Chinarindenbäume

Chinarindenbäume
Chinarindenbäume
Cinchona calisaya

Cinchona calisaya

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Rötegewächse (Rubiaceae)
Unterfamilie: Cinchonoideae
Tribus: Cinchoneae
Gattung: Chinarindenbäume
Wissenschaftlicher Name
Cinchona
L.

Die Pflanzengattung Chinarindenbäume (Cinchona) gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Die etwa 23 Arten sind ursprünglich in Zentralamerika (Costa Rica, Panama) und Südamerika (Bolivien, Kolumbien, Ekuador, Peru, Venezuela) beheimatet. Sie gedeihen in der Bergregionen [1]. Einige Arten und Hybriden werden in tropischen Gebieten zur Gewinnung von Chinin weltweit angebaut.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Erscheinungsbild und Blätter

Cinchona-Arten wachsen selten als Sträucher, meist als Bäume. Die Borke ist meist deutlich bitter.

Bei den abgeflachten Knospen sind die Nebenblätter aufrecht und aneinander gedrückt. Die kreuz-gegenständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die Blattspreite ist einfach. Es sind meist gut entwickelte Domatien an den Laubblättern vorhanden. Die interpetiolaren oder nur kurz um den Zweig verwachsenen Nebenblätter sind zungenförmig bis verkehrt-eiförmig und ganzrandig; sie fallen ab.

Blütenstand mit knospigen und geöffneten fünfzähligen Blüten von Cinchona pubescens mit den typischen am Rand behaarten Kronlappen.
Ein beblätterter Zweig mit Früchten und einer mit Blüten von Cinchona calisaya.

Blütenstände und Blüten

Endständig und oft auch in den Blattachseln der obersten Laubblätter stehen über einem Blütenstandsschaft die zymösen oder rispenförmigen Blütenstände in denen viele Blüten und Tragblätter enthalten sind.

Die gestielten, duftenden Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch, fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen. Die fünf gelben, rosa-, purpurfarben bis roten oder manchmal weißen Kronblätter sind stielteller- oder trichterförmig verwachsen. Der Kronschlund ist innen kahl oder flaumig behaart und die Kronröhre ist außen oft deutlich fünfrippig. Die fünf Kronlappen besitzen dicht bewimperte bis zottig behaarte Ränder. Es ist ein Kreis mit fünf fertilen Staublättern vorhanden; sie sind in der Kronröhre inseriert und überragen die Kronröhre nicht oder höchstens etwas. Die kurzen bis gut ausgebildeten Staubfäden sind kahl. Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, zweikammerigen Fruchtknoten verwachsen. In jeder Fruchtknotenkammer befinden sich viele Samenanlagen in zentralwinkelständiger Plazentation. Der Griffel endet in zwei Griffelästen mit jeweils einer kopfigen bis linealen Narbe.

Früchte und Samen

Die eiförmigen bis zylindrischen oder ellipsoiden Kapselfrüchte sind meist septicidal und öffnen sich mit zwei Klappen von ihrer Basis aus; manchmal sind die Kapselfrüchte durch ein Septum loculicidal und dann öffnen sie sich vom oberen Ende ausgehend. Die steif papierartigen bis holzigen Kapselfrüchte besitzen oft Lentizellen, sind vom haltbaren Kelch umgeben und enthalten viele Samen. Die mittelgroßen Samen sind ellipsoid bis spindelförmig und etwa abgeflacht. Die Samen besitzen am Rand einen häutigen Flügel. Die Samen enthalten ein fleischiges Endosperm und die zwei Keimblätter (Kotyledonen) sind eiförmig.

Namensherkunft

Der Name hat nichts mit China zu tun und stammt wahrscheinlich vom Quechua-Wort „kina-kina“, „Rinde der Rinden“.

Die botanische Bezeichnung Cinchona geht auf eine angeblich erfolgreiche Heilung der Gräfin von Cinchon zurück, der Gattin des spanischen Vizekönigs von Peru, die 1639 an Malaria erkrankte. Geheilt wurde sie durch ein Mittel, das ihr ein Jesuitenpater verabreichte und in dem angeblich Chinarindenbaumextrakt verarbeitet wurde. Für Carl von Linné war diese Erfolgsgeschichte der Anlass, dieser Pflanzengattung den botanischen Namen Cinchona zu verleihen.

1930 entdeckte man allerdings die Tagebücher dieser Gräfin, die nicht darauf schließen lassen, dass sie jemals an Malaria litt. Möglicherweise sollte die Erfolgsgeschichte daher bei der Vermarktung dieses Heilmittels behilflich sein [2].

