Mon (Sprache)

Mon (Sprache)

Mon (birmanisch: မွန်ဘာသာစကား, Thai: ภาษามอญ) ist eine Austroasiatische Sprache, die von den in Birma und Thailand lebenden Mon gesprochen wird. Im Unterschied zu den meisten anderen Sprachen Südostasiens ist Mon keine tonale Sprache, wie auch das verwandte Khmer. Mon wird von etwa einer Million Sprechern genutzt[1]. In den letzten Jahrzehnten hat die Verwendung des Mon in der jüngeren Generation stetig abgenommen[2]. Viele Mon sind heute nur noch der birmanischen Sprache mächtig. Die meisten Sprecher des Mon leben im Mon-Staat, gefolgt von der Tanintharyi-Division und dem Kayin-Staat[2].

Die Schrift der Mon ist aus der indischen Brahmi-Schrift abgeleitet und diente als Grundlage der heutigen birmanischen Schrift.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In der Geschichte Birmas war Mon über lange Zeit bis ins 12. Jahrhundert die dominierende Sprache des Irawaddy-Tales, von den Mon-Königreichen des unteren Flusslaufes bis nach Bagan an dessen Oberlauf. Dies blieb auch so, nachdem das Mon-Königreich von Thaton 1057 von Bagan unterworfen wurde. König Kyanzittha von Bagan (reg. 1084 bis 1112) war ein Bewunderer der Kultur der Mon und förderte die Verwendung der Sprache und insbesondere der Schrift der Mon, die er als Vorlage für seine neu entwickelte birmanische Schrift nahm. Während dieser Zeit entstand die Myazedi-Inschrift, die in vier Sprachen verfasst wurde: Pali, pyu, Birmanisch und Mon. Nach dem Tod Kyanzitthas verblasste der Einfluss des Mon und die altbirmanische Sprache ersetzte Mon und Pyu als Lingua Franca.

In Thailand gibt es sehr viele Inschriften aus der Dvaravati-Ära, die in Mon abgefasst sind, doch sind die Urheber meist nicht bekannt (es kann sich um Mon, Mon-Malaien oder Khmer handeln). Spätere Inschriften des Mon (z. b. in Lavo) weisen den Khmer gegenüber unterwürfige Texte auf.

Nach dem Fall von Bagan, erlebte die Sprache der Mon eine neue Blütezeit und wurde im Gebiet des heutigen unteren Birma wieder die Verkehrssprache, insbesondere in Bago (Hanthawaddy, 1287 bis 1539). Da diese Gegenden meist von Mon bewohnt waren, blieb Mon bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bestimmend. Nachdem die Briten 1852 jedoch das untere Birma ihrem Kolonialreich eingegliedert hatten, förderten sie den Zuzug anderer Bevölkerungsteile ins Irawaddy-Delta, um die Landwirtschaft und den Reisanbau zu fördern. Diese Menschen brachten ihre Sprachen mit und das Mon wurde auf eine lokale Sprache zurückgedrängt.

Unter der britischen Kolonialverwaltung dümpelte das Mon dahin, und nach der Unabhängigkeit nahm die Zahl der Sprecher noch mehr ab, da die jeweiligen Regierungen Birmas keinen oder nur unzureichende Unterstützung für die Minderheitensprachen des Landes boten. Heute wird insbesondere die alte Schrift der Mon fast nur noch von Mönchen beherrscht. In den von den Mon kontrollierten Grenzbereich zwischen Birma und Thailand gibt es allerdings Schulen, in denen das Mon gelehrt und verwendet wird.

Dialekte

Es gibt drei Hauptdialekte des Mon in Birma, die den verschiedenen von den Mon bewohnten Gegenden zugeordnet werden können: den zentralen, den Bago- und den Ye-Dialekt[3]. Der zentrale Dialekt wird in den gebieten um Mottama und Moulmein gesprochen, doch verstehen sich die Sprecher aller drei Dialekte untereinander. Etwas größere Unterschiede finden sich im Thai-Mon, der von Mon in Thailand benutzt wird, doch ist auch dieser Dialekt von allen Mon fassbar.

Schrift

Die alte Mon-Schrift tritt zunächst im 6. Jahrhundert auf Inschriften in Nakhon Pathom und Saraburi (beide in Thailand) auf und diente als Grundlage der birmanischen Schrift sowie der Lanna (Schrift) (Tai Tham), die in Nord-Thailand und Laos für buddhistische Texte verwendet wird[4]. Die moderne Schrift des Mon benutzt zahlreiche diakritische Zeichen und Buchstaben für Phoneme, die im Birmanischen unbekannt sind. Auch gibt es einen großen Unterschied zwischen dem gesprochenen Mon und der Schriftsprache[5].

