Straßenbahn Lyon

Straßenbahn Lyon
Triebwagen der Straßenbahn Lyon.

Die Straßenbahn Lyon (frz. Tramway de Lyon) wurde 2000 als Ergänzung der Métro von Lyon wiedereröffnet. Heute verfügt das Zentrum des zweitgrößten französischen Ballungsraums über ein 55 Kilometer langes Straßenbahnnetz, auf dem fünf Linien verkehren. Bereits von 1894 bis 1957 bestand in Lyon ein Straßenbahnbetrieb.

Inhaltsverzeichnis

Straßenbahn 1893–1957

Straßenbahnen an der Place Carnot.
„Train Bleu“ der Vorortbahn nach Neuville-sur-Saône im Musée de l'automobile Henri-Malartre.

1837 verkehrten in Lyon die ersten Pferdeomnibuslinien. 1862 eröffnete die erste Standseilbahn, die später auf Zahnradbetrieb umgebaut und 1978 als Linie C in das Métronetz integriert wurde.[1] Am 21. Juni 1879 wurde die unter Einfluss der Stadt stehende „Compagnie des Omnibus et Tramways de Lyon“ (OTL) gegründet. Die OTL eröffnete am 11. Oktober 1880 die erste Pferdebahnstrecke zwischen Bellecour und Pont d’Ecully. In den folgenden Jahren konnte sich die OTL als bedeutendster Verkehrsträger im öffentlichen Personennahverkehr etablieren; 1881 betrieb sie zehn Linien mit einer Streckenlänge von knapp 44 Kilometern. Für den Betrieb standen 76 doppelstöckige Pferdebahnwagen mit offenen Oberdeck sowie 1000 Pferde zur Verfügung.

1893 eröffnete die „Compagnie des Tramways de Sainte-Foy“, ursprünglich Betreiber einer Standseilbahn, eine neue, von Anfang an elektrisch betriebenen Straßenbahn. Die OTL elektrifizierte ihr Netz zwischen 1894 und 1899; dabei wurden die vorhandenen Pferdebahnwagen umgebaut und mit geschlossenem Oberdeck weiterverwandt. 1922 verkehrten etwa 400 Triebwagen auf 22 Linien; das Streckennetz hatte eine Länge von 386 Kilometern; knapp 153 Millionen Fahrgäste wurden befördert. Neben der OTL bestanden insbesondere im Vorortverkehr konkurrierende Verkehrsunternehmen, die im Gegensatz zur normalspurigen OTL überwiegend auf Meterspur verkehrten. Die Vorortbahnen entstanden häufig als dampfbetriebene Kleinbahnen, die später elektrifiziert wurden. Zu den bekanntesten Vorortbahnen zählte die Strecke ins 13 Kilometer nördlich gelegene Neuville-sur-Saône, auf der nach einer Modernisierung in den 1930er Jahren als „Train Bleu“ bezeichnete vierachsige Mitteleinstiegswagen mit bis zu sechs Beiwagen verkehrten.

1924 reagierte die OTL auf die aufkommende Konkurrenz von Omnibusunternehmen mit der Beschaffung von 50 Bussen. 1936 eröffnete die erste, von der OTL betriebene Obuslinie. Zu diesem Zeitpunkt war das Straßenbahnnetz veraltet und seine Stilllegung für die 1940er Jahre vorgesehen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde 1941 das gesamte Verkehrsnetz an die Stadt Lyon und das Département Rhône übergeben und fortan unter dem Namen „Transports en Commun de la Région Lyonnaise“ (TCRL) betrieben. Da alle Omnibusse für militärische Zwecke beschlagnahmt waren, trug während des Krieges die Straßenbahn die Hauptlast des Verkehrs. Bei ihrem Rückzug sprengten deutsche Truppen nahezu alle Flussbrücken in Lyon, so dass das Straßenbahnnetz bei Kriegsende vorübergehend in vier Teile zerfiel.

Bis 1946 konnten die Kriegsschäden am Straßenbahnnetz provisorisch beseitigt werden. Eine Modernisierung der Straßenbahn, auf der überwiegend 1914 erbaute Wagen verkehrten, hielten die Stadt und der Verkehrsbetrieb für zu kostspielig. Die Stilllegung der letzten innerstädtischen Straßenbahnlinie erfolgte am 30. Januar 1956, der Vorortbetrieb nach Neuville-sur-Saône wurde am 1. Juli 1957 eingestellt.

