- Paul Schäfer (KPD)
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Paul Schäfer (* 15. September 1894 in Erfurt; † 26. Juli 1938 in Moskau) war ein deutscher kommunistischer Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Paul Schäfer besuchte die Volksschule und begann als ungelernter Schuharbeiter in der ältesten Schuhfabrik Deutschlands, der Firma Lingel, in Erfurt. Er war Mitglied des Zentralverbandes der Schuhmacher und schon damals Vorsitzender des Betriebsrates. Außerdem betätigte er sich als Arbeitersportler. Schäfer nahm am Ersten Weltkrieg teil und kehrte danach nach Erfurt zurück.[1] Dort war er 1918/19 Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrat und Mitbegründer der KPD-Ortsgruppe. Im folgenden Jahr wurde er wieder Vorsitzender des Betriebsrates der Firma Lingel. In dieser Funktion war er auch an der Abwehr des Kapp-Putsches teil. Im Jahr 1923 wurde er Führer der „Roten Hundertschaft“ und kurz darauf Mitbegründer des Roten Frontkämpferbundes. Nach diesem ersten Engagement stieg Schäfer 1924 in die Politik ein als er Stadtverordneter wurde und die Funktion des stellvertretenden KPD-Fraktionsvorsitzenden wahrnahm.[2] In Reaktion darauf wurde er jedoch entlassen. Die KPD sorgte jedoch für eine Anstellung als Sekretär der Internationale Arbeiterhilfe (IAH) des Bezirkes Großthüringen. Erst 1931 gab er sein Mandat als Stadtverordneter auf und zog nach Frankfurt am Main. Dort war er wieder Bezirksleiter der IAH.[3] Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten flüchtete Schäfer 1933 zunächst ins Saargebiet. Als dieses besetzt wurde flüchtete er im März 1935 nach Frankreich, wo er sich weiterhin für die Kommunisten einsetzte. Noch im gleichen Jahr begab er sich in die Sowjetunion. Dort wurde Schäfer jedoch im Zuge des „Großen Terrors“ am 11. März 1938 vom NKWD verhaftet und wegen "Spionage für Deutschland" angeklagt. Am 17. Mai wurde Schäfer zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag in Butowo bei Moskau durch Genickschuss hingerichtet und in einem Massengrab verscharrt. Wie alle 1136 vom NKWD verhafteten KPD-Mitglieder wurde er aus der Partei ausgeschlossen.[4][2] Am 12. September 1989 wurde er in der UdSSR formal rehabilitiert, auf der Basis eines Dekrets des Präsidiums des Obersten Sowjets vom 16. Januar 1989 zur Rehabilitierung aller von Sondergerichten Verurteilten.
Ehrungen in der DDR
In der Historiographie der Deutschen Demokratischen Republik sollte die staatlich verordnete Freundschaft zur UdSSR nicht belastet werden. Offiziell hieß es, dass Paul Schäfer am 9. März 1937 als Angehöriger der Internationalen Brigaden in der Schlacht von Guadalajara im Kampf gegen Francisco Franco gefallen sei (obwohl er nie in Spanien gewesen ist). Entsprechend wurde Schäfer in das offizielle Antifaschismus-Gedenken der DDR aufgenommen.[5] Erst nach der Öffnung der sowjetischen Archive nach 1991 wurde diese Version widerlegt.
Im Jahre 1954 wurde die bedeutende Erfurter Schuhfabrik Lingel, in der Schäfer lange Zeit gearbeitet hatte, nach diesem benannt. Sie hieß nunmehr VEB Schuhfabrik „Paul Schäfer“.[6] Am 1. März 1970 wurde dem Funktechnischen Bataillon 51 (FuTB-51) der Nationalen Volksarmee der "Ehrenname" Truppenteil Paul Schäfer verliehen.[7] Außerdem trägt noch heute eine Straße im Stadtteil Erfurt-Ilversgehofen Schäfers Namen. Bei den Verleihungszeremonien war jeweils die Witwe Hulda Schäfer anwesend.
Literatur
- In den Fängen des NKWD: Deutsche Opfer des stalinistischen Terrors in der UdSSR. Hrsg. : Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung, Berlin 1990
- Ulla Plener; Natalia Mussienko (Hrsg.):Verurteilt zur Höchststrafe: Tod durch Erschießen. Todesopfer aus Deutschland und deutscher Nationalität im Großen Terror in der Sowjetunion 1937/1938. Reihe: Texte, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bd. 27, Berlin 2006
- Jürgen Schmidt: Sozialdemokratische und bürgerlich-nationale Milieus, Parteiführungen und Parteikarrieren in Erfurt (1871–1924), in: Dieter Dowe/ Jürgen Kocka/ Heinrich August Winkler (Hrsg.): Parteien im Wandel - Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, Dietz-Verlag, München 1999 (= Schriftenreihe der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Bd.7). ISBN 3-486-56433-1
- Hermann Weber/ Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten - Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 (2. Aufl.), Dietz-Verlag, Berlin 2008. ISBN 978-3-320-02130-6
- Antje Bauer & Christoph Wirth: Der Erfurter Kommunist Paul Schäfer und die stalinistische Geschichtsbewältigung, in: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt, Nr. 48 (2011), S. 36–37.
- Christoph Wirth: Gastwirte, Genossen und Geschäftsleute. Interessante Begebenheiten aus dem Leben von Erfurter Bürgern und Arbeitern. Aus kaum bekannten Quellen recherchiert und erzählt. Erfurt 2011 (als Manuskript gedruckt, Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt), S. 49-57.
Einzelnachweise
- ↑ Jürgen Schmidt: Sozialdemokratische und bürgerlich-nationale Milieus, Parteiführungen und Parteikarrieren in Erfurt (1871–1924), in: Dieter Dowe/ Jürgen Kocka/ Heinrich August Winkler (Hrsg.): Parteien im Wandel - Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, München 1999, S.260
- ↑ a b Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten - Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, Berlin 2008, S.774
- ↑ Jürgen Schmidt: Sozialdemokratische und bürgerlich-nationale Milieus, Parteiführungen und Parteikarrieren in Erfurt (1871–1924), in: Dieter Dowe/ Jürgen Kocka/ Heinrich August Winkler (Hrsg.): Parteien im Wandel - Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, München 1999, S.261
- ↑ Antje Bauer und Christoph Wirth: Der Erfurter Kommunist Paul Schäfer und die stalinistische Geschichtsbewältigung. Stadt und Geschichte, Zeitschrift für Erfurt. Nr. 48, 02/11. S.36-37
- ↑ So zu Beispiel: Harald Wessel: Münzenbergs Ende - Ein deutscher Kommunist im Widerstand gegen Hitler und Stalin, Berlin 1991, S.248 oder Jürgen Schmidt: Sozialdemokratische und bürgerlich-nationale Milieus, Parteiführungen und Parteikarrieren in Erfurt (1871–1924), in: Dieter Dowe/ Jürgen Kocka/ Heinrich August Winkler (Hrsg.): Parteien im Wandel - Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, München 1999, S.261 Fn.92
- ↑ VEB Schuhfabrik „Paul Schäfer“, auf: ddr-wissen.de
- ↑ Funktechnische Bataillon 51 (FuTB-51), auf: www.nva-futt.de
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