Chile

Chile
República de Chile

Republik Chile

Flagge Chiles
Wappen Chiles
Flagge Wappen
Wahlspruch: Por la Razón o la Fuerza
(span. für „Durch Vernunft oder durch Stärke“)
Amtssprache Spanisch
Hauptstadt Santiago de Chile
Staatsform Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt und Regierungschef Präsident Sebastián Piñera
Fläche 755.696 km²
Einwohnerzahl 16.763.470
(Schätzung 30. Juni 2008)[1]
Bevölkerungsdichte 22,18 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[2] 163.792 Mio. US$ (44.)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 9.879 US$ (52.)
Human Development Index 0,783 (45.) [3]
Währung 1 Chilenischer Peso = 100 Centavos
Unabhängigkeit 12. Februar 1818 anerkannt
Nationalhymne Puro, Chile
Nationalfeiertag 18. September 1810 (Beginn des Unabhängigkeitsprozesses)
Zeitzone UTC−4

Chile Standard Time (CLST)

UTC−3 Chile Daylight Time (CLDT) Sommerzeit

Kfz-Kennzeichen RCH
Internet-TLD .cl
Telefonvorwahl +56
Chile on the globe (Antarctica claims hatched) (Chile centered).svg
Grey Gletscher im Torres del Paine Nationalpark
Topographie
Río Blanco in der Provinz Palena (X. Region)
Strand von Pichilemu, Región de O'Higgins

Chile (spanisch Chile?/i; amtlich República de Chile, deutsch Republik Chile) ist ein Staat im Südwesten Südamerikas, der sich annähernd in Nord-Süd-Richtung zwischen den Breitengraden 17° 3′ S und 56° 30′ S; somit beträgt die Nord-Süd-Ausdehnung rund 4300 km. Dagegen erstreckt Chile sich in West-Ost-Richtung nur zwischen dem 76. und dem 64. westlichen Längengrad. Das Land grenzt im Westen und Süden an den Pazifischen Ozean, im Norden an Peru (auf einer Länge von 160 Kilometer), im Nordosten an Bolivien (861 Kilometer) und im Osten an Argentinien (5.308 Kilometer) sowie an den Atlantischen Ozean, die Gesamtlänge der Landesgrenzen beträgt 6.329 Kilometer. Daneben zählen zum Staatsgebiet die im Pazifik gelegene Osterinsel (Rapa Nui), die Insel Salas y Gómez, die Juan-Fernández-Inseln (einschließlich der Robinson-Crusoe-Insel), die Desventuradas-Inseln sowie im Süden die Ildefonso-Inseln und die Diego-Ramirez-Inseln. Ferner beansprucht Chile einen Teil der Antarktis.

Chile belegt laut UN-Bericht den ersten Platz des Human Development Index innerhalb Lateinamerikas.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Die Herkunft des Wortes Chile ist nicht eindeutig nachgewiesen. Die verbreitetste Erklärung ist, dass sich das Wort aus der Sprache der Aymara herleitet. Dort bedeutet das Wort chilli „Land, wo die Welt zu Ende ist“. Dies würde durch die Tatsache unterstützt, dass die ersten Spanier, die nach Chile kamen, von den Siedlungsgebieten der Aymara aus aufbrachen. Die Spanier bezeichneten seit Anbeginn der Kolonisation Südamerikas das Land südlich der Atacamawüste mit dem Namen Chile. In den chilenischen Schulen wird außerdem noch die Variante gelehrt, dass Chile die lautmalerische Bezeichnung eines Vogels namens Trile sein könnte.

Eine weitere, wenig verbreitete Theorie nennt die Inka-Sprache Quechua als Ursprung. Die maximale Ausdehnung des Inkareichs reichte bis zum Gebiet des heutigen Santiago, woraufhin die Inka das Land südlich des Río Aconcagua in Anlehnung an das relativ kalte Klima und die schneebedeckten Anden tchili nannten, was Schnee bedeutet.

Als gesichert hingegen gilt, dass die Landesbezeichnung Chile nicht auf die (spanisch gleichnamige) Chilischote zurückzuführen ist. Dieses Wort stammt aus der mittelamerikanischen Aztekensprache Nahuatl. Die Chili (und die daraus gemachte Salsa) heißt im chilenischen Spanisch ají (siehe auch: Beispiele für Unterschiede im Wortschatz und Lateinamerikanische Modismen).

Physische Geographie

Hauptartikel: Physische Geographie Chiles

Chile ist ein Land, das sich auf dem südamerikanischen Kontinent über 4275 Kilometer in Nord-Süd-Richtung entlang der Anden und des Pazifischen Ozeans erstreckt (zählt man den antarktischen Teil hinzu, circa 8000 Kilometer), aber durchschnittlich nur circa 180 Kilometer breit ist. Die engste Stelle beträgt im kontinentalen Chile (ohne Antarktis) 90 Kilometer, die breiteste Stelle etwa 440 Kilometer. Die Längenausdehnung Chiles entspricht auf Europa und Afrika übertragen in etwa der Entfernung zwischen der Mitte Dänemarks und der Sahara. Aufgrund der langen Nord-Süd-Ausdehnung über mehr als 39 Breitengrade, aber auch der beträchtlichen Höhenunterschiede in West-Ost-Richtung weist Chile eine große Vielfalt an Klima- und Vegetationszonen auf.

Reliefgeologie

Stark vereinfacht besteht Mittel- und Südchile aus zwei parallelen Gebirgszügen mit Nord-Südverlauf: den Anden im Osten und dem niedrigeren Küstenbergzug (Küstenkordillere, Cordillera de la Costa) im Westen. Dazwischen liegt das Zentraltal (Valle Central) mit dem Hauptteil der Bevölkerung, des Ackerlands und des Weinbaus. Die Höhe von Kordillere, Zentraltal und Anden nimmt im Mittel von Norden nach Süden ab, so dass das Zentraltal südlich der Stadt Puerto Montt, die etwa 1.000 Kilometer südlich von Santiago liegt, unter den Meeresspiegel abtaucht. Die Küstenkordillere, von der nur noch die Bergspitzen aus dem Wasser ragen, wird gleichzeitig zur Inselkette. In dieser Region lässt sich deswegen eine einzigartige Fjord- und Insellandschaft entdecken.

Im Norden Chiles dagegen gibt es kein ausgeprägtes Zentraltal, das heißt, die Landschaft steigt von der Küste kommend zunächst steil an und bildet dann ein etwa 1000 bis 1500 Meter hohes Plateau bis zum Fuße der Anden.

Das chilenische Relief lässt sich geotektonisch grob in drei Bereiche einteilen: die Anden im Osten, den Übergangsbereich (Pampa del Tamarugal und Valle Longitudinal) sowie das Küstengebirge (Cordillera de la Costa).

Die chilenischen Anden, die nur an wenigen Stellen die 2000-Meter-Höhenlinie unterschreiten, unterteilen sich hinsichtlich ihrer geologisch-tektonischen Struktur von Nord nach Süd in vier größere Blöcke.

  • Im Großen Norden (Norte Grande) des Landes zieht sich eine etwa 1000 Kilometer lange Kette rezenter Stratovulkane von der Grenze zu Peru (etwa am 17. südlichen Breitengrad) bis zum höchsten Berg des Landes, dem ruhenden Vulkan Ojos del Salado (6893 m), der südlich des 27. Breitengrades in etwa auf der Höhe der Stadt Copiapó liegt.
  • Im Kleinen Norden (Norte Chico) zwischen dem 27. und 33. Breitengrad, der etwas nördlich der Hauptstadt Santiago de Chile verläuft, befindet sich die durchschnittlich 5000 m hohe Hochkordillere, die frei von jungem Vulkanismus ist.
  • Von Santiago de Chile über den gesamten Kleinen Süden (Sur Chico) bis etwas südlich der Stadt Puerto Montt (42. Breitengrad) setzt mit dem 6550 m hohen Vulkan Tupungato erneut eine langgestreckte Vulkankette ein, die aber nach Süden schnell an Höhe verliert.
  • Im Großen Süden (Sur Grande), der bis zur Insel Feuerland reicht, gibt es nur noch wenige isolierte Vulkane, und die Höhe von 3000 Metern wird nur noch selten überschritten. Hier dominiert der glaziale Formenschatz mit Gletscherseen, Karen und Fjorden das Landschaftsbild. Das Gebirge Cordillera Darwin bildet den letzten großen Gebirgszug vor dem Ende Südamerikas.

Der Übergangsbereich zwischen Küstenkordillere und den Anden lässt sich in zwei Bereiche untergliedern: die Pampa del Tamarugal im Norden und das Valle Longitudinal (auch Valle Central) im zentral-südlichen Bereich. Beide sind ausgeprägte Graben-Systeme. Die Pampa del Tamarugal erstreckt sich direkt entlang der nördlichen Vulkankette, während das etwas tiefer gelegene Valle Longitudinal der südlichen Vulkankette folgt und bei Puerto Montt (41° 30′ S) ins Meer abtaucht.

Die Küstenkordillere erstreckt sich mit einer kurzen Unterbrechung südlich der Insel Chiloé über die gesamte Westseite des Landes. Sie steigen im Norden des Landes zwischen Arica und Chañaral (26. Breitengrad) als Steilküste unmittelbar auf 1000 m ü. M. (stellenweise über 2000 m ü. M.) an. Da die wenigen Flüsse in diesem Raum aufgrund des extrem ariden Klimas nicht die Kraft zum Durchbruch haben, wird sie hier nur von wenigen Tälern durchschnitten. Die Talsysteme häufen sich erst südwärts von Chañaral. Das Küstengebirge flacht nach Süden hin ab und erreicht im kleinen Süden schließlich nur noch an wenigen Stellen Höhen über 1.000 m. Die Küstenkordillere setzt sich ab dem 44. Breitengrad (Chonos-Archipel) als Inselkette fort.

Das Land liegt an der Grenze zweier großer Erdplatten, deren Interaktion führt immer wieder zu großen Erdbeben. Eines der ersten aufgezeichnete war das große Erdbeben von Concepción im Jahre 1570.

Etwa 160 Kilometer vor der chilenisch-peruanischen Küste im Pazifik liegt der Atacamagraben (Chilegraben) mit maximal 8065 Metern Tiefe, der die Grenze zweier großer Erdplatten ist. Vor fast der gesamten chilenischen Küste bis ungefähr zur Halbinsel Taitao liegt die Nasca-Platte. Diese tektonische Platte ist die Ursache vieler schwerer Erdbeben und Tsunamis in Chile. Sie faltet die Anden auf.

Berge

Der Salar de Talar (4010 Meter) in der Nähe von San Pedro in der Atacamawüste

Die chilenischen Anden bilden einen der höchsten Gebirgszüge der Welt und weisen eine Vielzahl von Gipfeln über 6000 m auf. Unter іhnen befindet sich der höchste Berg Chiles, der Ojos del Salado (6.893 m), welcher gleichzeitig der höchste Vulkan der Welt ist. Im Folgenden sind die bekanntesten Berge Chiles aufgelistet (vom Norden nach Süden):

Flüsse und Seen

Aufgrund der besonderen Struktur des Landes gibt es in Chile keine längeren Flüsse. Der längste Fluss ist der Río Loa mit 443 Kilometern. Im Norden des Landes verhindert zusätzlich die extreme Trockenheit der Atacamawüste das Aufkommen größerer Wasserläufe. Die wenigen Flüsse im großen Norden, die dauerhaft Wasser führen, werden daher aus den Schnee- und Eisflächen der Gipfelregionen der Anden genährt. Gemäß den zunehmenden Niederschlägen nimmt nach Süden hin das mitgeführte Wasservolumen der Flüsse zu. Die Flüsse in Chile spielen wirtschaftlich in erster Linie für die Landwirtschaft, Energiegewinnung und zu kleineren Teilen auch für den Tourismus (Lachsfischerei, Abenteuer-Tourismus) eine größere Rolle. Die wichtigsten Flüsse von Nord nach Süd sind folgende:

Zu den chilenischen Seen zählen im Norden die Salzseen, deren größter und bekanntester der Salar de Atacama (3000 Quadratkilometer) ist. Ganz im Norden liegt einer der höchstgelegenen Seen der Welt der Lago Chungará mit 21,5 Quadratkilometern auf rund 4500 Meter Höhe.

Die großen und landschaftlich schönsten Seen Chiles erstrecken sich südöstlich der Stadt Temuco bis nach Puerto Montt in folgender Reihenfolge:

Viele sind schiffbar.[4] Im großen Süden liegt der größte chilenische See, der Lago General Carrera (970 Quadratkilometer, XI. Region (Aisén)), welcher den westlichen Teil des argentinischen Lago Buenos Aires bildet.

Naturräumliche und klimatische Gliederung

Chile liegt auf der Südhalbkugel, weshalb die Jahreszeiten um ein halbes Jahr im Vergleich zur Nordhalbkugel verschoben sind und Mond und Sterne am Firmament andersherum wandern. Das Land lässt sich klimatisch in drei Zonen einteilen: Nord-, Mittel- und Südchile.

Klimadiagramm Antofagasta
Klimadiagramm Santiago
Klimadiagramm Punta Arenas
Valle de la Luna, San Pedro de Atacama

Nordchile (genannt „großer Norden“) besitzt viele Berge, die über 6.000 m hoch sind. Der höchste Punkt Chiles ist der erloschene Vulkan Ojos del Salado mit 6.893 m. Zwischen der Küste und der westlichen Anden-Hauptkette erstreckt sich die Atacamawüste. Diese Wüste ist eines der trockensten Gebiete der Erde; oft fällt jahrelang kein Regen. Die Wüste war in der Vergangenheit für ihre großen Salpetervorkommen bekannt, während dort heute vor allem Kupfer gefördert wird. Die größte und wichtigste Stadt dieser Region ist die Hafenstadt Antofagasta (310.000 Einwohner).

In Mittelchile herrscht ein dem Mittelmeerraum vergleichbares Klima. Diese Region ist sehr fruchtbar und dicht besiedelt. Hier befindet sich die Hauptstadt Santiago de Chile mit rund 5 Millionen Einwohnern. Daneben sind Valparaíso (Seehafen und Parlamentssitz, 280.000 Einwohner), Viña del Mar (beliebter Urlaubsort, 320.000 Einwohner) und Concepción (Zentrum der Landwirtschaft und Industrie, 216.000 Einwohner) von Bedeutung. Der Raum nördlich von Santiago wird „kleiner Norden“, der südlich von Santiago „kleiner Süden“ genannt.

Das sehr dünn besiedelte Südchile (genannt „großer Süden“) ist eine äußerst niederschlagsreiche Region. Die Küste ist durch eine Vielzahl vorgelagerter Inseln stark zerklüftet. Südlich des Festlandes befindet sich die Insel Feuerland, die sich Chile mit dem Nachbarland Argentinien teilt. Auf der Feuerland vorgelagerten Insel Isla Hornos befindet sich mit Kap Hoorn der südlichste Punkt Chiles und Südamerikas. In West-Ost-Richtung gliedert sich das Land in einen schmalen Küstenstreifen, der nach Süden breiter wird, und die westliche Anden-Kette entlang der Grenze zu Bolivien und Argentinien.

