Römerschanze (Grünwald)

Römerschanze (Grünwald)
Römerschanze bei Grünwald:
Wälle (links, rechts) und Graben (Mitte)
Aussicht von der Römerschanze
Römerschanze oberhalb der Isarbiegung (historische Karte)
Karte von 1910
Darstellung von 1764: Isar mit schematischer Darstellung zweier Felsblöcke (später Georgenstein und Michaelstein genannt) unterhalb die Römerschanze

Die Römerschanze ist eine vor- bis hochmittelalterliche Abschnittsbefestigung auf dem östlichen Isarhochufer über dem Georgenstein, etwa 2 Kilometer südlich der Gemeinde Grünwald im gemeindefreien Gebiet Grünwalder Forst im Landkreis München. Das weitläufige Bodendenkmal geht auf eine römische Wachstation und Siedlung zurück. Der Burgplatz wurde im Frühmittelalter ausgebaut und bis ins hohe Mittelalter genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In der späten römischen Kaiserzeit befand sich eine befestigte Wach- oder Straßenstation auf der Geländezunge hoch über dem Isarübergang der Straßenverbindung zwischen Augsburg und Salzburg. Siedlungsreste belegen Lehmfachwerkhäuser auf Steinsockeln, in denen teilweise kleine Handwerksbetriebe untergebracht waren. Nördlich der Wallanlage ist eine römische Straßenbrücke nachweisbar, Reste der antiken Straßenverbindung haben sich auf beiden Uferseiten erhalten. 1979 konnte im Wallbereich eine Goldmünze (Solidus) mit dem Portrait des Kaisers Magnentius geborgen werden.

Im 10. Jahrhundert wurde auf der Hochfläche ein gewaltiger Erdwall mit tiefem Außengraben aufgeworfen. Solche riesigen Wallbefestigungen werden allgemein in die Zeit der Ungarnkriege datiert. Die Wallschüttung liegt angeblich über den Fundamenten einer gemörtelten Steinmauer.

Im Hochmittelalter wurde hinter dem frühmittelalterlichen Hauptwall ein kleiner „ebenerdiger Ansitz“ angelegt. Hierzu sicherte man den Nordwestteil der Schanze durch einen zusätzlichen, sichelförmigen Wallgraben. Diese hochmittelalterliche Burganlage wird in keinen zeitgenössischen Schriftquellen erwähnt.

Beschreibung

Über dem bekannten Georgenstein springt ein nach Nordwesten gerichteter Geländesporn aus der Hochfläche vor. Im Westen schützt der Steilhang zum Isartal den Burgplatz. Nach Osten sind auf dem Plateau drei bogenförmige Abschnittswälle mit vorgelagerten Gräben erkennbar. Der westliche Wallgraben ist nur noch etwa bis zu einem Meter hoch erhalten.

Der mittlere Hauptwall entspricht mit einer Wallhöhe von ungefähr 10 Metern und dem tiefen vorgelagerten Graben vergleichbaren „Ungarnwällen“ der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts n. Chr. Derartige Schutzburgen haben sich besonders im weiteren Umland der Bischofsstadt Augsburg in zahlreichen Beispielen erhalten. Eine ähnliche frühmittelalterliche Befestigung aus der Zeit der Ungarnkriege liegt nur wenige Kilometer südlich der Römerschanze über dem Kloster Schäftlarn auf dem westlichen Hochufer. Diese "Birg" diente wahrscheinlich in ihrer letzten Ausbaustufe als Fluchtburg für das Kloster und die Bevölkerung des Umlandes.

Der innere Wallgraben der Römerschanze ist mit einer Wallhöhe von bis zu drei Metern wohl einem Ministerialensitz des frühen Hochmittelalters zuzuordnen. Die Innenbebauung dieser kleinen Veste bestand wahrscheinlich nur aus Holz oder Lehmfachwerk.

Die Römerschanze erinnert in ihrer Anlage stark an die größere der beiden Schanzen im Westerholz bei Kaufering im Landkreis Landsberg am Lech. Auch hier wurde ein ebenerdiger Ansitz des Hochmittelalters in eine vor- bis frühmittelalterliche Wehranlage eingebaut. Die Schanze im Westerholz wird im Westen ebenfalls durch einen Steilhang gesichert, der dort zum Lech abfällt.

Das frei zugängliche Bodendenkmal wird vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Abschnittsbefestigung der späten römischen Kaiserzeit und des 10. Jahrhunderts sowie ebenerdiger Ansitz des hohen Mittelalters unter der Denkmalnummer D-1-7935-0002 gelistet.[1].

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Eintragung
48.02260111.498927

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