Niederzwönitz

Niederzwönitz
Niederzwönitz
Stadt Zwönitz
Koordinaten: 50° 38′ N, 12° 49′ O50.64028946722212.818899154722Koordinaten: 50° 38′ 25″ N, 12° 49′ 8″ O
Eingemeindung: 1. Apr. 1934
Postleitzahl: 08297
Vorwahl: 037754

Niederzwönitz ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Zwönitz im Erzgebirgskreis.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Das doppelreihige Waldhufendorf Niederzwönitz liegt im oberen Teil des Zwönitztals. Zur benachbarten Ortslage von Zwönitz besteht ein direkter Übergang, die Flurgrenze befindet sich im Bereich der heutigen Bahnhofsstraße. Der höchste Punkt von Niederzwönitz liegt im Geyerschen Wald. Durch Niederzwönitz führen die Staatsstraßen 257, 258 und 283. Niederzwönitz hat Anschluss an die Bahnstrecke Chemnitz–Aue–Adorf.

Nachbarorte

Dorfchemnitz Hormersdorf
Affalter Nachbargemeinden Geyer
Lenkersdorf Zwönitz

Geschichte

Rittergut Niederzwönitz (um 1860)
Bergmeistergut Niederzwönitz

Obwohl das Dorf vermutlich um 1200 angelegt worden war, erfolgt die Ersterwähnung erst um 1460 im Terminierbuch der Zwickauer Franziskanermönche als Dorffczwenicz. Die Namensbezeichnung Dorf- oder Niederzwönitz erfolgte vermutlich zur Unterscheidung von der benachbarten Stadt. Das Vorwerk Niederzwönitz war seit 1473 im Besitz der Familie von Schönberg. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde diesem nunmehr zum Rittergut erhobenem Gut die Herrschaft über das Dorf zugeteilt. Nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde das Gut wiedererrichtet.[1] In einem 1693 aufgerichteten Erbbuch wurden die Pflichten der Untertanen festgehalten.[2] Die Rittergutsherrschaft war mit der Ansiedlung von Handwerkern befreit, sodass hier 1803 u. a. fünf Zimmermeister und 26 Webermeister ansässig waren. Am 18. Dezember 1881 brannte das Gut nebst sieben der elf Nebengebäuden ab, wurde jedoch im folgenden Jahr wieder errichtet. Das Rittergut bestand aus ca. 592 ha landwirtschaftliche Flächen, ca. 495 ha Wald sowie den Beigütern Bergmeistergut, Hansgünthergut, Bochmannsches Gut sowie herrschaftliches Jägerhaus mit Brettmühle. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie von Schönberg als Großgrundbesitzer im Rahmen der Bodenreform enteignet. Die Wirtschaftsgebäude wurden vier Neubauern zugeteilt, das Gutsgebäude 1947 geschleift.[1] Das sogenannte Bergmeistergut, dass der herrschaftlichen Familie ab 1838 als Sommersitz und später als ständiger Wohnsitz gedient hatte, wurde nach deren Vertreibung als Kindererholungsheim der Volkssolidarität und später als Kurheim für Jugendliche genutzt. 1992 erfolgte die Rückübertragung an die Familie von Schönberg, die es in der Folge umfassend restaurierte.[3]

Seit dem 16. Jahrhundert besteht in Niederzwönitz eine Papiermühle, die heute als Museum besichtigt werden kann. Bergbau wurde im Dorf vor allem auf Schiefer betrieben. Für die Zeit zwischen 1564 und 1580 die Bergwerke Hülffe Gottes, St. Andreas und St. Ludwig nachweisen. In Niederzwönitz bestanden vier Mahl- und zwei Ölmühlen sowie vier Schneidmühlen. Weitere vertretene Handwerksberufe waren u. a. Horndrechselei und Klöppeln. Im Zuge der Industrialisierung entstanden im 19. Jahrhundert mehrere Fabriken für Buntweberei, Maschinenstrickerei, Strumpffertiung und Herstellung von Herrenkonfektion.

Die Eingemeindung nach Zwönitz erfolgte am 1. April 1934.