Der Weg zur Wiedereinführung der Straßenbahn

Karte der Métro-, Straßenbahn- und Trolleybuslinien in Lyon, Stand Mai 2009.

Nach der Stilllegung der Straßenbahn wurde der Obus zum bedeutendsten Nahverkehrsmittel in Lyon. 1957 verfügte Lyon mit 344 Fahrzeugen und 21 Linien über einen der weltweit größten Obusbetriebe. Bis in die 1970er Jahre wurde die Mehrzahl der Obuslinien auf Dieselbetrieb umgestellt. Steigende Einwohnerzahlen sowie eine allgemeine Zunahme des Verkehrs führten zu einer Rückbesinnung auf den Schienenverkehr, zunächst in Form einer Métro: 1963 wurde die Planung eines U-Bahn-Netzes aufgenommen; nach dem Baubeginn 1973 gingen im Mai 1978 drei Métrolinien in Betrieb; Betreiber war die 1967 gegründete „Transports en Commun Lyonnais“ (TCL). Nach der Inbetriebnahme einer vierten Métrolinie im September 1991 und mehreren Streckenverlängerungen war das U-Bahnsystem im Oktober 2007 gut 30 Kilometer lang.

Vor dem Hintergrund von Kostensteigerungen und Verzögerungen beim Bau der vierten Métrolinie wurde Mitte der 1990er Jahre eine Abkehr vom groß angelegten weiteren Ausbau der U-Bahn diskutiert.[2] Zudem erschien die Métro für weitere Verkehrsachsen angesichts deren geringerem Fahrgastaufkommen überdimensioniert. Ein 1996 unter Beteiligung der Bürger diskutierter Verkehrsentwicklungsplan sah drei verschiedene Möglichkeiten vor: Ein Ausbau der U-Bahn im bisherigen oder beschleunigten Tempo oder den Ausbau von oberirdischen Verkehrsmitteln. Hierzu wurden elf Verkehrskorridore benannt, die – aufbauend auf Hauptachsen des U-Bahnsystems – das Stadtgebiet feinmaschiger erschließen sollten und in denen ein besonders attraktiver Personennahverkehr angeboten sollte. Nach weiteren Planungen, in denen auch die Betriebsform spurgeführter Busse untersucht wurde, entschied sich Lyon im November 1996 grundsätzlich für die Wiedereinführung der Straßenbahn. Im April 1999 startete der Bau der Straßenbahn, nachdem seit Mitte 1997 vorbereitende Bauarbeiten durchgeführt worden waren; am 22. Dezember 2000 gingen die ersten beiden Linien in Betrieb.

Straßenbahn ab 2000

Straßenbahnen der Linie 2 an der Haltestelle Porte des Alpes.
Straßenbahn der Linie 1 vor der Universitätsbibliothek in La Doua.
Straßenbahnsignale an der Haltestelle Perrache.
Südlich der Haltestelle Perrache, links ein Wendegleis für die Linie 2.
Straßenbahn der Linie 3 an der Haltestelle Part-Dieu.
Straßenbahn der Linie 3 vor dem ehemaligen CFEL-Bahnhof in Villeurbanne.

Nach kontinuierlichem Ausbau verkehren seit August 2010 fünf Straßenbahnlinien auf einem Streckennetz von über 55 Kilometern.

Streckennetz

Linie 1

Die im Dezember 2000 eröffnete, 8,2 Kilometer lange Linie 1 verbindet den am südlichen Rand der Innenstadt gelegenen Fernbahnhof Perrache mit dem Hauptcampus La Doua der Universität Lyon I in der Stadt Villeurbanne.[3] Die Haltestelle Perrache, an der auch die Métrolinie A endet, ist in einen Parkhaus- und Busbahnhofkomplex integriert. Nach Querung der Rhone verläuft die Strecke am östlichen Ufer nach Norden, wechselt dann in teilweise enge Nebenstraßen und erreicht über den Fernbahnhof Part-Dieu die Métrostation Charpennes. Von Charpennes verläuft die Strecke nach Nordosten, durchquert zentral den Universitätscampus La Doua und endet an der Haltestelle IUT Feyssine.

