Choresm-Schah

Choresm-Schah
Das Choresmier-Reich von 1190–1220

Die Choresm-Schahs (auch: Chwaresm-Schahs), persischخوارزمشاهیان‎, waren eine muslimische Dynastie mamlukischer Abstammung[1] in Choresmien, Transoxanien, im heutigen Pakistan und Persien (1077 – 1231).

Gegründet wurde die Dynastie von Anush-Tegin Ghartscha'i (1077 – 1097), einem türkischen Sklaven[2][3] der Seldschuken, der 1077 vom Sultan Malik Schah zum Statthalter von Choresmien ernannt wurde. Residenz wurde das heutige Alt Urgentsch. Seine Nachfolger errangen bald weitgehende Unabhängigkeit von den Seldschuken und gerieten mit diesen bald im Konflikt über die Herrschaft in Chorasan. Nach der Niederlage des östlichen Seldschukenreichs 1141 gegen die Kara Kitai geriet Choresmien zeitweise unter deren Oberhoheit.

Ala ad-Din Tekis (1172 – 1200) kam zwar nur mit Hilfe der Kara Kitai in Choresmien an die Macht, doch konnte er deren Oberhoheit bald abschütteln. Unter ihm wurde 1187 Chorasan erobert, 1194 der letzte Sultan der Seldschuken abgesetzt und Persien erobert. Die Choresmier wurden auch neue Schutzherren der Abbasidenkalifen in Bagdad. Unter Ala ad-Din Muhammad (1200 – 1220) erreichte das Reich seine größte Ausdehnung, als die Karachaniden in Transoxanien (1212) und die Ghuriden in Khorassan (1215) gestürzt wurden.

Der schnelle Aufstieg von Choresmien zur Großmacht konnte vor allem durch das Bündnis der Dynastie mit den Kiptschaken und Oghusen erfolgen. Deren Kriegs- und Raubzüge hatten aber verheerende Folgen für die Landwirtschaft in Mittelasien und dem Iran, da neben den kriegsbedingten Zerstörungen auch viel Ackerland in Weideland für die Herden der nomadischen Kiptschaken umgewandelt wurde.

Die Blütezeit des Reichs dauerte allerdings nur kurz an, als ein Angriff der Mongolen unter Dschingis Khan provoziert wurde. Diese eroberten 1220 Mittelasien, wobei vor allem die großen Städte wie Samarkand, Buchara, Merw und Nischapur unter schweren Zerstörungen zu leiden hatten. Ala ad-Din starb 1220 auf der Flucht, während sein Sohn Dschalal ad-Din von Aserbaidschan aus den Widerstand gegen die Mongolen fortsetze. Wegen seiner Raubzüge wurde er aber 1230 von den verbündeten Rum-Seldschuken und Ayyubiden besiegt. Mit der Ermordung von Dschalal ad-Din 1231 endet die Dynastie der Choresmier.

Anmerkungen

  1. C.E. Bosworth "Anuštigin Ĝarčāī", Encyclopaedia Iranica (reference to Turkish scholar Kafesoğlu), v, p. 140, Online Edition, (LINK)
  2. C.E. Bosworth "Anuštigin Ĝarčāī", Encyclopaedia Iranica (reference to Turkish scholar Kafesoğlu), v, p. 140, Online Edition
  3. Dr. David Bivar: Der Aufstieg des Islam in: Fischer Weltgeschichte, Band 16, Zentralasien. S. 88

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Choresm-Schahs — Die Großoase Choresm Der altiranische Titel Choresm Schah (persisch ‏خوارزمشاه‎, DMG Ḫvārazm Šāh) wurde bereits seit dem ersten vorchristlichen Jahrtausend von insgesamt vier Dynastien (z. T. unterschiedlicher Abstammung, Religion und… …   Deutsch Wikipedia

  • Choresm — Choresmien (aus altpersisch: [h]Ūvārasmiy – „gute Erde“; usbekisch und persisch Xorazm, auch Choresm, Chwarizm, Chwarezm) ist eine Landschaft in Zentralasien. Sie liegt am unteren Amudarja (dem antiken Oxus), südlich des Aralsees. Im Mittelalter… …   Deutsch Wikipedia

  • Schah — Der letzte Schah von Persien: Mohammad Reza Pahlavi (reg. 1941–1979) Schah (persisch ‏شاه‎, DMG Šāh) ist das persische Wort für König und somit der wichtigste persische Herrschertitel …   Deutsch Wikipedia

  • Schah von Persien — Der Name Iran kommt aus den westiranischen Dialekten der großen iranischen Sprachfamilie (siehe Iranische Sprachen) und bedeutet Land der Arier. Das ostiranische Äquivalent ist Aryana. Der Begriff Iran bezieht sich im eigentlichen Sinne auf eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Choresm-Schahs — Die folgende Liste gibt einen Überblick über all jene Herrscher von Choresm, die den Titel „Choresm Schah“ führten. Es werden insgesamt 4 Dynastien unterschieden. Inhaltsverzeichnis 1 Die Dynastie der Siyavuschiden bzw. Afrighiden 1.1 Herrscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Altuntaschiden — Die Großoase Choresm – das Herrschaftsgebiet der Altuntaschiden Die Altuntaschiden (DMG Altuntašiden) waren eine sehr kurzlebige muslimische Dynastie, welche – die 1017 gestürzten Mamuniden (Maʾmūniden) ablösend – von Gurgandsch (Gurgānǧ) aus… …   Deutsch Wikipedia

  • Ala ad-Din Atsiz — Ala ad Dunya wa d Din (meist aber nur Ala ad Daula) Abu l Muzaffar Qizil Arslan Atsiz (persisch ‏علاء الدنيا والدين (علاء الدولة) أبو المظفر قزل ارسلان اتسز‎, DMG ʿAlāʾ ad Dunyā wa ʼd Dīn (ʿAlāʾ ad Daula) Abū ʼl Muẓaffar Qïzïl Arslan Atsïz;… …   Deutsch Wikipedia

  • Ghuriden — Das Ghuridenreich und seine Nachbarn zu Beginn des 13. Jahrhunderts Die Ghuriden (persisch ‏غوریان‎, DMG Ġūriyān; arabisch ‏غوريون‎ …   Deutsch Wikipedia

  • Köneürgenç — …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Seldschuken-Fürsten — Inhaltsverzeichnis 1 Die Großseldschuken (1038–1194) 2 Die Kirman Seldschuken (1048 bis ca. 1188) 3 Die seldschukischen Machthaber von Syrien (1078–1117) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”