Oelzschau

Oelzschau
Oelzschau
Gemeinde Espenhain
Koordinaten: 51° 13′ N, 12° 31′ O51.21754281691812.523931264877140Koordinaten: 51° 13′ 3″ N, 12° 31′ 26″ O
Höhe: 140 m ü. NN
Einwohner: 623 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Apr. 1996
Postleitzahl: 04579
Vorwahl: 034347
Oelzschau auf einer Karte von 1907

Oelzschau ist ein zur Gemeinde Espenhain im sächsischen Landkreis Leipzig gehöriges Dorf. Seit 1948 war auch das benachbarte Kömmlitz nach Oelzschau eingemeindet.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Verkehr

Oelzschau liegt etwa 17 Kilometer südöstlich von Leipzig im breiten, sich in Ost-West-Richtung erstreckenden Auental des Baches Gösel. Die Nachbarorte von Oelzschau sind von Norden beginnend im Uhrzeigersinn Belgershain, Rohrbach, Hainichen, Trages, Mölbis, Pötzschau und Störmthal.

Durch Oelzschau führt die Kreisstraße K 7926. In Verbindung mit der K 7925 erreicht man über Stömthal die Anschlussstelle Leipzig-Südost der Autobahn 38 und über Pötzschau in Espenhain die Bundesstraße 95. Mit den Buslinien 141 und 276 des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes bestehen direkte Verbindungen nach Espenhain, Borna, Leipzig-Probstheida und Kitzscher.

Geschichte

Oelzschau wird erstmalig 1265 im Zusammenhang mit Albertus de Olschicowe als Herrensitz erwähnt.[1] Über die Anfänge des Dorfes ist nichts bekannt. Der Name deutet auf sorbischen Ursprung hin, die Anlage als Straßendorf[1] auf den Einfluss deutscher Siedler.

Bereits im 14. Jahrhundert war der Herrensitz im Besitz der Familie von Zehmen und blieb es, später als Rittergut, mit kurzen Unterbrechungen bis ins 18. Jahrhundert.

Das Oelzschauer Schloss um 1840
Die Oelzschauer Kirche um 1840
Das Serum-Werk um 1910

Nachfolger derer von Zehmen war C. Friedr. von Boltenstern, nach dessen Tod 1837 sein Schwiegersohn Heinrich Christian von Rex das Gut übernahm. Danach hießen die Besitzer Krötzsch, Brand und von Posern.[2] Im Dreißigjährigen Krieg hatte Oelzschau 1642 unter starken Zerstörungen zu leiden durch schwedische Truppen. Aber auch Wallenstein soll in Oelzschau gewesen sein. Das vollkommen zerstörte Schloss wurde danach von denen von Zehmen völlig neu errichtet. Neue Wirtschaftsgebäude erhielt das Gut unter von Boltenstern. Nach zahlreichen An- und Umbauten durch die folgenden Besitzer und mangelnder Pflege während der Zeit der DDR beherbergt das Gebäude jetzt einen Kindergarten und einige Wohnungen.

Am 24. Juli 1719 fiel fast das ganze Dorf einem Großbrand zum Opfer. 45 Wohngebäude wurden ein Raub der Flammen. Neben dem Rittergut und dem Pfarrhaus blieben nur noch 2 kleinere Güter stehen. Nach dem Brand wurde das Dorf wieder aufgebaut, alle Straßen und Gassen gerade angelegt, die Häuser, mit nahezu gleichem Abstand, mit der Giebelseite zur Straße errichtet.

Die Oelzschauer Kirche ist wahrscheinlich romanischen Ursprungs und gehört zu den ältesten im Leipziger Raum.[2] Im 17. und 18. Jahrhundert erfuhr sie durch die Familie von Zehmen zahlreiche Umbauten, Ergänzungen und Ausschmückungen. 1807 wurde von Johann Gottlob Trampeli eine neue Orgel mit 14 Registern eingebaut.