Der Bau der Linie 1 wurde kontrovers diskutiert, da sie im mittleren Abschnitt weitgehend parallel zur Métrolinie B verläuft.[4] Die diskutierte Verlängerung der Métrolinie B bis in den Universitätscampus unterblieb, da man sich von der Straßenbahn mit ihren geringeren Haltestellenabständen eine bessere Erschließung versprach. Zudem wäre die Verlängerung der Métrolinie mit einem aufwändigen Umbau der Métrostation Charpennes verbunden gewesen.

Im September 2005 wurde die Linie 1 im Süden von Perrache um 1,5 Kilometer bis Montrochet verlängert. Die Streckenverlängerung erschließt die südliche Spitze der Halbinsel zwischen Rhône und Saône und soll zur städtebaulichen Aufwertung des bislang gewerblich sowie für Verkehrsanlagen genutzten Gebietes beitragen.[5]

Linie 2

Die ebenfalls im Dezember 2000 eröffnete, 10,1 Kilometer lange Linie 2 erschließt die südöstlich von Lyon gelegenen Städte Bron und Saint-Priest.[6] Endstation in Lyon ist die gemeinsam mit der Linie 1 benutzte Haltestelle Perrache. Nach der Überquerung der Rhône folgt die Linie 2 der Avenue Berthelot. In diesem Straßenzug, zuvor eine Hauptverkehrsstraße, wurde die Zahl der Fahrspuren von sechs auf zwei reduziert und eine Einbahnstraßenregelung eingeführt, um Platz für einen eigenen Bahnkörper zu schaffen. Nach drei Kilometer biegt die Strecke nach Nordosten ab, um die Métrostation Grange Blanche der Linie D als wichtige Umsteigestation anzuschließen. Im weiteren Verlauf wird die Stadt Bron erschlossen und ein Campus der Universität Lyon II durchfahren, ehe die Strecke vorläufig an der Station Porte des Alpes in der Stadt Saint-Priest endete. Im Oktober 2003 wurde die Strecke um 4,7 Kilometer bis nach Bel Air, ebenfalls in Saint-Priest gelegen, verlängert.

Linie 3

Die im November 2006 eröffnete, 14,6 Kilometer lange Linie 3 verläuft im Gegensatz zu den anderen Linien weitgehend außerhalb des Straßenraums:[7] Genutzt wird die Trasse einer stillgelegten Eisenbahnstrecke der Privatbahn Chemin de fer de l'Est de Lyon (CFEL) vom Bahnhof Part-Dieu in die östlich Lyons gelegene Gemeinde Meyzieu, die zuletzt nur noch sporadisch im Güterverkehr genutzt wurde. Bei der Planung der Strecke bereiteten die circa 30 Bahnübergänge, zum größeren Teil in dicht bebautem Gebiet, besondere Schwierigkeiten. An der Zwischenstation La Soie kann in die hier endende Métrolinie A umgestiegen werden. Entlang der Linie 3 entstanden sechs Park-and-ride-Anlagen mit insgesamt 1215 Parkplätzen. Die Lage der Endhaltestelle in Lyon auf der Ostseite des Bahnhofs Part-Dieu wurde kritisiert,[8] da sich alle anderen Haltestellen westlich des Bahnhofs befinden und somit lange Umsteigewege entstanden. Eine von Part-Dieu nach Norden führende eingleisige Betriebsstrecke verbindet die Linie 3 mit dem restlichen Straßenbahnnetz.

Linie 4

Hauptaufgabe der im April 2009 eröffneten, 10 Kilometer langen Linie 4 ist die Erschließung der Gemeinde Vénissieux.[9] An der Endstation Jet d'eau kann in die Straßenbahnlinie 2 umgestiegen werden; an der Haltestelle Gare de Vénissieux besteht eine Übergangsmöglichkeit zur Métrolinie D. Im Gemeindegebiet von Vénissieux wurde eine kurvenreiche Trassenführung gewählt, so dass der 300-m-Radius um die Haltestellen 33.000 Einwohner und 6.200 Arbeitsplätze umfasst. Der überwiegende Teil der Strecke wurde als Rasengleis gestaltet.

Rhônexpress

Tango-Triebwagen für Rhônexpress im Februar 2010.
Betriebshof für Rhônexpress im August 2011.

