Peter-und-Paul-Kirche (Völlen)

Peter-und-Paul-Kirche (Völlen)
Kirche in Völlen

Die lutherische Peter-und-Paul-Kirche in Völlen, Gemeinde Westoverledingen (Ostfriesland), wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts als spätgotische Backsteinkirche gebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eine Vorgängerkirche wurde am Südrand des Dorfes im 12. Jahrhundert errichtet, die zu Beginn des 15. Jahrhunderts[1] an den Nordrand von Völlen auf eine erhöhte Stelle verlegt wurde. Dabei wurden die alten Backsteine wiederverwendet. Der polygonale Chor im Osten weist ein Kreuzrippengewölbe auf. Strebepfeiler stützen Kirche und Chor. Im Jahr 1559 erfolgte westlich an das Kirchenschiff der Anbau des Wehrturms auf quadratischer Grundfläche mit einem Satteldach. Auch für diesen Bau, der als Eingang zur Kirche dient, fanden Steine aus der alten Kirche Verwendung. Alte Portale an den Längsseiten des Kirchenschiffes sind nicht vorhanden. Die ursprünglichen Fenster der Süd- und Nordseite sowie im Chor wurden später zugemauert oder erweitert. Die Marienglocke datiert von 1330 und ist mithin die zweitälteste Glocke Ostfrieslands. Eine zweite, größere Glocke mit dem Namen „Peter und Paul“ wurde 1520 gegossen und seit 1735 in Völlen eingesetzt, bis sie im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen und 1973 durch eine neue Glocke ersetzt wurde.

Im Mittelalter unterstand Völlen der Sendkirche Aschendorf im Bistum Osnabrück.[2] Bereits 1521 wandte sich die Kirchengemeinde dem reformierten Bekenntnis zu. Als 1652 Pastor Gerhard Vietor nach 50 Dienstjahren in Völlen starb, entstand ein konfessioneller Streit um die Wahl eines neuen Pfarrers. Nach mehrjährigem Rechtsstreit konnte die lutherische Mehrheit der Gemeindeglieder im Jahr 1657 schließlich mithilfe der Obrigkeit einen Wechsel zur lutherischen Konfession herbeiführen.[3]

Im Jahr 1905 wird die Gemeinde Völlenerkönigsfehn selbstständig. Seit 1964 unterhält die Kirchengemeinde Völlen, die insgesamt etwa 2.100 Mitglieder umfasst, in Völlenerfehn eine zweite Pfarrstelle im 1963 eingeweihten Martin-Luther-Haus. Im dortigen Glockenturm hängt eine Glocke von 1749 aus dem früheren Dachreiter der Völlener Kirche. Aufgrund der fortschreitenden Moorkolonisierung wohnen heute etwa zwei Drittel der Kirchenmitglieder in Völlenerfehn.[4]

Innenausstattung

Der Innenraum wird von einem flachen hölzernen Tonnengewölbe abgeschlossen. Eine Grabplatte stammt wahrscheinlich noch aus der alten Kirche.[4] Der Abendmahlskelch wurde um 1440 von Häuptling Koppe Hatten und der silberne Abendmahlsteller vom Ehepaar Coeler aus Esens 1788 gestiftet.[5] Der schlichte pokalförmige Taufstein weist auf eine Entstehung in reformatorischer Zeit.[1] Um 1600 wurde die heutige Kanzel mit Schalldeckel geschaffen. Bedeutendster Einrichtungsgegenstand ist der Altar, dessen Mensa noch aus mittelalterlicher Zeit stammt. Das Altarretabel mit Baldachin auf einer Predella stammt aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der ursprüngliche Schrein wurde 1676 durch einen gemalten protestantischen Flügelaltar ersetzt, dessen mittleres Bild die Abendmahlsszene und die Seiten Kindheitszenen Jesu zeigen. Auf dem mit Holzschnitzereien verzierten Baldachin ist die Himmelfahrt Christi und auf dem barocken Aufsatz der triumphierende Auferstandene mit der Weltenkugel dargestellt.[1] Auf der Rückseite weisen die Schnitzereien nautische Symbole auf. Im Jahr 1800 wurde der in Groningen hergestellte große Messingleuchter gestiftet. 1822–23 baute Wilhelm Eilert Schmid die weitgehend erhaltene Orgel mit sieben Registern auf einem Manual. In dieser Zeit wurden wahrscheinlich auch die Emporen und das Gestühl eingebaut.[1] 1869 erfolgte ein Erweiterungsumbau der Orgel durch Gerd Sieben Janssen auf zehn Register. Restaurierungen führten Alfred Führer (1969/70) und Bartelt Immer (2004) durch.[6]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. 2010, S. 178f.
  2. Smid: Ostfriesische Kirchengeschichte. 1974, S. 44.
  3. Smid: Ostfriesische Kirchengeschichte. 1974, S. 305, 308.
  4. a b Homepage der Kirchengemeinde, gesehen 25. September 2010.
  5. Genealogie-Forum: Völlen, gesehen 26. September 2010.
  6. Orgel auf NOMINE e.V., gesehen 25. September 2010.

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