Saint-Philbert-sur-Risle

Saint-Philbert-sur-Risle
Saint-Philbert-sur-Risle
Saint-Philbert-sur-Risle (Frankreich)
Saint-Philbert-sur-Risle
Region Haute-Normandie
Département Eure
Arrondissement Bernay
Kanton Montfort-sur-Risle
Gemeindeverband Communauté de communes Val de Risle.
Koordinaten 49° 18′ N, 0° 39′ O49.2950.6494444444444437Koordinaten: 49° 18′ N, 0° 39′ O
Höhe 37 m (26–149 m)
Fläche 13,15 km²
Einwohner 799 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 61 Einw./km²
Postleitzahl 27290
INSEE-Code

Mairie, Rathaus

Saint-Philbert-sur-Risle ist eine französische Gemeinde mit 799 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im Département Eure in der Region Haute-Normandie. Sie gehört zum Kanton Montfort-sur-Risle und zu dessen Kommunalverband Val de Risle (CCVR).[1]

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Saint-Philbert-sur-Risle liegt im Tal der Risle, am orografisch linken Ufer, zwischen dem Fluss und den mit dem Bois des Angles und dem Bois d’Avranches bewaldeten Hängen am Ostrand des Lieuvin.[1] Es liegt 46 Straßenkilometer südwestlich von Rouen und 26 Kilometer westlich von Elbeuf in direkter Nachbarschaft zur Gemeinde Montfort-sur-Risle, die sich am rechten Ufer der Risle befindet. 37 Kilometer nordwestlich der Gemeinde liegt der nächste Flughafen, der Aéroport de Deauville - Saint-Gatien in Saint-Gatien-des-Bois.[2]

Geschichte

Nach einer lokalen Legende soll der Heilige Philibert (617/18-684) von Jumièges ohne eine Möglichkeit den Fluss zu überqueren am Ufer der Risle gestanden haben. Er betete und bekam dafür ein Boot, das er mit seinen Gefährten bestieg. Der Ort, an dem das Wunder angeblich geschah, wurde daraufhin Saint-Philbert-sur-Risle benannt.[1]

Als Rollo (860-931/932) Neustrien unter seinen Gefolgsleuten aufteilte, behielt er den Wald Vièvre für sich. Der Wald reichte im 11. Jahrhundert von Saint-Étienne-l’Allier (4 Kilometer nordwestlich von Saint-Georges-du-Vièvre) bis zur Risle. Die Métairie Saint-Philbert lag an der Risle am Rand des Waldes. Rollos Sohn Wilhelm I. († 942) war nach dänischem Brauch mit Sprota verheiratet gewesen. Er hatte einen Sohn aus der Beziehung, Richard I., der Wilhelms I. Nachfolger als Herzog der Normandie wurde. Wilhelm I. heiratete in zweiter Ehe nach christlichem Brauch Luitgard von Vermandois und Sprota heiratete in zweiter Ehe Asperleng, den Pächter von Saint-Philbert. Das Kind aus dieser Verbindung, Raoul d’Ivry († nach 1015), war somit der Halbbruder von Richard I.. Eines Tages rettete Raoul d’Ivry Richard I. auf einer Jagd im Wald Vièvre das Leben. Dafür schenkte Richard I. seinem Halbbruder den Wald und den Meierhof Saint-Philbert, den er gleichzeitig zur Baronie erhob.

Turm der Burg de la baronnie

Nach Raoul d’Ivrys Tod erbte sein Sohn Jean d’Ivry die Baronie. Jean d’Ivry war Bischof von Avranches und später Erzbischof von Rouen. Er verschenkte die Hälfte der Ländereien an das Bistum Avranches. Seit dieser Zeit, bis zur Französischen Revolution (1789-1799) waren die Bischöfe von Avranches Seigneurs von Saint-Philbert. Der Wald im Süden des Ortskerns wird noch heute Bois d’Avranches genannt. Der Baronie unterstanden zuerst drei, dann fünf Ritter, die Ortschaften Freneuse-sur-Risle, Notre-Dame-d’Épine und Saint-Victor-d’Épine sowie diverse Lehen und Bürgerhäuser. Sie verfügte über einen seigneurialen Gerichtshof (haute justice), der später nach Saint-Georges-du-Vièvre und schließlich nach Pont-Audemer verlagert wurde. Vom damaligen Gefängnis ist nichts erhalten, von der Burg der Bischöfe sind Teile erhalten, von der dazu gehörigen Kapelle ist nur noch bekannt, dass sie Johannes dem Täufer geweiht war (Saint-Jean).[3]

Bevölkerungsentwicklung
1793 1806 1846 1906 1946 1962 1999 2007
1121 1009 1201 987 758 891 796 792

1793 erhielt die Ortschaft als Saint Philbert sur Risle im Zuge der Französischen Revolution den Status einer Gemeinde und 1801 als Saint-Philibert das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.[4]

Sehenswürdigkeiten

Mehrere Fachwerkhäuser in der Gemeinde stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie sind zum Teil mit Schiefer, zum Teil mit Reet gedeckt.

