Maria Kaczyńska

Maria Kaczyńska
Offizielles Porträt Maria Kaczyńskas

Maria Helena Kaczyńska (* 21. August 1942[1] in Machowo, heute Weißrussland, als Maria Helena Mackiewicz; † 10. April 2010 in Smolensk, Russland) war die Ehefrau des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczyński und damit von 2005 bis zu ihrem Unfalltod First Lady (polnisch Pierwsza Dama) des Landes.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Ausbildung

Maria Kaczyńska wurde 1942 (anderen Angaben zufolge 1943[2][3]) als Maria Mackiewicz geboren. Ihr Vater Czesław Mackiewicz arbeitete als Förster in Nowa Brda und machte sie mit der Natur vertraut.[4] Ihre Mutter Lidia stammte aus Sankt Petersburg und war Lehrerin an einer Schule in der Nähe von Złotów. Sie hatte einen Bruder namens Konrad.[4] Ihre Familie stammte ursprünglich aus der Region um Wilna. Sie kehrten als Repatrianten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Polen zurück. Ihr Vater hatte als Mitglied der Polnischen Heimatarmee in der litauischen Stadt gegen deutsche Wehrmachtssoldaten gekämpft. Auch zwei ihrer Onkel väterlicherseits waren Kriegsteilnehmer: der eine nahm als Mitglied des 2. Polnischen Korps an der Schlacht um Monte Cassino (1944) teil, der andere kam als Offizier beim Massaker von Katyn (1940) ums Leben.

Nach dem Krieg bemühte sich die Familie um einen neuen Platz in Polen und zog nach Bydgoszcz, später nach Człuchów. Maria Mackiewicz kam mit einem Herzfehler auf die Welt, woraufhin sich die Eltern besonders um sie kümmerten. Nach einem Kuraufenthalt in Rabka-Zdrój, bei dem sich Mackiewicz' Gesundheitszustand besserte, übersiedelte die Familie dorthin und ihre Mutter fand eine Anstellung als Beraterin in einem Kindersanatorium. Sie besuchte daraufhin die Grund- und Oberschule in Rabka-Zdrój, wo sie begann, sich für Sprachen zu interessieren. Im Alter von elf Jahren wurde sie in Warschau am Herzen operiert.[4] Später wechselte sie zur Wirtschaftshochschule in Sopot, wo sie ab 1961 am Fachbereich für Seetransport studierte. Nach Abschluss ihres Studiums im Jahr 1966 arbeitete sie am Seeinstitut in Danzig. Im Rahmen ihrer Promotion beschäftigte sie sich mit dem Thema der Güterverkehrsmärkte im Fernen Osten.[4]

Maria Kaczyńska gemeinsam mit ihrem Ehemann

Heirat mit Lech Kaczyński

Im Januar 1976 lernte Maria Mackiewicz ihren späteren Ehemann Lech Kaczyński kennen, der zu dieser Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Recht an der Universität Danzig tätig war. Ein Freund hatte sie gebeten, für ihn eine Wohnung in Sopot zu finden.[4] Beide heiraten im Jahr 1978, woraufhin Mackiewicz den Namen ihres Mannes annahm. Dieser gehörte ab 1981 in der Danziger Leninwerft zu den intellektuellen Ratgebern der Gewerkschaftsbewegung Solidarność und sollte später interniert werden. Zu dieser Zeit war Maria Kaczyńska im Erziehungsurlaub und sollte nicht mehr an ihren alten Arbeitsplatz am Seeinstitut zurückkehren. Sie widmete sich dem Familienleben, unterstützte die politischen Aktivitäten ihres Ehemannes und arbeitete nebenher als freiberufliche Übersetzerin für die Sprachen Englisch und Französisch. Selbst hatte sie jedoch keine Ambitionen, ein politisches Amt anzustreben.[5]

Kaczyńskas Ehemann stieg vom polnischen Senator Anfang der 1990er Jahre bis zum Oberbürgermeister der Stadt Warschau im Jahr 2002 auf. Er gründete gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Jarosław Kaczyński die national-konservative Partei Recht und Gerechtigkeit (polnisch Prawo i Sprawiedliwość).

First Lady Polens

Maria Kaczyńska mit Madeleine Albright (2007)
Maria Kaczyńska mit Familie und dem Papst Benedikt XVI.

2005 setzte sich Kaczyński bei den polnischen Präsidentschaftswahlen gegen Donald Tusk durch und wurde Staatspräsident des Landes. Maria Kaczyńska wurde damit als Nachfolgerin von Jolanta Kwaśniewska Polens First Lady (polnisch Pierwsza Dama). Sie begleitete ihren Ehemann bei repräsentativen Auftritten und engagierte sich für verschiedene gemeinnützige und kulturelle Initiativen, häufig für behinderte Menschen und insbesondere Kinder sowie die Brustkrebsvorsorge bei Frauen.

Kaczyńska erfreute sich als Präsidentengattin großer Beliebtheit in Polen. Obwohl sie in der Öffentlichkeit als zurückhaltend galt, profilierte sie sich durch liberale Positionen und ihr wurde das Talent nachgesagt, Gegensätze ausgleichen zu können.[6] „Sie war sehr sensibel und hatte einen großen Einfluss auf ihren Mann“, so der frühere Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki.[7] Kaczyńska sympathisierte unter anderem mit Umweltschützern[8] und sprach sich öffentlich für die künstliche Befruchtung aus.[7] Im Jahr 2007 richtete sie mit 50 anderen politisch aktiven Frauen einen Appell an die polnischen Parlamentarier, das rigide Abtreibungsgesetz in Polen nicht zu verschärfen.[9] Rechtskatholische Kreise um Tadeusz Rydzyk beschimpften sie daraufhin öffentlich als Verräterin beziehungsweise Feministin.[7][10]

Aus der Ehe mit Lech Kaczyński entstammte die 1980 geborene Tochter Marta. Maria Kaczyńska galt als tierlieb und besaß zwei Hunde und zwei Katzen in ihrer Wohnung im polnischen Präsidentenpalast. Zu ihren weiteren Interessen gehörten unter anderem die Musik, das Ballett und Theater. Neben Englisch und Französisch hatte sie auch Sprachkenntnisse in Spanisch und Russisch.