Durch die Sächsische Landgemeindeordnung von 1838 wurde auch Oelzschau eine selbstverwaltete Gemeinde mit einem gewählten Gemeinderat und unabhängig vom Rittergutsbesitzer. Schließlich wurde am 27. Februar 1856 auch dessen Gerichtsbarkeit dem Königlichen Gericht Rötha übertragen.[3]

1840 erbaute am östlichen Ende des Dorfes der württembergische Rittmeister Gustav von Rath eine „baierische Bierbrauerei“, die bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts bestand. Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich auf dem Gelände „die Chemische Fabrik und das Serum-Institut Bram“. Diese Einrichtung mit zahlreichen Stallgebäuden für Versuchs- und Spendertiere wurde später dem Sächsischen Serumwerk Dresden angegliedert und war ein wesentlicher Arbeitgeber des Dorfes. Nach der Wende wurde der Betrieb eingestellt. Das Gelände wird jetzt zum Teil vom Tierheim Oelzschau genutzt.

Eng mit dem Geschick Oelzschaus verbunden war sowohl durch oftmals gleiche Gutsherren, Einpfarrung und Schule als auch durch gleiche Kriegsnöte das benachbarte Kömmlitz, das 1948 nach Oelzschau eingemeindet wurde. Am 1. April 1996 wurde Oelzschau nach Espenhain eingemeindet.

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Oelzschau[1][4]
1551 1764 1834 1871 1890 1910 1925 1939 1946 1950 1964 1990 1996 2000 2005 2010
0Oelzschau 25 Höfe 30 Höfe 405 530 588 543 568 628 954 1085 845 487 498[5] 657[5] 641[5] 623[5]
0Kömmlitz 14 Höfe 15 Höfe 123 148 157 140 153 143 221

Die Einwohnerzahl Oelzschaus nahm seit dem 17. Jahrhundert eine stabile Entwicklung und stieg nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen stark an. Wegen der Umweltproblematik durch das nahe gelegene Werk Espenhain fiel die Zahl danach um über die Hälfte. Nach der Beseitigung der Umweltprobleme nach 1990 stabilisierte sich der Wert auf etwa Vorkriegsniveau, allerdings mit anderer Struktur. Während früher der überwiegende Teil der Bevölkerung vor Ort in der Landwirtschaft beschäftigt war, nutzen viele den Ort jetzt nur als Wohnquartier.

Sehenswürdigkeiten

  • Die Oelzschauer Kirche weist einen frühbarocken Altar von etwa 1650 auf und eine über dem Altarraum im Stile der venezianischen Barockmalerei bemalte Flachdecke (um 1700) mit der Darstellung der Passion Christi in zwölf Bildern.[6]
  • An einer Straßenkreuzung im Dorf stehen sich zwei etwa 70 Zentimeter hohe, aus dem Mittelalter stammende Steinkreuze gegenüber. Sie werden der Sage nach als Sühnekreuze für begangene Morde gedeutet.[7]

Einzelnachweise

  1. a b c Oelzschau im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. a b Die Ephorie Oelzschau in Neue Sächsische Kirchengalerie, Leipzig 1900–1910, Band Die Ephorie Borna, S. 790–798
  3. Rittergut Oelzschau (Patrimonialgericht) im Staatsarchiv Leipzig
  4. Kömmlitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  5. a b c d Mitteilung des Einwohnermeldeamtes Espenhain vom 21. März 2011
  6. Edith Ulfers, Harald Kirschner: Von Romanik bis Romantik, in Im Pleiße- und Göselland zwischen Markkleeberg, Rötha und Kitzscher, ProLeipzig, Leipzig 1999, ISBN 3-9806474-1-2, S. 139
  7. Sühnekreuz.de

Weblinks

  • Oelzschau im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  • Oelzschau. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 7. Band, Zwickau 1820, S. 773–775.

Literatur

  • Thomas Nabert, Andreas Berkner, Sigrun Kabisch [Red.]: Im Pleiße- und Göselland zwischen Markkleeberg, Rötha und Kitzscher, ProLeipzig, Leipzig 1999, ISBN 3-9806474-1-2

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