Am 9. August 2010 ging die Schnellstraßenbahn Rhônexpress zum Flughafen Lyon Saint-Exupéry in Betrieb.[10] Die Linie hat ihre innerstädtische Endhaltestelle auf der Ostseite des Bahnhofs Part-Dieu, benutzt die vorhandene Strecke der Linie 3 und geht dann auf eine rund sieben Kilometer lange Neubaustrecke zum Flughafen über, der zugleich Standort eines TGV-Bahnhofs ist, beide bislang ohne Schienenverbindung nach Lyon. Die insgesamt 22 Kilometer lange Strecke wird in 29 Minuten zurückgelegt, wobei Rhônexpress nur an den Zwischenstationen La Soie (Übergang zur Métrolinie A) und Meyzieu Z.I. (Endpunkt der Linie 3) hält. Die Expressverbindung war beim Bau der Linie 3 durch die Errichtung mehrerer drei- und viergleisiger Haltestellen mit Überholgleisen berücksichtigt worden. Erste Planungstudien stammen aus dem Jahr 1989; lange Zeit war die Entscheidung zwischen einer schnellen Flughafenverbindung und einer Straßenbahnstrecke zur Erschließung der Vororte umstritten. Im Gegensatz zu den anderen Straßenbahnstrecken ist für die Flughafenverbindung das Département Rhône zuständig, mit der Folge, dass für die Expressverbindung ein eigener Tarif besteht.[11] Betreiber ist das Konsortium „Rhônexpress“ unter Beteiligung des französischen Baukonzerns Vinci und des Mischkonzerns Veolia.[12]

Betrieb

Im Jahresfahrplan 2009/2010 verkehrte die Linie 1 in der Hauptverkehrszeit alle zwei bis acht Minuten, tagsüber alle fünf oder sechs Minuten.[13] Auf der Linie 2 werden tagsüber alle sechs bis zehn Minuten Fahrten angeboten. Die Linie 4 weist eine Taktzeit von sieben bis zwölf Minuten tagsüber auf. Abends verkehren diese drei Linien alle acht bis 15 Minuten. Die Linie 3 fährt seltener: Tagsüber alle vier bis 15 Minuten, abends alle 30 Minuten. An Sonntagen variieren die Taktzeiten zwischen 9 und 15 Minuten. Alle vier Linien verkehren ungefähr ab 5 Uhr bis circa 0 Uhr. Bedingt durch die Zubringerfunktion der Straßenbahn zu den Métrolinien ist das Fahrgastaufkommen auf den Außenstrecken teilweise höher als im Stadtzentrum; deshalb pendeln in den Hauptverkehrszeiten auf den Linien 1 (zwischen IUT-Feysinne und Part-Dieu) und 2 (zwischen Porte des Alpes und Grange-Blanche) auf den Außenstrecken Verstärkerzüge.[14] Der Rhônexpress verkehrte im Sommer 2010 zwischen 6 und 21 Uhr alle 15 Minuten und bis 24 Uhr im 30-Minuten-Takt.[15]

Die Reisegeschwindigkeit wird mit 18 km/h für die Linie 1 und 22 km/h für die Linie 2 bei einem durchschnittlichen Haltestellenabstand von 460 und 510 Metern angegeben.[16] Auf der Linie 3 wird durch die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h und einem durchschnittlichen Abstand der Haltestellen von 1620 Meter eine Reisegeschwindigkeit von 38 km/h erreicht;[8] bei der Schnellverbindung zum Flughafen beträgt die Reisegeschwindigkeit 44,6 km/h.[15] An Lichtsignalanlagen hat die Straßenbahn generell Vorrang.

Für die ersten beiden Linien wurde im März 2000 ein für 60 Triebwagen ausgelegter Betriebshof an der vorläufigen Endstation der Linie 2, Porte des Alpes, eröffnet. Das Depot umfasst unter anderem eine Abstellhalle für 51 Triebwagen, eine neungleisige Werkstatthalle sowie eine automatische Waschanlage.[17] Ein zweiter Betriebshof entstand 2006 an der Linie 3 nahe der Haltestelle Meyzieu Z.I.[18] Für die Triebwagen der Flughafenverbindung „Rhônexpress“ wurde in Meyzieu unweit des vorhandenen Betriebshofes ein weiteres Depot erbaut.