Spanische Trivialnamen sind Cascarilla, Costrona, Crespilla, Hoja de capulí, Hoja de lucma und Quina [1].

Nutzung

Chinarinde von Cinchona officinalis.

Rinde einiger Arten

Aus Chinarinde (auch Cinchonae cortex oder Fieberrinde genannt) kann man bitter schmeckende Präparate herstellen.

Alexander von Humboldt nennt 1860 in seinen Ansichten der Natur neben Quina, als Bezeichnung für Chinarinde auch Cascarilla fina de Loxa und erwähnt die besondere Qualität der aus dem Städtchen Loxa stammenden Rinde der von ihm Cinchona Condaminea genannten Baumart.

Eine Plantage.
Die Verarbeitung der Rinde.

Der Chinarindenbaum stammt ursprünglich aus den Bergregionen des nördlichen Südamerikas und wird vor allem in Indien und im Kongobecken kultiviert. Die Rinde des Gelben Chinarindenbaumes (Cinchona officinalis) wurde früher wegen des darin enthaltenen Chinins als Medikament gegen Malaria und Fieber genutzt. Der Wirkstoff wurde erstmals im Jahre 1820 durch Pierre Joseph Pelletier und Joseph Bienaimé Caventou isoliert. Neben Chinin, das industriell extrahiert wird, ist auch Chinidin und Chinchonidin enthalten. Nicht alle Arten der Gattung der Chinarindenbäume (Cinchona) enthalten den Wirkstoff jedoch gleichermaßen. Niederländer versuchten auf Java Cinchona calisaya anzubauen, während die Engländer in Indien versuchten, Cinchona succiruba zu kultivieren. Bei beiden Arten erwies sich jedoch, dass ihre Rinde den Wirkstoff nicht in einem ausreichenden Maße enthält, um eine Extraktion wirtschaftlich zu rechtfertigen. Cinchona ledgeriana dagegen hat eine Rinde, die durchschnittlich 13 Prozent Chinin hat. Sie wurde nach dem fehlgeschlagenen Versuch mit Cinchona calisaya von den Niederländern auf Java in Plantagen angebaut. (Beachte im Systematikabschnitt, dass es sich bei in diesem Abschnitt geschilderten Arten heute um Synonyme handelt.)

Das aus der Rinde gewonnene Chinin hatte bis nach dem Zweiten Weltkrieg große wirtschaftliche und medizinische Bedeutung. Das Kina-Büro wachte seit 1922 über die Kontrolle und Förderung der Chinarindenproduktion, der Verteilung der Kontingente auf die Mitgliedsstaaten sowie die Aufrechterhaltung der Preisstabilität. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden jährlich 1500 Tonnen Chinin produziert [3]. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Vernichtung von Chinarindenbaumplantagen zum Kriegsmittel. So fällte die japanische Armee zum Beispiel 20.000 Hektar der Chinarindenplantagen auf Java, sodass sich die Suche nach synthetisch hergestellten Ersatzstoffen verstärkte. Das ähnlich wirkende, aber mit schweren Nebenwirkungen einhergehende Atebrin war bereits 1928 durch die deutsche Firma I.G. Farben hergestellt worden. Chloroquin und Primaquin waren die ersten synthetisch erzeugten Wirkstoffe gegen die Malaria, die das natürlich erzeugte Chinin seit dem Zweiten Weltkrieg ablösten.

Aus dem Roten Chinarindenbaum (Cinchona pubescens) wird ein Arzneimittel gegen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen gewonnen.

Außerdem kann der gewinnbare rote Farbstoff in seiner Wirkung ähnlich wie der Naturfarbstoff Henna verwendet werden.

Besonderheiten

Der Chinarindenbaum findet sich auf dem Wappen Perus. Der dort als quina bekannte Baum, auch aus der Quechua-Sprache übernommen, steht in einem einzelnen Feld oben rechts im Wappen und soll die Natur und Pflanzenwelt Perus symbolisieren.

Habitus von Cinchona calisaya.