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl [4]
1551 51 besessene Mann, 9 Häusler, 90 Inwohner
1764 50 besessene Mann, 81 Häusler, 21 ¼ Hufen
1834 1749
1871 2482
Jahr Einwohnerzahl
1890 2577
1910 2860
1925 2879

Sehenswürdigkeiten

Kirchen

St. Blasius
St. Johannes

Die St. Blasiuskirche im oberen Ortsteil von Niederzwönitz geht vermutlich auf vorreformatorische Ursprünge zurück. Das Kirchengebäude wurde 1668 sowie 1712 erneut und 1899 umfassend umgebaut. Sie trägt ein hohen, gewalmtes Satteldach mit Schieferdeckung aus einheimischem Schiefer. Der Innenraum ist einschiffigund mit einer Kassettendecke ausgeführt. Der geschnitzte, architektonisch betonte Altaraufsatz enthält Reste eines im 17. Jahrhunderts geschnitzten, barocken Altars, der ursprünglich in Seelingstädt aufgestellt war. Die St. Blasiuskirche war vermutlich ursprünglich eine Straßenkapelle, wird aber derzeit nur noch als Begräbniskapelle genutzt.[5]

Im unteren Ortsteil von Niederzwönitz befindet sich die St. Johanneskirche. Nachdem der Vorgängerbau bei einem Brand am 21. April 1779 zerstört worden war, wurde zwischen 1789 und 1793 der heutige einschiffige Kirchengebäude errichtet. Ein Turm am Westabschluss der Kirche wurde 1820/21 angefügt. Der Kanzelaltar wurde aus Crottendorfer Marmor gefertigt. Die derzeitige Orgel stammt von Alfred Schmeisser (1928). Im gleichen Jahr wurden an den Brüstungen der zweietagigen Emporen vier Gemälde angebracht.[6]

Am Guten Brunnen, einer Heilquelle am Rand der Ortsflur in Richtung Streitwald, wurde 1997/98 die St. Anna Kapelle von der katholischen Gemeinde Zwönitz wiedererrichtet. Die Weihe erfolgte am 26. Juli 1998 durch Weihbischof Georg Weinhold.[7]

Technisches Museum Papiermühle

Das Technisches Museum Papiermühle in Niederzwönitz ist die älteste, noch funktionstüchtige Papiermühle Deutschlands. Sie wurde 1568 erstmals urkundlich erwähnt. Produziert wurde hier handgeschöpftes Buttenpapier, wofür Hader und Lumpen Verwendung fanden, die in der Umgebung gesammelt wurden. Im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert erfolgte 1847 eine Umstellung des Geschäftsfelds auf die Herstellung von Hart- und Graupappen, die vorwiegend in der Schuh-, Sitzmöbel- und Verpackungsindustrie Verwendung fanden. Nach der Stilllegung der Produktion wurde die Pappenfabrik ab 1973 zu einem Museum umgebaut.

Die Papiermühle Niederzwönitz ist ein stattlicher Fachwerkgebäudekomplex, der sich aus rechtwinklig angeordnetem Wohn- und ehemaligem Schirrgebäöude zusammensetzt. An technischer Ausstattung ist die komplette Ausrüstung einer Pappenfabrik (u. a. Kugelkocher, Kollergang, Holländer, Pappenmaschine, Nasspresse und Walzwerk) erhalten. Die Maschinen werden über Transmissionen sowohl mit Wasserkraft als auch durch Motoren angetrieben.[8]

Austel Villa und Gebhartsche Sammlungen

In der ehemaligen Austel Villa, einem 1885/86 im Gründerzeitstil von Gustav-Friedrich Austel (1818-1891) errichteten Gebäude, wird die Raritätensammlung des Zwönitzer Ehrenbürgers Bruno Gebhardt mit Exponaten aus über 60 Fachgebieten gezeigt, darunter Münzen, Briefmarken, Orden, Medaillen, Porzellanfiguren sowie technischer Geräte wie Uhren und mechanische Musikgeräte.

Literatur

Weblinks

 Commons: Niederzwönitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Das Rittergut zu Niederzwönitz
  2. Adam-Ries-Bund (Hrsg.): Erbbuch über das Dorf Niederzwönitz 1693. Quellen zur Orts- und Familiengeschichte des Erzgebirges Heft 3, 1998
  3. Geschichte des Bergmeisterguts
  4. vgl. Niederzwönitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  5. St. Blasius
  6. St. Johannes
  7. Die St. Anna Kapelle am Guten Brunnen
  8. Technisches Museum „Papiermühle“

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