Meister des Rohrdorfer Altars

Meister des Rohrdorfer Altars

Als Meister des Rohrdorfer Altars wird der mittelalterliche schwäbische Maler bezeichnet, der um 1480 einen Hochaltar für die Johanniterkirche in Rohrdorf bei Nagold im heutigen Landkreis Calw malte. Das Werk des namentlich nicht bekannten Künstlers wurde im 19. Jahrhundert verkauft und findet sich heute in der Staatsgalerie Stuttgart[1].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Altars

Der Meister des Rohrdorfer Altars hat den Altar für den Johanniterorden geschaffen. Dieser war schon länger in Rohrdorf ansässig und hatte dann seit ungefähr 1430 dort einen neuerbauten Sitz, eine sogenannte Komturei. Einer seiner Ritter residierte zugleich als geistlicher und weltlicher Herrscher der Gemeinde in in diesem Gebäudekomplex, zu dem auch eine um 1430 gebaute gotischen Kirche gehörte. Der Rohrdorfer Altar wurde um 1480 für diese dem Heiligen Johannes dem Täufer geweihte Kirche als Hochaltar in Auftrag gegeben. Auf einem der Altarflügel ist außen die biblische Geschichte des Gastmahls des Herodes darsgestellt, eine Erzählung zum Leben und Sterben des Schutzheiligen des Johanniterordens. Der Orden konnte im 15. Jahrhundert in der Komturei jährlich einen beträchtlicher Überschuss erwirtschaften und der Auftrag an dem Meister zur Schaffung des Rohrdorfer Altar kann als ein Anzeichen einer regen Messverpflichtungen in der Kirche gesehen werden, die damals weiter vier Seitenaltäre für die zahlreichen Priester vor Ort enhielt und somit „Bedarf” an religiösen Bildwerken hatte. Die Komturei in Rohrdorf ging 1803 an das Haus Württemberg und der Altar gelangte schließlich nach Verkauf an seinen heutigen Aufbewahrugsort.

Malstil

Der Meister des Rohrdorfer Altars folgt noch weitgehend der Tradition hochgotischer Malerei. Sein Werk zeigt aber auch bereits ein frühen Beispiele eines neuen Realismus, eines neuen Malstils mit räumlicher Tiefenwirkung, Beachtung von Lichteffekten und mit realistischer Anatomie der dargestellten Personen. Dies zeigt den Beginn eines Stileinflusses, der aus anderen Regionen Süddeutschlands und vor allem aus den Niederlanden nun auch zur Malerei nach Schwaben kommt.

Der Meister des Rohrdorfer Altars hatte eventuell in Rottenburg am Neckar seine Werkstatt. Er scheint Vorlagen von dem dem frühen deutscher Kupferstecher Meister E.S. und dem süddeutschen Kupferstecher und Maler Martin Schongauer zu verwenden. Auch ist der Einfluss von Werken des Meisters des Ehninger Altars erkennbar, einem ebenfalls gegen Ende des 15. Jahrhunderts vermutlich in Rottenburg tätigen gotischen Maler. Von diesem hat der Meister des Rohrdorfer Altars wohl auch seine neue aus den Niederlande kommende Formensprache übernommen. Der Meister des Rohrdorfer Altars verschmiltzt traditionelle und neue Einflüsse und malt mit einer Liebe zum Detail, jedoch ist seine Darstellung von Architektur und räumlicher Perspektive nicht wie bei seinen niederländischen Zeitgenossen immer korrekt, was seine Stellung am Übergang von formelhafter und oft nur andeutender gotischer Malerei zu dem neuen aus den Niederlande kommenden Realismus unterstreicht.

Identifizierung als Martin Schwarz

Eventuell handelt es sich bei dem Meister des Rohrdorfer Altars um den Maler Frater Martin Schwarz, dieser ist ab 1485 und bis zu seinem Tod 1611 in Rothenburg ob der Tauber nachweisbar ist[2]. Er wurde dort ein Mitglied des Franziskanerordens und andere ihm zugeschriebene Werke zeigen sehr deutlich die Verwendung von Vorlagen von Martin Schongauer[3]. Auch in den Bilder des Meister des Rohrdorfer Altars glaubt man Vorlagen von Schongauer zu erkennen und sieht dessen Identifizierung mit Schwarz auch dadurch bestaetigt. Eine deutliche Verbindungen von Martin Schwarz aus Mittelfanken zum schwäbischen Meister des Rohrdorfer Altars bleibt allerdings wie auch manchmal die Malertätigkeit von Frater Schwarz insgesamt[4] umstritten.

Motive des Rohrdorfer Altars

Die in Öl, auf Fichtenholz gemalten Bilder des Rohrdorfer Altar stellt in seiner Innenseite neutestamentliche Szenen aus dem Leben Jesu und seiner Mutter Maria dar, wie beispielsweise die Verkündigung an Maria, Christi Geburt und die Anbetung der Könige. Weiter ist der Tod Mariens dargestellt. Außen ist unter anderem das Gastmahl des Herodes zu sehen.

Einzelnachweise

  1. Stuttgart, Staatsgalerie, Inventar-Nr. 1223
  2. Alfred Stange: Deutsche Malerei der Gotik. IX, 1958, S. 118 f.
  3. Fritz Oskar Schupisser: Martin Schongauer geht um in Europa: Die Kupferstich-Passion B.9-20 als Vorlage für Werke spätmittelalterlicher Künstler. In: Albert Châttelet und Pantxika Béguerie (Hrsg.): Le beau Martin. Actes du colloque 1991, Strasbourg 1994, Seite 239–250
  4. H. Hoffmann: War der Guardian Martin Schwarz Maler? In: Bavaria Franciscana Antiqua. III, 1957, S. 563 f.

Literatur

  • Bruno Bushart: Der Meister des Rohrdorfer Altars. In: Schwäbische Heimat. Band 8, 1957, S. 2–11
  • Alfred Stange: Deutsche Malerei der Gotik Band 8. Schwaben in der Zeit von 1450 bis 1500. München und Berlin 1957
  • Bruno Bushart: Studien zur altschwäbischen Malerei. Ergänzungen und Berichtigungen zu Alfred Stanges ‘Deutsche Malerei der Gotik’, Bd. 8. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte. Band 22, [1959], S. 133–157,
  • o.V.: Das historische Rathaus der Gemeinde Rohrdorf. Horb a. N. 1991
  • Sven Lüken: Die Verkündigung an Maria im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Göttingen 2000

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