Offensive Video Kunst

Offensive Video Kunst

Die offensive video kunst (ovk) war eine Initiative, die sich der Förderung und Vorstellung von internationalen Positionen der Videokunst widmete. Sie wurde 1986 von Karin Lauerwald und Stefan Hörner in Dortmund gegründet. Hervorgegangen aus der Gruppe „Video & Co“, zeigte die ovk an verschiedenen Veranstaltungsorten in NRW damals aktuelle, internationale Werke zeitgenössischer Künstler. Das Projekt bestand bis 1989, wurde jedoch ein Jahr später unter dem Namen Fasst Media! von Karin Lauerwald und Volker Harrach weitergeführt. Mit dem Abschluss der letzten Veranstaltung im Jahr 1991 endeten die gemeinsamen Aktivitäten der beiden Initiatoren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Karin Lauerwald war bereits seit 1984 Mitglied der Gruppe „Video & Co“ (zusammen mit den Gründern Günter Schlange und Ruth Waleczek). Die Ateliergemeinschaft von Peatc Voßmann, Elke Bauer und Günter Schlange im CEAG Gebäude, Tor 2 in Dortmund bot Raum für die ersten Veranstaltungen zur Aufführung künstlerischer Videos. Die nachfolgenden Video Werkschauen fanden im benachbarten Tor 3 in den Räumen der Blickpunkt Fernsehproduktion statt. Die Gruppe war neugierig auf die elektronischen Künste, auf ihre Möglichkeiten, ihre Wirkung und Entwicklung.

Mitte der 80er-Jahre entwickelte sich über lokale Initiativen hinaus ein weiter reichendes Bewusstsein für die recht junge künstlerische Gattung. In Nordrhein-Westfalen bündelten sich am 12. August 1985 die Interessen im Rahmen einer „Videokunst-Sitzung“ im Sekretariat für gemeinsame Kulturarbeit NRW in Wuppertal. Im Protokoll der Sitzung wurde festgehalten, dass „Nordrhein-Westfalen die Vorreiterstellung in der öffentlichen Förderung von Videokunst erhalten sollte“. Neben Wulf Herzogenrath (Kölnischer Kunstverein), Dieter Daniels u. Petra Unnützer (Videonale, Bonn), Axel Wirths (235 media, Köln), Zdenek Felix (Museum Folkwang, Essen), Veruschka Bódy (Infermental) u.a. nahmen auch Video & Co teil. Hier stellten die Dortmunder ihr Konzept vor: „Die Einrichtung einer Video-Werkschau-Reihe mit sechs Terminen pro Jahr im zweimonatigen Turnus mit der Vorstellung westdeutscher und internationaler Video-/Medienkünstler, Künstlergruppen und Organisationen. Die Video Werkschau beinhaltete die Präsentation von Video-/Multimedia-Arbeiten in Anwesenheit der Künstler mit anschließendem Werkstatt-Gespräch.“ Ihr Ziel war es, die Videokunst einer breiteren Öffentlichkeit (mit räumlichem Schwerpunkt Dortmund) zugänglich zu machen und sie eher in kulturellen Treffpunkten wie freie Theater und Kommunales Kino als im musealem Raum zu präsentieren.

Logo

Gemeinsam mit Stefan Hörner startete die Initiative im Mai 1986 unter dem neuen Namen offensive video kunst mit einer Werkschau von Ingo Günther im Künstlerhaus Dortmund. Bereits die darauf folgende Veranstaltung kann als einer der Höhepunkte in der noch jungen Geschichte der Vermittlung von Videokunst in Deutschland eingeschätzt werden: Die „Infermental Retrospektive 1980-1986“. Über einen Zeitraum von zwölf Tagen konnte man täglich von 12 bis 21 Uhr eine Videobibliothek mit 176 Arbeiten benutzen. Es gab vier Performances, drei Installationen und einen Vortrag von Dr. Veruschka Bódy (Infermental). Die Installation „Meine Abenteuer mit Admiral Fend“ von Ingo Günther kann als ein Vorläufer der Installation „K4 (C3I)“ (auf der documenta 8, 1987, heute Sammlung Skulpturenmuseum Glaskasten Marl) gesehen werden. Das gesamte Künstlerhaus war vom Dach bis in den Keller und dem Innenhof mit Videopräsentationen bestückt. Fortan waren die drei nachfolgenden Ausgaben von Infermental jeweils als westdeutsche Premiere in Dortmund zu sehen. Im Anschluss daran wurde der 2. Marler Video-Kunst-Preis präsentiert, der – ebenso wie der 3. Marler Video-Kunst-Preis – nach seiner Premiere in Marl zuerst in Dortmund gezeigt wurde.

