St. Johannes Baptist (Neheim)

St. Johannes Baptist (Neheim)
St. Johannes Baptist in Neheim: „Sauerländer Dom“ bei Nacht
St. Johannes Bapt. Neheim, Blick vom Westturm auf die Osttürme

Die katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Arnsberg-Neheim wird umgangssprachlich wegen ihrer Dimension auch „Sauerländer Dom“ genannt. Kirchenpatron ist Johannes der Täufer.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im April 1807 brannte Neheim bis auf wenige Häuser ab. Dabei ging auch die Kirche verloren. Eine neue Kirche konnte erst zwischen 1819 und 1822 gebaut werden. In der Zwischenzeit existierte nur eine mit Stroh bedeckte Notkirche.

Die neue Kirche wurde nicht an derselben Stelle errichtet, sondern vor den damaligen Stadtmauern an dem heutigen Neheimer Marktplatz. Der im Basilikastil errichtete Neubau war ein schmuckloses Gebäude. Wegen der außerordentlich starken Bevölkerungszunahme wurde bereits kurze Zeit später eine größere Kirche notwendig.

Das heutige Kirchengebäude sollte in zwei Bauabschnitten errichtet werden. Im ersten Bauabschnitt wurden zwischen April 1892 und November 1893 Kreuzschiff, Chor und zwei Osttürme als Erweiterung der bestehenden Kirche von 1822 gebaut.

Nach einer 17-jährigen Unterbrechung wurde im zweiten Bauabschnitt zwischen 1910 und 1913 anstelle der 1822 fertiggestellten Kirche das Langhaus und der Westturm errichtet. Die Konsekration der Pfarrkirche fand am 7. Juli 1913 statt.

In der Folgezeit wurden verschiedene Renovierungen durchgeführt. Eine umfassende Außen- und Innensanierung erfolgte von 2000 bis 2004.

Beschreibung

Innenansicht vom Hauptportal
Triumphkreuz

Die St.-Johannes-Kirche ist eine dreischiffige Basilika in neuromanischem Stil. Sie besitzt ein Kreuzschiff, einen West- und zwei Osttürme. Die Länge der Kirche beträgt 67 m einschließlich Mauer und Treppe 75 m, die Breite 44 m und die lichte Höhe des Mittelschiffes 20,5 m. Die beiden Osttürme messen je 41 m, der Westturm (mit Kreuz und Hahn) 83 m.

Ausstattung

Die Kirche verfügt über einen reichen Schatz an Kunstwerken bzw. Kunstgegenständen. Einige der Kunstgegenstände, wie etwa eine Hostiendose aus dem 16. Jahrhundert, Monstranzen und Meßgewänder aus der Renaissencezeit werden im Diözesanmuseum zu Paderborn ausgestellt.[1]

Das älteste und wertvollste Kunstwerk der Kirche ist das Triumphkreuz, das Ende des 13. Jahrhunderts bzw. zu Beginn des 14. Jahrhunderts gefertigt wurde. Es ist aus Eichenholz und trägt die Symbole der vier Evangelisten an den Kreuzenden.

In der Kirche befinden sich sieben Altäre: der Hochaltar von 1893, der Marienaltar von 1894, Johannesaltar von 1894, der Barbara-Altar, der Herz-Jesu-Altar sowie der Zelebrationsaltar. Im Rahmen der letzten Innenrenovierung wurde im Chorraum zwischen Zelebrations- und Hochaltar eine Werktagskirche mit einem eigenen kleinen Altar eingerichtet.

Der Herz-Jesu-Altar enthält das Kreuzostensorium, ein monstranzähnliches Gerät für die Zurschaustellung der Kreuzreliquie. Es stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Etwa 1780 erhielt die Johanneskirche die Kreuzreliquie aus dem kaiserlichen Schatz zu Wien. Dort soll ein echtes, größeres Stück des Kreuzes Jesu sein. Die Kreuzpartikel befinden sich in einer ovalen silbernen Kapsel, die 1779 angefertigt wurde. Das Altarbild wurde von dem Neheimer Maler Ritterbach geschaffen. Es zeigt im Hintergrund die Johanneskirche mit Westturm und das ehemalige Rathaus, sowie Portraits Neheimer BürgerInnen.

Bemerkenswert ist auch die Sixtinische Madonna, ein Gemälde, das dem Maler Raffael nachempfunden ist, und ein Geschenk des Kronprinzen von Preußen ist.

Der Stationsbilder des Kreuzweges wurde 1881 von dem Münchner Maler Franz Krombach gefertigt. Sie befanden sich bis 1979 in St. Marien, Kamen-Methler.

