Paulus Hahn

Paulus Hahn
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Paulus Hahn (* um 1525; † 1593) war bereits 1548 Schultheiß in Mensfelden,[1] seit 1558 auch Schultheiß in Lindenholzhausen.[2] Bereits der Vater oder Onkel von Paulus Hahn, welcher ebenfalls Paulus Hahn hieß und aus Fritzlar stammte, war in der Universität von Wittenberg 1509 immatrikuliert.[3] Deswegen kann davon ausgegangen werden, dass die Hahns schon zur Zeit der Reformation mit Luthers Ideen in Berührung kamen.

In Lindenholzhausen besaß er sicherlich einen Hof, wahrscheinlich auch in Mensfelden. In beiden Dörfern war er in jedem Fall die beherrschende Figur. Man geht davon aus, dass er eine juristische Ausbildung genossen hat. In jedem Fall ist er einer der entscheidenden Unterhändler bei der Aushandlung des Diezer Vertrages 1564 zwischen Kurtrier und Nassau. In diesem Vertrag wurde die Grafschaft Diez geteilt, die bis dahin von Kurtrier und Nassau gemeinsam verwaltet wurde. Diez war wohl zu dieser Zeit bereits ein Spielball der Mächte und der Interessen geworden. Vor der Reformation katholisch, konvertierte Diez zunächst zum Luthertum, dann zum Calvinismus, um schließlich mit dem dann kurtrierischen Teil wieder zum Katholizismus zurückzukehren.[4]

Bei den Vertragsverhandlungen zwischen Johannes von Schonenburg und Heinrich von Nassau war Paulus Hahn zusammen mit Philipp von Nassau, Petrus Lesch und Philipp von Reiffenberg als Unterhändler tätig.[5] Von der späteren Verbindung zwischen den Familien Reiffenberg und Hahn/Wenzel wird später noch die Rede sein.

Dietkirchen, Kreuch und Lindenholzhausen wurden im Vertrag von Dietz dem kurtrierischen Amt Limburg zugesprochen, Salz, Meudt, Nentershausen und Hundsangen dem kurtrierieschen Amt Montabaur und die übrigen Kirchspiele und Ortschaften kamen zu Nassau.[6] Obwohl der Vertrag laut Zeitzeugen sehr gut für das Haus Nassau ausgeht[7], findet sich Paulus Hahn mit seinen Ländereien am Ende in Lindenholzhausen auf kurtrierischer Seite wieder und wird somit Katholik.

Die Jahre nach dem Diezer Vertrag sind für Paulus Hahn äußerst ertragreich. Ein Malter Korn (ca. 160 Liter), welches normalerweise 2 Gulden kostet, steigt Pfingsten 1574 auf 6 Gulden und 1575 auf 8 Gulden. Jeder, der jetzt über Höfe und Anbauflächen verfügt, macht einen vielfachen Gewinn. Die einfachen Bauern werden die Pächter zu dieser Zeit wahrscheinlich hassen, denn bei gleicher Arbeit bekommen diese ein Vielfaches für ihr Korn.[8] Es bricht eine solche Hungersnot aus, dass die einfachen Landarbeiter, deren Entlohnung auf einen Kornpreis von 2 Gulden ausgelegt ist, auf die Wiesen laufen, Blätter sammeln und diese dann ohne Schmalz, allein mit Salz und Wasser kochen und nur ein paar Krumen Brot in dieses Gemenge werfen, um nicht zu verhungern. Auch werden Äpfel von den Bäumen gestohlen, mit Mehl vermischt und Apfelbrot daraus gebacken oder es werden Eicheln genommen, diese mit Hafer vermischt und Brot daraus gebacken. Dies muss so grauenhaft schmecken, dass der Schreiber der Limburger Chronik angewidert berichtet, dass er dies nur gesehen, aber nicht selbst probiert habe. [9]

Seit 1575 tritt Paulus Hahn als Anwalt des Klosters Gnadenthal auf, woraus wir auf eine anwaltliche Bildung schließen können.[10]

