eine außergerichtliche Einigung erfolgt erst 2010, in der MEMC der weiteren Reduzierung des Vertragsvolumens auf weniger als eine Mrd. USD zustimmt. [10]

Jüngste Vergangenheit

2009 gründet MEMC ein Joint Venture mit Q-Cells, die auf die Errichtung und den Betrieb von Photovoltaik-Kraftwerken spezialisiert sind. MEMC investiert als 50-%-Partner 100 Mio. USD in das gemeinsame Unternehmen, das einen 50MWp Solarpark in Straßkirchen, Bayern errichtet. Wie geplant wurde die Anlage 2010 nach Inbetriebnahme an die Nordcapital Fondgesellschaft verkauft. [11] [12] [13]

Ende 2009 kauft MEMC SunEdison, ein nordamerikanischen Unternehmen, das Solargroßprojekte plant, finanziert und errichtet und der größte Betreiber von Solaranlagen in Nordamerika ist. Die Übernahme erfolgt für 200 Mio. USD, davon 70 % in MEMC-Aktien und 30 % in bar. Weitere 90 Mio. USD sind als erfolgsabhängige Prämie vereinbart, die beim Erreichen bestimmter Ziele 2010 fällig wird. [14] [15]

Mitte 2010 erwirbt MEMC für 76 Mio. USD die in Kalifornien beheimatete Solar-Technologiefirma Solaicx, deren kontinuierliche Kristallziehtechnologie die kostengünstige Herstellung von monokristallinen Solarwafern ermöglicht.[16]

Anfang 2011 kündigen Samsung Fine Chemicals und MEMC an, ein 50/50-Joint Venture in Ulsan, Südkorea zu gründen. Dieses soll hochreines Polysilizium mit einer Startkapazität von 10.000 Tonnen pro Jahr produzieren. [17]

Geschäftstätigkeit

Seit der Akquisition von SunEdison gliedert MEMC seine Geschäfte in drei Segmente.

  • Semiconductor Wafers beliefert die Elektronikindustrie mit Halbleitern. Die Produktpalette von MEMC umfasst Wafer bis zu einem Durchmesser von 300 mm. Produktionskapazitäten von rund 2 Mio. Wafern pro Monat sind vorhanden. Neben den asiatischen Produktionsstandorten in Utsunomiya, Japan, Chonan (Südkorea), Taiwan (Taisil), Kuala Lumpur und Ipoh (beide Malaysia) betreibt MEMC auch noch einen Standort in Novara (Italien). Die Produktionsanlagen in den USA (St. Peters, (Missouri), Sherman (Texas)) sollen nach Asien verlagert werden. Neben polierten und epitaxierten Wafern bietet MEMC High Resistivity Wafer und SOI Wafer an. MEMC konkurriert in diesem Segment mit SUMCO, Shin-Etsu, Siltronic und Siltron. MEMCs Marktanteil liegt bei rund 12 %.
  • Solar Materials: MEMC stellt Polysilizium in Solar- und Halbleiter-Qualität in Pasadena, (Texas) und Meran, (Italien) her. Die Produktionskapazitäten betragen 10.000 Tonnen, ein Ausbau auf 12.500 t ist angekündigt. Das Material wird hauptsächlich selbst verwendet, Verkäufe erfolgten jedoch in 2006-2009. Neben dem opportunistischen Verkauf von Silanen werden vor allem Solar Wafer vertrieben. Diese werden teils selbst hergestellt, da die eigenen Kapazitäten von 600 MW nicht ausreichen jedoch auch über Lohnfertigungsverträge von Partnern erstellt.
  • Das Geschäftsmodell von SunEdison erlaubt es Kunden ohne Vorfianzierung Solarstrom zu beziehen. SunEdison sammelt dabei Gelder von Kapitalanlegern ein und verwendet diese, um Solaranlagen – teils mit MEMC-Solar-Wafern – zu errichten. Die Anlagen werden nach Errichtung von SunEdision im Rahmen von Service-Verträgen betrieben. Die Kapitalanlager erhalten Rückflüsse aus produzierten Strommengen einschließlich staatlicher Förderungen. Der Solarstrom wird an Stromerzeuger oder andere Unternehmer abgegeben; das Modell ist insbesondere in den USA relevant, wo zahlreiche Bundesstaaten Mindestquoten für 'grünen' Strom für die nächsten Jahre festschreiben.

Produktionsstätten

Standort Produkte Eigentümer
Chonan, Korea polierte Wafer 80 % MEMC, 20 % Samsung
Hsinchu, Taiwan polierte und epitaxierte Wafer MEMC
Kuala Lumpur, Malaysia polierte Wafer MEMC
Meran, Italien Einkristalle, Polysilicon MEMC
Novara, Italien polierte und epitaxierte Wafer MEMC
Pasadena, Texas, USA granulares Polysilicon, Monosilane, SiF4-Gase MEMC
St. Peters, Missouri 100–300mm-Wafer MEMC
Sherman, Texas, USA 200mm-Wafer MEMC
Utsunomiya, Japan 125–300mm-Wafer MEMC

Einzelnachweise

  1. Reference for Business Company History Index
  2. St. Louis Business Journal MEMC rescued by TPG StLouis.bizjournals.com
  3. Business Wire Pressemitteilung MEMC TPG Deal Bloomberg Business Wire
  4. E.ON trennt sich von MEMC E.ON Pressemitteilung
  5. MEMC Electronic Materials, Inc. Announces Full Exercise of Over-Allotment Option in Secondary Offering Reuters.com
  6. Conergy-Zocker setzen auf MEMC Befreiungsschlag Der Aktionär
  7. [1] SunTech Power Investor Relations
  8. MEMC Electronic Materials enters 10-year supply contract Industry Week
  9. MEMC Gintech amend supply deal Cleantech.com
  10. Conergy feiert Befreiungsschlag – MEMC Streit geloest Handelsblatt
  11. MEMC makes major investment in solar projects with Q-Cells PV-Tech.Org
  12. Strasskrichen größter Solarpark Deutschlands blog.strom-prinz.de
  13. Solarfonds 1 Nordcapital
  14. MEMC acquires solar services leader SunEdison Cleanergy.blogspot.com
  15. Pressemitteilung SunEdison
  16. MEMC to acquire Solaicx for 76 million www.smartplanet.com
  17. Samsung Fine Chemicals and MEMC Sign Polysilicon Joint Venture Agreement www.prnewswire.com

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