Besonderheiten des Klimas

Insgesamt wird das Klima Chiles stark durch den Humboldt-Meeresstrom entlang der Küste beeinflusst. Dieser fließt von Süden nach Norden und transportiert kaltes Meereswasser aus der Antarktis. Während zum Vergleich Nordeuropa vom warmen Golfstrom profitiert, liegen die Wassertemperaturen in Chile bei analogem Breitengrad (Nord-/Südkoordinate) deutlich niedriger. In Punta Arenas (Südchile) – das etwa gleich weit vom Äquator entfernt liegt wie Hamburg – beträgt die mittlere Tagestemperatur im Sommer 12 Grad Celsius.

Eine Besonderheit des chilenischen Klimas ist der El-Niño-Effekt, auch Südliche Oszillation genannt. Dieses Klimaphänomen betrifft zwar hauptsächlich Länder wie Peru oder Indonesien, aber auch in Chile ist er etwa alle sieben Jahre wirksam und führt hier zu vermehrten Niederschlägen im Vergleich zu Normaljahren.

Flora und Fauna

Flora

Aufgrund der riesigen Ausdehnung von über 4.000 Kilometern Länge gibt es in Chile sehr viele Vegetationszonen. Im Bereich der Atacamawüste wächst wenig. Bewuchs gibt es nur in Küstennähe oder im Bereich der Anden. Hier wachsen sehr viele verschiedene Kakteenarten, Sukkulenten und Zwergsträucher. Allerdings kommt es alle paar Jahre zu Regenfällen in der Wüste, sodass große Wüstenflächen für wenige Tage von Millionen von Blumen überzogen sind.

Südlich der Wüste folgt die Steppe mit trockenem Grasland und in den Anden wächst die steinharte Yareta (Azorella yareta), auch „Andenpolster“ genannt. In den trockenen Gebieten wächst der „Boldo-Strauch“ (Peumus boldus). An den Küstengebirgen und in den Anden gibt es Nebelwälder („hydrophile Wälder“), wo zum Beispiel ein Baumfarn (span. „Helecho arborescente“) wächst.

Die Weinanbaugebiete beginnen im Bereich des Flusses Río Elqui, außerhalb des Flusstals gibt es dagegen nur Dornensträucher und Kakteen.

In Zentralchile wächst die Honigpalme (Jubaea chilensis). Die Araukarie (Araucaria araucana) ist der heilige Baum der Mapuche, ihre großen Samen dienten ihnen zur Ernährung. In Chile gibt es auch zahlreiche große Eukalyptus-Plantagen.

In Südchile gibt es große Wälder, die dem gemäßigten Regenwald zugeordnet werden. Sie setzen sich vorwiegend aus Zypressen, Kiefern und Lärchen zusammen, ebenso sind Antarktische Scheinbuchen (Nothofagus antarctica) und Pappeln weit verbreitet.

In der XI. Region Aisén gibt es Wälder mit:

Die „Nationalblume“ Chiles ist die rote Chilenische Wachsglocke (Lapageria rosea), sie heißt in Chile „Copihue“, ist eine Kletterpflanze.

Patagonien bildet eine weite Steppe und Tundra. Große Teile der Region Aisén und der Region Magallanes sind bereits vergletschert, sodass hier keine Vegetation mehr anzutreffen ist.

Feuerland ist von großen Mooren durchzogen. Hier halten sich nur noch wenige Baumarten, wie die Lenga-Südbuche, die Magellan-Südbuche (Nothofagus betuloides), oder die Coihue-Südbuche (Nothofagus dombeyi).

Fauna

Vikuñas und Nandu

In den Steppengebieten sind Guanakos, die zur Familie der Kamele gehören, weit verbreitet. In den Andenregionen leben Vikunjas und der Huemul, der als Nationaltier Chiles zusammen mit dem Andenkondor im Staatswappen dargestellt ist.

Der Chinchilla, ein Nagetier, lebt ebenfalls in gebirgigen Steppenlandschaften, sowie der Puma. Die Wälder bieten Platz für Hirsche, Chilenische Waldkatzen, Füchse und für Kolibris.

Der Humboldt-Pinguin, Pelikane und Mähnenrobben leben selbst an den kalten Küsten Nordchiles, Mähnenrobben und Magellan-Pinguine im eisreichen Süden.

Über fast den ganzen Bereich Chiles ist der majestätische Andenkondor verbreitet, einer der größten Vögel der Welt. Die großen Salzseen beherbergen tausende Flamingos.

Im kargen Süden Feuerlands leben Eulen, Magellan-Füchse und Darwin-Nandus. Sehr häufig anzutreffen sind Strauchratten (Degus), das sind kleine, ausschließlich in Chile heimische und vom Aussehen her rattenähnliche Nagetiere aus der Familie der Trugratten, die mit drei Arten fast das ganze Land bewohnen. Sie leben in Erdhöhlen in Kolonien und nehmen im Ökosystem die Nische ein, die in Deutschland die Wildkaninchen innehaben.

Bevölkerung

Bevölkerungsdichte

Bevölkerungsentwicklung seit 1865 mit Prognose bis 2050
Jährliches Bevölkerungswachstum seit 1865 mit Prognose bis 2050

Am dichtesten besiedelt ist der Großraum Santiago de Chile, wo etwa die Hälfte der chilenischen Einwohner lebt. Die Stadt selbst hat etwa 5,5 Millionen Einwohner; sie beherbergt also in etwa ein Drittel aller Einwohner Chiles. Nördlich und vor allem südlich davon erstrecken sich landwirtschaftlich genutzte und dicht besiedelte Gebiete in der Ebene zwischen den Hauptketten der Anden. Nur 100 Kilometer westlich von Santiago liegt der Großraum um die Hafenstadt Valparaíso mit etwa einer Million Einwohnern.

Nach Norden und Süden verringert sich die Bevölkerungsdichte immer stärker. Die Wüstengebiete des äußersten Nordens und die rauen, stürmischen Gebiete im Süden sind aufgrund der ungünstigen klimatischen Bedingungen nur sehr dünn besiedelt.

Ethnische Zusammensetzung

Die chilenische Bevölkerung ist durch einen hohen Grad an Homogenität gekennzeichnet. Die Chilenen mit europäischen Vorfahren und Mestizen bilden rund 95,4 Prozent der Bevölkerung. 4,6 Prozent wird durch die indigene Bevölkerung gebildet. Davon sind 93 Prozent Mapuche, 5 Prozent Aymara und 2 Prozent Rapanui.

Während der Kolonialzeit wurde Chile durch Einwanderer aus allen Regionen Spaniens besiedelt. Im frühen 19. Jahrhundert wanderten englische und irische sowie deutsche Siedler nach Chile. Die ersten Deutschen trafen 1843 ein und siedelten sich später vor allem im Gebiet um den Llanquihue-See und in Valdivia, Osorno, sowie Puerto Montt an. Der Bevölkerungsanteil an Deutschen beziehungsweise Deutschstämmigen beträgt etwa 500.000–600.000.[5] Weitere Einwanderer kamen aus Frankreich, Italien, Kroatien und Palästina bzw. dem Nahen Osten.

Rund 5 Prozent der Bevölkerung gehören (laut Volkszählung 2002) zu den indigenen Völkern. Rund 80 Prozent der 600.000 Ureinwohner gehören zum Volk der Mapuche, das in der Region zwischen den Flüssen Bío-Bío und Toltén lebt und dort einen Bevölkerungsanteil von 23 Prozent besitzt. Das Volk der Mapuche, das früher zusammen mit anderen Völkern der Region auch unter der (von den Mapuche selbst abgelehnten) Sammelbezeichnung Araukaner bekannt war, lässt sich in Pichunchen, Pewenchen und Huillichen unterteilen. Ihre Sprache, das Mapudungun, wird seit wenigen Jahren als Ergänzungsfach in der Schule gelehrt und für eine tägliche Nachrichtensendung im lokalen Fernsehen auf Canal 13 Temuco verwendet. Trotz dieser Errungenschaften bleibt die traditionelle Lebensweise der Mapuche durch die liberale Wirtschaftsordnung gefährdet. Die Mapuche selbst müssen oft in die Großstädte abwandern, um bezahlte Arbeit zu suchen.

Im nördlichen Teil Chiles leben kleinere Stämme von Quechuas, Aymaras, Changos, Atacameños, Diaguitas und Kollas. Im äußersten Süden Chiles leben noch kleine Bevölkerungseinheiten von Selk'nam, Kawéskar, Yaganen, Caucahues sowie Tehuelches. Außerdem leben rund 5.000 Polynesier (Rapanui) auf der Osterinsel.

Die Einfuhr schwarzer Sklaven nach Chile war zu allen Zeiten sehr gering. Die Mehrheit von ihnen konzentrierte sich auf die Städte Santiago de Chile, Quillota und Valparaíso. Im Laufe der Jahrhunderte vermischten sich die Schwarzen mit den Weißen und Mestizen, so dass heute das afrikanische Element in Chile fast völlig verschwunden ist. Eine Ausnahme bildet die Stadt Arica in der Provinz Tarapacá. Arica wurde 1570 gegründet und gehörte bis 1883 zu Peru. Die Stadt zählte zu den peruanischen Einfuhrzentren für afrikanische Sklaven. Von hier aus wurde auch ein großer Teil der bolivianischen Handelsgüter auf europäische Schiffe verladen. Arica lag mitten in der Wüste und bildete – Dank der hervorragenden Anbaumöglichkeiten von Zuckerrohr und Baumwolle im Azapatal – eine Oase. Die vielen Erdbeben, Piratenüberfälle und der Ausbruch von Malariaepidemien führten dazu, dass viele Weiße die Stadt verließen. So entwickelte sich mit der Zeit eine mehr oder weniger isolierte afro-chilenische Enklave. Chile erklärte sich 1811 als erster Staat in Südamerika gegen die Sklaverei und schaffte sie 1823 endgültig ab.

In den vergangenen Jahren suchten Arbeiter aus Peru und Bolivien ihr Glück in Chile. Die Peruaner haben große Erfolge in der Verbreitung der peruanischen Küche in Chile erreicht[6]. 2007 gab die Regierung ein Amnestie-Erlass heraus für diejenigen Ausländer, meistens aus Peru, die ohne Aufenthaltserlaubnis im Land arbeiteten[7]. Die Wirtschaftskrise in Argentinien zwang auch Argentinier zur Arbeitssuche im Nachbarland. Eine kleine Gruppe von Einwanderern kommt aus Asien, vor allem aus Korea, und lebt im Großraum Santiago.

Sprache

Die Amtssprache ist Spanisch (in Chile Castellano genannt), wobei das in Chile gesprochene Spanisch stark gefärbt ist. So wird zum Beispiel s am Silbenende zu einem Hauchlaut: las casas wird zu la' casa'. Außerdem werden die einzelnen Wörter gerne kontrahiert, wobei die Wörter ineinander übergehen: casado wird zu casao. Für manche deutsche Ohren klingt das chilenische Spanisch daher genuschelt. Zahlreiche in Chile verwendete Begriffe wurden aus den Sprachen der Einwanderer übernommen (zum Beispiel closet oder kuchen). In Chile herrscht Seseo vor.

Englisch ist nur wenig verbreitet, weil gute Sprachkenntnisse nur unzureichend an Schulen vermittelt werden. Im Süden Chiles (IX. und X. Region) wird auch vereinzelt Deutsch gesprochen.

Die bekannteste indigene Sprache ist Mapudungun der Mapuche in Südchile, daneben sind in Nordchile Aymara und auf der Osterinsel Rapanui verbreitet.

Religion

Das Land ist sehr katholisch geprägt, Staat und Kirche sind erst seit 1925 getrennt. Der kirchliche Einfluss auf das gesellschaftliche Leben, das Rechtswesen (besonders das Familienrecht) und die Kultur- und Medienwelt ist noch immer recht stark. So gehört etwa der zweitgrößte Privatsender des Landes, Canal 13 (Chile), der katholischen Kirche. Eheliche und uneheliche Kinder werden erst seit 1998 rechtlich gleichbehandelt, das chilenische Eherecht sieht erst seit November 2004 eine Möglichkeit der Scheidung vor, und Abtreibungen sind nach wie vor strikt verboten.

Bei der Volkszählung 2002 rechneten sich 7.853.000 Befragte (69,96 Prozent) zur römisch-katholischen Kirche, die somit die zahlenmäßig stärkste Religionsgemeinschaft des Landes bildet. Die kirchliche Verwaltungsstruktur besteht aus fünf Kirchenprovinzen mit 26 Bistümern und 920 Pfarreien. Rund 15 Prozent der Chilenen gehören protestantischen Glaubensgemeinschaften an; durch den weit verbreiteten pfingstlerischen Einfluss ist der Anteil der evangelischen Einwohner vor allem in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. An weiteren Weltanschauungen wurden Agnostizismus (8,3 Prozent) und indianischer Schamanismus genannt (letzterer ist nur unter Ureinwohnern vertreten). Kleinere Glaubensrichtungen bilden die Zeugen Jehovas (1,06 Prozent), die Mormonen (0,92 Prozent), Juden (0,13 Prozent) und andere.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Chiles

Präkolumbische und Kolonialgeschichte

Historienbild der Gründung von Santiago de Chile durch Pedro de Valdivia 1541

Etwa 13.000 Jahre v. Chr. siedelten die ersten Menschen im heutigen Staatsgebiet Chiles (siehe Monte Verde). Später gehörte der Norden Chiles bis zu seiner Eroberung durch die Spanier kurzzeitig zum Inkareich. Im Jahr 1520 entdeckte der Portugiese Ferdinand Magellan während seines Versuches, die Erde zu umsegeln, die nach ihm benannte Magellanstraße, die an der heutigen Südspitze Chiles liegt. Die nächsten Europäer, die das heutige Chile erreichten, waren Diego de Almagro und seine Gefolgschaft, die 1535, von Peru kommend, nach Gold suchten, aber von der lokalen Bevölkerung zurückgetrieben wurden. Die erste permanente Siedlung der Europäer war das 1541 durch Pedro de Valdivia gegründete Santiago. Seit 1542 war Chile Bestandteil des spanischen Vizekönigreiches Peru.

Da die Spanier wenig Gold und Silber fanden, war Chile aufgrund seiner abgeschiedenen Lage eher eine wenig beachtete Kolonie für die spanische Krone. Die große Atacamawüste behinderte den direkten Weg nach Peru. Erst später wurde Chile durch landwirtschaftliche Produkte für die anderen spanischen Besitzungen ein wichtiger Versorgungspartner.