Wie bereits oben erwähnt hielt der Kurfürst 1577 speziell in Villmar Hof, um die noch nicht getauften Schäflein dem katholischen Glauben zuzuführen. Der Kurfürst starb 1581 und Johann von Schonenburg wird neuer Kurfürst zu Trier. Auch Johann kommt nach Villmar und hält eine gemeinsame Prozession der beiden Gemeinden Villmar und Brechen ab und es darf vermutet werden, dass der Kurfürst nicht nur wegen einer Prozession nach Villmar kommt, sondern dass hier auch handfeste Dinge, vor allem über Abgaben verhandelt wird.[11] Einiges scheint besonders in Niederbrechen im Argen zu liegen, wahrscheinlich hat sich der Kurfürst in den ersten Jahren seiner Regierung um das eine oder andere nicht so gekümmert. Jedenfalls wird berichtet, dass er gute Ordnung macht und den alten Burgplatz der Schule gibt.[12]

Zwischen 1586 und 1587 ereignet sich die nächste Hungersnot im sogenannten Goldenen Grund. 1586 kostet ein Malter Korn, das, wie bereits oben erwähnt normalerweise zwischen zwei und drei Gulden bringt, 5 ½ Gulden. Hiernach wird der Winter noch besonders hart und es wird so kalt, dass die Mühlen stehen bleiben.[13] Die Teuerung wird verschlimmert durch Monopolisierung des Kornhandels und durch Vorkaufsrechte und offensichtlich ist dies in ganz Deutschland in diesem Jahr das Hauptproblem. Das Malter Korn wird zu Pfingsten 1587 bis zu 11 Gulden verkauft. Viele Menschen sterben durch diese Hungersnot.[14] Die einfachen Menschen müssen unendlich gelitten haben, aber wie in allen Hungersnöten, geht es den Bauern, die Land besitzen oder pachten, in diesen Zeiten am besten. Immerhin, für das Malter Korn, das dem Boden unter Mühe abgerungen wird, bekommt der Bauer jetzt den 5 ½ fachen Preis. Es ist nicht schwer zu vermuten, dass Paulus Hahn durch diese immense Teuerung in kurzer Zeit viel Geld anhäuft. So ist es wohl auch kein Zufall, dass Paulus bereits 1587, wie schon weiter oben erwähnt dem Grafen Johann VI. von Nassau-Dillenburg 4000 Gulden leihen kann, wovon er und seine Erben noch bis 1608 eine Pension von 200 Gulden beziehen.[15] Das heißt, dass allein für dieses Darlehen das jährliche Zinseinkommen von Paulus Hahn doppelt so hoch ist, wie der Erlös des gesamten Hofes in Hachenburg von Huprecht und Henrich I. Wenzel, also für damalige Verhältnisse ein unvorstellbar hoher Betrag. Noch 1717 führte die nassauische Schuld zu Auseinandersetzungen zwischen seinen entfernten Nachfahren.

1589 gibt es dann einen Überfall auf den Goldenen Grund. Navarrische, also für Frankreich kämpfende Reiter, nehmen dem Nachbarflecken Wers(chau) 7 Pferde ab und die Werschauer rufen die Niederbrechener um Hilfe. Die Niederbrechener läuten die Kirchenglocken, reiten dem navarrischen Haufen hinterher und stellen diesen in Camberg. Dort kommt es zu Verhandlungen und die Pferde gehen an die ursprünglichen Eigentümer wieder über. Es kann vermutet werden, dass Huprecht bei diesem Haufen navarrischer Reiter ist, denn es wird berichtet, dass er 1588 in die Dienste Frankreichs geht.[16] Vielleicht lernen er und Paulus Hahn sich durch diese Verhandlungen kennen, vielleicht kennen sie sich aber bereits und führen die Verhandlungen auf Grund ihrer Bekanntschaft zu einem guten Ende.

