Otto Strobel

Otto Strobel
Zeichnung von Otto Strobel um 1925

Otto Strobel (* 6. April 1872 in Regensburg; † 13. September 1940 in Gräfelfing) war ein deutscher Politiker (NLP, ab 1918 DVP) und Jurist, von 1905 bis 1934 erster hauptamtlicher Bürgermeister, später Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens und ab 1920 Vorsitzender des Pfälzischen Kreistags.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Otto Strobel wird am 6. April des Jahres 1872 als Sohn eines Drechslers im bayerischen Regensburg geboren. Dort wächst er auf und beginnt nach der Schule ein Jurastudium. Später arbeitet Strobel als Magistratsrat in Bayreuth.[1] Im Jahr 1905 wählt der Stadtrat von Pirmasens den ersten hauptberuflichen Bürgermeister, den damals 33-jährigen Strobel.[2] Dieser erkennt die Bedeutung der Schuhindustrie für die Gemeinde und sorgt für ein Elektrizitätswerk (1907),[2] den neuen Waldfriedhof außerhalb der Stadt und die Einrichtung einer Filiale der Königliche Bayerischen Bank 1911 in Pirmasens. Ein Jahr später wird Strobel in den Pfälzischen Kreistag gewählt.[1] Bis ins Jahr 1913 wird die Biebermühlbahn Richtung Kaiserslautern vervollständigt. Am 26. Januar 1918 gründen auf Initiative Strobels einige Unternehmer der Stadt die Bauhilfe Pirmasens, um billigen Wohnraum für die Fabrikarbeiter zu schaffen.[3]

Nach Ende des I. Weltkriegs und Besetzung der Stadt durch französische Truppen wird Strobel 1920 Vorsitzender des Pfälzischen Kreistages.[1] Weil er 1923 eine Anordnung der Besatzungsregierung, die den Versailler Vertrag verletzt, nicht veröffentlichen lässt, wird er verhaftet und im Mainzer Militärgefängnis inhaftiert.[2] Nach Verurteilung und Ausweisung darf Strobel 1924 zurück in Stadt und Amt. Als die Währungsreformen 1923–1925 die Inflation beenden, entschließt sich der Oberbürgermeister zur Aufnahme eines Kredites, um damit neue Projekte wie die Erweiterung des Waldfriedhofs (1924), den Bau der Streck- und Zeppelinsbrücke (1927–1928), ein Stadtbad sowie die Sommerwaldsiedlung (1928–1930) zu finanzieren. Im März 1933 gewinnt die NSDAP die Reichstagswahl mit fast 50 % der Stimmen. Dem geduldeten Oberbürgermeister wird ein Stadtkommissar beigeordnet, der de facto die Verwaltung leitet. Strobel tritt daraufhin 1934 zurück und zieht nach Bayern, wo er am 13. September 1940 in Gräfelfing verstirbt.

Auszeichnungen

Während eines Besuchs des Prinzregenten Ludwig in Pirmasens erhielt Otto Strobel im Jahr 1913 den Verdienstorden vom Heiligen Michael. Die Bayerische Staatsregierung zeichnete ihn mit dem Titel und Rang Geheimer Rat aus. Nach seinem Tod und dem Ende des II. Weltkriegs benannte die Stadt Pirmasens eine Allee am Stadtrand nach ihm.

Literatur

  • Fritz Burger: Geschichte und Geschichten aus der Horebstadt. Bachstelz-Verlag, Annweiler-Queichhambach, 2004, ISBN 3-924115-27-3
  • H. Schäfer: Geschichte der Stadt Pirmasens. Wartberg-Verlag, 2000

Einzelnachweise

  1. a b c Viktor Karl: Lexikon Pfälzer Persönlichkeiten. Arwid Henning Verlag, Edenkoben, 2004, ISBN 978-3980466851
  2. a b c Historischer Verein Pirmasens: Historie: Die Stadt Pirmasens ab 1763
  3. Bauhilfe Pirmasens: Wohnraum für tausende Pirmasenser

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