Saint-Jean-de-Côle

Saint-Jean-de-Côle
Saint-Jean-de-Côle (Sent Joan de Còla)
Saint-Jean-de-Côle (Frankreich)
Saint-Jean-de-Côle
Region Aquitanien
Département Dordogne
Arrondissement Nontron
Kanton Thiviers
Gemeindeverband Communauté de communes du Pays thibérian.
Koordinaten 45° 25′ N, 0° 50′ O45.4219444444440.83916666666667Koordinaten: 45° 25′ N, 0° 50′ O
Höhe 135–252 m
Fläche 12,70 km²
Einwohner 349 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 27 Einw./km²
Postleitzahl 24800
INSEE-Code

Der Ortskern von Saint-Jean-de-Côle von Osten
.

Saint-Jean-de-Côle, okz. Sent Joan de Còla [1], ist eine französische Gemeinde im Norden des Départements Dordogne in der Region Aquitanien.

Dank zahlreicher historischer Bauten wurde sie zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs erkoren. Die Einwohner nennen sich „Jean-Colois“ oder „Jean-Coloises“.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Saint-Jean-de-Côle, okzitanisch Sent Joan de Còla, leitet sich ab vom Heiligen Johannes und dem Flussnamen Côle bzw. Còla.

Geographie

Saint-Jean-de-Côle liegt 16 Kilometer ostnordöstlich von Brantôme, 18 Kilometer südöstlich von Nontron und 6 Kilometer westlich von Thiviers entfernt (Luftlinie). Die Gemeinde wird von folgenden Nachbargemeinden umgeben:

Neben dem Ortskern besteht die Gemeinde aus folgenden Weilern und Gehöften:

Barradis, Bellevue, Bonis, Boudeau, Château Trompette, Chautran, Chez Capayou, Font Close, Forêt Mêlée, Fraisse, Jouvent, L'Eyrissou, La Boine, La Bouchonnierie, La Combette, La Croix des Jarthes, La Font Pépie, La Forêt, La Maison Brûlée, La Picarette, Le Mazelier, Le Poteau, Les Bades, Les Ferrières, Les Débats, Les Granges, Les Pelouses, Les Roches, Mongeoffroy, Neuville, Pierroy, Pirou, Pont de Lavaud, Puychadier und Puymeriller.

Das Gemeindegebiet wird in südwestlicher Richtung von der Côle durchflossen, die bei Pont de Lavaud als rechten Nebenfluss die aus dem Norden kommende Queue d’Ane aufnimmt. Südlich des Ortskern empfängt die Côle zwei linke Seitenzweige, den nach Westen fliessenden Ruisseau de Bonis und weiter südwärts den Ruisseau de la Font Pépie. Auf ihrer rechten Talseite bestehen ebenfalls noch zwei weitere (namenlose) kleine Seitenäste, die nordwestlich des Ortskerns und bei Neuville in die Côle münden.

Der topographisch niedrigste Punkt im Gemeindegebiet mit 135 Metern über dem Meeresspiegel befindet sich an der Côle bei Boudeau an der Südgrenze, die höchste Stelle mit 252 Metern liegt an der Nordostecke. Die absolute Höhendifferenz beträgt 117 Meter.

Geologie

Großer Tagebau in mächtigen pleistozänen Schottern an der linken Côleseite bei Boudeau

An der Nordgrenze des Gemeindegebietes von Saint-Jean-de-Côle werden gerade noch metamorphe Grundgebirgsgesteine des nordwestlichen Massif Central angetroffen. Es handelt sich um Glimmerschiefer, die bei Pont de Lavaud entlang der hier Südsüdost-streichenden Randstörung aufgeschlossen sind. Etwas weiter nach Osten im Côletal stehen auch noch leptynitische Augengneise an, die aus ordovizischen Graniten hervorgegangen sind und zum Bogen von Saint-Yrieix gehören. Ihre Foliation streicht Ostsüdost und fällt mit 36° nach Nordnordost ein.

