Menhire der Bretagne

Menhire der Bretagne
Menhir von Champ-Dolent bei Dol-de-Bretagne

Die Menhire der Bretagne sind große Monolithe, die während der Vorzeit aufgerichtet und zum Teil wieder umgestürzt wurden. Archäologische Funde gestatten, sie in die vorgeschichtliche Kulturenabfolge der Bretagne einzuordnen. Durch den C-14-Gehalt von Holzkohle konnte man bestimmen, dass sie während der Jungsteinzeit vor 4000 bis 7000 Jahren, aufgestellt wurden. Ende des 18. Jahrhunderts legten die Archäologen, das bretonische Wort Menhir (Langstein) zur Bezeichnung derartiger Steine fest, obwohl es im Bretonischen den auch gebräuchlichen Begriff „peulvan“ (Steinpfeiler) gibt, der besser gepasst hätte. Die Menschen, die Steine aufrichteten waren sesshaft, bauten Getreide an, betrieben Viehhaltung, lebten in Holzhäusern, sammelten Früchte, jagten und fischten. Sie glätteten harten Stein, bearbeiteten Feuerstein und stellten gebrannte Keramik her.

Der „christianisierte“ Menhir von St. Uzec

Menhire sind in diesem Teil Europas weit zahlreicher als anderswo. Entlang der Küsten[1] oder auf Bergkuppen[2] und Kämmen im Landesinneren, trifft man dieser megalithischen Denkmäler in großer Zahl. Öfter als auf Gipfeln stehen Menhire an Hängen. Einige findet man in Tälern oder Niederungen und eine beträchtliche Anzahl befindet sich an Wasserstellen oder an Bachläufen. Menhire können einzeln dastehen oder gehören zu anderen Menhiren mit denen sie Kreise oder Reihen bilden. Viele, insbesondere die heute kaum mehr anzutreffenden plattigen Menhire wurden zerstört. Manche wurden in Grabstätten (Gavrinis, Table des Marchand) integriert. Hinzukommt, dass sie zuweilen vom Blitz getroffen wurden. Wenn man die in 50 Jahren durch Blitzschlag verursachten Schäden hochrechnet, kommt man zu dem Ergebnis, dass dieser ein nicht zu vernachlässigender Faktor in der Chronik ihrer mehrheitlich durch Menschen erfolgten Zerstörung ist.

Menhir von Kerloas

Ihre Form variiert etwas je nach dem Gestein, aus dem sie bestehen. Zur Steingewinnung wurde meist ein Felsmassiv in unmittelbarer Nähe genutzt. Neben dem 10 m hohen Menhir von Men-Marz in Pontusval bei Brignogan (Finistère), sieht man die Felsformation, von denen er losgebrochen wurde. Es gibt eine Reihe von Beispielen für geologisch bewiesene Transporte, die über drei bis vier Kilometer gingen (die Menhire von Plouarzel und Dol). Verwendet wurden unregelmäßige Felsblöcke aus Quarz, Quarzit oder Konglomerat, sowie Platten aus Schiefer. Vorgezogen wurde aber Granit. In den Felsenmeeren des Granits hatten die Steinblöcke zum Teil bereits die gewünschte Form. Felsen die ein wenig vorsprangen, konnten gelöst werden: An einer Seite erkennt man den frischen Bruch, auf den anderen sind sie vom Wetter geglättet und gerundet. Dies erklärt das Aussehen vieler Menhire aus Granit. Untersuchungen zeigten, dass ihre Basis einige Dezimeter in die Erde eingelassen ist und mit kleineren Steinen verkeilt wurde. Selten trifft man auf Menhire mit ebener Basis, die ohne eine Stützung im Gleichgewicht waren. Am Boden sind Scherben grober Tonware, Feuersteinabschläge, polierte Steinäxte oder Teile von Mahlsteinen zu finden. Einige Steine weisen Feuerspuren auf, teilweise findet sich Holzkohle, weil die Steinsetzung mit dem ausfeuern der Grube begann.

In der Bretagne gibt es Menhire, die rundum behauen oder durch Hämmern abgeflacht wurden. Es handelt sich im Allgemeinen um sehr große Exemplare:

  • der Menhir von Champ-Dolent bei Dol-de-Bretagne (Ille-et-Vilaine) mit einer Höhe von 9,5 m.
  • der 7,0 m hohe, schräg stehende Menhir von Saint-Samson-sur-Rance (Côtes d’Armor)
  • die Menhire von Saint-Gonvarc'h bei Landunvez mit 6 m, und Kerreneur (oder Kerhouezel) bei Porspoder mit 6,50 m,
  • der liegende, mit 10,50 m und der aufrecht stehende Menhir mit 9,0 m in Kergadiou bei Plourin-Ploudalmezeau, (der Menhir mit der vollkommensten Form).
  • der Menhir von Kerloas (oder Kerveatous) bei Plouarzel im Leon, mit 10 m der größte noch aufrecht stehende Menhir.

