Schwabenland (Schiff)

Schwabenland (Schiff)
MS Schwabenland als Katapultschiff, 1938

Die Schwabenland war ein deutsches Katapultschiff, das durch seine Verwendung als Südpolar-Expeditionsschiff bekannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Frachter

Das Schiff wurde 1925 unter dem Namen Schwarzenfels auf der Werft Deutsche Werke AG in Kiel mit der Baunummer 180 als Frachtschiff für die DDG „Hansa“ gebaut. Es lief am 14. März 1925 vom Stapel, wurde am 16. Juli 1925 abgeliefert und zunächst im Liniendienst der DDG Hansa eingesetzt. Das Schiff war 148,8 m lang und 18,4 m breit, hatte 8,49 m Tiefgang, und war mit 7.894 BRT vermessen. Es war das erste Frachtschiff, das mit einem Kreiselkompass ausgerüstet war. Die zwei Propeller wurden von je einem Sechszylinder-4-Takt-Dieselmotor mit 3600 PSe angetrieben; damit konnte die Schwarzenfels 12 Knoten laufen. Die Besatzung zählte 45 Mann. Das Ladegeschirr bestand aus einem 30 t Ladebaum und 16 5 t Ladebäumen. Zusätzlich zu Fracht konnten auch bis zu 10 Passagiere befördert werden.

Die Schwarzenfels hatte drei Einschrauben-Schwesterschiffe (Braunfels, Rotenfels und Altenfels) und zwei Doppelschrauben-Schwesterschiffe (Neuenfels und Weissenfels).

Katapultschiff

Postdienst

Eine Dornier Do 18 1936 auf dem Katapult der Schwabenland.

Am 28. Februar 1934 kaufte die Lufthansa das Schiff und ließ es in Bremen zum Katapultschiff mit einem Heinkel K-7-Katapult umbauen, um es für die Flugboote ihres zwischen Südamerika, Afrika und Europa verkehrenden Luftpostdienstes als schwimmenden Flugstützpunkt zu nutzen. Nach dem Umbau hatte das Schiff 8.188 BRT. Das Dampfkatapult auf dem Achterschiff beschleunigte ein 10-Tonnen-Flugboot des Typs Dornier Wal, mit zusätzlich bis zu 4 Tonnen Kraftstoff beladen, innerhalb von Sekundenbruchteilen auf 150 km/h. Am Heck wurde eine Rampe eingebaut, über die ein durch Streben versteiftes Segeltuch als Schleppsegel ausgebracht und wieder eingeholt werden konnte. Das Flugboot schwamm nach dem Wassern auf das Schleppsegel und wurde von dort mit einem 12-Tonnen-Kran der Firma Kampnagel an Deck gehoben. Beim Katapultstart wurde der Kran abgeklappt. Nach vollendetem Umbau wurde das Schiff am 25. Juli 1934 für die Deutsche Lufthansa A.G. in Dienst gestellt, wobei die DDG Hansa nunmehr als Vertragspartner der Lufthansa das Schiff bereederte. 1938 ging das Management an den Norddeutschen Lloyd in Bremen.

Sie stand nun neben der Westfalen als zweites Katapultschiff der Lufthansa im Einsatz. Die Schiffe waren nun auf den beiden Seiten des Südatlantiks stationiert. Sie nahmen in Bathurst bzw. Fernando de Noronha oder Natal (Brasilien) die Flugboote nach der Atlantikquerung an Bord, warteten sie und liefen beim nächsten Postflug mit einer Dornier Wal an Bord ein Stück in den Atlantik hinaus und starten die Flugboote von einer für den Rest des Überfluges sicheren Position. Am 26. September 1934 startete die 10 t-Dornier Wal D-AGAT Boreas erstmals mit Post von der Schwabenland auf See nach Natal. Sie hatte beim Start nur noch 2239 km statt 3040 km vor sich, die sie in 12 Stunden und 45 Minuten überwand.

1936 erhielt die Lufthansa die neue Ostmark und die Schwabenland konnte an Tests für einen geplanten Nordatlantik-Postdienst der Lufthansa mit neuen, zweimotorigen Dornier Do 18 teilnehmen. Am 10./11. September flog die D-ARUN Zephir nach Katapultstart von der Schwabenland vor Horta unter Joachim Blankenburg und Lufthansa Direktor Freiherr Carl August von Gablenz in 22 Stunden und 18 Minuten nach New York. Am 11.September folgte D-ABYM Aeolus unter Hans-Werner von Engel und Friedrich von Buddenbrock, auf einer mehr südlichen Route nach Hamilton (Bermuda), wo die Aeolus am folgenden Tag den Flug nach New York mit einem Wasserstart fortsetzte. Da die Maschinen für den Sprung über den Nordatlantik den Katapultstart von der Schwabenland benötigten, marschierte diese für die Rückflüge erst nach New York und dann zu den Bermudas. Für die zweite Serie ab dem 22. September marschierte sie wieder zurück nach Horta und nach Katapultstart beider Maschinen Richtung New York am 5. bzw. 6. Oktober diesmal nach Sydney (Nova Scotia), von wo die beiden Dornier Do 18 am 17. bzw. 18. Oktober wieder nach Horta gestartet wurden.

