Olga Freiin von Lersner

Olga Freiin von Lersner

Olga Freiin von Lersner (* 21. Juli 1897 in Karlsruhe; † 1978 in Reutlingen) war eine deutsche Krankenschwester, eine der Initiatorinnen und Leiterin der Schwesternschule der Universität Heidelberg. Mit der Entwicklung der universitären Modellschule beeinflusste Lersner die deutsche Krankenpflegeausbildung maßgeblich. Die von ihr mitinitiierte Schule begründete die Aufwertung der europäischen Pflege im internationalen Vergleich und deren spätere Akademisierung.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Lersner begann 1919 eine zweijährige Ausbildung zur Krankenschwester im Katharinenhospital in Stuttgart. Von 1922 bis 1927 war sie Oberin eines Krankenhauses in Saloniki und Oberschwester an der Universitätsklinik Athen. Es folgten verschiedene Führungspositionen in Krankenhäusern in Kaliningrad, Dresden, Senftenberg und Offenbach am Main. Dort trat sie in die Schwesternschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Offenbach ein und übernahm die Leitung der dortigen Pflegeschule. 1940 besuchte sie eine einjährige Weiterbildung des DRK in der ihr die theoretischen Grundlagen ihrer bisherigen Tätigkeiten im Pflegemanagement vermittelt wurden. Anschließend wurde sie zur Oberin der Ludolf von Krehl-Klinik an der Universität Heidelberg ernannt, die Leitung der dortigen DRK-Pflegeschule fiel ebenfalls in ihren Aufgabenbereich.

Modellschule Heidelberg

Nach Ende des 2. Weltkrieges bemühte sich das US-amerikanische Hochkommissariat der Besatzungsmacht um eine Aufwertung der deutschen Krankenpflege und eine Anpassung an internationale Standards, insbesondere der Akademisierung der Pflegeausbildung. Zu diesem Zweck sagten die amerikanische Regierung sowie die Rockefeller- und McCloy-Stiftungen Finanzierungshilfen für die Gründung einer universitären Modellausbildung in Deutschland zu. Der Rektor der Universität Heidelberg Karl Heinrich Bauer und Lersner waren bereit ein entsprechendes Modell zu entwickeln

Mit Unterstützung durch die Rockefeller-Stiftung konnte Lersner ein einjähriges Stipendiat in den Vereinigten Staaten und Kanada absolvieren und besuchte Pflegeschulen in Göteborg und Stockholm.

Während die Universität bereits 1948 die Zustimmung zur Einrichtung der Modellschule gab, versuchte Lersner nach ihrer Rückkehr die Präsidentin des Verbandes Deutscher Mutterhäuser vom Roten Kreuz, Generaloberin Luise von Oertzen von der Idee zu überzeugen. Oertzen hielt eine solche Schule jedoch für „ethisch nicht tragbar“ und drohte Lersner mit dem Ausschluss aus dem DRK, sollte sie ihre Idee verwirklichen wollen.[1] Lersner verließ das DRK und wechselte zum Agnes-Karll-Verband. Sie eröffnete im Mai 1953 die Schwesternschule der Universität Heidelberg mit einer dreijährigen Grundausbildung in Pflege und öffentlicher Gesundheitsfürsorge. Die Schule war von Beginn an internationalen Ansprüchen orientiert. Das Curriculum der Schule wies eine Vielzahl von Neuerungen auf, die nach und nach als Novellierungen Einzug in das Krankenpflegegesetz hielten.

Ehrungen

1963 wurde Lersner das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.[2] Die am 18. April 1968 eröffnete Krankenpflegeschule am St.-Markus-Krankenhaus in Frankfurt wurde ihr zu Ehren Olga-von-Lersner-Schule genannt.[3]

Literatur

  • Horst-Peter Wolff: Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte: WHO was WHO in Nursing History. 2, Elsevier,Urban&FischerVerlag, 2001, ISBN 3437266705, S. 137-138.

Weblinks

  • Geschichte. Akademie für Gesundheitsberufe Heidelberg, abgerufen am 4. Januar 2010.

Einzelnachweise

  1. SCHWESTERNMANGEL: Rechtsschutz für die Haube. In: Der Spiegel. Nr. 26, 26. Juni 1957, ISSN 0038-7452 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41757832.html).
  2. Hilde Schädle-Deininger: Fachpflege Psychiatrie. Elsevier,Urban&FischerVerlag, 2006, ISBN 3437271202, S. 429.
  3. Schule für Krankenpflege. In: Frankfurter Rundschau. 18. April 1968.

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