Mitgliederentwicklung in den Kirchen

Mitgliederentwicklung in den Kirchen

Die Mitgliederentwicklung in den Kirchen ist Verlauf der Veränderung der Mitgliederzahl in Kirchen. Weltweit ist bei den meisten Kirchen eine Zunahme der Mitgliederzahl zu verzeichnen.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungen

Deutschland

Verteilung der Konfessionen in der Bundesrepublik Deutschland, 2008
blau: katholisch,
rot: evangelisch,
weiß: konfessionslos oder anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften angehörig.

Die Konfessionszugehörigkeit auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik Deutschland blieb zwischen 1871 und 1970 sehr konstant.[1]

Einen stetigen Zuwachs verzeichnet die Gruppe der Konfessionslosen seit den 1970er Jahren. Im Jahre 1970 waren 3,9 Prozent der Bevölkerung in Westdeutschland und Westberlin konfessionslos. Im Jahre 2008 stellten die Konfessionslosen mit 34,1 Prozent die größte Gruppe gegenüber den Religionen in Deutschland.

Die Wiedervereinigung 1990 brachte keine reliöse Neuorientierung und den Volkskirchen keine Erholung der Mitgliederzahlen.[1]

Im Jahre 1991 zählte die katholische Kirche in Deutschland noch über 28,2 Millionen Mitglieder bzw. 35,1 Prozent der Bevölkerung. In Deutschland zählten 2009 insgesamt 25 Millionen Personen als Katholiken, also 31 Prozent der Bevölkerung. Im Jahre 2007 traten mehr als 93.000 Menschen aus der römisch-katholischen Kirche aus, im Jahre 2008 gab es 120.000 Austritte. Demgegenüber blieb die Zahl der Kircheneintritte mit 14.000 auf gleichbleibendem Niveau.[2] Im Jahr 2009 traten in Deutschland 123.681 Katholiken aus der Kirche aus.[3] Nach offiziellen Zahlen traten im Jahre 2010 etwa 181.000 Menschen aus der römisch-katholischen Kirche in Deutschland aus.[4]

Im Jahre 2008 traten 170.000 der 24,5 Millionen Mitglieder aus den evangelischen Landeskirchen aus.[5] Nach inoffiziellen Zahlen traten im Jahre 2010 etwa 150.000 Menschen aus den evangelischen Kirchen in Deutschland aus.[4]

Eine Entwicklung ist auch bei den Taufen zu beobachten: Im Jahre 1991 wurden noch 299.504 katholische und 322.142 evangelische Taufen vollzogen, im Jahre 2003 nur noch 205.904 katholische und 227.024 evangelische Taufen.[6] Im Jahr 2010 zählte man nur noch 170.339 katholische Taufen.[7][8]

Oftmals bestehen Unklarheiten bezüglich des Mitgliederstatus, weil Arbeitnehmer ihren Kirchenaustritt gegenüber ihrem zuständigen Finanzamt erklärt haben, nicht jedoch über Standesamt, Amtsgericht oder Notar gegenüber der Kirche, so dass rechtlich die nominelle Fortsetzung der Mitgliedschaft und damit gegebenenfalls rechtsverbindliche Nachforderungsansprüche der Kirche bestehen.[9]

Zu den Gründen des Rückgangs zählen außerdem demografischer Wandel (zum Beispiel Migration und Überalterung der Gesellschaft) und Kirchenaustritte („Distanzierung“)[10].

Übersicht: größte Weltanschauungsgemeinschaften in Westdeutschland einschließlich Westberlin[11]
Jahr Gesamt-
bevölkerung
Römisch-katholische
Kirche
Anteil
in %
Evangelische
Kirchen
Anteil
in %
Orthodox Anteil
in %
Islam Anteil
in %
ohne
Zugehörigkeit
Anteil
in %
1970[12] 60.651.000 27.061.000 44,6 29.696.000 49,0 1,3 3,9
1980 61.658.000 26.710.000 43,3 26.104.000 42,3
1987[13] 61.077.000 26.232.000 42,9 25.412.000 41,6 2,7 11,4
Übersicht: größte Weltanschauungsgemeinschaften in Deutschland [11][14]
Jahr Gesamt-
bevölkerung
Römisch-katholische
Kirche
Anteil
in %
Evangelische
Kirchen
Anteil
in %
Orthodox Anteil
in %
Islam Anteil
in %
ohne
Zugehörigkeit
Anteil
in %
1990 79.753.000 28.525.000 35,4 29.422.000 36,9 3,7 22,4
1991 80.275.000 28.252.000 35,4 29.204.000 36,4
2001 82.440.000 26.288.000 31,9 26.454.000 32,1 1.200.000 1,5
2002 82.537.000 26.098.000 31,6 26.211.000 31,8
2003 82.532.000 25.797.000 31,3 25.836.000 31,3 3,9 31,8
2004 82.501.000 25.618.000 31,1 25.606.000 31,0 3,9 32,3
2005 82.438.000 25.493.000 30,9 25.388.000 30,8 3,9 32,5
2006 82.315.000 25.317.000 30,8 25.101.000 30,5
2007 82.218.000 24.761.000 30,1 24.832.000 30,2
2008 82.002.000 24.477.000 29,8 24.515.000 29,9 3.500.000 3,9
2009 81.802.000 24.209.000 29,6 24.195.000 29,6
2010 81.545.000 23.949.000 29,4 23.935.000 29,4 28.214.000 34,6

