Ruby Annotation

Ruby Annotation

Ruby (jap. ルビ rubi) bezeichnet ein Anmerkungssystem, bei dem der Text zusammen mit seiner Anmerkung in einer Zeile erscheint. Dies wird vor allem bei japanischen und chinesischen Texte zur Angabe der Aussprache genutzt, da die dort verwendeten chinesischen Schriftzeichen in vielen Fällen keinen Aufschluss über die tatsächliche Aussprache geben. Im Japanischen nennt sich diese Nutzung auch Furigana. Ein Beispiel:

Tokio とう きょう kyō Aussprachehinweise in Hiragana bzw. Rōmaji
Peking Beijing with Zhuyin.svg


Hierbei wird im Allgemeinen zusätzlich zu dem eigentlichen Text, der in chinesischen Schriftzeichen verfasst ist, eine phonetische Schrift verwendet. Im Japanischen sind dies die Kana, im Chinesischen hauptsächlich Zhuyin oder Pinyin.


Inhaltsverzeichnis

Anwendungen von Ruby

Ruby kann aus verschiedenen Gründen eingesetzt werden:

  • weil das Schriftzeichen selten ist und die Aussprache den meisten Menschen nicht bekannt ist (z. B. Schriftzeichen für Personennamen);
  • weil das Schriftzeichen mehr als eine Aussprache hat und der Kontext nicht ausreicht, um zu bestimmen, welche zu verwenden ist;
  • weil die Zielgruppe des Textes die Sprache noch lernt und von ihr nicht erwartet werden kann, dass sie immer die Aussprache und/oder die Bedeutung des Ausdruckes kennt,
  • weil der Autor eine nichtstandardisierte Aussprache für die Schriftzeichen verwendet (z. B. in Comics) um Kalauer-Wortspiele (dajare) hervorzuheben.

Darüber hinaus kann Ruby dazu verwendet werden die Bedeutung eines möglicherweise ungebräuchlichen (gewöhnlich fremdsprachigen) Slang-Ausdruckes anzugeben statt der Aussprache. Dies wird im allgemeinen verwendet bei gesprochenen Dialogen und gilt ausschließlich für japanische Veröffentlichungen. Die üblichste Form von Ruby wird furigana oder yomigana genannt und kann man in japanischen Lehrbüchern, Tageszeitungen, Comics und Kinderbüchern finden.

Im Japanischen werden manche Schriftzeichen (z. B. das Sokuon tsu , das eine Pause vor dem Konsonanten, vor dem es steht, anzeigt), normalerweise mit der halben Größe eines normalen Schriftzeichens geschrieben. Mit Ruby geschrieben waren jedoch alle Zeichen gleich groß. Erst technologische Fortschritte erlauben jetzt, gewisse Schriftzeichen akkurat zu rendern.[1]

Im Chinesischen ist die Praxis phonetische Hinweise mittels Ruby zu geben selten, wird aber systematisch in Grundschullehrbüchern oder -wörterbüchern eingesetzt. Die Chinesen haben dafür keinen besonderen Namen, da es nicht so weit verbreitet ist wie in Japan. In Taiwan ist es unter der Bezeichnung Zhuyin bekannt, der Name des phonetischen Systems, das zu diesem Zweck eingesetzt wird. Es wird gewissermaßen immer vertikal eingesetzt, da Veröffentlichungen normalerweise im Vertikalformat erscheinen und Zhuyin dann nicht einfach zu lesen ist, wenn waagerecht geschrieben. Wo Zhuyin nicht verwendet wird, werden anderen chinesische phonetische Systeme (z. B. Hanyu Pinyin eingesetzt.

Ruby-Zeichen werden normalerweise nicht bei Wort-für-Wort-Übersetzungen zwischen Sprachen eingesetzt, noch nicht einmal für identische klassische chinesischen Schriftzeichen, da alle natürlichen Sprachen idiomatische Redewendungen einschließen (wo Wortkombinationen eine andere Bedeutung besitzen als die Einzelwörter), die Beziehung nicht-benachbarter Wörter ist oft schwierig zu erfassen und normalerweise gibt es keine exakte und eindeutige Übersetzung zu einem gegebenen Wort. Es gibt auch Schwierigkeiten, wenn die Ausgangs- und Zielsprache unterschiedliche Schreibrichtungen haben (e.g. Deutsch wird von links nach rechts geschrieben, Hebräisch von rechts nach links). Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die christliche Bibel, die ursprünglich in Koine, Hebräische Sprache und etwas Aramäische Sprache geschrieben war. Nur ganz wenige können diese Originalsprachen fließend lesen. Daher enthalten viele Veröffentlichungen der christlichen Bibel in ihren Originalsprachen Ruby-Texte mit Wort für Wort-Übersetzungen in eine andere Sprache, z. B. Deutsch als Hilfe. Solche Dokumente werden häufig als Dokumente mit Interlinearversion bezeichnet (wobei die Betonung darauf liegt übersetzte Texte „zwischen den Zeilen“ zu geben) und oft enthielten sie auch eine getrennte vollständige Übersetzung des Textes, statt nur Ruby-Schriftzeichen zu verwenden, aber auch hier gibt es Ausnahmen.

Die Ruby-Annotation wird auch in Handschriften verwendet.