Chile beherbergte verschiedene Volksgruppen, die lange Zeit fälschlicherweise unter dem Begriff Araukaner subsumiert wurden. Im Süden leisteten die Mapuche in zahlreichen Kriegen erbitterten Widerstand. Der Konflikt, der als Arauco-Krieg (Guerra de Arauco) bezeichnet wird, verhinderte eine spanische Besiedlung der südlichen Hälfte Chiles nachhaltig. Die meisten Städte, Ansiedlungen und Forts wurden kurz nach ihrer Errichtung von den Kampfverbänden der Ureinwohner überrannt und wieder zerstört. Ab 1602 bildete der Fluss Bío Bío faktisch die Grenze zum Mapuchegebiet. Der andauernde Widerstand der Ureinwohner zwang die Spanier 1641 zur Anerkennung einer unabhängigen Mapuche-Nation im Vertrag von Quillín. Darin wurde der Bío-Bío-Fluss als Grenze festgeschrieben und dem Volk der Mapuche Souveränität zugebilligt, ein in der Geschichte indigener Bevölkerungen in Südamerika einzigartiger Vorgang. Zwar kam es auch danach immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen und glücklosen Eroberungsversuchen, doch hatte die Grenzziehung im Wesentlichen bis zum Ende der Kolonialzeit Bestand. Erst im Rahmen der 1861 von Präsident José Joaquín Pérez ausgerufenen so genannten „Befriedung Araukaniens“ wurde der Mapuche-Aufstände mithilfe chilenischer Truppen gewaltsam unterworfen und im Jahre 1883 endgültig an Chile angegliedert.

Neben den indianischen Angriffen behinderten schwere Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche die Entwicklung des Landes. Viele Städte wurden komplett zerstört, wie beispielsweise Valdivia 1575 und Concepción 1570. Die chilenischen Küstenstädte waren im 16. und 17. Jahrhundert häufigen Angriffen englischer Piraten ausgesetzt.

1609 wurde das Generalkapitanat Chile gegründet, dieses war jedoch abhängig vom Vizekönigreich Peru. 1778 wurde Chile zum eigenständigen Generalkapitanat mit Handelsfreiheit innerhalb des spanischen Königreiches.

Unabhängigkeitskrieg und Entstehung der Republik

Diego Portales Palazuelos

Hauptartikel: Chilenischer Unabhängigkeitskrieg

Der Drang nach Unabhängigkeit kam auf, als 1808 Spanien von Napoleons Bruder Joseph regiert wurde. Am 18. September 1810 wurde eine Junta ins Leben gerufen, die die Treue Chiles zum abgesetzten König Ferdinand VII. erklärte, und zwar als eine autonome Provinz innerhalb des spanischen Königreichs. Dieses Datum feiert man in Chile als den Beginn der Unabhängigkeit. Wenig später erklärte Chile seine totale Losbindung von Spanien und der Monarchie.

1814, nach dem Ende der Spanischen Unabhängigkeitskrieg und der Niederlage der Patrioten in der Schlacht von Rancagua, übernahm Spanien wieder die uneingeschränkte Macht in Chile. Die Spanier wurden aber in der Schlacht von Chacabuco durch ein chilenisch-argentinisches Heer unter General José de San Martín geschlagen. In der Schlacht von Maipú 1818 brach der spanische Widerstand endgültig zusammen. San Martín verzichtete zugunsten von Bernardo O’Higgins auf das Präsidentenamt und so wurde O’Higgins das erste Staatsoberhaupt Chiles.

O'Higgins selbst wurde gestürzt und ging 1823 ins Exil nach Peru. Sein Nachfolger Ramón Freire y Serrano konnte seine politische Macht nicht richtig festigen und wurde von Francisco Antonio Pinto Díaz 1828 gestürzt. Er führte eine liberale Verfassung ein, was den Zorn der Konservativen hervorrief. Am 17. April 1830 stürzte Diego Portales Palazuelos in der Schlacht von Lircay die Regierung. Portales regierte (indirekt, denn er wurde nie Präsident) bis August 1831 mit diktatorischen Mitteln. Im Jahre 1833 entstand mit Hilfe Portales eine streng präsidiale Verfassung. Diese stark zentralistische Verfassung gewährte Chile eine lange Zeit der Stabilität, bis zum Bürgerkrieg von 1891.

Von 1836 bis 1839 kam es zum Peruanisch-Bolivianischen Konföderationskrieg gegen Bolivien und Peru, den die Chilenen gewannen.

Am 17. September 1865 erklärte Chile Spanien den Krieg (Spanisch-Südamerikanischer Krieg), nachdem Spanien versucht hatte mit militärischen Mitteln in Perú Einfluß zu gewinnen. Es kam daraufhin zu den Seegefechten bei Papudo, sowie Abtao vor der Insel Chiloé. Am 5. Dezember 1865 verbündete sich auch Peru mit Chile, um den gemeinsamen Feind zu bekämpfen. Die Spanier beschossen am 31. März 1866 die Stadt Valparaíso massiv. Der Konflikt mit Spanien konnte aber erst in Verträgen von 1871 und 1883 endgültig gelöst werden.

Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts wanderten verstärkt auch nicht-spanische Europäer nach Chile ein, darunter Deutsche, deren Spuren noch heute vor allem im südlichen Mittelteil des Landes zu sehen sind (Valdivia, Osorno, Puerto Montt, Puerto Varas, Frutillar, Puerto Natales).

Salpeterkrieg

Im Salpeterkrieg, 1879 bis 1884, besetzte Chile die bis dahin zu den Nachbarländern Peru und Bolivien gehörenden Atacamawüste, Lima und Teile der Pazifikküste von Perú. Im Friedensvertrag von 1904 zwischen Chile und Bolivien übergab Bolivien an Chile seinen freien Zugang zum Pazifik.(In den eroberten Gebieten wurden später große Kupfervorkommen gefunden. Chuquicamata, die größte Kupfer-Tagebau-Mine der Welt, befindet sich in diesem Gebiet). Perú übergab an Chile im Vertrag von Ancón die heutigen Regionen von Arica, Parinacota und Tarapacá als Reparationen.

Bürgerkrieg von 1891

1891 widersetzten sich Parlament und Marine dem Präsidenten José Manuel Balmaceda; es kam zum Bürgerkrieg. In diesem Konflikt starben rund 6.000 Menschen. Balmaceda verlor zwei größere Schlachten und beging am 18. September 1891 Selbstmord. Das bis dahin präsidial geprägte Regierungssystem wurde nach dem Sieg der Kongressanhänger durch ein parlamentarisches System ersetzt, bis 1916 wiederum ein präsidentielles Regierungssystem eingeführt wurde. Während der Unruhen kam es zum Baltimore-Zwischenfall, der zu einem diplomatischen Konflikt zwischen der neuen chilenischen Regierung und den USA führte.

Grenzverlauf

Frauen in Marchihue, im Jahr 1902

Trotz des Grenzvertrags mit Argentinien (1881) verschärften sich ab 1893 die Grenzstreitigkeiten mit Argentinien, weil der Vertrag die Grenze „über die höchsten Berge und die divortium aquarium“ zog, aber auf manchen Abschnitten konnten die beiden Bedingungen nicht gleichzeitig erfüllt werden. Im Norden tauschte Bolivien einen Teil der Puna gegen Tarija mit Argentinien, nachdem Chile die Puna-Region im Salpeterkrieg besetzt hatte. Zwischen Chile und Argentinien kam es zu einem Wettrüsten. Erst der britische König Edward VII. konnte den Grenzstreit 1902 schlichten. Patagonien und Feuerland wurden neu aufgeteilt, dabei fielen 54.000 Quadratkilometer an Chile und 40.000 Quadratkilometer an Argentinien. Die Grenzstreitigkeiten mit Bolivien wurden 1904 in einem Friedensvertrag endgültig beigelegt. Dieser Vertrag ist völkerrechtlich bis heute bindend und wird von Bolivien und Chile anerkannt.

Erster und Zweiter Weltkrieg

Chile blieb im Ersten Weltkrieg neutral, die innenpolitische Lage war aber weiterhin instabil. Präsident Arturo Alessandri Palma, der in Chile ein Sozialversicherungssystem eingeführt hatte, wurde 1924 durch einen Militärputsch abgesetzt, kam aber, nach der Einführung einer neuen Verfassung im Jahre 1925, im März 1926 wieder an die Macht. Bis 1932 regierte (am längsten) Carlos Ibáñez del Campo das Land mit diktatorischen Mitteln. 1932 wurde die verfassungsmäßige Ordnung wiederhergestellt, und die Radikalen erwiesen sich in den folgenden zwanzig Jahren als führende Partei.

Die Weltwirtschaftskrise um 1930 traf Chile besonders hart. Die Preise für die wichtigsten Exportgüter Kupfer und Salpeter verfielen zusehends. Ab den 1930er Jahren erfolgte eine langsame Erholung des Landes, die 1938 durch einen Putschversuch der Nationalsozialistischen Bewegung Chiles und das darauffolgende Massaker unterbrochen wurde.

1934 kam es zu einer großen Bauernrebellion in Ranquil. Erst der Einsatz der Polizei konnte diesen letzten großen Aufstand beenden.

Nachdem Chile lange Zeit – auch aus Rücksicht auf die zahlreichen deutschstämmigen Chilenen – im Zweiten Weltkrieg neutral geblieben war, beschloss 1944 Präsident Juan Antonio Ríos Morales, an der Seite der Alliierten in den Krieg einzutreten, aber der Einfluss Chiles auf den Kriegsausgang blieb unbedeutend.

Nachkriegszeit

1945 gehörte das Land zu den Gründungsmitgliedern der Vereinten Nationen und trat 1948 der OAS bei. Das Frauenwahlrecht wurde 1949 eingeführt.

Denkmal Jorge Alessandri

Großer Gegenspieler der Konservativen, die mit ihrem Kandidaten Jorge Alessandri 1958 zum letzten Mal die Präsidentschaftswahl gewannen, wurden die Christdemokraten, die zwar strikt antikommunistisch, nach europäischen Maßstäben aber in Fragen der Sozialpolitik gemäßigt links eingestellt waren.

Am 22. Mai 1960 erschütterte das bisher stärkste gemessene Erdbeben der Welt mit anschließendem Tsunami die Küsten Chiles und verwüstete besonders die Hafenstadt Valdivia. Das Beben hatte eine Stärke 9,5 auf der Richterskala. Es starben mehr als 2000 Menschen.

1964 gewann Eduardo Frei Montalva als Kandidat der Christdemokratischen Partei die Wahl zum Präsidenten, auch mit Wahlhilfe aus den USA. Er versuchte unter dem Motto „Revolution in Freiheit“, Sozialreformen mit der Beibehaltung der demokratischen Ordnung zu verbinden und den Spagat zwischen den radikalen Forderungen der Linken und der rigorosen Abwehr von Reformen durch die Rechten zu schaffen. Eine Landreform verteilte über drei Millionen Hektar Großgrundbesitz an Bauerngenossenschaften. Frei scheiterte letztlich mit seinen wichtigsten Reformen, darunter die teilweise Verstaatlichung der Kupferindustrie. 1969 trat Chile als Gründungsstaat der Andengemeinschaft bei, trat allerdings 1976 wieder aus.

Präsidentschaft Salvador Allende

Demonstration für Salvador Allende
… Salvador Allende

Die Kräfte der Linken bildeten 1969 die Unidad Popular (UP), ein Wahlbündnis, dem neben der Kommunistischen und der Sozialistischen Partei kleine humanistische, linkschristliche und marxistische Parteien angehörten. Die UP vertrat eine sozialistische Linie, warb für die Verstaatlichung der Industrie und die Enteignung der Großgrundbesitzer. Dieses Bündnis stellte 1970 als Präsidentschaftskandidaten Salvador Allende auf, der schon zum vierten Mal kandidierte.

Aus den Wahlen von 1970 ging das linke Wahlbündnis Unidad Popular mit 37 % der Stimmen als stärkste Kraft hervor und Salvador Allende wurde zum Präsidenten gewählt. Sein konservativer Gegner, Jorge Alessandri, kam auf 35,3 %, und der Christdemokrat Radomiro Tomic erzielte 28,1 %. Stichwahlen waren in der damaligen Verfassung nicht vorgesehen. Allende wurde im Parlament mit den Stimmen der Christdemokraten (um Tomic), unter der Voraussetzung, er würde sich streng an die Verfassung und Rechtsstaatlichkeit halten, als Präsident gewählt. Er verstaatlichte in der Folge die wichtigsten Wirtschaftszweige (Bankwesen, Landwirtschaft, Kupferminen, Industrie, Kommunikation) und geriet dadurch in wachsende Konflikte mit der Opposition – obwohl die Verstaatlichungen von der Verfassung gedeckt waren. Zudem stieß der Wahlsieg Allendes in den USA auf heftigen Widerstand.

Mit dem Sieg der „Volksfrontregierung“ unter marxistischem Einfluss in Chile war nach Kuba der zweite amerikanische Staat sozialistisch regiert. Dies schien die 1954 von US-Präsident Eisenhower postulierte Domino-Theorie zu bestätigen, wonach die Länder Südamerikas nach und nach wie Dominosteine dem Kommunismus anheimfallen würden. US-Außenminister Henry Kissinger ließ, als der Sieg der linken Kräfte absehbar war, verlauten: „Ich sehe nicht ein, weshalb wir zulassen sollen, dass ein Land marxistisch wird, nur weil die Bevölkerung unzurechnungsfähig ist.“ Bei seinem Amtsantritt hatte Allende also mit Sanktionen und Gegenmaßnahmen der USA zu rechnen. So kam es bereits 1970 zu einem tödlichen Attentat auf General René Schneider, bei dem die CIA und Außenminister Kissinger massiv beteiligt waren (siehe CIA-Aktivitäten in Chile).

Durch den Boykott der USA, der westeuropäischen Staaten und der internationalen Konzerne, wurde das politische System derart labil, dass von Teilen des Militärs ein Putsch geplant wurde. Ein erster Putsch des 2. Panzerregiments scheiterte im Juni 1973.

Pinochet als Präsident

Am 11. September 1973 kam es schließlich zu einem blutigen Militärputsch gegen die Regierung. Präsident Allende beging in der Moneda Selbstmord. Hunderte seiner Anhänger kamen in diesen Tagen ums Leben, Tausende wurden inhaftiert. Sämtliche staatlichen Institutionen in ganz Chile waren binnen Stunden vom Militär besetzt. Die Macht als Präsident einer Junta übernahm General Augusto Pinochet.

Überall im Lande errichtete das Militär Geheimgefängnisse, wo Oppositionelle und deren Sympathisanten nicht selten zu Tode gefoltert oder unter anderem mit Flugzeugen hinaus aufs Meer geflogen und dort hinausgeworfen wurden. Tausende Chilenen gingen daher wegen der fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen ins Exil (→ Folter in Chile).

Kurz nach der Machtübernahme Pinochets begannen auch die USA und die westeuropäischen Staaten wieder, Chile intensiv mit Wirtschaftshilfe zu unterstützen. Die Militärregierung machte die Verstaatlichungen Allendes mit Ausnahme der wichtigen Kupfermine Chuquicamata rückgängig, führte neoliberale Wirtschaftsreformen durch und schaffte die Gewerkschaftsrechte ab (→ Wirtschaftliche Entwicklung Chiles).