Österreich

Wie auch in Deutschland sind die Mitgliederzahlen der österreichischen Kirchen rückläufig.

Die römisch-katholische Kirche in Österreich zählte 1952 6,17 Millionen Mitglieder bzw. 89,0 Prozent der Bevölkerung. Nach Ergebnissen der Volkszählung von 2001[15] bekannten sich 73,6 Prozent der Bevölkerung zur römisch-katholischen Kirche. 2009 waren es noch 5,53 Millionen bzw. 66,0 Prozent.[16] Im Jahr 2009 verzeichnete die katholische Kirche 53.269 Kirchenaustritte, im Jahre 2010 87.393 Austritte, es blieben 5,45 Millionen Mitglieder. [17]

Die Evangelische Kirche A. u. H. B. zählte im Jahre 1952 429.493 Mitglieder beziehungsweise 6,2 Prozent der Bevölkerung. Nach der Volkszählung 2001 zählten noch 4,7 Prozent der Bevölkerung zu einer der evangelischen Kirchen (Protestantismus, überwiegend Augsburger Bekenntnis, seltener Helvetisches Bekenntnis). 2009 waren es 325.314 bzw. 3,9 Prozent. Sie verloren 2008 insgesamt 0,69 Prozent ihrer Mitglieder.[18] Relativ war der Rückgang bei den kleineren evangelischen Kirchen größer.[19]

Etwa 180.000 Christen, das sind 2,2 Prozent der österreichischen Bevölkerung, waren Mitglieder orthodoxer Kirchen. Zur Altkatholischen Kirche bekannten sich etwa 15.000 Gläubige, das sind rund 0,2 Prozent der Bevölkerung.

Übersicht: größte Religionsgemeinschaften in Österreich 1951–2009[20][21][22]
Jahr Gesamt-
bevölkerung
Römisch-katholische
Kirche
Anteil
in %
Evangelische
Kirchen
Anteil
in %
Orthodox Anteil
in %
Islam Anteil
in %
Ohne Zugehörigkeit,
ohne Angabe
Anteil
in %
1951 6.933.905 6.170.084 89,0 429.493 6,2 264.014 3,8
1961 7.073.807 6.295.075 89,0 438.663 6,2 266.009 3,8
1971 7.491.526 6.548.316 87,4 447.070 6,0 022.267 0,3 321.218 4,3
1981 7.555.338 6.372.645 84,3 423.162 5,6 076.939 1,0 452.039 6,0
1991 7.795.786 6.081.454 78,0 338.709 5,0 158.766 2,0 672.251 8,6
2001 8.032.926 5.915.421 73,6 376.150 4,7 338.988 4,2 963.263 12,0
2008 8.350.000 005.579.493[23] 66,8 00328.346[24] 3,9
2009 008.376.761[25] 005.530.000[26] 66,0 00325.314[27] 3,9
2010 5.450.000

Schweiz

Auch die Schweizer Landeskirchen verzeichnen einen Schwund aufgrund von demografischem Wandel sowie Kirchenaustritten.[28]

Im Jahre 1970 gehörte fast die gesamte Bevölkerung einer Kirche es an, 49,4 % waren römisch-katholisch, 46,4 % waren evangelisch-reformiert. Bei der Volkzählung im Jahre 2000 waren noch 41,8 % Mitglied der römisch-katholischen Kirche, 33,0 % Mitglied der evangelisch-reformierten Kirche.[29] Die Gruppe der Menschen ohne Zugehörigkeit wuchst von 1,1 % auf 11,1 %.[30]

Nach einer Studie zeichnet sich 2011 folgendes Bild ab: 31 % sind Katholiken, 32 % Reformierte, 12 % gehören nicht-christlichen Religionen an. Die Konfessionslosen haben einen Anteil von 25 %.[10]

Übersicht: Mitgliederentwicklung in der Schweiz.[10]
Jahr Bevölkerung Römisch-katholische
Kirche
Evangelisch-reformierte
Kirche
Orthodoxe Islam Sonstige ohne
Zugehörigkeit
keine Angabe
1970 49,4 % 46,4 % 0,3 % 1,1 %
1980 46,4 % 33,0 % 4,3 % 11,1 %