Geschichte

Hunmin Jeongeum Eonhae verwendet hanja und kleineres hangul beim Ruby unten rechts

In der britischen Typographie war Ruby ursprünglich der Schriftgrad mit einer Höhe von 5.5 Punkten, die für Interlinearversionen in gedruckten Dokumenten verwendet wurde. Im Japanischen verwendete man das Wort für den Schriftsatz furigana statt sich auf die Fontgröße zu beziehen. Bei der Transliteration zurück ins Englische wurde das Wort in manchen Texten mit „rubi“ wiedergegeben (die typische Romanisierung des japanischen Wortes ルビ). Die Buchstabierung „Ruby“ ist jedoch üblicher geworden seitdem eine Empfehlung des W3C für Ruby markup veröffentlicht worden war.

In den Vereinigten Staaten wurde es zumindest vor den 1950er Jahren „Agate“ genannt:

agate: Ein alter Name für eine Typengröße etwas kleiner als 5,5 Punkte, …. In England Ruby genannt.“

Marjorie E. Skillin, et al., Words into Type (Deutsch: Wörter in Typen), 1948, p. 538

Technische Probleme

Die Darstellung von parallelem Text in einer Zeile stellt ein typografisches Problem dar, das von Computern normalerweise nicht angemessen beherrscht wird. Nur in Textverarbeitungsprogrammen, welche speziell Japanisch unterstützen, wie Microsoft Word oder OpenOffice.org, ist eine Unterstützung vorhanden. Allerdings ist diese nicht auf dem typographischen Niveau von normalen japanischen Büchern. Für HTML ist eine Erweiterung im CSS-Standard vorhanden, welcher aber von den wenigsten Browsern unterstützt wird. Daher wird auf Webseiten normalerweise auf die Angabe der Aussprache verzichtet, oder nur in Klammern nach dem Wort angezeigt.

Die Darstellung von Zhuyin im Chinesischen neben dem Zeichen ist auf dem Computer so gut wie gar nicht problemlos möglich. Daher wird in diesem Fall auf spezielle Schriftart zurückgegriffen, welche die Zhuyin-Zeichen bereits integriert haben.

Ruby in XHTML 1.1

Im Jahre 2001 veröffentlichte das W3C die Spezifikationen für die Ruby Annotation zur Ergänzung von XHTML mit Ruby-Markup. Ruby-Markup ist kein standardmäßiger Bestandteil von HTML 4.01 oder irgendeiner der XHTML 1.0 Spezifikationen (XHTML-1.0-Strict, XHTML-1.0-Transitional und XHTML-1.0-Frameset), wurde aber in die XHTML 1.1 Spezifikation aufgenommen

Das Ruby-Markup besteht aus den Elementen ruby, rbc, rtc, rb, rt und rp. Es ist die einzige Erweiterung gegenüber HTML 4.0.

Als einfaches Beispiel wird, unter Verzicht von fernöstlichen Schriftzeichen, ein Markup verwendet, das eine Basis und eine Zeile mit Ruby-Text darstellt:

  <ruby>
    <rb>WWW</rb><rp> (</rp><rt>World Wide Web</rt><rp>)</rp>
  </ruby>

Nach den Empfehlungen des W3C sollte dieses Markup wie folgt gerendert werden:

Ruby-Render-Beispiel

Die Unterstützung der Markup-Sprache ist aufgrund der schleppenden Implementation von XHTML 1.1 noch nicht ausgereift. Während der Internet Explorer ab Version 5.0 für Windows und Macintosh Ruby-Markup bereits teilweise unterstützt, haben Konkurrenzprodukte wie Mozilla Firefox, Konqueror oder Opera dies bisher nicht implementiert. Bei diesen werden die Ruby-Inhalte ohne Auszeichnung ausgegeben, was zu Verständnisfehlern führen kann, mindestens jedoch unschön aussieht. So würde das genannte Beispiel als „WWWWorld Wide Web“ ausgegeben werden. Um dieses Problem teilweise zu beheben existiert das rp-Tag, dessen Inhalt von Ruby-Implementierungen nicht ausgegeben wird. Durch folgendes Markup bleibt die Darstellung mit Browsern mit Ruby-Unterstützung unverändert, Browser ohne geben jedoch „WWW (World Wide Web)“ aus, was eventuelle Verständnisfehler ausräumt:

  <ruby>
    <rb>WWW</rb><rp> (</rp><rt>World Wide Web</rt><rp>)</rp>
  </ruby>

Das W3C arbeitet auch an einem spezifischen Ruby-Modul für die anstehenden CSS level 3.[2]

Beispiele

Unten sind einige Beispiele von Ruby-Markup aufgeführt. Das Markup wird zuerst gezeigt und das gerenderte Markup wird anschließend gezeigt. Webbrowser rendern es entweder in der korrekten Größe und positionieren es wie gezeigt in den tabellenbasierten Beispielen darüber oder nutzen das Fallback-Rendering mit den Ruby-Schriftzeichen in Klammern:

<ruby><rb></rb><rp>(</rp><rt>とう</rt><rp>)</rp></ruby>
<ruby><rb></rb><rp>(</rp><rt>きょう</rt><rp>)</rp></ruby>
(とう)(きょう)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Marcin Sawicki, Michel Suignard, Masayasu Ishikawa, Martin Dürst, Tex Texin (31. Mai 2001): Ruby Annotation. W3C Recommendation. World Wide Web Consortium. Abgerufen am 14. Februar 2007.
  2. Michel Suignard, Marcin Sawicki (14. Mai 2003): CSS3 Ruby Module. W3C Candidate Recommendation. World Wide Web Consortium. Abgerufen am 5. November 2007.

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