Numerischer Wertebereich (Hilbertraum)

Numerischer Wertebereich (Hilbertraum)

Der numerische Wertebereich ist ein Begriff aus der Funktionalanalysis und der linearen Algebra.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Für einen komplexen Hilbertraum H mit Skalarprodukt \langle{\cdot},{\cdot}\rangle und einen beschränkten linearen Operator T:H\to H ist der numerische Wertebereich von T gegeben durch

W(T):=\left\{\langle Tx,x\rangle:\lVert x\rVert=1\right\},

wobei \lVert{\cdot}\rVert die durch \langle{\cdot},{\cdot}\rangle auf H induzierte Norm ist.

Analog zum Spektralradius definiert man den numerischen Radius durch w(T):=\sup\{|\lambda|:\lambda\in W(T)\}.

Im Spezialfall komplexwertiger, quadratischer Matrizen A\in\mathbb{C}^{n\times n} ist die Definition des numerischen Wertebereichs gleichwertig zu

W(A)=\left\{\frac{x^*Ax}{x^*x}:x\in\mathbb{C}\setminus\{0\}\right\}.

W(A) ist hier also der Bildbereich des Rayleigh-Quotienten.

Eigenschaften

Die folgenden Eigenschaften gelten für beschränkte lineare Operatoren T:H\to H.

  • W(T)\subseteq\{\lambda\in\mathbb{C}:|\lambda|\leq\lVert T\rVert\} bzw. äquivalent dazu w(T)\leq\lVert T\rVert. Hierbei bezeichnet \lVert T\rVert die Operatornorm von T.
  • Der numerische Wertebereich von T ist konvex. (Satz von Toeplitz-Hausdorff)
  • Das Spektrum σ(T) liegt im Abschluss von W(T): \sigma(T)\subseteq\overline{W(T)}. Ist H endlich-dimensional, gilt sogar \sigma(T)\subseteq W(T).
  • Jedes \lambda\in W(T), für das |\lambda|=\lVert T\rVert gilt, ist ein Eigenwert von T.

Anwendungen

Der rechte reelle Achsenabschnitt des numerischen Wertebereichs ist die logarithmische Norm, bei einer Matrix A ist dies

\mu(A)=\max\left\{ x^*Ax:\ x^*x=1\right\}.

Mit ihr kann eine Schranke für die Spektralnorm des Matrixexponentials angegeben werden, es gilt

\|e^{tA}\|_2\le e^{t\mu(A)},\ t\ge 0.

Denn y(t) = etAy0 löst das Anfangswertproblem y'(t)=Ay(t),\,y(0)=y_0. Dann gilt für die Euklidnorm N(t)=\|y(t)\|^2, dass ihre Ableitung die Ungleichung N'(t)=2y(t)^*y'(t)=2y(t)^*Ay(t)\le2\mu(A) y(t)^*y(t)=\mu(A) N(t) erfüllt, woraus N(t)\le e^{2t\mu(A)}N(0) folgt. Dies entspricht der Schranke für das Matrixexponential.

Literatur

  • E. Hairer, G. Wanner, Solving ordinary differential equations II, Springer, 1991.

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