In Deutschland erhielt die Regierung Pinochets lange Zeit aus den Reihen der Unionsparteien, vor allem der CSU, Unterstützung. So lobte Franz Josef Strauß 1977 bei seinem Besuch den Umsturz als „gewaltigen Schlag gegen den internationalen Kommunismus“. Es sei „Unsinn, davon zu reden, daß in Chile gemordet und gefoltert würde“. Die Auseinandersetzung um die Bezeichnung der Militär-Junta als „Mörderbande“ durch den der SPD angehörigen Forschungsminister Hans Matthöfer anlässlich eines Streits um Wirtschaftshilfe im Jahr 1975 steht exemplarisch für die Gespaltenheit der deutschen Politik in dieser Frage. In den achtziger Jahren wurde auch in der CDU die Kritik an den Menschenrechtsverletzungen des Regimes deutlicher. In diese Zeit fällt auch der Chilebesuch von Norbert Blüm, bei dem dieser Pinochet im direkten Gespräch damit konfrontierte.[8]

Insbesondere in der Colonia Dignidad, einer streng bewachten Siedlung von Deutschstämmigen unter Führung von Paul Schäfer, wurde gefoltert.[9] Die als Sekte geltende Einrichtung war etwa zehn Jahre vor der Machtübernahme Pinochets gegründet worden und diente während der Militärherrschaft als Folterzentrum für die chilenischen Geheimdienste. Darüber entwickelt sich die Colonia zu einem florierenden Konzern, der u. a. Titan nach Deutschland exportierte. Trotz Hinweisen, gerichtlichen Anklagen und Fluchtversuchen deutscher Bürger hielt die deutsche Botschaft in Chile „Äußerste Zurückhaltung“ und blieb untätig, mehr noch, sie ließ Handwerker der Siedlung die Botschafterresidenz renovieren.[10]

Konfliktherd Beagle-Kanal

Im Dezember 1978 verschärfte sich der Beagle-Konflikt mit Argentinien und es kam zu kriegerischen Drohungen gegen Chile. Die unbewohnten Inseln Lennox, Picton und Nueva im Beagle-Kanal wurden zum Streitpunkt, vor allem weil in der Gegend größere Öl-Reserven vermutet wurden. Der Streit erreichte seinen gefährlichsten Höhepunkt am 22. Dezember 1978, als Argentinien die Operation Soberania startete um die Inseln militärisch zu besetzen und in Kontinental-Chile einzumarschieren. Der Einmarsch wurde gestoppt als die Junta in Buenos Aires einer päpstlichen Vermittlung zustimmte. Diese Mediation führte nach der Niederlage Argentiniens im Falklandkrieg zu dem Freundschafts- und Friedensvertrag von 1984 zwischen Chile und Argentinien, bei dem alle drei Inseln Chile zugesprochen wurden. Die fast endgültige Grenzziehung mit Argentinien am Fitz-Roy-Massiv wurde am 16. Dezember 1998 vereinbart. Es bleibt bis heute nur noch ein kleiner undefinierter Abschnitt im Bereich des Campo de Hielo Sur (südliche Eisfelder) übrig. Dieser Bereich beherbergt eines der größten Süßwasserreservoirs Südamerikas.

Während des Falkland-Krieges 1982 unterstützte Chile Großbritannien passiv gegen Argentinien, aufgrund der im Jahre 1978 vorausgegangenen Drohungen Argentiniens, in Chile einzufallen. So landete in Chile ein beschädigter britischer Hubschrauber. Bisher ist der Grund seines Aufenthaltes in dieser Region allerdings unbekannt. Des Weiteren half Chile Großbritannien mit Radar- und Spionagetätigkeiten. Der chilenische Exluftwaffenchef Fernando Matthei bestätigte später die geheime Kooperation.

Redemokratisierung

1988 wurde eine Volksabstimmung abgehalten, bei der sich eine Mehrheit (55 %) gegen eine weitere Amtszeit Pinochets aussprach. 1989 fanden die ersten freien Wahlen nach 15-jähriger Diktatur statt, Präsident wurde der Christdemokrat Patricio Aylwin. Aylwin setzte die neoliberale Wirtschaftspolitik Pinochets fort und bemühte sich, die verfeindeten politischen Lager zu versöhnen, um ein demokratisches Zusammenleben zu ermöglichen. Behutsam („Gerechtigkeit soweit es geht“) begann er mit der Aufarbeitung der Verbrechen der Militärdiktatur: Im November 1993 standen erstmals Offiziere wegen Menschenrechtsverletzungen vor Gericht. Viele Exilanten kehrten zurück in ihre Heimat.

Michelle Bachelet

Von 1994 bis 2000 regierte der Christdemokrat Eduardo Frei Ruiz-Tagle.

Pinochet trat 1998 als Heereschef ab, blieb aber Senator auf Lebenszeit und genoss daher Immunität. Im gleichen Jahr wurde er in Großbritannien aufgrund eines Haftbefehls des spanischen Richters Baltasar Garzón verhaftet, konnte aber 1999 aus gesundheitlichen Gründen nach Chile zurückkehren. 1998 wurde er von Gladys Marin vor dem chilenischen Richter Juan Guzmán Tapia angeklagt, 2002 jedoch wegen leichter Demenz als verhandlungsunfähig erklärt, worauf Pinochet auf sein Amt als Senator verzichtete. Weitere Versuche, ihn gerichtlich zu belangen, scheiterten. Er starb am 10. Dezember 2006, ohne je verurteilt worden zu sein.

Im Jahr 2000 wurde der Sozialist Ricardo Lagos neuer chilenischer Präsident. Er bezwang in einer Stichwahl seinen konservativen Gegner Joaquín Lavín nur knapp. Mit Lagos zog nach Allende der zweite sozialistische Präsident in die „Moneda“ ein. Lagos machte die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zum Ziel seiner Regierung. Sein Programm sah außerdem die Wiedereinführung der Tarifautonomie und die Einbindung des Armee-Budgets in den staatlichen Haushalt vor. Lagos verließ im Jahr 2006 das Amt mit einer rückwirkend wirtschaftlich und politisch positiven Bilanz. Als Nachfolgerin wurde die Sozialistin Michelle Bachelet zur ersten Präsidentin in der Geschichte des Landes gewählt.

Am 27. Februar 2010 erschütterte ein massives Erdbeben der Stärke 8,8 Mw auf der Momenten-Magnituden-Skala den Süden Chiles und zerstörte große Teile der gesamten chilenischen Infrastruktur. Auch Zentral-Chile war stark betroffen. In der Region VI und VII trafen ca. nach 20min hohe Tsunami-Wellen ein und zerstörten ganze Küstenstädte und Gebiete. Auch Wochen nach dem schweren Erdbeben der Stärke 8.8 auf der Richter-Skala wurde das Land von vielen Nachbeben erschüttert. Insgesamt waren in Chile die Regionen III bis IX betroffen.[11]

2010 gewann Sebastián Piñera, nach einer Stichwahl gegen seinen Konkurrenten Frei, die Präsidentschaftswahl. Am 11. März 2010 war sein Amtsantritt. Sebastian Piñera ist der erste rechtsgerichtete Präsident nach fast 20 Jahren.

Politik

Hauptartikel: Politisches System Chiles

Verfassung

Palacio de la Moneda, Sitz des chilenischen Präsidenten

Chile ist eine Präsidialrepublik. Die Verfassung wurde am 16. August 2005 vom chilenischen Parlament geändert.

Exekutive

Der Präsident, nach US-amerikanischem Vorbild zugleich Regierungschef, wird für eine vier Jahre andauernde Amtszeit gewählt. Der Präsident kann zwar mehrere Amtszeiten absolvieren, jedoch nicht direkt hintereinander. Er ernennt die Minister (2005: 18 Minister) und Subsekretäre (Vergleichbar mit Staatssekretären; 2005: 30) sowie die Regional-Intendanten (einen für die Hauptstadtregion und je einen für die Regionen) und Provinzgouverneure (je Provinz einer). Er kann innerhalb eines durch die Verfassung festgelegten Rahmens Dekrete erlassen, die Gesetzeskraft haben. Zudem kann er die obersten Befehlshaber der Teilstreitkräfte ernennen. Mehr Informationen hierzu unter Senat.

Legislative

Die Legislative (Congreso Nacional) besteht aus zwei Kammern. Der erste chilenische Kongress wurde am 4. Juli 1811 durch Beschluss (1810) der Regierungs-Junta gebildet.

Die Abgeordnetenkammer (Cámara de Diputados) besteht aus 120 durch direkte Wahl ermittelten Abgeordneten. Das ganze Land wird in 60 Wahlkreise eingeteilt, in denen alle vier Jahre jeweils zwei Abgeordnete gewählt werden. Das erstplatzierte Parteibündnis stellt jedoch beide Abgeordnete, wenn es doppelt so viele Stimmen wie das oppositionelle Wahlbündnis erreicht. Dieses binominale Wahlsystem verhindert, dass kleinere Parteien ins Parlament gewählt werden.

Der Senat (Senado) umfasst 38 Mitglieder. Seit der Verfassungsreform, die am 16. August 2005 beschlossen wurde, werden seit dem 11. März 2006 alle Senatoren direkt von den Wahlbürgern gewählt. Die gewählten Senatoren stammen aus 19 Wahlbezirken. Jede der zwölf Regionen und die Hauptstadtregion besitzen mindestens einen Wahlbezirk. Die V., VII., VIII., IX. und X. Region sowie die Hauptstadtregion werden in jeweils zwei Wahlbezirke aufgeteilt. Alle vier Jahre wird jeweils die Hälfte der Senatoren für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt.

Judikative

Der Oberste Gerichtshof (Corte Suprema de Justicia) ist ein Kollegialgericht mit 21 Richtern. Es ist die höchste richterliche Gewalt in Chile. Die Richter werden von den Richtern des Obersten Gerichts vorgeschlagen und vom Präsidenten auf Lebenszeit ernannt. Unter dem Obersten Gerichtshof ist das Appellationsgericht angesiedelt. Zusätzlich gibt es 17 Berufungsgerichte in Chile.

Durch eine Justizreform wurden die Aufgaben des Anklägers (Staatsanwalt) und des Richters getrennt. Im Zuge dieser Reform werden Gerichtsverfahren nun öffentlich und mündlich geführt, statt wie zuvor üblich schriftlich. Angeklagte mit geringem Einkommen können einen staatlichen Pflichtverteidiger in Anspruch nehmen. Für dieses neue Justizsystem mussten 300 neue Gerichtsgebäude in zahlreichen chilenischen Städten gebaut werden.

Das Verfassungsgericht (Tribunal Constitucional) ist zuständig für die Kontrolle der vom Parlament erlassenen Gesetze auf Verfassungswidrigkeit.

Parteien

Parteien wurden ab 1987 wieder zugelassen. Das gegenwärtige Wahlrecht hat dazu geführt, dass alle Parteien sich zu Parteibündnissen zusammengeschlossen haben.

Die „Concertación de Partidos por la Democracia“ ist ein Bündnis von vier Mitte-Links-Parteien, die sich aktiv am Sturz der Militärdiktatur beteiligt haben. Das sich aus den Parteien „Christlich-Demokratische Partei“ (Partido Demócrata Cristiano, PDC), „Radikale und Sozialdemokratische Partei“ (Partido Radical Social Demócrata, PRSD), „Sozialdemokratische Partei“ (Partido por la Democracia, PPD) sowie „Sozialistische Partei“ (Partido Socialista, PS) zusammensetzende Bündnis stellt 62 von 120 Parlamentsabgeordneten. Die PDC ist mit 22 Abgeordneten die stärkste politische Kraft im Bündnis, gefolgt von der PPD mit 21 Sitzen. 10 Abgeordnete gehören der PS und 6 Abgeordnete der PRSD an. Diese vier Parteien stellen sämtliche Minister, Staatssekretäre und Provinzgouverneure entsprechend der Sitzverteilung im Parlament.

Die Alianza por Chile ist ein konservatives Bündnis der Parteien „konservative Nationale Erneuerungspartei“ (Renovación Nacional, RN) und „Unabhängige Demokratische Union“ (Unión Demócrata Independiente, UDI), die für eine Verlängerung der Militärdiktatur von Augusto Pinochet geworben haben. Die UDI stellt 33 Abgeordnete, die RN 19 Abgeordnete. Zusammen mit unabhängigen Kandidaten stellt die Alianza 57 von 120 Parlamentsabgeordneten.

Das Linksbündnis Juntos Podemos Más (gemeinsam können wir mehr, Podemos ist jedoch ein Akronym für Poder Democrático Social) umfasst die Christliche Linke, die Humanistische Partei, die Kommunistische Partei sowie einige andere linke und linksliberale Splitterparteien. 2010 konnte Juntos Podemos 2 kommunistische Abgeordnete ins Parlament senden.

Streitkräfte und Polizei

Siehe: Streitkräfte Chiles

Außenpolitik

Chile ist Mitglied der APEC und versucht momentan mit möglichst vielen asiatischen und pazifischen Staaten Freihandelsabkommen zu schließen (zum Beispiel gibt es Abkommen mit den USA, der EU, Südkorea und China).

Chile ist seit 1945 Mitglied der UN und seit 1948 Mitglied der OAS. In der UN spielt Chile seit 2004 eine wichtigere Rolle, da es sich zur Teilnahme an Friedensmissionen entschlossen hat. Heute stehen chilenische UN-Einheiten zum Beispiel in Haiti.

Im Mai 2007 lud die OECD Chile zu Beitrittsgesprächen ein[12] und der Beitritt wurde am 7. Mai 2010 vollzogen.[13]

Beziehungen innerhalb Südamerikas

In Südamerika ist Chile assoziiertes Mitglied des Mercosur, diese Nichtvollmitgliedschaft erlaubt Chile eigene Handelsabkommen zu schließen. Die Konzentration Chiles auf die großen Handelspartner USA, EU und Asien wird von den anderen Andenstaaten kritisch gesehen. Man befürchtet eine Vernachlässigung des lateinamerikanischen Marktes. Insbesondere die vielen Freihandelsabkommen Chiles aber auch die niedrigen Einfuhrzölle Chiles machen eine engere Bindung an Mercosur schwer.

Chile hat seit 1988 eine Reihe von Konfliktherden mit Argentinien und Peru abgebaut. Dies betrifft den Beagle-Kanal und die Grenzziehung am Fitz-Roy-Massiv. Seitdem der peruanische Kongress im Oktober 2005 maritime Gebiete Chiles in Frage stellt, sind allerdings wieder starke Spannungen im Verhältnis beider Länder vorhanden.

Die Beziehungen zu Bolivien sind weiterhin stark gestört, da der Wunsch Boliviens nach einem Meerzugang bisher ungelöst ist, sowie ein Konflikt um Wasserrechte am Río Lauca besteht. Eine geplante Erdgas-Pipeline von Bolivien zu chilenischen Häfen, um Flüssigerdgas in die Vereinigten Staaten zu exportieren, wurde durch den starken Widerstand in der bolivianischen Bevölkerung nicht gebaut.

Im Zuge der geglückten Rettung von Bergleuten nach dem Grubenunglück von San José trafen sich im Oktober 2010 die Präsidenten beider Länder am Unglücksort. Boliviens Präsident Morales dankte den Chilenen für die Rettung eines Bolivianers, der zu den verschütteten Kumpel gehörte. Die Präsidenten vereinbarten erstmals seit Jahrzehnten den gegenseitigen Austausch von Botschaftern.[14]

Chile war bis zur Fertigstellung der LNG-Terminal von Quintero stark von Erdgas lieferungen aus Argentinien abhängig. Die Drosselung der Lieferungen von Seiten Argentiniens zwang Chile zum verstärkten Nachdenken über alternative Energien. Das Erdgas-Lieferabkommen zwischen Bolivien und Argentinien verbietet den Argentiniern den Export von bolivianischem Erdgas nach Chile.