Orgel

Blick auf die Orgelbühne

1929 wurde nach mehr als einjähriger Bauzeit eine der bis heute größten Orgeln der Erzdiözese Paderborn und seinerzeit eines der größten Instrumente im Lande fertiggestellt. Die Firma Anton Feith in Paderborn (ehemals Eggert – heute Orgelbau Siegfried Sauer, Höxter) hatte sie nach dem Vorbild der kurz zuvor erbauten Paderborner Domorgel geschaffen. 58 Register waren auf drei Manuale und Pedal der Hauptorgel im Westturm verteilt, 14 Register bilden bis heute unverändert das Fernwerk über dem Gewölbe vor dem Hochchor. Die Orgel wurde wiederholt restauriert und umgebaut.[2]

I Hauptwerk C–g3
1. Prinzipal 16′
2. Prinzipal 8′
3. Flaut major 8′
4. Tibia 8′
5. Fugara 8′
6. Salicional 8′
7. Quinte 51/3
8. Octave 4′
9. Rohrflöte 4′
10. Septime 22/7
11. Octave 2′
12. Cornett IV 4′
13. Mixtur V-VI 22/3
14. Zymbel III 1′
15. Trompete 16′
II Oberwerk C–g3
16. Grobgedackt 16′
17. Prinzipal minor 8′
18. Lieblich Gedackt 8′
19. Gemshorn 8′
20. Labialklarinette 8′
21. Gamba 8′
22. Dulziana 8′
23. Holzpfeife 4′
24. Violine 4′
25. Waldflöte 2′
26. Sesquialtera 22/3
27. Mixtur V
28. Rohrschalmei 4′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
29. Bordun 16′
30. Geigenprincipal 8′
31. Doppelflöte 8′
32. Quintatön 8′
33. Aeoline 8′
34. Vox coelestis 8′
35. Geigenpraestant 4′
36. Konzertflöte 4′
37. Quintflöte 22/3
38. Flageolett 2′
39. Terzflöte 13/5
40. Glöckchen 1′
41. Flötencornett IV
42. Mixtur V
43. Fagott 16′
44. Oboe 8′
45. Clairon 4′
Tremulant
IV Fernwerk C–g3
Pedal C–g1
  • Koppeln: II/I, III/I, IV/I, I/P, II/P, III/P

Glocken

Im Rahmen der Sanierung, die von 2000 bis 2004 stattfand, wurde im Jahre 2001 auch der Glockenstuhl erneuert. Die Glocken wurden überholt und auf acht Glocken ergänzt. Nach den Änderungen wird der direkte Schall der Glocken in die Ferne getragen, während der Schall in der Umgebung der Kirche gedämpft wird.

Nr.
 
Name
 
Nominal
(16tel)
Gewicht
(kg)
Gussjahr
 
Gießer, Gussort
 
1 Christusglocke fis0 +3 7283 2001 Hans August Mark,
Brockscheid
2 Hermann-Joseph (Gussstahlglocke) ais0 +4 1885 1920 Bochumer Verein
3 Maria (Gussstahlglocke) cis1 +1 1572 1920 Bochumer Verein
4 Johannes Baptist (Gussstahlglocke) e1 +4 1375 1920 Bochumer Verein
5 Apollonia (Gussstahlglocke) fis1 ±0 1247 1920 Bochumer Verein
6 Große Uhrglocke ais2 +3 454 2001 Hans August Mark,
Brockscheid
7 Kleine Uhrglocke cis3 +4 397 2001 Hans August Mark,
Brockscheid
8 Wandlungsglocke g2 +1 485 1790

Pfarrgemeinde St. Johannes

Die Pfarrgemeinde St. Johannes hat heute etwa 5000 Gemeindemitglieder. Sie ist die Neheimer Urgemeinde. Aus ihr gingen die Gemeinden St. Josef Bergheim mit St. Isidor Bachum, die Pfarrgemeinden St. Michael mit dem Pfarrbezirk St. Elisabeth Moosfelde und die Pfarrgemeinde St. Franziskus Müggenberg-Rusch hervor.

St. Johannes befindet sich im Erzbistum Paderborn und bildet mit den Gemeinden St. Josef Bergheim und St. Urbanus Voßwinkel den Pastoralverbund Ruhr-Möhne.

Seit 1989 bzw. 1990 besteht eine offizielle Partnerschaft mit der Pfarrgemeinde St. Jean-Baptiste Rechèvre im französischen Chartres. In der Kirche St. Jean-Baptiste wurde Abbé Franz Stock beigesetzt. Abbé Franz Stock (* 21. September 1904 in Neheim; † 24. Februar 1948 in Paris) stammt aus der Pfarrgemeinde St. Johannes. Er war katholischer Priester und während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg Seelsorger der Gefängnisse von Paris und der Hinrichtungsstätte auf dem Mont Valerien. Er gilt als ein Wegbereiter der Deutsch-Französischen Freundschaft.

Literatur

  • Uwe Haltaufderheide: Die Baudenkmäler der Stadt Arnsberg. Erfassungszeitraum 1980–1990. Stadt Arnsberg, Arnsberg 1990, ISBN 3-928394-01-0, S. 227–229.
  • Franz Schnütgen, Karl Josef Köhler, Ansgar Volmer: 100 Jahre Sauerländer Dom, 1893–1993. Bauwerk und Gemeinde St. Johannes Baptist Neheim. Katholisches Pfarramt St. Johannes Baptist Neheim, Arnsberg 1994.
  • Ansgar Volmer, Hermann Griesenbrock (Red.): Neheimer Glocken (= An Möhne, Röhr und Ruhr 22, ISSN 1860-0018). Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Neheim, Arnberg 2002.

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen auf der Website der Kirchengemeinde
  2. Informationen zur Disposition

Weblinks

 Commons: Pfarrkirche St. Johannes Baptist (Neheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
51.452627.96187

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