Über das Grundgebirge transgredierten die flach liegenden Sedimente des nördlichen Aquitanischen Beckens. Die Schichtfolge setzt mit dem Unteren Hettang ein – Sandsteine, grobe Sande und Konglomerate, zu sehen beim ehemaligen Bahnhof. Darüber folgen Dolomite, dolomitische Mergel und feinkörnige Sandsteine des Oberhettangs, sowie klastische Kalke und Oolithkalke des Sinemuriums, das auch dolomitisch ausgebildet sein kann. Das folgende Pliensbachium steht bei Pont de Lavaud an der rechten Talseite der Côle an. Es setzt sich aus groben Sandsteinen und dolomitische Sandsteinen zusammen. Über das Pliensbachium legen sich Tonsteine und graue Megel des Toarciums und des Aaleniums, anstehend am Westrand des Ortskerns. Das anschließende Oberbajoc baut sich aus einer Wechselfolge von kryptokristallinen Kalken, bioklastischen Kalken und Oolithkalken auf. Das Unterbathon wird von Oolithkalken geprägt. Die Serie des Jura endet mit dem Mittelbathon westlich von Boudeau, ebenfalls eine Wechselfolge aus kryptokristallinen und bioklastischen Kalken, in welche lignithaltige Tonsteine eingebettet sind.

Die Hanglagen links und rechts der Côle werden weitestgehend von pleistozänem Kolluvium verdeckt. Diese Flussschotter sind Umlagerungs- und Aufarbeitungsprodukte von höher liegenden, möglicherweise ins Pliozän zurückreichenden Schottermassen (Formation Fs), die hauptsächlich entlang der West- und der Ostgrenze abgelagert wurden. Im Süden des Côletals findet sich auf der linken Talseite eine würmzeitliche Niederterrasse. Sämtliche Talauen werden von rezenten Sedimenten verfüllt. Mit Durchqueren der Randstörung verbreitert sich das Côletal schlagartig; die Talebene der leicht mäandrierenden Côle wird dann bis zu 600 Meter breit.

Die Randstörung hat eine Verkieselung des Hettangiums bewirkt. Oberbajoc und Unterbathon können stellenweise auch rekristallisiert auftreten.

Ein großangelegter Tagebau der Firma Imerys auf der linken Côleseite bei Boudeau fördert Quarzkiesel als Siliziumrohstoff aus den Schottermassen.

Ökologie

Die Täler der Côle und der Queue d'Âne bilden talaufwärts vom ehemaligen Bahnhof schützenswerte Ökotope erster Ordnung (franz. zone naturelle d'intérêt faunistique et floristique oder kurz ZNIEFF).

Geschichte

Die Ortskirche Saint-Jean Baptiste mit der Markthalle

Im Jahr 1083 wird von Raynaud de Thiviers, Erzbischof von Périgueux, in Saint-Jean-de-Côle ein Augustinerpriorat gegründet. Um dieses geistliche Zentrum entwickeltete sich darauf hin eine kleine Ortschaft. Etwa zur selben Zeit entsteht auch das Schloss Château de la Marthonie. Die Brücke über die Côle stammt aus dem Zwölften Jahrhundert. Im gleichen Jahrhundert wird auch die Ortskirche Saint-Jean Baptiste erbaut, die damals noch zum Priorat gehörte. Während des Hundertjährigen Krieges plündern und zerstören die Engländer im Jahr 1394 das Priorat und das Schloss, die Mönche werden vertrieben. Die Engländer befestigen anschließend den Ort und halten ihn bis 1404. 1436 wird vom Papst Eugen IV. der Wiederaufbau des Priorats in die Wege geleitet. Saint-Jean-de-Côle leidet ebenfalls sehr stark unter den Hugenottenkriegen; durchziehende Truppen verwüsten den Ort und die Protestanten veräußern den Besitz der Geistlichen. Auf Anordnung des Erzbischofs von Périgueux werden 1669 die Wiederaufbauarbeiten in Angriff genommen, die Geistlichen werden gezwungen, sich der Congrégation de France anzuschließen. Diese Kongregation wird in Saint-Jean-de-Côle im Verlauf der Französischen Revolution aufgelöst, die Ordensmänner vertrieben, die Gebäude verkauft und Bücher und Manuskripte verbrannt. Auf der Cassini-Karte von 1756 bis 1789 wird die Ortschaft noch als Saint Jean de Colle erwähnt. Im Neunzehnten Jahrhundert erlebte die Gemeinde mit dem Bau der Bahnstrecke Angoulême-Brive einen neuen Aufschwung und zählte damals mehr als 800 Einwohner.

