Potawatomi

Potawatomi
Indianerstämme im Gebiet der Großen Seen

Die Potawatomi (auch Pottawatomie oder Pottawatomi) sind ein Indianerstamm aus der Region des oberen Mississippi River. Die ursprünglich benutzte Potawatomi-Sprache kommt aus der Familie der Algonkin-Sprachen und ist sehr eng mit dem Ojibwe verwandt.

Die Selbstbezeichnung lautete Bodéwadmi, was so viel wie Bewahrer des Feuers bedeutet. Dieser Name wurde ihnen von den benachbarten Anishinabe gegeben; sie selbst nannten sich ursprünglich Neshnabé, eine Wortgleichung von Anishinaabe. Die Potawatomi gehörten dem Rat der drei Feuer an, einer Allianz mit den Anishinabe und den Odawa (Ottawa). Die Potawatomi galten in dieser Allianz als der "jüngste Bruder".

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Potawatomi tauchen erstmals in französischen Überlieferungen aus dem frühen 17. Jahrhundert als Bewohner des heutigen südwestlichen Michigan auf. Als die Franzosen 1701 Fort Ponchartrain nahe dem heutigen Detroit errichtet hatten, siedelten die Potawatomi überwiegend im Gebiet zwischen den heutigen Städten Milwaukee und Detroit. Während der Biberkriege flohen sie vor den Angriffen der Irokesen und Neutralen in die Gegend am Westufer des Michigansees im heutigen Wisconsin. In den 1760er Jahren dehnte sich das Siedlungsgebiet der Potawatomi in den Norden des heutigen Bundesstaates Indiana und die Mitte von Illinois aus.[1]

Am Anfang des 19. Jahrhunderts begannen die USA die Potawatomi aus ihren Siedlungsgebieten östlich des Mississippi zu verdrängen. Aus diesem Grunde schlossen sich die Potawatomi der Konföderation des Shawnee-Häuptlings Tecumseh. Die Krieger des Stammes waren an allen Kämpfen der Konföderation beteiligt, die im Verlauf des Britisch-Amerikanischen Krieges von 1812 ausbrachen. Während dieses Krieges hielt sich eine Gruppe der Potawatomi in der Nähe von Fort Dearborn auf (heute im Stadtgebiet von Chicago), dessen Zivilbevölkerung gerade evakuiert wurde. Mit 500 Kriegern überfielen sie die Flüchtlingskolonne und töteten dabei die Mehrzahl der Zivilisten sowie 54 Soldaten und verwundeten viele weitere. Dieser Angriff ist als Schlacht von Dearborm überliefert. Ein Potawatomi-Häuptling namens Mucktypoke (engl.: Black&Partridge) sprach sich gegen den Angriff aus und rettete später einige Zivilisten, die von den Potawatomi gefangengenommen worden waren.[2]

Zwischen 1834 und 1842 wurden die Potawatomi in zwei Gruppen eingeteilt und in Gegenden westlich des Mississippi umgesiedelt: Die Prärie- und die Waldbewohner des nördlichen Illinois und des südlichen Wisconsin wurden in der Nähe von Council Bluffs im südwestlichen Iowa angesiedelt; die östliche Gruppe aus Michigan und Indiana wurde ins östliche Kansas in die Nähe von Osawatomie verbracht. 1846 wurden beide Gruppen zusammengeschlossen und in einem einzigen Reservat nördlich von Topeka in Kansas angesiedelt. Die Aufteilung des Landes und die Erlangung der Staatsbürgerschaft führten 1867 zur Zerstreuung des gemeinsamen Siedlungsgebietes. Ein Teil zog nach Oklahoma, wo sie in der Nachbarschaft der Shawnee siedelten, 1889 beim Oklahoma Land Run aber ihr geschlossenes Siedlungsgebiet verloren. Ein Teil der Potawatomi blieb in Kansas, wo sie noch heute in einer Reservation leben. Einige Gruppen der Potawatomi gingen wieder zurück in die Region der Großen Seen. Sie siedelten sich in Michigan, Indiana, Wisconsin und im kanadischen Ontario an, wo ihre Nachfahren heute noch leben.

