Mittelwerteigenschaft

Mittelwerteigenschaft

Als Mittelwerteigenschaft bezeichnet man in der Mathematik die Eigenschaft einer Funktion, dass sich in jedem Punkt Funktionswert und der gemittelte Funktionswert in einer Kugel um diesen Punkt entsprechen.

Eine Funktion, die die Mittelwerteigenschaft erfüllt, ist automatisch harmonisch und glatt, also in C^\infty(\Omega).

Inhaltsverzeichnis

Definition

Sei \Omega \subset \R^n. Eine Funktion f: \Omega \to \R erfüllt die Mittelwerteigenschaft genau dann, wenn für alle x \in \Omega und alle r > 0, die B_r(x) \subset \Omega genügen,

 f(x) = \frac{1}{\|B_r\|} \int_{B_r(x)} f(y) dy = \frac{1}{\|\partial B_r\|} \int_{\partial B_r(x)} f(y) dS(y)

gilt. Dabei stehen \|B_r\| und \|\partial B_r\| für das Volumen bzw. die Oberfläche der Kugel mit Radius r.

Die Integrale mit Vorfaktor sind dabei gemittelte Integrale, die oft auch als durchgestrichenes Integral notiert werden.

Hinreichende Bedingung

Beide Forderungen, also die Gleichheit des Funktionswertes mit der Mittelung über der ganzen Kugel respektive der über ihre Oberfläche, sind dabei äquivalent. Das folgt aus den Formeln für Oberfläche und Volumen der n-dimensionalen Kugel, denn falls die Mittelwerteigenschaft mit dem Oberflächenintegral gilt, ist

\frac{1}{\|B_r\|} \int_{B_r(x)} f(y) dy = \frac{1}{\|B_r\|} \int_{0}^{r} \underbrace{\int_{\partial B_s(x)} f(y) dy}_{= f(x) \|\partial B_s\|} ds = \frac{1}{\|B_r\|} f(x) \|B_r\| = f(x)

Umgekehrt ist, falls die Mittelwerteigenschaft für das Integral über die Vollkugel gilt, nach dem Hauptsatz

\frac{1}{\|\partial B_r\|} \int_{\partial B_r(x)} f(y)dy = \frac{1}{\|\partial B_r\|} (\frac{d}{ds} \underbrace{\int \int_{\partial B_s} f(y) dy ds}_{= f(x) \|B_{s}\|})\Big|_{s=r} = \frac{1}{\|\partial B_r\|} f(x) \|\partial B_r\| = f(x)

Also reicht es aus, eine der Bedingungen nachzuweisen.

Abgeschwächte Mittelwerteigenschaft

Beim Studium von sub- und superharmonischen Funktionen verwendet man eine abgeschwächte Formulierung der Mittelwerteigenschaft, in der man das Gleichheitszeichen durch kleiner- bzw. größer-als ersetzt:

\forall x \in \Omega: f(x) \le \frac{1}{\|B_r\|} \int_{B_r(x)} f(y) dy

Diskrete Mittelwerteigenschaft

In der Numerik partieller Differentialgleichungen spricht man von der diskreten Mittelwerteigenschaft im Zusammenhang mit der Diskretisierung des Laplace-Operators: Durch Bildung der zweiten zentrierten Differenzenquotienten gelangt man zu der Näherung

\Delta_h f(x) \approx \frac{1}{h^2}\left(f(x-h) - 2f(x) + f(x+h)\right)

Dass auch hier eine Mittelwerteigenschaft gilt, sieht man direkt durch Einsetzen einer diskret harmonischen Funktion, für die Δhf = 0 gilt:

0 = f(x-h) - 2f(x) + f(x+h) \Leftrightarrow f(x) = \frac{1}{2} (f(x-h) + f(x+h))

Literatur

  • Lawrence C. Evans: Partial Differential Equations. Reprinted with corrections. American Mathematical Society, Providence RI 2002, ISBN 0-8218-0772-2 (Graduate studies in mathematics 19).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Harmonische Funktion — In der Analysis heißt eine reellwertige, zweimal stetig differenzierbare Funktion harmonisch, wenn die Anwendung des Laplace Operators auf die Funktion null ergibt, die Funktion also eine Lösung der Laplace Gleichung ist. Das Konzept der… …   Deutsch Wikipedia

  • Harmonisch — Das Adjektiv harmonisch wird verwendet, wo man neben einer bestimmten Regelmäßigkeit in der Anordnung einzelner Objekte und ihrer Teile noch einen Sinn, eine Wertbezogenheit anzumerken glaubt. Es bezeichnet: harmonische Schwingung, in der Physik… …   Deutsch Wikipedia

  • Hintergrundrauschen — Wärmerauschen, thermisches Rauschen, Widerstandsrauschen, Nyquist Rauschen, Johnson Rauschen oder Johnson Nyquist Rauschen genannt, ist ein weitgehend weißes Rauschen, das aus der thermischen Bewegung der Ladungsträger in elektrischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Johnson-Nyquist-Rauschen — Wärmerauschen, thermisches Rauschen, Widerstandsrauschen, Nyquist Rauschen, Johnson Rauschen oder Johnson Nyquist Rauschen genannt, ist ein weitgehend weißes Rauschen, das aus der thermischen Bewegung der Ladungsträger in elektrischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Johnson-Rauschen — Wärmerauschen, thermisches Rauschen, Widerstandsrauschen, Nyquist Rauschen, Johnson Rauschen oder Johnson Nyquist Rauschen genannt, ist ein weitgehend weißes Rauschen, das aus der thermischen Bewegung der Ladungsträger in elektrischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Johnson–Nyquist Rauschen — Wärmerauschen, thermisches Rauschen, Widerstandsrauschen, Nyquist Rauschen, Johnson Rauschen oder Johnson Nyquist Rauschen genannt, ist ein weitgehend weißes Rauschen, das aus der thermischen Bewegung der Ladungsträger in elektrischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Laplacegleichung — Dieser Artikel erläutert die partielle Differentialgleichung; die Berechnung des Drucks in einem kleinen Wassertropfen, der von der Oberflächenspannung hervorgerufen wird, ermöglicht die Young Laplace Gleichung. Die Laplace Gleichung (nach Pierre …   Deutsch Wikipedia

  • MWE — Die Abkürzung MWE steht für: Manufacturer Weight Empty, das absolute Leergewicht eines Flugzeugs, siehe OWE Mittelwerteigenschaft in der Mathematik Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wor …   Deutsch Wikipedia

  • Maximumprinzip (Mathematik) — Illustration des Maximumprinzips: Die Maxima dieser Funktion liegen (genau wie ihre Minima) auf dem Rand des Definitionsbereichs. Das Maximumprinzip ist in der Mathematik eine Eigenschaft, die von Lösungen gewisser partieller… …   Deutsch Wikipedia

  • Nyquist-Formel — Wärmerauschen, thermisches Rauschen, Widerstandsrauschen, Nyquist Rauschen, Johnson Rauschen oder Johnson Nyquist Rauschen genannt, ist ein weitgehend weißes Rauschen, das aus der thermischen Bewegung der Ladungsträger in elektrischen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”