Systematik

Die Gattung Cinchona wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 172 [4] aufgestellt. Typusart ist Cinchona officinalis L.. Synonyme für Cinchona L. sind: Kinkina Adanson, Quinquina Boehmer, Pleurocarpus Klotzsch [5]. [6]

Die Gattung Cinchona gehört zur Tribus Cinchoneae in der Unterfamilie Cinchonoideae innerhalb der Familie der Rubiaceae. [5]

Es gibt etwa 23 (20 bis 26) Arten in der Gattung Cinchona [7]:

  • Cinchona antioquiae L.Andersson
  • Cinchona asperifolia Wedd.
  • Cinchona barbacoensis H.Karst.
  • Cinchona ×boliviana Wedd.: Es ist eine Hybride aus Cinchona calisaya × Cinchona pubescens
  • Cinchona calisaya Wedd. (Cinchona calisaya var. ledgeriana Howard, Cinchona carabayensis Wedd., Cinchona ledgeriana (Howard) Bern. Moens ex Trimen, Cinchona officinalis auct. mult.): Sie liefert die bekannteste der gelben Handelssorten der Chinarinde (Königsrinde, wertvollste = Monopolcalisaya aus Bolivien). Oft werden Plantagen von Cinchona calisaya, als Cinchona officinalis bezeichnet.
  • Cinchona capuli L.Andersson
  • Cinchona fruticosa L.Andersson
  • Cinchona glandulifera Ruiz & Pav.
  • Cinchona hirsuta Ruiz & Pav.
  • Cinchona krauseana L.Andersson
  • Cinchona lancifolia Mutis
  • Cinchona legitima Ruiz ex Lamb.
  • Cinchona lucumifolia Pav. ex Lindl.
  • Cinchona macrocalyx Pav. ex DC.
  • Cinchona micrantha Ruiz & Pav.
  • Cinchona mutisii Lamb.
  • Cinchona nitida Ruiz & Pav.
  • Gelber Chinarindenbaum (Cinchona officinalis L., Syn.: Cinchona angustifolia Ruiz nom. illeg., Cinchona condaminea Humb. & Bonpl., Cinchona legitima Ruiz ex Laubert, Cinchona lancifolia var. lanceolata Schult. in J.J.Roemer & J.A.Schultes, Cinchona cucumifolia Pav. ex Lamb., Cinchona peruviana Mutis in J.E.Smith, Cinchona stupea Pav. ex Lamb., Cinchona academica Guibourt, Cinchona chahuraguera Pav. ex DC., Cinchona condaminea var. chahuraguera DC., Cinchona macrocalyx var. obtusifolia DC., Cinchona macrocalyx var. uritusinga DC., Cinchona obtusifolia Pav. ex DC., Cinchona uritusinga Pav. ex DC., Cinchona vritusino Pav. ex DC., Cinchona calisaya var. josephiana Wedd., Cinchona condaminea var. vera Wedd., Cinchona chahuraguera Pav. in J.E.Howard, Cinchona crispa Tafalla ex Howard, Cinchona palton Pav. in J.E.Howard, Cinchona subcordata Pav. ex Howard, Cinchona suberosa Pav. in J.E.Howard, Cinchona uritusinga Pav. ex Howard, Cinchona officinalis var. bonplandianacolorata Howard, Cinchona officinalis var. bonplandianalutea Howard, Cinchona officinalis var. condaminea (Humb. & Bonpl.) Howard, Cinchona officinalis var. crispa (Tafalla ex Howard) Howard, Cinchona officinalis var. uritusinga (Pav. ex Howard) Howard, Cinchona josephiana (Wedd.) Wedd., Cinchona lucumifolia var. stupea Wedd., Quinquina palton (Pav.) Kuntze, Cinchona officinalis var. josephiana (Wedd.) Cárdenas, Cinchona officinalis var. vera Cárdenas)
  • Cinchona parabolica Pav.
  • Cinchona pitayensis (Wedd.) Wedd.
  • Roter Chinarindenbaum (Cinchona pubescens Vahl, Syn.: Cinchona succirubra Pav. ex Klotzsch)
  • Cinchona pyrifolia L.Andersson
  • Cinchona rugosa Pav.
  • Cinchona scrobiculata Humb. & Bonpl.
  • Cinchona villosa Pav. ex Lindl.

Quellen

  • Tao Chen & Charlotte M. Taylor: Cinchona. Rubiaceae. In: Flora of China Editorial Committee: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae. Volume 19, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 28. Februar 2011, ISBN 978-1-935641-04-9, S. 88-89 (Online-Text ist mit dem gedruckten Werk identisch, „Cinchona - Online“). (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
  • Lennart Andersson: A revision of the genus Cinchona (Rubiaceae-Cinchoneae), In: Memoirs of the New York Botanical Garden, Volume 80, 1997, S. 1–75.

Einzelnachweise

  1. a b Cinchona in Trees and shrubs of the Andes of Ecuador bei eFlora. (span.)
  2. Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen, Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 55
  3. Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen, Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 70
  4. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  5. a b Eintag bei GRIN.
  6. Eintag bei Tropicos.
  7. Cinchona in Suchmaske eingeben bei World Checklist of Selected Plant Families von Kew.

Weblinks

 Commons: Chinarindenbäume (Cinchona) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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