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungsentwicklung in Saint-Jean-de-Côle
Jahr Einwohner Einwohner im Kanton
in Prozent
Einwohnerdichte



1962 381 4,7 30,0/km²
1968 318 3,9 25,0/km²
1975 318 3,9 25,0/km²
1982 343 4,3 27,0/km²
1990 339 4,4 26,7/km²
1999 326 4,4 25,7/km²
2004 335 26,4/km²
2006 347 4,7 27,3/km²
2008 349 4,7 27,5/km²

Quelle: INSEE[2]

Die Bevölkerungszahlen in Saint-Jean-de-Côle waren bis 1968 rückläufig, haben sich aber seitdem wieder erholt. Der generelle Rückgang erfolgte konform zum restlichen Kanton Thiviers, die Bevölkerungsdichte liegt jedoch niedriger als im Kanton. Die Gemeinde besaß 1886 noch 1107 Einwohner.

Sehenswürdigkeiten

Das Schloss Chäteau de la Marthonie
  • Das Augustinerpriorat aus dem Elften Jahrhundert. Das jetzige Gebäude geht ins Fünfzehnte Jahrhundert zurück. Monument historique seit 2003.
  • Die Ortskirche Saint-Jean Baptiste aus dem Zwölften Jahrhundert, Monument historique seit 1862.
  • Die Côlebrücke aus dem 12. Jahrhundert, Monument historique seit 1925.
  • Das Schloss Château de la Marthonie (oder Marthonye) aus dem 12. Jahrhundert. Das erhaltene Gebäude stammt aus dem Vierzehnten Jahrhundert. Monument historique seit 1943. Für Besucher geöffnet.
  • Die Fachwerkhäuser in der rue du Fond, wieder neu aufgebaut im Vierzehnten Jahrhundert.

Infrastruktur

Verkehrsanbindung

Der Ortskern von Saint-Jean-de-Côle wird von der D 707 von Nontron nach Thiviers durchquert. Auf sie trifft von Südwesten die D 78 aus Brantôme. Saint-Jean-de-Côle kann auch über die D 98 von Villars im Westen aus erreicht werden. Eine Kommunalstraße führt vom Ortskern nach Norden zum ehemaligen Bahnhof und dann weiter nach Saint-Romain. Ein Abzweig am Bahnhof nach links verbindet mit Saint-Martin-de-Fressengeas im Norden. Auf der rechten Talseite der Côle erklimmt eine Kommunalstraße den Höhenzug hinter Neuville und folgt diesem nach Südwesten bis La Chapelle-Faucher. Eine weitere Kommunalstraße folgt linksseitig der Côle dem kleinen Bach Ruisseau de la Font Pépie talaufwärts und bindet bei Saint Clément wieder an die 707 an.

Saint-Jean-de-Côle besaß vormals einen Bahnhof entlang der mittlerweile stillgelegten Bahnstrecke Angoulême-Nontron-Thiviers-Brive. Die Trasse dient jetzt als beliebter Fahrrad- und Wanderweg.

Fernwanderweg

Durch den Nordwestteil der Gemeinde verläuft der Fernwanderweg GR 654 (vormals GR 436), der von Saint-Saud-Lacoussière kommend hier eine Schleife zieht und dann nach Brantôme weiterführt.

Jakobsweg

Saint-Jean-de-Côle ist Station auf dem Jakobsweg von La Coquille nach Chancelade (Via Lemovicensis).

Einzelnachweise

  1. Website des Conseil général de la Dordogne mit den okzitanischen Gemeindenamen
  2. Saint-Jean-de-Côle auf der Website des Insee

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