Tod

Die im Präsidentenpalast aufgebahrten Särge von Maria Kaczyńska und Lech Kaczyński

Ihren letzten öffentlichen Auftritt absolvierte Maria Kaczyńska am 9. April 2010, als sie polnische Familien aus Russland, Kasachstan, Weißrussland und der Ukraine im Präsidentenpalast empfing.[11] Einen Tag später gehörte Kaczyńska mit ihrem Ehemann zu einer polnischen Delegation, die anlässlich des siebzigsten Jahrestages des Massakers von Katyn zur Gedenkstätte nach Russland reisen sollte. Bei einem Flugzeugabsturz nahe dem Militärflugplatz Smolensk-Nord kam das Ehepaar jedoch gemeinsam mit weiteren hochrangigen Repräsentanten Polens ums Leben.[12]

Drei Tage nach dem Unglück wurde Kaczyńskas Leichnam nach Warschau überführt und im Präsidentenpalast an der Seite ihres Ehemanns öffentlich aufgebahrt. Am 18. April 2010 wurden Maria Kaczyńska und Lech Kaczyński in einer feierlichen Prozession von der Krakauer Marienkirche über den Königsweg in eine Gruft der Wawels-Kathedrale gebracht und dort bestattet. Etwa 20 Staats- und Regierungschefs, darunter der russische Präsident Dmitri Medwedew, nahmen am Staatsbegräbnis teil.[13] Rund 150.000 Menschen begleiteten den Trauerzug.[14] Aufgrund der Gefahren durch vulkanische Asche nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull in Island war der Flugverkehr in großen Teilen Nord- und Mitteleuropas zur Zeit der Trauerfeierlichkeiten stark beeinträchtigt, weshalb viele Staatsoberhäupter nicht anreisen konnten. Der Ort der Beisetzung selbst galt in Polen als umstritten, da der Wawel eines der bedeutendsten nationalen Symbole ist und einst politisches und religiöses Zentrum Polens war. Kritiker waren der Meinung, das verunglückte Präsidentenpaar hätte nicht neben Königen und Nationalhelden beerdigt werden sollen.[15]

Auszeichnungen und Ehrungen

Kaczyńska wurden zahlreiche Auszeichnungen zuteil, darunter das Großkreuz des Malteserorden (14. Mai 2007) und der polnische Fernsehpreis Wiktor 2007 (31. Mai 2008).

2008 wurde eine neue holländische Tulpenvariante nach ihr benannt und sie erhielt den Orden des Infanten Dom Henrique (Grã-Cruz).[16]

Postum erhielt Kaczyńska am 16. April 2010 den Orden Polonia Restituta (Großkreuz).

Weblinks

 Commons: Maria Kaczyńska – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. Passagierliste des Unglücksfluges bei mchs.gov.ru (russisch; aufgerufen am 12. April 2010)
  2. vgl. Maria Kaczyńska (1943–2010). bei kobieta.wp.pl, aufgerufen am 13. April 2010 (polnisch)
  3. vgl. Maria Kaczyńska (ur. 1943) bei wyborcza.pl, 10. April 2010 (polnisch; aufgerufen am 13. April 2010)
  4. a b c d e vgl. Pierwsza Dama wywiadzie dla "Pani". In: Wtorek, 30. Juni 2009 (polnisch; aufgerufen am 10. April 2010 via prezydent.pl)
  5. vgl. Interview mit der Wprost, 23. Juni 2008 (polnisch; aufgerufen am 10. April 2010 via prezydent.pl)
  6. vgl. Urban, Thomas: Besuch der freundlichen Dame. In: Süddeutsche Zeitung, 17. März 2007, S. 2
  7. a b c vgl. Maria Kaczynska: Beliebte First Lady bei tagesspiegel.de, 14. April 2010
  8. vgl. Maria Kaczynska: Polnische Präsidentengattin mit Herz für die Natur. In: Süddeutsche Zeitung, 26. Februar 2007, S. 4
  9. vgl. Streit über Abtreibungen. In: Frankfurter Rundschau, 22. März 2007, S. 7
  10. vgl. Porträt: Pater Tadeusz Rydzyk, Chef von Radio Maryja. In: Der Tagesspiegel, 11. Juli 2009, Ausg. 20316, S. 6
  11. vgl. Spotkanie Pierwszej Damy z Polonią ze Wschodu. bei prezydent.pl, aufgerufen am 10. April 2010 (polnisch)
  12. vgl. Unglück in Smolensk: Polens Präsident Kaczynski stirbt bei Flugzeugabsturz bei Spiegel Online, 10. April 2010 (aufgerufen am 10. April 2010)
  13. vgl. tagesthemen. Sendung vom 18. April 2004, 22:45 Uhr
  14. vgl. Staatsbegräbnis in Krakau: Polen nimmt Abschied von den Kaczynskis. bei rp-online.de, 18. April 2010 (aufgerufen am 19. April 2010)
  15. vgl. Trauerfeier: Hunderttausende erweisen Kaczynski letzte Ehre. bei morgenpost.de, 18. April 2010 (aufgerufen am 19. April 2010)
  16. vgl. Tytuły honorowe i odznaczenia Pierwszej Damy. bei prezydent.pl, aufgerufen am 10. April 2010 (polnisch)

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