Beziehungen zu den USA

Die Militärdiktatur unter Augusto Pinochet hatte stets enge Beziehungen zu den USA. Allerdings lehnte die neue demokratische chilenische Regierung ein Eingreifen im Irak-Krieg ab. Chile konnte am Ende langer Verhandlungen mit der Stimme der USA den Posten des Generalsekretärs der OAS mit José Miguel Insulza einnehmen.

Die USA sind der wichtigste Handelspartner für Chile, beide Länder haben 2004 ein Freihandelsabkommen geschlossen. Allerdings sinkt der Anteil des US-Handels zugunsten der EU und Asien. Chile hat 2002 moderne Kampfflugzeuge von Typ F-16 in den USA bestellt.

Beziehungen zur EU

Die Europäische Union ist neben den USA ein sehr wichtiger Handelspartner. 2005 trat ein Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Chile sowie ein Abkommen über die technisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit in Kraft.

Bildung und Forschung

Seit 2002, als der damalige Präsident Ricardo Lagos eine Reform des Ausbildungssystems auf den Weg brachte, gibt es eine Schulpflicht. Diese ist auf zwölf Jahre begrenzt. Die Schulen unterstehen dem Erziehungsministerium. Es herrscht Lehrmittelfreiheit. Die Analphabetenrate liegt bei etwa 4 Prozent, dies ist für Südamerika sehr niedrig. Im Jahr 2006 hat Chile erstmals an der PISA-Studie der OECD teilgenommen.

Chile führte in den 1990er-Jahren das Programm „PRADJAL“ (Programa Regional de Acciones para el Desarrollo de la Juventud en América Latina), sowie das Ausbildungsprogramm „Chile Jóven“ ein. Ziel der Programme ist die Senkung der Jugendarbeitslosigkeit durch eine staatlich finanzierte Berufsausbildung mit anschließendem Betriebspraktikum. Außerdem werden Kurse für jugendliche Unternehmensgründer angeboten. Damit soll auch die Jugendkriminalität und der Drogenkonsum indirekt bekämpft werden.

Die wichtigsten Universitäten wie beispielsweise Pontificia Universidad Católica de Chile liegen in Santiago de Chile, Concepción und Valparaíso. Allerdings ist der Zugang zu den Universitäten aufgrund von hohen Studiengebühren trotz Stipendienprogrammen für die ärmeren Schichten nur schwer möglich. Das Niveau der Universitäten schwankt durch viele private Einrichtungen stark, da auch die Berufsakademien sich Universität nennen dürfen. In letzter Zeit formieren sich in Chile Studentenproteste, die von Camila Vallejo angeführt werden. Unter anderem werden bessere Kreditbedingungen verlangt, damit auch Jugendliche aus unteren, ärmeren Schichten Zugang zu Bildung haben.

Cerro Paranal mit dem VLT

Aufgrund ihrer klimatischen Eigenschaften und ihrer guten infrastrukturellen Erschließung sind die Wüsten Chiles beliebte Orte für Teleskope. Allein die Europäische Südsternwarte (ESO) hat drei Standorte in Chile mit Großteleskopen: La Silla, Paranal und Alma. Daneben gibt es weitere Observatorien in Chile, wie beispielsweise Cerro Pachon mit dem 8,1-Meter-Gemini-Süd-Teleskop oder das Las Campanas mit den zwei 6,5-Meter-Magallan-Teleskopen. Seit den frühen 1990er-Jahren arbeitet in Chile das Paranal-Observatorium. Das Observatorium befindet sich in der Atacamawüste im Norden des Landes auf dem Berg Cerro Paranal. Dieser liegt etwa 120 Kilometer südlich von Antofagasta und 12 Kilometer von der Pazifikküste entfernt. Das Observatorium wird von der ESO betrieben und ist Standort des Very Large Telescope (VLT) und des Very Large Telescope Interferometer (VLTI). Zusätzlich werden die Surveyteleskope VISTA und VST gebaut. Die Atmosphäre über dem Gipfel zeichnet sich durch trockene und außergewöhnlich ruhige Luftströmung aus, was den Berg zu einem sehr attraktiven Standort für ein astronomisches Observatorium macht. Der Gipfel wurde in den frühen 1990ern von seiner ursprünglichen Höhe von 2660 Metern auf 2635 Meter heruntergesprengt, um ein Plateau für das VLT zu schaffen.

Sozialversicherungssystem

Das Gesundheitssystem wurde in den 1970er und 1980er Jahren stark privatisiert. Chilenische Arbeitnehmer müssen sich privat krankenversichern. Den ärmeren Bevölkerungsschichten steht für bestimmte Krankheiten eine kostenlose Behandlung in staatlichen Gesundheitszentren zu. Rund 80 Prozent der Bevölkerung nutzen das staatliche Gesundheitssystem und 20 Prozent lassen sich privat behandeln. Michelle Bachelet, die bereits unter Ricardo Lagos für das Ressort Gesundheit zuständig gewesen war, brachte nach ihrem Amtsantritt als Präsidentin einige Reformen auf den Weg, die unter anderem eine kostenlose Gesundheitsversorgung für ältere Menschen vorsehen. Außerdem wurden Anstrengungen unternommen, die medizinische Infrastruktur, in der teils deutliche Unterschiede bestehen, weiter zu verbessern.

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Chileninnen beträgt 79 Jahre und der Chilenen 72 Jahre (Stand 2003).

1981 wurde das Rentenversicherungssystem unter José Piñera, einem Minister im Kabinett des Diktators Augusto Pinochet, vom Umlageverfahren auf das Kapitaldeckungsverfahren umgestellt. Die Arbeitnehmer müssen seitdem 13 Prozent ihres Gehalts als Beiträge für private Rentenfonds abführen. Außerdem werden 7 Prozent ihres Einkommens für eine private Krankenkasse abgezogen, sodass die Sozialbeiträge im neuen System ein Fünftel eines Gehalts ausmachen. Nur das chilenische Militär wurde von Piñeras Reform ausgenommen; Soldaten haben bis heute Anspruch auf großzügige Pensionsleistungen vom Staat. Das neue Rentensystem wurde später von der Weltbank trotz interner Kritik als vorbildhaft angepriesen und verbreitete sich seit den frühen 1990er-Jahren in verschiedenen Varianten in Lateinamerika, wobei die meisten Staaten wie etwa Argentinien, ein gemischtes Modell mit teils privatem, teils staatlichem Gesundheitssystem einführten. Besonders das argentinische Modell wurde später von weiteren Ländern übernommen, besonders in Osteuropa. Unter der Regierung Bachelet wurde das Rentensystem im Jahr 2008, auch auf Empfehlung der Weltbank, erneut reformiert.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 37,87 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 31,31 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 4,4 % des BIP.[15]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 13,5 Mrd. US-Dollar oder 9,0 % des BIP.[15]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Präsidentschaftswahlen 2005/2006

Am 11. Dezember 2005 sollte ein Nachfolger für den bis dahin amtierenden Präsidenten Ricardo Lagos gewählt werden. Auch ein Teil des Parlaments wurde gleichzeitig gewählt. Es kandidierten die Sozialistin Michelle Bachelet als gemeinsame Kandidatin der Concertación, Joaquín Lavín von der konservativen Unión Demócrata Independiente, Sebastián Piñera von der liberal-konservativen Renovación Nacional und Tomás Hirsch von der Partido Humanista de Chile, einer humanistisch-sozialen Partei.

Nachdem im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit erreichte, kam es am 15. Januar 2006 zu einer Stichwahl zwischen Michelle Bachelet und Sebastián Piñera, aus der Bachelet als Siegerin hervorging.

Ergebnisse des ersten Wahlganges

  • Michelle Bachelet: 45,95 Prozent
  • Sebastián Piñera: 25,41 Prozent
  • Joaquín Lavín: 23,22 Prozent
  • Tomás Hirsch: 5,4 Prozent

Ergebnis der Stichwahl

  • Michelle Bachelet: 53,5 Prozent
  • Sebastián Piñera: 46,5 Prozent

Präsidentschaftswahlen 2009/2010

Am 13. Dezember 2009 fanden Präsidentschaftswahlen in Chile statt. Gleichzeitig wurde auch ein Teil des Parlaments neu gewählt. Es kandidierten Sebastián Piñera, Eduardo Frei, Marco Enríquez Ominami und Jorge Arate.[17]

Nachdem im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit erreichte, kam es am 17. Januar 2010 zu einer Stichwahl zwischen Eduardo Frei und Sebastián Piñera, die Piñera gewann.[18]

Ergebnisse des ersten Wahlganges

Ergebnis der Stichwahl

  • Sebastián Piñera: 51,60 Prozent
  • Eduardo Frei: 48,39 Prozent

Verwaltungsgliederung

Regionen Chiles

Chile ist in 15 Regionen (spanisch Región) aufgeteilt, die mit römischen Zahlen durchnummeriert sind. Die Nummer 13 gibt es nicht, die Hauptstadtregion wird mit RM (Región Metropolitana) abgekürzt. Die Regionen spielen jedoch nur eine geringe politische Rolle, da Chile als ausgeprägter Zentralstaat gilt. Die Regionen sind in 54 Provinzen unterteilt.

Regionen

Lage Anmerkungen
Mapa loc Tarapacá.svg Die I. Region (Región de Tarapacá) umfasst die Provinzen Iquique und Tamarugal.
Mapa loc Antofagasta.svg Die II. Region (Región de Antofagasta) umfasst die Provinzen Antofagasta, El Loa und Tocopilla
Mapa loc Atacama.svg Die III. Region (Región de Atacama) umfasst die Provinzen Chañaral, Copiapó und Huasco.
Mapa loc Coquimbo.svg Die IV. Region (Región de Coquimbo) umfasst die Provinzen Choapa, Elqui und Limarí.
Mapa loc Valparaíso.svg Die V. Region (Región de Valparaíso) umfasst die Provinzen Los Andes, Marga Marga, Petorca, Quillota, San Antonio, San Felipe de Aconcagua, Valparaíso, Isla de Pascua (Osterinsel), sowie die Überseegebiete (zum Beispiel die Juan-Fernández-Inseln).
Mapa loc O'Higgins.svg Die VI. Region (Región del Libertador General Bernardo O’Higgins) umfasst die Provinzen Cachapoal, Colchagua und Cardenal Caro.
Mapa loc Maule.svg Die VII. Region (Región del Maule) umfasst die Provinzen Cauquenes, Curicó, Linares und Talca.
Mapa loc Biobío.svg Die VIII. Region (Región del Bío-Bío) umfasst die Provinzen Arauco, Bío-Bío, Concepción und Ñuble
Mapa loc Araucanía.svg Die IX. Region (Región de la Araucanía) umfasst die Provinzen Cautín und Malleco.
Mapa loc Los Lagos.svg Die X. Region (Región de los Lagos) umfasst die Provinzen Chiloé, Llanquihue, Osorno und Palena.
Mapa loc Aisén.svg Die XI. Region (Región de Aisén del General Carlos Ibáñez del Campo) umfasst die Provinzen Aisén, Capitán Prat, Coihaique und General Carrera.
Mapa loc Magallanes.svg Die XII. Region (Región de Magallanes y de la Antártica Chilena) umfasst die Provinzen Magallanes, Tierra del Fuego, Última Esperanza und Antártica Chilena.
Mapa loc Los Ríos.svg Die XIV. Region (Región de los Ríos) existiert seit dem 2. Oktober 2007 und ist eine „Abspaltung“ der X. Region, zur Verbesserung der Verwaltung. Die Region umfasst die Provinzen Valdivia (gleichzeitig Hauptstadt der Region) und Ranco.
Mapa loc Arica y Parinacota.svg Die XV. Region (Región de Arica y Parinacota) umfasst die Provinzen Arica und Parinacota.
Mapa loc Metropolitana.svg Die Hauptstadtregion (RM oder Región Metropolitana) umfasst die Provinzen Chacabuco, Cordillera, Maipo, Melipilla, Santiago und Talagante.


Die I. Region de Tarapacá wurde mittlerweile aufgeteilt. Seit dem 8. Oktober 2007 hat Arica seine eigene Region. Die XV. Region (Región de Arica y Parinacota) umfasst die Provinzen Arica und Parinacota.

Unterhalb der Provinzebene befinden sich die 346 Gemeinden (municipalidad). Diese sind gemäß Artikel 61 der Verfassung die Organe der lokalen Selbstverwaltung. Sie werden von einem Bürgermeister (alcalde) und einem Stadtrat geleitet.

Bekannteste Städte in Chile

Die mit Abstand größte Agglomeration in Chile ist die Hauptstadtregion um Santiago mit einer Einwohnerzahl von 5.899.612 (Stand 1. Januar 2005). Dort konzentrieren sich etwa 40 Prozent der Bevölkerung des Landes. Ebenfalls große Siedlungsgebiete sind die Agglomerationen von Valparaíso, Concepción, La Serena und Temuco.

Panorama von Santiago de Chile vom Cerro San Cristóbal nach Osten gesehen. Ab der Mitte des Fotos nach unten rechts fließt der Río Mapocho (dicke weiße Linie). Die höchsten verschneiten Berge sind der Cerro El Plomo (links) und der Cerro San Ramón (rechts).
Panorama von Santiago de Chile vom Cerro San Cristóbal nach Osten gesehen. Ab der Mitte des Fotos nach unten rechts fließt der Río Mapocho (dicke weiße Linie). Die höchsten verschneiten Berge sind der Cerro El Plomo (links) und der Cerro San Ramón (rechts).

Zu den bekannteren Städten Chiles zählen neben den fünf oben genannten Agglomerationen noch Arica, Iquique, Antofagasta, Talca, Valdivia, Puerto Montt und Punta Arenas.

Der Großteil der Bevölkerung lebt in den Regionen V bis X. In Nordchile existieren aufgrund der Atacamawüste nur wenige größere Städte, die meist dicht am Pazifik liegen (zum Beispiel Iquique und Copiapó). In Südchile nimmt südlich von Puerto Montt und der Insel Chiloé die Bevölkerungsdichte sehr stark ab, nur noch Coyhaique und Punta Arenas sind größere Städte.

Panorama von Concepción
Panorama von Concepción

Infrastruktur

Straßennetz

Der Straßenverkehr hat sich in Chile zum wichtigsten Verkehrsträger entwickelt. Das Straßennetz ist 80.651 Kilometer lang, davon sind 16.967 Kilometer asphaltiert ([19]).

Die wichtigste und mittlerweile von La Serena bis Puerto Montt als Autobahn ausgebaute Transportachse ist die etwa 3.000 Kilometer lange Ruta 5 – ein Bestandteil der Panamericana. Sie verläuft in Nord-Süd-Richtung von der Grenzstadt Arica bis nach Quellón im Süden.