Im Dezember war die Schwabenland wieder auf der Position bei Fernando de Noronha auf der Postlinie im Einsatz.

In den Jahren 1937 und 1938 wiederholte die Lufthansa ihre Testflüge auf dem Nordatlantik mit viermotorigen Blohm & Voss Ha 139. Die Schwabenland besetzte meist die Position bei den Azoren, ihr Pendant auf der anderen Seite des Atlantiks war die Friesenland, das vierte Katapultschiff der Lufthansa. Da die USA der Lufthansa jedoch keine Postbeförderungslizenz erteilten, blieb es bei 50 erfolgreichen Probeflügen zwischen 1936 und 1938.

Die Schwabenland wurde auch immer wieder im Wechsel mit den anderen Schiffen auf der Poststrecke nach Südamerika eingesetzt. Der letzte Start einer Postmaschine erfolgte am 14. Juli 1939 in Bathurst durch die viermotorige Dornier Do 26, die die 3040 km nach Natal in 11 Stunden und 10 Minuten überwand.

Antarktisexpedition

1938 charterte die „Deutsche Antarktische Expedition 1938/39” die Schwabenland und ließ für ihre Zwecke Umbauten durchführen. Der Rumpf wurde eisverstärkt und ein zusätzlicher Hilfsdiesel wurde eingebaut. Gravierend waren die Änderungen in der Verschiebebahn; sie wurde aus technische Gründen verkürzt und verstärkt, um auch schwerere Maschinen vom Typ Blohm & Voss Ha 139 und Blohm & Voss BV 138 starten zu können.

Die Expedition sollte in der Antarktis eine Basis für deutsche Walfangschiffe finden. Die von der Schwabenland gestarteten Flugboote vom Typ Dornier Wal entdeckten eisfreie Gebirge auf einer Fläche von ca. 350.000 km² und warfen Metallpfeile mit deutschen Hoheitszeichen an den Umkehrpunkten der Flugpolygone ab. Das zum Zeitpunkt des Auslaufens der Schwabenland von keiner Nation beanspruchte Gebiet wurde Neuschwabenland genannt und sollte vom Deutschen Reich in Besitz genommen werden. Allerdings hatte Norwegen das Gebiet noch während der Anreise der Expedition in die Antarktis als Dronning Maud Land zu norwegischem Territorium erklärt.

Kriegseinsatz und Ende

Nach Kriegsbeginn wurde das Schiff am 12. Oktober 1939 von der Luftwaffe beschlagnahmt und zunächst an der französischen Atlantikküste, dann ab September 1942 in Norwegen als Katapultschiff für Fernaufklärer vom Typ Blohm & Voss BV 138 eingesetzt. Am 24. März 1944 wurde es vor Egersund von dem britischen U-Boot HMS Terrapin torpediert, konnte aber noch im Flekkefjord auf Strand gesetzt und im Mai/Juni 1944 notdürftig schwimmfähig gemacht und nach Bergen geschleppt werden. (Der beim gleichen Angriff ebenfalls von der Terrapin torpedierte Tanker Wörth wurde nach Egersund geschleppt.) Am 4. Oktober 1944 wurde das nur notdürftig reparierte Schiff bei einem Luftangriff der RAF auf die deutsche U-Boot-Basis in Bergen erneut beschädigt. Die Schwabenland wurde nicht mehr vollkommen repariert und diente ab Februar 1945 als Materiallager für die Marineausrüstungsstelle (M.A.ST) im Oslofjord.

Nach Kriegsende wurde das Schiff von der britischen Royal Navy übernommen, die es ab Januar 1946 als Wohnhulk in Sandvika im Oslofjord benutzte und dann am 31. Dezember 1946 mit 1400 Tonnen Giftgasmunition beladen im Skagerrak versenkte.

Literatur

  • Friedrich Frh. v. Buddenbock: „Atlantico“ „Pacifico“, Lehrjahre des überseeischen Luftverkehrs. GFW-Verlag, Düsseldorf 1965.
  • Jörg-M. Hormann: Flugbuch Atlantik, deutsche Katapultflüge 1927–1939. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-7688-1973-2.
  • Simon Mitterhuber: Die deutschen Katapultflugzeuge und Schleuderschiffe. Bernard & Graefe, Bonn 2003, ISBN 3-7637-6244-2.

Weblinks


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