Heute leben insgesamt rund 28.000 Potawatomi in den USA und in Kanada.[3]

Häuptlinge

Französische Periode (1615–1763)

Die französische Periode begann mit dem Kontakt zu den ersten europäischen Entdeckern, die im westlichen Michigan auf die Potawatomi stießen. Ebenfalls siedelten die Potawatomi auf der Door-Halbinsel im gegenüber liegenden Wisconsin.[2]

  • Madouche - während der Fox-Kriege
  • Millouisillyny -
  • Onanghisse (dt.: Schimmerndes Licht) in der Nähe von Green Bay
  • Otchik - bei Detroit

Britische Periode (1763–1783)

Die britische Periode begann mit dem Ende des Franzosen- und Indianerkrieges. Unmittelbar darauf brach der Pontiac-Aufstand aus, bei dem die Potawatomi mit Ausnahme von Detroit alle britischen Forts in ihrem Siedlungsgebiet eroberten. Der Stamm wuchs und expandierte nach Westen. Die Potawatomi in Wisconsin dehnten ihr Siedlungsgebiet entlang der Küste des Michigansees nach Süden bis nach Illinois aus.[2]

  • Nanaquiba - bei Detroit
  • Ninivois - bei Detroit
  • Peshibon - am St. Joseph River im südwestlichen Michigan
  • Washee - (dt.: Schwan) am St. Joseph River während des Pontiac-Aufstandes

Periode der Verträge mit den USA (1783–1830)

Diese Periode begann mit dem Frieden von Paris, dem Ende des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Die jungen USA begannen ihre Interessen auf das Gebiet der Großen Seen auszudehnen, was letztlich zur Indianer-Umsiedlung als Folge des Indian Removal Act im Jahr 1830 führte. Verträge mit einzelnen Potawatomi-Häuptlingen wurden von den USA für den gesamten Stamm gültig angesehen, obwohl die Potawatomi keine zentrale Organisation kannten. Die einzelnen Gruppen gliederten sich vielmehr in verschiedenen Regionen: das Gebiet um das heutige Milwaukee in Wisconsin, das Gebiet um Detroit im südöstlichen Michigan, das Gebiet am St. Joseph River im südwestlichen Michigan, das Gebiet am Kankakee River in Illinois und Indiana, das Gebiet am Wabash River in Indiana, das Gebiet im mittleren Illinois und das Gebiet am Fox River im nordöstlichen Illinois und südöstlichen Wisconsin.

Die einzelnen regionalen Gruppen wurden von folgenden Häuptlingen angeführt:

Milwaukee Potawatomi

Chicago Potawatomi

  • Burnett[4]
  • Sauganash (1780–1841) - auch bekannt unter dem englischen Namen Billy Caldwell[5][2]

Des Plaines und Fox River Potawatomi

  • Mukatapenaise - auch unter dem englischen Namen Blackbird bekannt[2]
  • Waubansee[2]
  • Waweachsetoh[2]

Illinois River Potawatomi

Shabbona

Kankakee River Potawatomi

  • Main Poc[2]
  • Micsawbee[4]
  • Notawkah - englischer Name: Rattlesnake (dt.: Klapperschlange), lebte am Yellow River[2]
  • Nuscotomeg - lebte am Iroquois River und am Kankakee River[2]
  • Mesasa - [2]

St. Joseph und Elkhart Potawatomi

  • Chebass - lebte am St. Joseph River[2]
  • Wa-nyano-zhoneya - lebte am Elkhart River[2]
  • Onaska - lebte am Elkhart River[2]
  • Topinbee (??-1826)[2]

Tippecanoe und Wabash River Potawatomi

  • Aubenaubee (1761–1837/8) - lebte am Tippecanoe River[2][4]
  • Askum - lebte am Eel River[2]
  • George Cicott (1800?–1833)[4]
  • Keesass - lebte am Wabash River
  • Kewanna (1790?–1840s?) - lebte am Eel River[4]
  • Kinkash - lebte am Eel River[2]
  • Magaago
  • Monoquet (1790s–1830s) - lebte am Tippecanoe River[2][4]
  • Tiosa - lebte am Tippecanoe River[4]
  • Winamac (Amerikanische Periode I) - (engl.: Catfish, dt.:Wels) Verbündeter der Briten im Krieg von 1812[4]
  • Winamac (Amerikanische Periode II) - Verbündeter der Amerikaner im Krieg von 1812[4]

Fort Wayne Potawatomi

  • Metea (1760?–1827)[4]
  • Wabnaneme - lebte am Pigeon River[2][4]

Periode der Umsiedlung ("Trail of Death", 1830–1840)

Diese Periode begann mit den Verträgen aus den späten 1820er Jahren, als die USA mit der Einrichtung von Indianerreservationen begann. Das Siedlungsgebiet der Indianer wurde unter zunehmenden Siedlungsdruck aus Europa ständig kleiner, sodass die Regierung der USA die endgültige Umsiedlung der Potawatomi nach Iowa und Kansas beschloss. Der Trail of Death der Potawatomi aus Indiana wurde von dem katholischen Priester Benjamin Petit begleitet und in seinem Tagebuch dokumentiert. Das Tagebuch ist von der Indiana Historical Society 1941 veröffentlicht worden.[6]

Inzwischen sind aber viele Potawatomi in ihre alte Heimat zurückgekehrt, andere entzogen sich der Deportation nach Westen durch Flucht zu ihrem kanadischen Nachbarstamm der Odawa (Ottawa).