Neben der Präsentation bestehender Programme und Projekte erstellte die Initiative auch eigene Programme und Ausstellungen zu speziellen Themen in der Videokunst (Tape, Performance und Installation). Hervorzuheben sind die Gemeinschaftsprojekte „Waterfront“ (mit der Hallways Gallery und der Squeaky Wheel Coalition in Buffalo, USA) und „Video Hungaria I-III“ (in Zusammenarbeit mit Miklós Peternák, Budapest). Parallel zu der Präsentation einer Auswahl von Arbeiten aus diesen beiden Projekten während der „Internationalen Photoszene“ zur Photokina 1988 im Museum Ludwig Köln wurde simultan in sämtlichen Amerika-Häusern der Welt von der Initiative das Video „Gesänge des Pluriversums“ von Peter Weibel ausgestrahlt.

1988 trat Volker Harrach neben Sabine Landgräber (ehem. Gödekemeyer) als viertes festes Mitglied der Initiative bei. Durch die langfristige Unterstützung und Förderung von Ernst Schreckenberg (ehem. langjähriger Leiter des Kommunalen Kinos der Volkshochschule Dortmund) und Kurt Eichler (damals Leiter des Kulturbüros der Stadt Dortmund) erlangte die ovk und die Stadt Dortmund als Veranstaltungsort für Videokunst auch über den lokalen Kontext internationale Bekanntheit. Da diese Kunstform zu jener Zeit nicht mit einer breiten Akzeptanz selbst innerhalb der Kunstszene rechnen konnte, agierte das Projekt unter finanziell bescheidenen Bedingungen. Der Charme dieser Low-Budget Veranstaltungen war aber geprägt durch den großen Idealismus und dem von Überzeugung getragenem Engagement der Beteiligten. Auflösungserscheinungen zeigten sich jedoch bereits im Jahr 1989 durch den Ausstieg von Stefan Hörner und Sabine Landgräber ab.

Nach einer kreativen Pause gründeten Karin Lauerwald und Volker Harrach unter dem Namen Fasst Media! eine neue Initiative. Bei der ersten Veranstaltung wurden andere Finanzierungsmodelle ausprobiert und ein neues Sponsoring präsentiert (heutzutage bezeichnet als Cross-Promotion): Die Zuschauer machten es sich auf den Futons eines bekannten Möbelherstellers bequem, um sich die Arbeiten japanischer Videokünstler anzuschauen.

Das ambitionierteste Projekt von Fasst Media! scheiterte wegen eines Verwaltungsfehlers des Kulturamtes der Stadt Dortmund und konnte nicht realisiert werden: Zur Bundesgartenschau 1991 in Dortmund sollten in eigens angefertigten Containern Arbeiten der Preisträger des Prix Ars Electronica (AEC, Linz) sowie ein eigens zusammengestelltes Videokunstprogramm (in Zusammenarbeit mit Art Com, San Francisco) über ein halbes Jahr lang präsentiert werden. Dies wäre damals die längste Videokunstveranstaltung der Welt gewesen. Stattdessen bedeutete die letzte Veranstaltung zum 24. Deutschen Evangelischen Kirchentag 1991 in NRW auch das Ende der Initiative.

So unterschiedlich die Arbeiten der einzelnen Künstler gewesen sind, so verschieden waren auch die Einzelveranstaltungen, Veranstaltungsreihen und -orte, um den Arbeiten einen entsprechenden Rahmen zu geben.

Veranstaltungen 1984-1989

Eigene Programme

Literatur


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