Kirche und Priorei

Die Kirche Saint-Ouen

Die Kirche Saint-Ouen ging 1097 in den Besitz der Abtei Le Bec über, die die Priorei Saint-Pierre gründete. Die Kirche diente danach zugleich als Pfarr- und als Prioreikirche und wurde seit dem 11. Jahrhundert mehrfach umgebaut. Sie ist dem Heiligen Ouen geweiht. In der Kirche sind Wandbemalungen aus dem 14. und 15. Jahrhundert an der Südmauer des Kirchenschiffs zu sehen. Im 16. Jahrhundert wurde der südliche Teil des Querschiffs, Teile des Chors und das Deckengewölbe des Glockenturms erneuert. Das Kirchenschiff wurde im 19. Jahrhundert umgebaut. Der nördliche Teil des Querschiffs war schon vor 1832 zerstört. Die Kirche wurde 1896 offiziell als „historisches Denkmal“ klassifiziert.

Die Priorei Saint-Pierre war dem Apostel Simon Petrus geweiht. Sie wurde um 1124 durch Abt Boson gegründet. 1521 bestand die Priorei aus Klostergebäuden, Taubenhaus, Scheune, Mühle und Fischteichen. Teile der Mauern um das Grundstück und das Eingangsportal stammen aus dem 17. Jahrhundert. Das heutige Taubenhaus stammt aus dem 18. Jahrhundert, ein Kanal umschließt die ehemaligen Wohngebäude der Priorei und treibt ein Wasserrad aus dem 18. Jahrhundert an. Das Wohngebäude des Klosters wurde nach 1832 zerstört und durch ein Herrenhaus ersetzt.[5]

Burg der Baronie

Das Gelände der Priorei

Die Burg der Bischöfe von Avranches (Château fort de la baronnie) wurde im 13. oder 14. Jahrhundert erbaut. Die ursprüngliche Kapelle wurde im 11. Jahrhundert errichtet. Im 18. Jahrhundert wurde sie komplett durch einen neuen Bau ersetzt. Das ehemalige Wohngebäude ist zerstört. Die Befestigungsanlagen mit sechs Türmen sind erhalten, sie befinden sich im Privatbesitz.[6]

Schloss de la Cour

Das Lehen La Cour wurde 1376 erstmals urkundlich erwähnt. Der Lehenssitz, das Schloss Château de la Cour, befindet sich im Tal, südlich des Weilers La Baronnie. Es wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut.[5] Das Gebäude hatte zwei Etagen, das Erdgeschoss besteht aus Stein und Feuerstein, der erste Stock ist in Fachwerktechnik erbaut. Im 19. Jahrhundert wurden die Fenster vergrößert und ein Balkon an der Talseite angebracht.[6]

Wirtschaft

Wasserkraftwerk auf dem Gemeindegebiet

Nördlich der Priorei an der Risle stand die seigneuriale Getreidemühle. Sie wurde durch ein Wasserrad hydraulisch betrieben, 1845 in eine Weberei umgebaut und später vergrößert. Sie war bis ins 20. Jahrhundert hinein in Betrieb. Für die Arbeiter dieser Fabrik entstand dort eine Arbeitersiedlung. Der Weiler wurde nach der Fabrik Le Tissage (‚die Weberei‘) genannt.[5]

1885 erhielten Saint-Philbert-sur-Risle und Montfort-sur-Risle als erste Städte Frankreichs eine elektrische Straßenbeleuchtung. Der Zimmerer Augustin Hébert wurde 1860 in Saint-Philbert-sur-Risle geboren. 1878 sah er auf der Weltausstellung Paris die „Gramme-Maschine“ von Zénobe Gramme (1826-1901). Er richtete sich daraufhin eine Werkstatt in Montfort-sur-Risle ein und nutzte die hydraulische Kraft der Risle, um Strom zu erzeugen. Nachdem die Glühlampe von Thomas Alva Edison (1847-1931) einsatzfähig war, beleuchtete Augustin Hébert zuerst seine Werkstatt und dann die Straße, die von Saint-Philbert-sur-Risle nach Montfort-sur-Risle führt.

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Saint-Philbert-sur-Risle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Présentation de la CCVR. In: www.tourisme-val-de-risle.com. Communauté de Communes Val de Risle, abgerufen am 4. August 2010 (französisch).
  2. Village de Saint-Philbert-sur-Risle. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 4. August 2010 (französisch).
  3. Auguste Le Prévost; Léopold Delisle, Louis Paulin Passy (Hrsg.): Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. 3, Auguste Herissey, Évreux 1869, S. 117f+183-185 (in Archive.org, abgerufen am 10. August 2010). (Französisch)
  4. Saint-Philbert-sur-Risle - notice communal. In: Cassini.ehess.fr. Abgerufen am 18. August 2010 (französisch).
  5. a b c Saint-Philbert-sur-Risle. In: Base Mérimée. Ministère de la culture, abgerufen am 18. August 2010 (französisch).
  6. a b Franck Beaumont, Philippe Seydoux: Gentilhommières des pays de l’Eure. Editions de la Morande, Paris 1999, ISBN 978-2902091317, S. 220. (Französisch)
  7. Augustin Hébert et la fée "électricité". Office de Tourisme de Cormeilles, abgerufen am 14. August 2011 (französisch).
  8. 1885-1985 St Philbert fête Augustin Hébert. In: www.amcp27.fr. association Montfort Culture et Patrimoine, abgerufen am 18. August 2010 (pdf, französisch).

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