In jedem Fall heiratet Huprecht Wenzel bereits vor 1591 Elsabeth, die Tochter von Paulus Hahn. Mit Elsabeth wird Huprecht fünf Kinder haben und zwar eine Tochter, deren Namen wir nicht kennen, die aber Joh. Anton Flick aus Rennerod heiratet, Agnes, Anna, Elisabeth, sowie seinen einzigen Sohn und Nachfolger Johann Jakob Wenzel, der um 1600 geboren wird.

Doch das Glück bleibt der Familie nicht lange hold, denn Paulus wird schon 1593 auf dem Heimweg vom Dietkirchener Jahrmarkt[17] von einigen Strolchen erschlagen. Melchior Grünwaldt und Jakob Happel aus Lindenholzhausen lauern Paulus auf dem Heimweg auf und erschlagen diesen. Nach den vorhergegangenen Erzählungen dürfen wir davon ausgehen, dass Paulus Hahn enorm wohlhabend ist und dass er sich vor allem in den Hungersnöten nicht nur Freunde gemacht hat. Wahrscheinlich lauern ihm einige Neider auf oder einfach üble Burschen, die ihn ausrauben wollen. Gesichert ist die Erkenntnis, dass die Mörder von Paulus Hahn aus seiner näheren Umgebung kommen. So werden Jakob Happel aus Lindenholzhausen und Melchior Grünwaldt später wegen Mordes verurteilt. Ein Peter Müller aus Eschhofen wird freigesprochen.[18]

Es sind sowieso unsichere Zeiten und außerhalb der Städte ist kein Mensch mehr vor Freibeutern sicher. Auf der einen Seite leiden die Leute Hunger, auf der anderen Seite werden sie von marodierenden Banden ausgeraubt, die ihrerseits auf Grund des Krieges nichts zu essen haben.

Einzelnachweise

  1. Gensicke, Mensfelden und Linter NA 84, 1973, S.182
  2. W40 Urk. Zitiert in H. Gensicke, Aus der politischen Geschichte von Lindenholzhausen, in : Eichhorn u.a. Lindenholzhausen, Limburg/Lahn 1972
  3. Fuchs, Johann-Georg, S. 289
  4. Knetsch, Carl, Die Limburger Chronik des Johannes Mechtel, Wiesbaden 1909,;S. 60
  5. Knetsch Carl. Ebda. S. 60
  6. Fuchs S. 289 Anm.9
  7. Knetsch, Carl, die Limburger Chronik. a.a.O.; S. 60: Bei dem Vertrag von Dietse waren PPPP und taten dem Erzstift Trier sehr wehe.
  8. Knetsch, Carl, Die Limburger Chronik; a.a.O.; S.131
  9. Knetsch, Carl; Die Limburger Chronik; a.a.O.; S.132
  10. Struck, Quellen II, Nr. 1118 zitiert in Fuchs, Georg S. 289
  11. Knetsch, Carl; a.a.O.; S. 152
  12. Knetsch, Carl; a.a.O.; S. 153 Feria 5 post exaudie ware ire chrufurstliche gnaden zu Niderbrechen, macht gute ordnung, gabe die alte burgplatz zu der scholen.
  13. Knetsch, Carl; a.a.O.; S. 155 In dem winter von Catharinae an die 3 wochen eine große kelte gesesen, daß die muhlen bestanden; daraus hungersnot entstanden, dergleichen ich nit mehr haben erlebt,…
  14. Knetsch, Carl; a.a.O.; S. 155 Diese teurung ist durch ganzes Teutschland gangen, auch hungers halber etzliche menschen gestorben und tot gefunden worden.
  15. Fuchs, Johann-Georg, a.a.O. S. 287
  16. <16>
  17. Der Dietkirchener Jahrmarkt wurde seit spätestens 1538 am St. Lubentiustag, dem 13. Oktober abgehalten, siehe Fuchs, Johann, Georg a.a.O. S. 289
  18. W 190 Nr.10287; K1C Nr.41 S.735 zitiert in Fuchs, Johann-Georg; a.a.O.; S. 288

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