Fahrzeuge

Für den Betrieb standen Ende 2009 73[19] Straßenbahntriebwagen vom Typ Citadis 302 des Herstellers Alstom zur Verfügung. Die durchgängig niederflurigen Triebwagen sind 32,33 Meter lang, erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h und bieten 56 Fahrgästen eine Sitz- und 145 einen Stehplatz. Der auch bei zahlreichen weiteren französischen Straßenbahnbetrieben eingesetzte Citadis-Triebwagen wurde mit einer individuell gestalteten Frontpartie geliefert. Diese wurde einer Seidenraupe nachempfunden und verweist auf die hohe Bedeutung, die die Seidenverarbeitung über Jahrhunderte für die wirtschaftliche Entwicklung Lyons hatte.[20]

Auf der Flughafenverbindung „Rhônexpress“ kommen sechs teilniederflurige Triebwagen vom Typ Stadler Tango mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h zum Einsatz; die ersten beiden Triebwagen wurden im Dezember 2009 ausgeliefert.[21] Die Triebwagen sind mit Informationsdisplays mit den Abflugs- und Ankunftszeiten, Steckdosen und Abstellbereichen für Gepäck ausgerüstet, den Fahrgästen steht ein Zugbegleiter zur Verfügung.[22]

Bilanz

Für die 2000 eröffneten Strecken der Linien 1 und 2 wurden 421 Millionen Euro investiert. Davon steuerte der französische Staat 61 Millionen Euro als Subvention bei. Wichtiges Finanzierungsinstrument ist der Versement transport, eine Transportsteuer, die von allen Arbeitgebern mit mehr als neun Beschäftigten erhoben wird. Lyon schöpfte hierbei seit 2003 den zulässigen Höchstsatz von 1,75 % bezogen auf die Lohnsumme aus; zuvor betrug der Satz 1,63 %.[23] Für die zwischen 2003 und 2006 eingeweihten Strecken entstanden weitere Kosten in Höhe von 276 Millionen Euro. Das Budget für die 2009 eröffnete Linie 4 lag bei gut 185 Millionen Euro; in den Betrag eingeschlossen ist die Beschaffung von 13 zusätzlichen Zügen. 22,5 Millionen Euro wurden hierbei für städtebauliche Maßnahmen ausgegeben.[9] Die Gesamtinvestionen für die Flughafenverbindung Rhônexpress betrugen 120 Millionen Euro.[24] Pro Kilometer entstanden bei den 2000 eröffneten Strecken Kosten von 17,4 beziehungsweise 23,7 Millionen Euro. Pro Kilometer Straßenbahnneubaustrecke werden in Frankreich durchschnittlich 20 Millionen Euro investiert.[25]

Im Gegensatz zu anderen französischen Städten wie Straßburg oder Montpellier, in denen die Zahl der Fahrgäste nach der Wiedereinführung der Straßenbahn erheblich stieg, blieb ein solcher Effekt in Lyon offenbar aus.[26] In den 1990er Jahren, in denen das Métronetz weiter ausgebaut worden war, war die Zahl der Fahrten pro Einwohner und Jahr um 23,1 % auf 219 gestiegen, der höchste Wert für einen französischen Ballungsraum außerhalb von Paris.[27] Im Herbst 2003 benutzten 63.000 Fahrgäste pro Tag die Linie 1 und 67.000 Fahrgäste die Linie 2; damit wurden die in der Planungsphase prognostizierten Werte um 29 beziehungsweise 35 Prozent übertroffen.[28] Zum Teil waren Fahrgäste von der Métro zur Straßenbahn abgewandert: so verlor die Métrolinie B fünf Prozent ihrer Fahrgäste an die teilweise parallel verlaufende Straßenbahnlinie 1.[29] Für das gesamte Jahr 2009 werden für die vier innerstädtischen Straßenbahnlinien 57 Millionen Fahrgäste angegeben, wobei die Linie 3 mit 7 Millionen Fahrgästen am schwächsten frequentiert ist.[30]

Weiterer Ausbau

Im Jahr 2008 verabschiedeten Verkehrsentwicklungsplan sind folgende Ergänzungen der vier vorhandenen Linien vorgesehen:

  • Voraussichtlich 2014 soll die Linie 1 an ihrem südlichen Ende über Musée des Confluences bis zur Station Debourg der Métrolinie B verlängert werden.
  • Zur Erschließung des Ausstellungsgeländes Eurexpo ist der Bau einer 3,8 Kilometer langen Zweigstrecke der Linie 2 geplant. Die Neubaustrecke mit vier Haltestellen soll 60 Millionen Euro kosten; für den Betrieb sind sechs zusätzliche Triebwagen erforderlich. Die Inbetriebnahme soll 2012 erfolgen.[31]
  • Eine Zweigstrecke der Linie 3 soll das geplante Fußballstadion Grand Stade anschließen.[32]
  • Die bisher fast vollständig außerhalb des Stadtgebiets von Lyon verlaufende Linie 4 soll um 8,5 Kilometer ins Stadtzentrum verlängert werden. Hierzu ist der Neubau einer 2,3 Kilometer langen Strecke von Jet d'eau zur Haltestelle der Linie 3 auf der Ostseite des Bahnhofs Part-Dieu erforderlich. Von dort soll die vorhandene Strecke der Linie 1 bis IUT Feyssine genutzt werden. Eine Inbetriebnahme soll 2013 oder 2014 erfolgen; dabei wird mit Kosten von 78 Millionen Euro gerechnet.[33]