Im Jahre 1976 begann der Bau der Carretera Austral, ein ehrgeiziges Straßenbau-Projekt unter Diktator Augusto Pinochet, um die Regionen von Puerto Montt bis Feuerland zu verbinden. Die Straße ist bis heute im Bau. Dies führt dazu, dass man auf Fähren angewiesen ist, um die Reise von Puerto Montt bis Villa O’Higgins mit einem Allradfahrzeug zu machen. Siehe Región de Aisén

Gut ausgebaut sind insbesondere die Panamericana und andere mautpflichtige Straßen vor allem im Großraum Santiago, in dem in den letzten Jahren viele neue Stadtautobahnen wie zum Beispiel Americo Vespucio oder Costanera Norte entstanden sind, sowie einige Hauptverbindungen. Viele Nebenstrecken, insbesondere in den abgelegeneren Teilen des Landes, sind lediglich Schotter- oder Erdstraßen.

Busse

In der Stadt

In der Hauptstadt Santiago wird der Transantiago von privaten Firmen betrieben, jedoch unter starker staatlicher Kontrolle. Mit dem neuen System gibt es feste Haltestellen, an denen die Busfahrer verpflichtet sind, zu halten. Im Gegensatz zum deutschen öffentlichen Personennahverkehr gibt es allerdings immer noch keine richtigen zeitlichen Fahrpläne. Bargeld wird vom Busfahrer nicht angenommen, das einzige Zahlungsmittel sind Prepaid-Karten.

In den Provinzen

Das Busnetz in den Provinzen ist vollkommen in privater Hand und recht unübersichtlich. Bei den Stadtbussen sollte vorher der Linienverlauf bekannt sein, denn an dem Großteil der Bushaltestellen gibt es keine Informationen über die Buslinien.

Interregional

Die gängigste Art, um in andere Städte zu kommen, ist der Überlandbus. Es gibt verschiedene Anbieter und verschiedene Komfortklassen. Diese Klassen gehen von Standardsitzen bis zu Bus Cama (Bettbusse), die mit den Sitzen eines Business-Class-Flugzeuges zu vergleichen sind.

Eisenbahn

Eisenbahnen in Chile 1909
Locomotora Copiapó, 1851–1860
Logo der Metro de Santiago

Die älteste Eisenbahn Chiles, die gleichzeitig auch als erste des südamerikanischen Festlandes angesehen wird, ist die im Mai 1850 begonnene und am 2. Januar 1852 fertiggestellte Bahn vom Hafen Caldera nach Copiapó. Die erste Strecke der Staatsbahnen von Valparaíso nach Santiago de Chile wurde am 15. September 1865 in Betrieb genommen.[20]

Mit dem Salpeterboom wurde das Schienennetz in Nordchile ab 1871 stark ausgebaut. Damals befand sich der Norden noch im Besitz von Peru und Bolivien. Eine der ersten Strecken führte von La Noria nach Iquique. Die Strecken wurden direkt an den Salpeterminen verlegt, so dass Ende des 19. Jahrhunderts große Teile der Regionen Tarapacá, Antofagasta und Atacama eisenbahntechnisch erschlossen waren. Parallel dazu erfolgte der Ausbau der Strecken zu den großen Hafenstädten in Zentralchile, wie San Antonio und Talcahuano.

Das Eisenbahnnetz von Chile hatte 1909 einen Umfang von 5675 km, davon 2618 km Staatsbahnen und 3057 km Privatbahnen, im Bau befindlich waren weitere 1393 km Staatsbahnen. Auch mehrere Privatbahnen waren im Bau und in Vorbereitung.[20]

Heute wird das chilenische Schienennetz von der staatlichen Eisenbahngesellschaft EFE betrieben. Zudem betreibt eine Tochtergesellschaft der staatlichen Eisenbahngesellschaft das S-Bahn-Netz in Valparaiso. Der Güter- und Personenverkehr, das Immobilienvermögen und der Personalbestand werden von verschiedenen Tochtergesellschaften verwaltet. Das Eisenbahnnetz kann aufgrund unterschiedlicher Spurweiten nicht durchgehend betrieben werden und besteht deshalb aus zwei verschiedenen Teilnetzen:

  • Südlich von Santiago besteht ein 3.743 Kilometer langes Breitspurnetz (Spurweite 1676 Millimeter), von denen 1.653 Kilometer elektrisch betrieben werden. Zwischen Santiago und Chillán wird das Eisenbahnnetz auch für den Personenverkehr benutzt.
  • Nördlich von Santiago besteht ein 2.923 Kilometer langes Meterspurnetz, von denen 40 km elektrisch betrieben werden. Auf diesem Meterspurnetz findet kein Personenverkehr statt.
Panorama des Hafens von San Antonio (Chile)

Der Personenverkehr ist im Rückgang begriffen, was durch die starke Konkurrenz der Busunternehmen und die schlechte Qualität der Waggons und Strecken begründet ist. Es gibt Bestrebungen, wieder mehr Personen per Schiene zu befördern. So wurde in modernere Waggons und Triebwagen investiert, Bahnhöfe renoviert oder neu errichtet (Puerto Montt hat 2006 einen neuen Hauptbahnhof am Stadtrand erhalten) sowie die Strecke zwischen Temuco und Puerto Montt wieder hergerichtet. Allerdings konnte die Eisenbahngesellschaft EFE ihre hochgesteckten Ziele nicht erfüllen und hat mit erheblichen technischen und organisatorischen Problemen zu kämpfen. Ebenso sind die Pläne, Valdivia wieder an das Streckennetz anzubinden, auf Eis gelegt.

In der Hauptstadt Santiago de Chile existiert ein über 45 km langes U-Bahn-Netz (Metro de Santiago), dessen erste Teilstrecke 1975 eröffnet wurde. Zurzeit wird das U-Bahn-Netz stark ausgebaut und soll dann 83 km lang sein.

In die Agglomeration von Valparaiso ist seit 2005 eine S-Bahn in Betrieb und im Großraum Concepción seit 1999 das Biotrén.

Häfen

Ein Großteil des Im-/Exports Chiles wird über große Seehäfen abgewickelt. Die Hauptausfuhrgüter sind Kupfer, Eisen, Zellstoff, sowie landwirtschaftliche Erzeugnisse. Viele Häfen verfügen über moderne Containerterminals.

Wichtige Häfen gibt es in Antofagasta, Arica, Chañaral, Coquimbo, Iquique, Puerto Montt, Punta Arenas, San Antonio, San Vicente, Talcahuano und Valparaíso.

Besonders in Südchile spielen Fährverbindungen eine wichtige Rolle, da hier die Straßenverbindungen aufgrund von vielen Fjorden und Inseln schlecht realisierbar sind.

Wichtigste Stützpunkte der chilenischen Marine sind Valparaíso und Talcahuano.

Vor dem Bau des Panama-Kanals waren Valparaíso und Punta Arenas die wichtigsten Häfen für den Pazifikhandel. 1840 errichtete die Pacific Steam Navigation Company die erste Dampfschifffahrtslinie in Südamerika von Valparaíso nach Callao in Peru.

Flughäfen/Luftfahrt

Aufgrund der riesigen Länge von über 4.000 km spielt der Flugverkehr eine wichtige Rolle. Die größten Flughäfen besitzen Santiago de Chile, Puerto Montt, Concepción, Temuco, Iquique, Antofagasta und Punta Arenas. Der größte Flughafen ist der Comodoro Arturo Merino Benítez Airport (5.650.000 Passagiere) in Santiago. Über das ganze Land sind zusätzlich viele kleine Regionalflughäfen verteilt, die alle untereinander durch die zwei wichtigsten chilenischen Airlines LAN und Sky Airline verbunden werden. Von einigen Flughäfen aus werden auch Verbindungen nach Argentinien angeboten. Von Santiago de Chile startet der einzige planmäßige und tägliche Flug zur zu Chile gehörenden Osterinsel.

Der erste Motorflug in Chile fand am 21. August 1910 statt, der Pilot hieß César Copetta Brosio. Bekannt wurden insbesondere Dagoberto Godoy, der 1918 als erster die Anden überflog und José Luis Sánchez Besa, ein chilenischer Flugbootpionier. Der Beginn der Flugpostbeförderung wurde ab 1. Januar 1919 von Santiago de Chile nach Valparaíso vom Piloten Clodomiro Figueroa mit einer Morane-Saulnier MS-35 durchgeführt.

1929 gründete Kommodore Arturo Merino Benítez mehrere lokale Fluggesellschaften, diese formierten sich ab 1932 zur Línea Aérea Nacional, der heutigen Fluggesellschaft LAN. Diese wurde 1989 privatisiert und gehört mittlerweile durch eine expansive Geschäftspolitik zu den drei größten Airlines Lateinamerikas, mit Filialen in Peru LAN Peru, Argentinien LAN Argentina und Ecuador LAN Ecuador. Die frühere zweite chilenische Fluggesellschaft Ladeco wurde Anfang der 1990er-Jahre aufgekauft.

Postwesen

Das Postwesen wurde bereits 1748 von den Spaniern eingeführt, ab 1853 gab es chilenische Briefmarken (Siehe: Chilenische Postgeschichte).

Telekommunikation

Im Jahre 1851 erhielt der Engländer William Wheelwright von der Pacific Steam Navigation Company den Auftrag eine Telegrafenlinie zu errichten. Nach ersten Tests konnte am 21. Juni 1852 die erste Nachricht von Valparaíso nach Santiago geschickt werden. Im April 1853 begann der reguläre Betrieb. Danach begann man mit dem Ausbau der Telegrafenstrecken entlang der Eisenbahnlinien. Die ersten Strecken von Santiago führten nach Valparaíso und Talca und wurden 1857 komplett fertig gestellt. Bis 1892 konnte das ganze Land mit Telegraphen erreicht werden. Feuerland war über ein Seekabel angebunden worden.

Die ersten Telefone wurden 1880 in Valparaíso eingeführt. 1930 bildete sich die Telefongesellschaft Compañía de Teléfonos de Chile CTC, die später von der spanischen Telefónica übernommen wurde. Der Radiobetrieb begann mit Radio Chileña in Santiago 1922.

Der zweite große Telekommunikationskonzern in Chile ist ENTEL (Empresa Nacional de Telecomunicaciones SA de Chile), der größte Anbieter von Internet- und Mobilfunkdiensten in Chile. ENTEL, Telefonica und weitere zum Teil lokale Anbieter betreiben heute ein nahezu flächendeckendes Netz für die Mobiltelefonie.

Energie

Die Stromgewinnung aus Wasserkraft stellt etwa die Hälfte der in Chile erzeugten Energie. Danach folgen Kohle mit einem Viertel und Erdgas.

Der Wasserkraftausbau ist begrenzt, da die Bevölkerung in vielen Gegenden die Zerstörung von Flusstälern durch Stauseen ablehnt. Die Erdgasversorgung wird zu 90 % durch Erdgaslieferungen aus Argentinien sichergestellt. Da Chile diese starke Abhängigkeit langfristig verringern möchte, werden eine Vielzahl von alternativen Energien diskutiert.

Insbesondere die geothermische Energie ist interessant, da Chile hier aufgrund der vulkanischen Aktivitäten viele Möglichkeiten hat. Wind- und Sonnenenergie werden bisher wenig genutzt, obwohl auch hier viel Potenzial liegt. Kernenergie wird in Chile bisher nicht genutzt.

Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Chiles

Als Gegenpol zum sozialistischen Konzept von Salvador Allende wurde die chilenische Volkswirtschaft unter Augusto Pinochet nach der Maxime der Chicago Boys konsequent nach marktwirtschaftlich-wirtschaftsliberalen Aspekten umgebaut. Staatliche Unternehmen wurden sowohl zu Zeiten Pinochets als auch danach größtenteils privatisiert, allerdings sind die von Allende verstaatlichten Kupferminen, die seit Pinochet unter direkter Kontrolle des Militärs standen, immer noch in Staatsbesitz. Auch wenn die nach Pinochet regierenden Mitte-Links-Regierungen bemüht waren, soziale Härten abzufedern, gilt Chile heute nach wie vor als eines der Länder mit den größten sozialen Ungleichgewichten.

Die chilenische Volkswirtschaft wies zwischen 1988 und 1998 überdurchschnittliche Wachstumsraten auf. Die Asien- und Brasilienkrise 1997/98 führten zwar zu einer Rezession, seit 2000 wächst die Wirtschaft jedoch wieder mit Wachstumsarten zwischen 2,5 Prozent und 6 Prozent.

Im jährlichen Korruptionsindex von Transparency International belegt Chile permanent einen der vorderen Plätze, gilt also als relativ korruptionsfrei und lässt somit auch europäische Länder wie Belgien, Frankreich und Spanien hinter sich. Im Jahr 2010 war Chile auf Platz 21 zu finden. Im lateinamerikanischen Vergleich kommt nur Uruguay mit Platz 24 in die Nähe, weiter abgeschlagen liegen Brasilien und Kuba auf Platz 69, Kolumbien und Peru 78, Mexiko 98, Argentinien 105, Bolivien 110, Ecuador 127, Paraguay 146 und Venezuela auf Platz 164.[21]

In einem Ranking ([1]) der unternehmerfreundlichsten Länder der Welt, welches von der Weltbank-Tochter International Finance Corporation erstellt wurde, landete Chile 2005 auf dem 25. Platz als bestes lateinamerikanisches Land. Deutschland besetzt laut dieser Studie Platz 19, Kolumbien als zweitbestes südamerikanisches Land Platz 66.

Im jährlichen Globalisationsindex der Beratungsfirma A.T. Kearney und der Zeitschrift Foreign Policy lag Chile 2007 auf Rang 43 der insgesamt 72 bewerteten Länder. Im Vergleich zu 2006 verlor Chile die führende Position unter den lateinamerikanischen Ländern an Panama, den letzten Platz belegte Venezuela.

Die Arbeitslosenrate lag im Jahre 2004 bei 7,8 Prozent. Die Armutsrate lag 2003 bei 18,8 Prozent und die Rate extremer Armut bei 4,7 Prozent der Bevölkerung. Die Armutsrate hat sich seit 1987 mehr als halbiert, die extreme Armut hat nur noch etwa 30 Prozent des Wertes von 1987. Die neue demokratische Regierung Chiles führte das Programm „Chile Solidario“ ein, damit werden die 250.000 ärmsten Familien im Land von staatlichen Helfern betreut und finanziell unterstützt.

Die Inflationsrate liegt im Schnitt zwischen 2 Prozent und 4 Prozent. Seit 1998 hat sie die Fünf-Prozent-Marke nicht mehr überschritten. Im Jahre 2004 lag sie bei 2,4 Prozent und wurde 2006 mit ein Wert von 2,6 Prozent angegeben.

Das Bruttosozialprodukt stieg im Jahr 2005 um 6,3 Prozent auf 115,3 Milliarden US-Dollar, dies entspricht in etwa 7146 US-Dollar je Einwohner. Chile hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen und das höchste Exportvolumen je Einwohner unter den südamerikanischen Staaten.

Wirtschaftssektoren

Den größten Anteil an der Wertschöpfung hat der Dienstleistungssektor mit 57 %, gefolgt vom Produktionssektor und der Landwirtschaft mit 34 Prozent beziehungsweise 9 Prozent Anteil (Stand: 2001).