Aus dieser Periode sind folgende Häuptlinge bekannt:

  • Iowa - lebte am Wabash River
  • Maumksuck - (engl. Big Foot), lebte am Lake Geneva in Wisconsin
  • Mecosta
  • Chief Menominee (1791?–1841) - lebte im Marshall County in Indiana
  • Pamtipee of Nottawasippi
  • Mackahtamoah of Nottawasippi
  • Pashpoho - lebte in der Nähe von Rochester in Indiana
  • Pepinawah
  • Leopold Pokagon (um 1775–18??)
  • Simon Pokagon (179?–??) - Sohn von Lepold Pokogon
  • Chechepinquay (??–1872) - auch unter dem englischen Namen Alexander Robinson bekannt
  • Shupshewahno (1800s–1841) - lebte am Shipshewana Lake
  • Topinbee - lebte am St. Joseph River
  • Wabanim - (engl.: White Dog, dt.: Weißer Hund) lebte am Iroquois River
  • Michicaba - lebte am Iroquois River
  • Wanatah
  • Wewesh

Heute bestehende Gruppen der Potawatomi

Ed Pigeon, Kulturbeauftragter und Verantwortlicher für Sprachpflege der Match-E-Be-Nash-She-Wish Band of Pottawatomi mit seinem Sohn (2006)
Regentanz, Kansas, um 1920

Aktuell leben in Kanada und den USA folgende anerkannten Gruppen der Potawatomi:

Vereinigte Staaten

  • Citizen Potawatomi Nation, Oklahoma
  • Forest County Potawatomi Community, Wisconsin
  • Hannahville Indian Community, Michigan
  • Match-E-Be-Nash-She-Wish Band of Pottawatomi (auch als Gun Lake Stamm bekannt), Allegan County, Michigan
  • Nottawaseppi Huron Band of Potawatomi, based in Calhoun County, Michigan
  • Pokagon Band of Potawatomi Indians, Michigan und Indiana
  • Prairie Band of Potawatomi Nation, Kansas

Kanada

  • Chippewas of Nawash Unceded First Nation, Bruce Halbinsel, Ontario
  • Kettle Point 44, Ontario
  • Moose Deer Point First Nation, Ontario
  • Walpole Island First Nation, auf einer Insel zwischen den USA und Kanada
  • Wasauksing First Nation, Parry Island, Ontario

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Gesamt USA Kanada
1667[3] 4,000
1765[7] 1,500
1766[7] 1,750
1778[7] 2,250
1783[7] 2,000
1795[7] 1,200
1812[7] 2,500
1820[7] 3,400
1843[7] 1,800
1854[3] 4,440 4,040 400
1889[8] 1,582 1,416 166
1908[7] 2,742 2,522 220
1910[3] 2,620 2,440 180
1990[9] 23,000 17,000 4,000
1997[10] 25,000
1998[3] 28,000

Einzelnachweise

  1. Potawatomi History
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y R. David Edmunds: The Potawatomis: Keepers of the Fire in University of Oklahoma Press, ISBN 0-8061-2069-X"
  3. a b c d e "Potawatomi History" auf www.tolatsga.org
  4. a b c d e f g h i j k Alan McPherson: Indian Names in Indiana
  5. Facts hard to find on life of Billy Caldwell
  6. Father Benjamin Petit and the Potawatomi Trail of Death
  7. a b c d e f g h i Hodges, Frederick Webb (1908). "Potawatomi" in Handbook of American Indians North of Mexico
  8. Sprachfamilien Amerikas, 7. Jahresbericht des Büros für Ethnologie des Sekretariats der Smithsonian Institution, 1885-1886, Government Printing Office, 1891
  9. "Potawatomi" at www.firstnationsseeker.ca
  10. Ethnologue: Potawatomi

Weblinks

 Commons: Potawatomi – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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