Niederlande

Religion in den Niederlanden (2005)
(laut Geloven in het publieke domein WRR)
  • Römisch-Katholisch – 27,0 %
  • Protestanten – 16,6 %
  • Muslime – 5,7 %
  • Hindus – 1,3 %
  • Buddhisten – 1,0 %
  • Konfessionslose – 48,4 %

In den 1950er Jahren gehörten noch 80 % der Niederländer einer Kirche an. Heute sind es weniger als 40 %.[31]

Übersicht: Mitgliederentwicklung in den Niederlanden.[31]
Jahr römisch-katholische
Kirche
protestantische
Kirchen
andere religiöse
Gruppierungen
außerkirchlich
1966 35 % 25 % 7 % 33 %
1979 29 % 22 % 6 % 43 %
1996 21 % 19 % 7 % 53 %
2006 16 % 14 % 9 % 61 %

Globale Situation

Das Christentum ist laut der Studie des US-Instituts Pew über Religion und öffentliches Leben mit schätzungsweise 2.100 bis 2.200 Millionen Mitgliedern die führende Weltreligion, gefolgt vom Islam mit 1.570 Millionen Anhängern.[32]

Weltweit verzeichnet die katholische Kirche einen Zuwachs in der Mitgliederzahl. Sie zählte 2009 1.166 Millionen Mitglieder, bei einem Zuwachs von 19 Millionen Mitgliedern bzw. 1,6 % gegenüber dem Vorjahr.[33] Anfang 2004 überstieg die Zahl der Katholiken in der Neuen Welt, also in Nord-, Mittel- und Südamerika, den der Alten Welt.[34]

Die Ende 2010 insgesamt 145 Mitgliedskirchen und Nicht-Mitglieder des Lutherischen Weltbundes verzeicheten bei 74,0 Millionen Kirchenmitgliedern einen Zuwachs von 237.450 Mitgliedern bzw. eine Zunahme um 0,3 Prozent.[35]

Einzelnachweise

  1. a b Christof Wolf: Religion und Familie in Deutschland.
  2. Mitgliederschwund bei katholischer Kirche. In: Münchner Merkur, 21. September 2009 (online)
  3. DNEWS (online)
  4. a b WELT (online)
  5. René Meintz: Kirchenaustritte: Statistik. (online)
  6. eltern.de (online)
  7. Handelsblatt (online)
  8. Statistik der römisch-katholischen Kirche (online)
  9. Dietrich von Hase: Kirchenaustritt und Kirchensteuer. Fassung 24. September 2010 (online)
  10. a b c SNF (online)
  11. a b FOWID (online)
  12. Volkszählung
  13. Volkszählung
  14. kirchenaustritt.de
  15. Statistik Austria: Volkszählung 2001 (Link nicht mehr abrufbar)
  16. Oberösterreichische Nachrichten v. 13. Jänner 2009
  17. KathWeb (online)
  18. Der Standard (online)
  19. Zahlen und Fakten der Evangelische Kirche in Österreich 2001 2008 (Link nicht mehr abrufbar)
  20. Statistik Austria: Bevölkerung nach dem Religionsbekenntnis und Bundesländern 1951 bis 2001 (abgerufen am 16. Jänner 2009)
  21. Katholische Presseagentur Österreich: Katholikenzahl blieb in Österreich 2008 weitgehend stabil
  22. Statistik der katholischen Kirche in Österreich 2003 2008 (abgerufen am 16. Jänner 2010)
  23. Statistik der katholischen Kirche in Österreich 2003 - 2008
  24. {ge} Zahlen und Fakten der Evangelische Kirche in Österreich 2001 2008 (Link nicht mehr abrufbar)
  25. Bevölkerung Österreich 4. Quarter 2009, (abgerufen am 16. Jänner 2010)
  26. 5,53 Millionen Menschen sind katholisch (abgerufen am 16. Jänner 2010)
  27. {ge} Zahlen und Fakten der Evangelische Kirche in Österreich 2001 2009 (Link nicht mehr abrufbar) Abgerufen am 14 Februar 2010
  28. Mitgliederschwund bei den Landeskirchen. Die Kirchenbänke leeren sich. In: swissinfo.ch, 9. Januar 2008 (online)
  29. http://www.spi-stgallen.ch/documents/skz%20religionslandschaft.pdf
  30. http://libref.kaywa.ch/files/Microsoft%20PowerPoint%20-%20Religionslandschaft%20Schweiz%281%29.pdf
  31. a b Eurotopics, 15. September 2008 (online)
  32. n24 (online)
  33. Adventistischer Pressedienst. (online)
  34. Bundeszentrale für politische Bildung (online)
  35. Lutherische Kirchen wachsen weltweit. (online)

Weblinks


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