Chuquicamata, die größte Kupfermine der Welt

Chile gehört zu den führenden Wirtschaftsnationen Lateinamerikas sowie zu den größten Rohstoffproduzenten. Es verfügt über die größten bekannten Kupfervorkommen der Welt (etwa 40 Prozent). In Chile liegen die größten Kupferminen der Welt, Chuquicamata (Übertage) und El Teniente in Sewell (Untertage), die vom staatlichen Konzern Codelco ausgebeutet werden. Verschiedene Edelmetalle und vor allem Salpeter führten Chile schon im 19. Jahrhundert zum Reichtum. Momentan wird mit dem Pascua-Lama-Projekt eine der größten Goldminen der Welt geplant, bei dem jedoch große Umweltschäden befürchtet werden. Daneben werden heute Forst-, Fischerei- und Landwirtschaft betrieben. Nur etwa 7 Prozent der Landfläche werden für die Landwirtschaft genutzt. Diese Flächen befinden sich hauptsächlich im Zentraltal. Im wüstenhaften Norden Chiles beschränkt sich die Landwirtschaft weitgehend auf Oasen. Die Viehzucht ist hauptsächlich in Zentralchile und im nördlichen Teil von Südchile angesiedelt. Chile ist das einzige Land Südamerikas, in dem Zuckerrüben angebaut werden. Besondere Erwähnung verdient der Weinbau, der Chile zum Weinexporteur Nummer eins in Südamerika gemacht hat.

Außenhandel

Chiles Wirtschaft hängt stark vom Export ab. 2004 betrug der Exportanteil 34 Prozent des Bruttosozialprodukts, was ziemlich genau dem von Deutschland entspricht. Besonders wichtig für die chilenische Wirtschaft ist der Kupferexport. Momentan steigen andere Exportgüter stärker als Kupfer und Mineralien. 1975 lagen diese noch bei 30 Prozent, heute sind es etwa 60 Prozent. Zu diesen Exportgruppen gehören Forst- und Holzprodukte, frische Früchte, Wein und Nahrungsmittel, Lachs, verarbeitete Nahrungsmittel, Fischmehl und Meeresfrüchte. 2004 stieg die Handelsbilanz um neun Milliarden US-Dollar, viel stärker als 2003. Mit dem starken Anstieg der Rohstoffpreise explodierten die Exporte geradezu von 20,4 (2003) auf 32,1 im Jahr 2004 und 39,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2005. Chile verdrängte 2005 Norwegen als weltweit größten Lachsproduzent.

Containerterminal des Ein- und Ausfuhrhafens Valparaíso

Der US-Markt ist mit 15 Prozent der größte chilenische Einzel-Exportmarkt, allerdings wird die Volksrepublik China immer wichtiger. Haupthandelspartner des Landes sind Brasilien und Argentinien, mit denen Chile über den Mercosur assoziiert ist. Bis heute ist Chile dem Mercosur jedoch nicht als vollständiges Mitglied beigetreten, da dies dem Land die Möglichkeit nehmen würde, eigenständige Handelsabkommen mit anderen Ländern abzuschließen und es auch befürchtet wird, dass das Land im Falle eines vollständigen Beitritts sich der Gefahr aussetzen würde, durch wirtschaftliche Schwankungen seiner Nachbarn stärker getroffen zu werden. Durch den Kompromiss der Assoziierung bestand für Chile die Möglichkeit, eigene Freihandelsabkommen mit Japan, der EU und der NAFTA abzuschließen. Chile hat 2005 auch ein Freihandelsabkommen mit der Volksrepublik China und 2006 eines mit Brunei, Neuseeland und Singapur (P4 Agreement) abgeschlossen. Aufgrund dessen gilt die chilenische Volkswirtschaft heute als eine der offensten der Welt.

Wirtschaftskennzahlen

Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Haushaltssaldo und Außenhandel entwickelten sich in den letzten Jahren folgendermaßen:

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real
in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Veränderung in % gg. Vj. 3,2 −0,8 4,5 3,4 2,2 3,9 6,2 6,3 4,2 ~ 5,5
Quelle: bfai[22] ~ = geschätzt
Entwicklung des BIP (nominal)
absolut (in Mrd. US-Dollar) je Einwohner (in Tausend US-Dollar)
Jahr 2005 2006 2007 Jahr 2005 2006 2007
BIP in Mrd. US-Dollar 115 145 164 BIP je Einw. (in Tsd. US$) 7,1 8,9 10,0
Quelle: bfai[22]
Entwicklung der Inflationsrate Entwicklung des Haushaltssaldos
in % gegenüber dem Vorjahr in % des BIP
("minus" bedeutet Defizit im Staatshaushalt)
Jahr 2004 2005 2006 2007 Jahr 2004 2005 2006 2007
Inflationsrate 1,1 3,1 ~ 3,5 ~ 3 Haushaltssaldo 2,1 4,8 ~ 3 ~ 3
Quelle: bfai[22] ~ = geschätzt
Haupthandelspartner (2005)
Einfuhr (in %) von Ausfuhr (in %) nach
Argentinien 14,8 USA 16,7
USA 14,5 Japan 11,5
Brasilien 11,6 Taiwan 11,3
VR China 7,8 VR China 11,1
Deutschland 3,6 Niederlande 5,9
Peru 3,4 Korea (Rep.) 5,6
Korea (Rep.) 3,3 Brasilien 4,4
sonstige Länder 41,0 sonstige Länder 44,8
Quelle: bfai[22]
Hauptprodukte des Außenhandels (2005)
Ausfuhrgüter (Anteil in %) Einfuhrgüter (Anteil in %)
Industriegüter 34,0 Industrielle Güter 56,2
Kupfer 45,1 Konsumgüter 14,1
sonstige Bergbauerzeugnisse 10,6 Kapitalgüter 21,7
Landwirtschaft und Fischfang 6,1
Quelle: bfai[22]
Entwicklung des Außenhandels
in Mrd. US-Dollar und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
2003 2004 2005 2006
Mrd. US-Dollar  % gg. Vj. Mrd. US-Dollar  % gg. Vj. Mrd. US-Dollar  % gg. Vj. Mrd. US-Dollar
(1. Hj.)
 % gg.Vj.
Einfuhr 19,4 13 24,9 28 32,6 31 18,4 18
Ausfuhr 21,7 19 32,2 48 40,6 26 27,8 43
Saldo 2,3 7,3 8,0 9,4
Quelle: bfai[22]

Sehenswürdigkeiten

Osterinsel, Moais am Rano-Raraku

Aufgrund der großen Länge des Landes verfügt Chile über unterschiedlichste Landschaften. Im Norden dominiert die Atacamawüste. Der Osten ist von den Anden geprägt. Zentralchile ist von mediterranem Klima beeinflusst. Der Kleine Süden ist geprägt von Wäldern und herrlichen Landschaften, die oft auch als Chilenische Schweiz bezeichnet werden. Ab der Region XI. gibt es bereits große Gletschergebiete. Der größte Gletscher Südamerikas ist das Campo de Hielo Sur. Hier beginnt die karge Landschaft Patagoniens. Das Klima ist rau und regenreich.

Eine ganz andere Welt bieten die ozeanischen Inseln, wie die Osterinsel und die Juan-Fernández-Inseln. Die Osterinsel ist besonders aus archäologischer Sicht sehr interessant.

Feuerland dient oft als Ausgangspunkt zur Chilenischen Antarktis.

Nationalparks in Chile

Parque Vilches östlich von Talca

Chile verfügt über eine sehr große Anzahl von Nationalparks und nationalen Reservaten, diese werden von der chilenischen Forstbehörde CONAF verwaltet.

Die bekanntesten Nationalparks sind der Nationalpark Conguillio, der Nationalpark Torres del Paine, der Nationalpark Lauca, der Nationalpark Bernardo O’Higgins und der Nationalpark Rapa Nui auf der Osterinsel.

In der Provinz Palena bei Chaitén liegt der mit privaten Mitteln errichtete über 3.000 Quadratkilometer große Parque Pumalín. Er wurde vom US-Amerikaner Douglas Tompkins durch große Landkäufe ab Mitte der 1990er-Jahre errichtet. Das Land wurde später der Non-Profit-Organisation Fundación Pumalin übergeben. Der Park ist insbesondere für den Öko-Tourismus interessant.

Biosphärenreservate in Chile

Die UNESCO erklärte insgesamt 8 Gebiete in Chile zu Biosphärenreservaten.

Weltkulturerbe/Weltnaturerbe der UNESCO in Chile

Die UNESCO erklärte bisher drei Plätze in Chile zum Weltkulturerbe. Im Jahr 2000 den Nationalpark Chiloé sowie einen Teil der dort befindlichen Holzkirchen, 2003 das historische Viertel der Hafenstadt Valparaíso sowie 2005 die Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke in der Atacamawüste im Norden Chiles.

Zum Weltnaturerbe wurden 1978 der Nationalpark Torres del Paine und 1995 der Nationalpark Rapa Nui auf der Osterinsel ernannt.

Tulor (Atacameños) (800 v. Chr–1100)

Museen und historische Plätze

Santiago de Chile, Concepción (Chile) und Valparaíso bieten die größte Vielfalt an Museen und historischen Plätzen. Über das Land verteilt gibt es viele Monumente, die weit vor der spanischen Besiedlung entstanden sind.

Kultur

Zwischen der Kultur in den Städten und auf dem Land gibt es starke Unterschiede. Auf dem Lande spielen die Folklore mit traditionellen Tänzen, wie dem Nationaltanz Cueca eine wichtige Rolle. Die volkstümliche Kultur ist stark spanisch und araukanisch geprägt. Payadores sind Volkssänger, deren Lieder meist von Liebe und Träumen handeln. Politische Lieder waren ihnen während der Pinochet-Diktatur verboten. Das Kunsthandwerk auf dem Lande ist von indianischen Einflüssen gekennzeichnet. Hergestellt werden vor allem Web- und Töpferarbeiten, sowie Schnitzereien. Eine wichtige Rolle auf dem Lande spielen die Huasos eine Art chilenischer Cowboy oder Gaucho. Sie sind auf fast allen Folklorefesten und speziell beim chilenischen Rodeo dabei. Die Stadtkultur ist kosmopolitischer geprägt.

Wichtigste Künstler im Überblick

Pablo Neruda

Die moderne chilenische Kultur wurde von mehreren herausragenden Persönlichkeiten geprägt:

Isabel Allende (* 1942) ist wohl die bekannteste zeitgenössische Schriftstellerin Chiles. Ihre Romane wie Das Geisterhaus, Fortunas Tochter oder Der unendliche Plan sind weltweit verlegt worden. Viele ihrer Bücher sind stark autobiografisch geprägt. Sie ist die Nichte des früheren Präsidenten Salvador Allende.

Roberto Bolaño (1953–2003), Verfasser surrealistischer Lyrik und Prosa, ging nach dem Militärputsch 1973 ins Exil. Er ist Träger vieler Literaturpreise und starb in Barcelona, Spanien.

Víctor Jara (1932–1973) war ein politischer Sänger und zählt zu den großen Vertretern der „Nueva canción“ (Neues Lied), einer breiten revolutionären künstlerischen Bewegung in ganz Südamerika. Er unterstützte aktiv Salvador Allende und wurde während des Militärputsches 1973 gefoltert und getötet.

Gabriela Mistral (1889–1957), Dichterin und Nobelpreisträgerin 1945, schrieb in ihren Gedichten über Liebe, Tod und Hoffnung, nachdem ihr Geliebter Romelio Ureta Selbstmord begangen hatte. Später arbeitete sie im diplomatischen Dienst Chiles.

Pablo Neruda (1904–1973), ist ein weltbekannter Dichter, Schriftsteller und Nobelpreisträger 1971. Er verfasste viel soziale und politische Lyrik und arbeitete als Botschafter in Frankreich für die Regierung von Salvador Allende. Er starb kurz nach dem Militärputsch 1973 an Krebs. Sein Begräbnis wurde zur ersten öffentlichen Demonstration gegen das Militärregime.

Violeta Parra (1917–1967) begründete die „Nueva Canción Chilena“. Die Sängerin wuchs in Armut auf, komponierte schon früh eigene Folklorelieder und begann in den fünfziger Jahren, traditionelles Liedgut zu sammeln und zu dokumentieren. Ihre eigenen Werke hatten einen stärker politischen Charakter. Neben der Musik dichtete sie, malte, webte und schuf Skulpturen. Viele chilenische und internationale Künstler haben ihre Werke interpretiert, ihr bekanntestes Lied ist Gracias a la vida.

Die Gruppen Illapu, Inti Illimani und Quilapayún machten die Musik der „Nueva Canción Chilena“ weltbekannt. Sie mussten nach dem Militärputsch lange Jahre im Exil verbringen und haben ihr musikalisches Spektrum beständig erweitert.

Antonio Skármeta (* 1940), Schriftsteller und Anhänger von Salvador Allende, verließ nach dem Militärputsch 1973 das Land. Er verfasste Romane und Erzählungen, die sich oft mit der Militärdiktatur befassten. Von 2000 bis 2003 war er chilenischer Botschafter in Berlin, wo er auch während seines Exils gelebt hatte.

Der moderne chilenische Film beschäftigt sich oft mit der Zeit der Militärdiktatur von 1973 bis 1989. Zu den berühmtesten Regisseuren gehören Andrés Wood und Miguel Littín.

Roberto Matta (1911–2002), großer surrealistischer Maler des 20. Jahrhunderts und Freund von Salvador Dalí und Federico Garcia Lorca.

Claudio Arrau (1903–1991), geboren in Chillán, der bedeutendste chilenische Pianist und eine der wichtigsten Musikerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit. Seine Interpretation der Werke Beethovens, Schumanns und vieler anderer Komponisten des klassischen Repertoires sind bis heute Maßstab setzend.

Carmen Castillo, geboren 1945 in Santiago de Chile, schrieb 1979 Santiago de Chile, ein Tag im Oktober, ein Buch über ihr Leben im Untergrund nach dem Militärputsch.

Alejandro Jodorowsky, Schauspieler, Autor und Regisseur einer Reihe surrealistischer Filme darunter El Topo und Montana Sacra – Der heilige Berg.

Sport

Die Fußball-Weltmeisterschaft 1962 fand in Chile statt. Die chilenische Fußballnationalmannschaft erreichte dabei einen achtbaren dritten Platz, das ist das beste Ergebnis bei einer Weltmeisterschaft. Chile hat sich bisher achtmal für die WM qualifiziert, und steht in diesem Kriterium in Südamerika auf dem vierten Platz hinter Brasilien, Argentinien und Uruguay. Zu den nationalen Fußballlegenden zählen Ivan Zamorano, Marcelo Salas und unangefochten an der Spitze Elias Figueroa, erster (und neben Zico einziger) Spieler Amerikas, der dreimal den Titel des besten Spielers des Kontinents erringen konnte. Figueroa gilt heutzutage als einer der besten Abwehrspieler des letzten Jahrhunderts. Aber auch Matías Fernández, Südamerikas Fußballer des Jahres 2006, ist ein viel versprechendes Talent im chilenischen Fußball. Ebenfalls ist David Arellano zu erwähnen, der als Erfinder des Fallrückziehers, oder auch auf spanisch la chilena, gilt.

