Magnetische Anomalie

Magnetische Anomalie

Magnetische Anomalien (seltener Magnetanomalien) sind lokale und regionale Störungen in der Stärke des Erdmagnetfeldes. Sie werden von magnetisierten Gesteinen der oberen Erdkruste (Petromagnetik) verursacht, d.h. durch ihren Anteil an ferro- und ferrimagnetischen magnetischen Mineralen (v.a. Magnetit. Die Messung und Interpretation der Anomalien erfolgt durch die Geomagnetik, einem Teilgebiet der Angewandten Geophysik.

Kleinräumige Anomalien können auch von künstlichen magnetischen Störkörpern stammen, z.B. Eisenkörpern oder archäologischen Objekten im Untergrund.

Vor der Analyse magnetischer Störfelder muss man von den gemessenen Feldstärken das sogenannte Normalfeld abziehen. Es wird zu etwa 95% vom Erdkern (der Rest von Ionosphäre und Magnetosphäre) verursacht und kann genähert als exzentrisches Dipolfeld mit 12° Neigung gegen die Erdachse genebetrachtet werden.

Die örtlichen Magnetanomalien können einige Prozent des Normalfeldes ausmachen. Die verursachenden "Störkörper können knapp unter der Erdoberfläche liegen, aber auch bis in 20 km Tiefe. Sie zeigen ein gehäuftes Auftreten von selbst magnetisierten Mineralien (remanente Magnetisierung) oder von Gesteinsanteilen, die eine hohe magnetische Suszeptibilität (induzierte Magnetisierung) aufweisen. Warum Gesteine tiefer als etwa 20 km keine magnet.Anomalien mehr verursachen, liegt am Überschreiten der Curietemperatur, die keinen statischen Ferromagnetismus mehr zulässt.

An der Erdoberfläche können die Störkörper geomagnetische Anomalien von etwa 200 bis 1000 Nanotesla erzeugen. Die physikalisch-mathematische Interpretation des Störpotentials erfolgt durch gezielte Modellierung der Störkörper, die solange verfeinert wird, bis ihre Wirkung möglichst genau den gemessenen Anomalien entspricht.

Allerdings ist die alleinige Interpretation physikalischer Felder nie eindeutig (siehe Umkehrproblem der Potentialtheorie, sodass sich die Geomagnetik auch der Ergebnisse verwandter Fachgebiete (Gravimetrie, Geoseismik, Geologie) bedienen muss. Als Ziel hat sie die Bestimmung von Lage und Größe der verborgenen Störkörper, die sich möglichst mit geologischen Annahmen der lokalen Erdkruste vereinbaren lassen sollen.

Die größte magnetische Anomalie ist die Kursker Magnetanomalie im Umfeld einer riesigen Eisenlagerstätte im südwestlichen Russland. Ihr Maximum beträgt 190.000 nT, jene von Kiruna (Nordschweden) 70.000 nT [1]. Merkliche Anomalien in Mitteleuropa sind z.B. jene altbekannte am steirischen Erzberg (Österreich) [2] und die Münchberger Gneismasse.[3], die Alexander von Humboldt um 1800 entdeckte. Sie entstand durch oberflächliche Magnetisierung von Serpentiniten durch starke Blitzschläge.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Magnetik, Vorlesung TU Freiberg
  2. Der geologische Aufbau Österreichs (Hsg. R.Oberhauser, GBA), Springer-Verlag 1980, p.286-416
  3. Bader, K. (1964): Das magnetische Störfeld der Serpentinite am Südost-Rand der Münchberger Gneismasse und seine Interpretation. Dt. Geodät. Komm., Reihe C, Nr. 72.

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