Insgesamt sind die Maße der französischen Menhire sehr unterschiedlich. Sie reichen von wenigen Dezimetern bis zu mehr als 20 m, eine Höhe, die der zerbrochene Grand Menhir von Locmariaquer (Morbihan) hatte. Er wurde wie viele andere kurz nach seiner Errichtung absichtlich umgestürzt. Die größten aufrecht stehenden Menhire erreichen mit dem unter der Erde liegenden Sockel Längen bis zu 12 m und sind Dutzende von Tonnen schwer. Der Menhir von Locmariaquer dürfte 300 t gewogen haben (nicht 350 wie oft angegeben). Der 7,0 m hohe, im Zweiten Weltkrieg zerstörte Menhir von Melon bei Porspoder (Finistère), erreichte etwa 80 t.

Nur sehr selten tragen Menhire Gravierungen oder Motive in Flachrelief. Man kann aber vermuten, dass viele verziert waren, aber die Wind und Wetter ausgesetzten Zeichen wurden durch Erosion zerstört. Insbesondere Granit zerfällt Korn um Korn. Viele Menhire aus verwittertem Granit haben in 5000 Jahren etliche Zentimeter ihrer Oberfläche eingebüßt. Einige Menhire weisen noch Gravierungen oder Reliefs auf:

Menhir von Kermaillard
  • fünf Schlangen in Le Manio bei Carnac (Morbihan)
  • Krummstäbe in Kermarquer bei Moustoirac (Morbihan).
  • geschäftete Äxte in Saint-Denec bei Porspoder (Finistere),
  • der Menhir von Locmariaquer zeigt eine sehr verwitterte gestielte Axt oder eine Pflugaxt.
  • Menhir von Kermaillard auf der Rhuys-Halbinsel mit Mondsichel/Stiergehörn und Quadrat
  • der geneigte Menhir von Saint-Samson-sur-Rance (Côtes d’Armor) zeigt auf seiner Oberseite einen Raster von Rechtecken, die nur bei streifendem Licht erkennbar sind; in den Rasterfeldern sieht man Krummstäbe und geschäftete Axtpflüge, die von Tieren gezogen werden. Auf den Seitenflächen erkennt man das Ende der Rasterlinien sowie Krummstäbe und gestielte Äxte. Die Erosionsschäden und die Krümmung des Steines erschweren das Erkennen der Motive.

Häufig sind auf Steinen jeden Alters, einzeln oder in Gruppen, die Schälchen anzutreffen. Keinesfalls darf man die eigentlichen Menhire mit den Stelen verwechseln, die geometrische Formen aufweisen, und in der ganzen westlichen Bretagne verbreitet sind. Die Stelen stammen aus der Eisenzeit und wurden häufig christianisiert.

Inhaltsverzeichnis

Siehe auch

Literatur

  • Pierre-Roland Giot: Vorgeschichte in der Bretagne Editiond d’Art Chateaulin 1991 ISBN 2-85543-076-3
  • Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultplätze der Steinzeit. Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3 (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. 36).
  • Detert Zylmann: Das Rätsel der Menhire. Probst, Mainz-Kostheim 2003, ISBN 3-936326-07-X.

Einzelnachweise

  1. Der Menhir von Penloïc bei Loctudy (Finistère) an der Mündung des Pont-l’Abbé ragt vier Meter aus dem Schlick. Der Fuß liegt etwa 0,75 m unter dem mittleren Meeresspiegel, seine Basis liegt noch etwa 0,5 m tiefer. Er wurde im Neolithikum (vor etwa 7000 Jahren) auf festem Boden errichtet und gelangte wie andere Anlagen in der Bretagne (Er Lannic, Kernic) durch den Anstieg des Meeresspiegels – nach der Eiszeit ins Wasser
  2. Der Menhir von Champs-de-Callac bei Saint-Gilles-Vieux-Marche (Côtes d’Armor), ein sechs Meter hoher Felsblock aus Schiefer aus der Gegend steht auf einem unbewaldeten Plateau

Weblinks

 Commons: Menhir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Menhir – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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