Das Alphabet des Mon weist 35 Konsonanten auf, darunter ein als Konsonant behandelter Vokal.

Einzelnachweise

  1. Raymond G. Gordon jr.: Mon: a language of Myanmar. „Ethnologue: languages of the world“. 15. A. SIL International 2005. Online verfügbar unter http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=mnw (zuletzt abgerufen am 22. November 2010)
  2. a b Dr. SM: The Mon Language (An Endangered Species). Monland Restoration Council. Online verfügbar unter http://www.mrc-usa.org/mon__language.htm (zuletzt abgerufen am 22. November 2010)
  3. South (2003)
  4. Bauer (1990), S. 17
  5. Jenny (2001)

Literatur

  • Ashley South: Mon Nationalism and Civil War in Burma: the Golden Sheldrake. London: Routledge 2003. ISBN 0700716092.
  • Christian Bauer: „Language and ethnicity: the Mon in Burma and Thailand“. In: Gehan Wijeyewardene: Ethnic Groups Across National Boundaries in Mainland Southeast Asia. Institute of Southeast Studies.ISBN 9789813035577.
  • Mathias Jenny: A Short Introduction to the Mon Language. MonCulture and Literature Survival Project (MCL). 2001.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • MON — Die Abkürzung MON bezeichnet: Fürstentum Monaco, olympisches Länderkürzel ehemaliger Kreis Monschau, Kfz Kennzeichen Mixed Oxides of Nitrogen, ein Oxidator Musikbund von Ober und Niederbayern e. V. Montag, der erste Wochentag Sternbild… …   Deutsch Wikipedia

  • Sprache und Sprachwissenschaft — Sprache und Sprachwissenschaft. Unter Sprache versteht man, ohne die verschiedenen Bedeutungen streng zu sondern, einesteils das Sprechvermögen, andernteils etwas Konkretes, die Ausübung dieses Vermögens und die dadurch in die Erscheinung… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Mon Cheri — Mon Chéri Mon Chéri (frz. „Mein Liebling“) ist eine Süßware, die von der Firma Ferrero hergestellt wird und seit 1957 auf dem deutschen Markt erhältlich ist. Inhaltsverzeichnis 1 Das Produkt …   Deutsch Wikipedia

  • Mon [1] — Mon, die Sprache von Pegu (s. d.) in Birma, zu den mon anamischen Sprachen (s. d.) gehörig, mit eigner Schrift südindischer Abkunft; dem Aussterben nahe. Grammatik von Haswell (Rangun 1874) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Mon-Khmer — Verbreitung der austroasiatischen Sprachen Die austroasiatischen Sprachen sind eine bedeutende Sprachfamilie in Südostasien und Nordostindien. Der Name ist ein Kunstwort aus dem lateinischen australis (=Süden) und bedeutet südasiatisch .… …   Deutsch Wikipedia

  • Mon — Die Mon, auch bekannt als Talaing, (nicht zu verwechseln mit den Miao und den Hmong, Bergvölkern in China und Südostasien) sind ein Volk, das hauptsächlich im östlichen Myanmar und im angrenzenden Gebiet von Thailand (Kanchanaburi, Bangkok) im… …   Deutsch Wikipedia

  • Mon — Talaing * * * Mọn I 〈m. 6 oder m.; , 〉 Angehöriger eines mongolischen Volkes im südl. Myanmar u. westl. Thailand II 〈n.; ; unz.〉 zu den austroasiat. Sprachen gehörende Sprache der Mon * * * I Mon   der, / , japanische Bronzemünze (seltener… …   Universal-Lexikon

  • Sprache — Chinesisch mit seinen Dialekten, Siamesisch nebst dem Schan, Birmanisch und Tibetisch nebst den zahlreichen, noch wenig erforschten Himalajasprachen. Die Sprache besteht ganz aus einsilbigen Wurzeln, die keiner Veränderung fähig sind; jede Wurzel …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Mon oncle — Filmdaten Deutscher Titel: Mein Onkel Originaltitel: Mon oncle Produktionsland: Frankreich Erscheinungsjahr: 1958 Länge: 117 Minuten Originalsprache: Französisch …   Deutsch Wikipedia

  • Mon-Khmer-Sprachen — Mọn Khmer Sprachen,   Gruppe der austroasiatischen Sprachen. Zu den Mon Khmer Sprachen gehören u. a. das Khmer (Kambodschanisch), das Mon, das im Westteil des Staates Assam gesprochene Khasi sowie das von der Bevölkerung der Nikobaren… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”