Einzelnachweise

  1. Zur Geschichte des alten Netzes siehe Groneck, Straßenbahnen, S. 117f.
  2. Zur Planungsgeschichte siehe Groneck, Straßenbahnen, S. 120ff.
  3. Groneck, Straßenbahnen, S. 122f.
  4. Groneck, Straßenbahnen, S. 122.
  5. Groneck, Straßenbahnen, S. 128; Eröffnungsdatum bei www.trams-in-france.net
  6. Groneck, Straßenbahnen, S. 123, 127f.
  7. Christoph Groneck: Zwei Jahre Straßenbahnbetrieb in Lyon: Bilanz und Ausblick. In: Stadtverkehr. Nr. 2/2003, ISSN 0038-9013, S. 31–34, hier S. 34. Christoph Groneck: Lyon: Netzausbau geht weiter. In: Stadtverkehr. Nr. 7-8/2009, ISSN 0038-9013, S. 42–47, hier S. 44.
  8. a b Groneck, Netzausbau, S. 44.
  9. a b Groneck, Netzausbau, S. 42f.
  10. Harry Hondius: Lyon nimmt Schnellstraßenbahn zum Flughafen in Betrieb. In: Stadtverkehr. Nr. 9/2009, ISSN 0038-9013, S. 38–44.
  11. Groneck, Straßenbahnen, S. 129.
  12. Groneck, Netzausbau, S. 47; Pressemitteilung des Baukonzerns Vinci vom 25. November 2008.
  13. Fahrplanübersicht beim Verkehrsbetrieb Transports en Commun Lyonnais (TCL).
  14. Groneck, Straßenbahnen, S. 125.
  15. a b Hondius, Lyon, S. 44.
  16. Tabelle bei Groneck, Planungsleitbilder, S. 98.
  17. Groneck, Straßenbahnen, S. 125. Lage des Betriebshofs Porte des Alpes: 45° 43′ 6,2″ N, 4° 55′ 43,1″ O45.718384.928652
  18. Groneck, Netzausbau, S. 44. Lage des Betriebshofs Meyzieu: 45° 46′ 10″ N, 5° 1′ 37,8″ O45.7694415.027166
  19. www.trams-in-france.net
  20. Groneck, Straßenbahnen, S. 125, 130f.
  21. Website Rhônexpress
  22. Pressemitteilung des Baukonzerns Vinci vom 9. August 2010.
  23. Groneck, Planungsleitbilder, S. 19f; LETTRE CIRCULAIRE N° 2002-218. Direction de la Reglementation du Recouvrement et du Service Dirres, 26. November 2002, abgerufen am 2. April 2010.
  24. Hondius, Lyon, S. 42.
  25. Groneck, Planungsleitbilder, S. 94.
  26. Groneck, Zwei Jahre, S. 34.
  27. Groneck, Planungsleitbilder, S. 109.
  28. Groneck, Planungsleitbilder, S. 112.
  29. Groneck, Planungsleitbilder, S. 193.
  30. Hondius, Lyon, S. 38.
  31. Prolongement du tramway T2 bei www.systral.fr.
  32. Groneck, Netzausbau, S. 47.
  33. Groneck, Netzausbau, S. 47; Tramway T4 – phase 2 bei www.systral.fr.

Literatur

  • Christoph Groneck: Neue Straßenbahnen in Frankreich. Die Wiederkehr eines urbanen Verkehrsmittels. EK-Verlag, Freiburg 2003, ISBN 3-88255-844-X.
  • Christoph Groneck: Französische Planungsleitbilder für Straßenbahnsysteme im Vergleich zu Deutschland. Dissertation, Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal 2007. (Digitalisat, PDF-Datei, 5,1 MB)

Weblinks

 Commons: Trams in Lyon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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