Chinesischer Raupenpilz

Chinesischer Raupenpilz
Chinesischer Raupenpilz
Cordyceps sinensis.jpg

Chinesischer Raupenpilz (Ophiocordyceps sinensis)

Systematik
Klasse: Sordariomycetes
Unterklasse: Hypocreomycetidae
Ordnung: Hypocreales
Familie: Ophiocordycipitaceae
Gattung: Ophiocordyceps
Art: Chinesischer Raupenpilz
Wissenschaftlicher Name
Ophiocordyceps sinensis
(Berk.) G.H. Sung, J.M. Sung, Hywel-Jones & Spatafora

Der Chinesische Raupenpilz (Ophiocordyceps sinensis), auch tibetischer Raupenpilz oder tibetischer Raupenkeulenpilz, ist ein Schlauchpilz, der in der traditionellen chinesischen Medizin eine Rolle spielt.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnung und Bedeutung

Seinen Ursprung, sowohl kulturell als auch in Bezug auf sein Verbreitungsgebiet hat Cordyceps sinensis aber in Tibet und der Traditionellen Tibetischen Medizin, wo er zumindest seit dem 15. Jahrhundert durch den Arzt Surkhar Nyamnyi Dorje (1439–1475), als Jartsa Gunbu (wörtlich: „Sommergras-Winterwurm“)[1] bekannt ist. Sein chinesischer Name dongchong xiacao ist eine (umgekehrt) wörtliche Übersetzung des tibetischen Namens (wörtlich: „Winterwurm-Sommergras“). Seinen Artnamen sinensis erhielt der tibetische Raupenpilz von Miles Joseph Berkeley, weil er von Europäern zuerst auf chinesischen Märkten gefunden wurde. In der Chinesischen Medizin ist er zum ersten Mal von Wang Ang im Jahre 1694 verzeichnet worden.

Der Pilz wächst unterirdisch aus dem Kopf von Raupen der Gattung Thitarodes, die zur Schmetterlingsfamilie der Wurzelbohrer gehört. Die gestielten, keulenförmigen, frisch 5–15 cm hohen, braunen Sammelfruchtkörper (Stromata) wachsen im Frühjahr zur Erdoberfläche.[2]

Jedes Jahr werden Hunderte von Millionen Exemplare von Jartsa Gunbu im tibetischen Hochland — Autonomes Gebiet Tibet, Qinghai und Teile von Sichuan, Yunnan und Gansu sowie in angrenzenden Gebieten im Himalaya — gesammelt, wo der Pilz auf alpinen Matten in einer Höhe von 3000 m bis zu 5000 m endemisch ist. Er ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der tibetischen Hirten[3] und Bauern.

Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
དབྱར་རྩྭ་དགུན་འབུ
Wylie-Transliteration:
dbyar rtswa dgun ’bu
Aussprache in IPA:
[jaːtsa kỹpu]
Offizielle Transkription der VRCh:
Yarza Günbu
THDL-Transkription:
Yartsa Günbu
Andere Schreibweisen:
Yartsa Gunbu Nepali= Yarsagumba
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
冬蟲夏草
Vereinfacht:
冬虫夏草
Pinyin:
Dōngchóngxiàcǎo

Chinesische Verbraucher schätzen den Pilz als Tonikum und seit neuestem auch wegen seines enormen Wertes als Statussymbol, was den Preis des Pilzes zur Freude der tibetischen Sammler außerordentlich in die Höhe treibt. Zwei pilzbewachsene Larven bringen das gleiche Geld ein wie ein Tag Arbeit im Straßenbau und die tägliche Ausbeute kann leicht 5–15 Pilze sein.

Für den westlichen Markt wird das Pilzmyzel unter biotechnologischen Bedingungen kultiviert und die Wirkstoffe als Pulver oder Kapselform angeboten.

Medizinische Wirkungen

Traditionell wurde der Pilz in China zur Stärkung geschwächter älterer Menschen eingesetzt.

Die Leistungssteigerung chinesischer Leichtathleten anfang der 1990er Jahre wird zum Teil auf die Einnahme des Pilzes zurückgeführt.

Wissenschaftlich konnte ein Zusammenhang der Anwendung des Raupenpilzes mit einer Verbesserung des Energiestoffwechsels bestätigt werden. Außerdem soll der Pilz die Abwehrkräfte stärken und die Heilung einer Vielzahl von Krankheiten beschleunigen.

Einzelnachweise

  1. in anglisierter Form auch Yartsa Gunbu“
  2. Winkler 2005, [1]
  3. Gruschke 2008, JIATS, 4, S.8-22; Gruschke 2007

Literatur

  • Daniel Winkler: Der Tibetische Raupenpilz: Yartsa Gunbu. In: Der Tintling - Die Pilzzeitung 2007, Heft 52:39-43. online
  • Georg Schön: Pilze Lebewesen zwischen Pflanze und Tier - C.H.Beck Wissen, S.49-50 ISBN 3-406-50860-X
  • Daniel Winkler: Yartsa Gunbu - Cordyceps sinensis. Economy, Ecology & Ethno-mycology of a Fungus Endemic to the Tibetan Plateau. In: A.BOESI & F. CARDI (eds.). Wildlife and plants in traditional and modern Tibet: Conceptions, Exploitation and Conservation. Memorie della Società Italiana di Scienze Naturali e del Museo Civico di Storia Naturale di Milano, Vol. 33.1 (2005):69-85. Im Netz: [2]
  • Andreas Gruschke: Wandel und Beständigkeit bei Nomaden in Osttibet, in: Geographische Rundschau, 59 (2007), Heft 11, S. 18-26.
  • Andreas Gruschke: Nomads Without Pastures? Globalization, Regionalization, and Livelihood Security of Nomads and Former Nomads in Northern Khams. In: Ken Bauer, Geoff Childs, Andrew Fischer, and Daniel Winkler (eds.), In the Shadow of the Leaping Dragon: Demography, Development, and the Environment in Tibetan Areas, in: JIATS, 4 (December 2008).

Weblinks


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