Neben Fußball spielen insbesondere Tennis, der Reitsport (hier vor allem auch das chilenische Rodeo) und das Segeln eine bedeutende Rolle. Im Tennisdoppel gewann Nicolás Massú mit seinem Partner Fernando González bei den Olympischen Sommerspielen 2004 das erste Olympiagold für Chile überhaupt. Einen Tag später krönte Massú seine Olympiateilnahme mit dem Sieg im Herreneinzel und González gewann die Bronze-Medaille. Eine der großen Sportlegenden in Chile ist der Tennisspieler Marcelo Ríos, der als erster Spanischsprechender, vor Ferrero und Moya, den Weltranglistenplatz 1 erreichte, und somit zeitweise Pete Sampras ablöste. Im Segelsport, Kategorie Breitling, besetzten chilenische Teams in prestigeträchtigen Rennen, wie zum Beispiel der Copa del Rey, regelmäßig die ersten drei Plätze.

Am 3. Mai 2008 besiegte die chilenische Polo-Nationalmannschaft im WM-Finale in Mexiko-Stadt den amtierenden Weltmeister Brasilien und wurde somit erstmalig Weltmeister in dieser Disziplin.

Im Rudern (Zweier ohne Steuermann) wurden Christian Yantani und Miguel Angel Cerda im Jahre 2002 in Sevilla Weltmeister. 2005 wurde Cerda in Japan mit Felipe Leal Vizeweltmeister und in der Schweiz Weltmeister.

Carlo de Gavardo ist zweifacher Motorrad-Rallye Weltmeister und ein potentieller Kandidat für einen Sieg bei der Paris-Dakar Rallye.

Medien

Wichtigste Informationsquelle der chilenischen Bevölkerung ist das Fernsehen. Die wichtigsten Fernsehsender sind das staatliche TVN-Programm, der Sender Canal 13 der katholischen Universität Universidad Católica und der private Sender Megavisión. Das Programm der Fernsehsender ist hauptsächlich auf Unterhaltung, das heißt auf Shows, US-amerikanische Filme und Fernsehserien, die beliebten „Teleserias“ (Telenovelas, zumeist aus eigener Produktion) sowie auf Sportberichterstattung ausgerichtet. Politische Sendungen, Naturdokumentationen und Kulturprogramme sind dagegen eher dünn gesät, dann aber oft von guter Qualität. Die Nachrichten beginnen erst um 21 Uhr und dauern etwa eine Stunde.

Die Presselandschaft wird weitgehend von zwei Konzernen dominiert, dem Mercurio- und dem COPESA-Konzern, nachdem sich eine Reihe von Publikationen aus dem politischen Mitte-Links-Spektrum nach dem Rückgang der Politikbegeisterung zur Zeit der Redemokratisierung nicht auf Dauer im Markt halten konnten. Die beiden jeweiligen „Flaggschiffe“ der Pressekonzerne sind El Mercurio, eine Zeitung, die in Qualität und politischer Ausrichtung etwa mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu vergleichen ist, sowie La Tercera. Zu den selten gewordenen bunten Vögeln in der Presselandschaft gehört das Hausblatt der kommunistischen Partei, El Siglo, sowie die ebenfalls linksorientierte, aber parteiungebundene Zeitschrift Punto Final.

Wichtige Wochenzeitschriften sind Ercilla und Qué Pasa. Darüber hinaus gibt es die deutschsprachige Wochenzeitung Cóndor.[23]

Kulinarische Spezialitäten und Essgewohnheiten

Chilenische Empanada
Chilenische Cazuela: frisch geschlachtetes Hühnchen, gekocht mit Kartoffeln, Maiskolben, Kürbis und anderem Gemüse; dazu Rote Rübe, Grüner Salat, junge Bohnen, Petersilie, Korianderkraut und Pebre sowie selbstgebackenes Brot und chilenischer Rotwein.

Die chilenische Küche ist keineswegs ein Ableger der spanischen Küche, wie viele vermuten. Vielmehr gibt es eine Vielzahl von Einflüssen – vielfach auch von deutschen Einwanderern. So finden sich etwa deutsche Bezeichnungen wie „Kuchen“ oder „Apfelstrudel“ auch im Wortschatz der chilenischen Konfiserie. Berliner Pfannkuchen sind unter der Bezeichnung Berlinos verbreitet. Auch der Christstollen als Weihnachtsgebäck ist bekannt. Ebenfalls auf deutsche und andere mitteleuropäische Einflüsse zurückzuführen ist das typisch chilenische Sauerkraut (Chucrú vom französischen Choucroute), die Vorliebe für quarkähnliche Frischkäsezubereitungen und die vor allem im Süden sehr starke Brautradition. Viele Biere werden nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut und oft wird aus deutschen Anbaugebieten importierter Hopfen verwendet.

Aufgrund der sonnigen Bedingungen in Mittel- und Nordchile und der vulkanischen Böden eignet sich das Land sehr gut zum Anbau von Feldfrüchten und Obstsorten, die in großer Vielfalt auf Chiles Märkten feilgeboten werden. Als einem der Ursprungsländer der Kartoffel finden sich auch sehr viele unterschiedliche Speisekartoffelsorten. Der mindestens einmalige wöchentliche Marktbesuch und die Verwendung frischer Gemüse und anderer Zutaten in der Küche spielt für die Mehrzahl der chilenischen Hausfrauen und die in wohlhabenden Haushalten häufig anzutreffenden Küchenmamsells noch immer eine große Rolle.

Neben einem reichen Angebot an Fisch und Meeresfrüchten wird in Chile sehr gerne Huhn gegessen. Gegrilltes Fleisch, ein so genannter Asado, gehört wie im Nachbarland Argentinien zu den traditionellen Speisen bei geselligen Anlässen. Neben Rind- und Schweinefleisch werden dabei vor allem würzige Paprikawürste (Longanizas) verwendet. Das Fleisch wird vor dem Grillen gern einige Stunden in Bier eingelegt, um seine Zartheit zu erhöhen.

Zu den Nationalgerichten zählt die chilenische Empanada, das sind unterschiedlich (bspw. mit Rindfleisch, Hühnchen, Meeresfrüchten oder Käse) gefüllte Teigtaschen, die im Ofen gebacken oder frittiert zubereitet werden können. Die Cazuela ist ein kräftiges Eintopfgericht, in dem Hühnchen oder auch Rindfleisch, Maiskolben (Choclos), Kürbis und weiteres Gemüse verwendet wird. Als Humitas wird ein Maisbrei bezeichnet, der in Maisblättern gekocht und süß oder salzig gegessen wird. Pebre ist eine aus scharfem Paprika (Ají), fein gehackten Zwiebeln und Kräutern zubereitete Öl-Zitronen-Sauce, die vor allem zu Fleisch, aber auch als Würze zu anderen Gerichten gereicht wird. Beliebt sind auch mit getrocknetem Kelp, Cochayuyo genannt (es handelt sich um Braunalgen der Art Durvillaea antarctica), zubereitete Beilagen. Die relativ geschmacklose Alge wird dazu klein geschnitten und mit Zwiebeln, unterschiedlichen Gewürzen und Kräutern und unter Umständen auch Hülsenfrüchten oder anderem Gemüse vermengt gegart. Typisch ist auch das so genannte „geröstete Mehl“ (harina tostada), gewonnen aus erhitztem und anschließend zermahlenen Weizen, der mit Wasser und Zucker, eventuell auch Melonensaft oder Wein, zu einer zähflüssigen Mischung verarbeitet werden kann, dem ulpo, der als stärkendes Erfrischungsgetränk zu sich genommen wird.

Der klassische chilenische Schnellimbiss ist der Completo, eine Art Hot Dog, der mit reichlich Avocadomus (Palta) und Sauerkraut oder Krautsalat (Chucrú) gereicht und mit Chilipaste (salsa de ají chileno) und dem mild-süßen chilenischen Senf gegessen wird.

Cochayuyo auf dem Markt

Zu den Besonderheiten der Mahlzeitenfolge in Chile gehört, dass neben Frühstück (desayuno) und Mittagessen (almuerzo) auch am frühen Abend ein Imbiss gereicht wird, zu dem stets Tee getrunken wird und der das in der Regel erst sehr spät eingenommene Abendessen (comida) mitunter ersetzen kann. Diese Zwischenmahlzeit wird tomar once (wörtlich „Elf einnehmen“) genannt. Diese für Chile eigentümliche Tradition wird oft auf englische Gebräuche (etwa den „Fünf-Uhr-Tee“ oder den in England „Elevenses“ genannten Vormittagstee) zurückgeführt. Einer volkstümlich-humoristischen Erklärung zufolge soll der Ausdruck dagegen auf die Tatsache zurückgehen, dass das spanische Wort aguardiente (Schnaps) genau elf (once) Buchstaben hat. Zu Zeiten eines Alkoholverbots in Chile hätten die Leute deshalb Once bestellt und Schnaps in einer Tasse serviert bekommen. Auch wenn sich der genaue Ursprung der Bezeichnung nicht mehr mit letzter Sicherheit aufklären lässt, liegt besonders eine Ableitung aus der katholischen liturgischen Tagstundenzählung nahe, die in vom Katholizismus geprägten Ländern wie Spanien, Italien oder Chile bis weit ins 19. Jahrhundert üblich war: Die elfte Stunde der kirchlichen Tageseinteilung entspricht exakt der traditionellen „Tea Time“ 17 Uhr. Dessen ungeachtet wird die „Once“ in Chile allerdings besonders im Sommer oft bis 19.30 Uhr hinausgeschoben.

Der Wein in Chile ist von sehr guter Qualität und wird seit vielen Jahren mit großem Erfolg auf den Weltmarkt exportiert. Das Land gehört mittlerweile zu den sechs bedeutendsten Weinproduzenten der Welt. Rebsorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon sind im Rotweinsegment weit verbreitet und werden auf verschiedenen Qualitätsstufen produziert. Eine exklusive Rebsorte ist die Carménère, eine besonders empfindliche Sorte von außergewöhnlicher Qualität, die heute (da in Frankreich durch Reblausbefall ausgestorben) praktisch nur noch in Chile angebaut wird.

Siehe auch: Weinbau in Chile

Homosexualität

Hauptartikel: Homosexualität in Chile

Homosexuelle Handlungen wurden im Jahr 1998 entkriminalisiert. Gesellschaftlich wird Homosexualität auch zunehmend akzeptiert, auch wenn die Sichtbarkeit der LGBT-Community noch klein bleibt. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden jedoch staatlich nicht anerkannt.

Feiertage

Datum Spanische Bezeichnung Deutsche Bezeichnung Bemerkungen
1. Januar Año Nuevo Neujahr  
März/April Viernes Santo Karfreitag beweglicher Feiertag
März/April Sábado Santo Karsamstag beweglicher Feiertag
1. Mai Día del Trabajo Maifeiertag  
21. Mai Día de las Glorias Navales Tag der Marine  
29. Juni San Pedro y San Pablo St. Peter und Paul wird auf den vorangehenden Montag verlegt
16. Juli Día de la Virgen del Carmen Jungfrau Carmen, Patronin der Fischer  
15. August Asunción de la Virgen Mariä Himmelfahrt  
18. September Primera Junta Nacional de Gobierno Nationalfeiertag Unabhängigkeitstag (1818)
19. September Día del Ejército Tag des Heeres  
12. Oktober Día de la Raza Entdeckung Amerikas wird auf den vorangehenden Montag verlegt
31. Oktober Día Nacional de las Iglesias Evangélicas y Protestantes Reformationstag  
1. November Día de Todos los Santos Allerheiligen  
8. Dezember Inmaculada Concepción Mariä Empfängnis  
25. Dezember Navidad Weihnachten  

Siehe auch

 Portal:Chile – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Chile

Literatur

  • Karl F. Appl: Die Geschichte der evangelischen Kirchen in Chile. Erlanger Verlag für Mission und Ökumene, Neuendettelsau 2006, ISBN 978-3-87214-616-8.
  • Karla Berndt & Birgit Heitfeld: Die chilenische Küche. Umschau, Neustadt an der Weinstraße 2006, ISBN 978-3-86528-266-8.
  • Robert N. Burr: By Reason or Force. Chile and the Balancing of Power in South America 1830–1905. University of California Press, Berkeley 1974, ISBN 0-520-02629-2.
  • Simon Collier & William F. Sater: A History of Chile, 1808–2002. 2. Ed., Cambridge University Press, Cambridge (u.a.) 2004, ISBN 0-521-82749-3.
  • Dirk Heckmann: Chile & Antarktis & Osterinsel. OPS, München 1998, ISBN 3-930487-58-6.
  • Peter Imbusch (Hrsg.): Chile heute: Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-89354-590-5.
  • Boris Schöppner: Nachbeben: Chile zwischen Pinochet und Zukunft. Reportagen und Interviews. Trotzdem Verlagsgenossenschaft, Frankfurt/M. 2008. ISBN 978-3-86569-920-6.
  • Günter Wessel: Die Allendes: mit brennender Geduld für eine bessere Welt. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 2004, ISBN 3-404-61537-9.
  • Oliver Zöllner: Generating Samples of Diasporic Minority Populations. A Chilean Example. In: Oliver Zöllner (Hrsg.): Targeting International Audiences. CIBAR, Bonn 2005, ISBN 3-932872-12-6, S. 138–149. Webversion des Artikels

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Chile – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Chile – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wikinews Wikinews: Chile – in den Nachrichten
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Chile – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. Schätzung des chilenischen Statistikamts
  2. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  3. Human Development Index
  4. a b c d Siehe komplette Liste schiffbare Flüsse und Seen nach D.O. Nº 36.093, vom 19. Juni 1998 in www.bordecostero.cl/documentos/nomina_rios_lagos.pdf
  5. German Embassy in Chile.
  6. http://www.elcomercio.com.pe/ediciononline/HTML/2008-06-06/en-ochenta-cocina-peruana-comenzo-hacerse-campo-chile.html
  7. http://news.bbc.co.uk/hi/spanish/latin_america/newsid_7057000/7057528.stm
  8. DER SPIEGEL 32/1987. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523259.html
  9. amnesty international
  10. „Äußerste Zurückhaltung“ – die Colonia Dignidad und die deutsche Diplomatie 1961-1978 Von Dieter Maier
  11. http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/8540289.stm
  12. oecd.org: OECD invites five countries to membership talks, offers enhanced engagement to other big players (Zugriff am 28. Mai 2010)
  13. oecd.org: Chile's accession to the OECD (Zugriff am 28. Mai 2010)
  14. Die dramatische Rettung der Chile-Kumpel; bz-berlin.de, 14. Oktober 2010
  15. a b c d The World Factbook
  16. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  17. Focus Online: Chile – Pinera gewinnt bei Präsidentenwahl erste Runde (abgerufen am 14. Dezember 2009)
  18. nzz.ch: Piñera beendet Ära der Linksregierungen in Chile (Zugriff am 18. Januar 2010)
  19. Dirección Nacional de Vialidad, Ministerio de Obras Públicas, 2005
  20. a b Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 4. Berlin, Wien 1912,Online-Ausgabe
  21. http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2010/results Index 2010
  22. a b c d e f Entwicklung des BIP von Chile bfai, 2006, siehe: Wirtschaftsdaten kompakt
  23. http://www.condor.cl

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