Sennentuntschi (Film)

Sennentuntschi (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Sennentuntschi
Produktionsland Schweiz, Österreich
Originalsprache Schweizerdeutsch
Erscheinungsjahr 2010
Länge 122 Minuten
Altersfreigabe FSK 16[1]
JMK 16 (DVD)[2]
Stab
Regie Michael Steiner
Drehbuch Michael Steiner, Michael Sauter, Stefanie Japp
Produktion Simone Häberling, Bruno Seemann
Musik Adrian Frutiger
Kamera Pascal Walder
Schnitt Ueli Christen
Besetzung

Sennentuntschi ist ein Schweizer Film von Michael Steiner. Er basiert auf der gleichnamigen Alpensage und hatte auf dem Zurich Film Festival 2010 seine Premiere.[3]

Inhaltsverzeichnis

Stilmittel

Der Film besteht aus einer Rahmenhandlung, welche in der Gegenwart spielt und der Haupthandlung, welche eine Rückblende in das Jahr 1975 ist. Die Haupthandlung wird parallel in zwei Handlungssträngen erzählt. Der erste Strang spielt hauptsächlich auf der Alp und erzählt die Geschichte der drei Sennen Martin, Erwin und Albert. Diese Ereignisse spielen chronologisch vor dem zweiten Handlungsstrang. Der zweite Strang beginnt chronologisch kurz vor Ende des ersten, erzählt die Geschichte des Dorfpolizisten Sebastian Reusch und spielt hauptsächlich in Dorf. Im Film wird stetig zwischen diesen beiden Handlungssträngen gewechselt. Diese nicht-chronologische Reihenfolge dient als Stilmittel, um den Zuschauer bis zum Ende des Films im Unklaren über das Schicksal der Sennen sowie über die Herkunft des Sennentuntschi zu lassen.

Prolog

In einem Wald werden menschliche Knochen gefunden, die schon über 30 Jahre dort liegen. Ein Mädchen identifiziert aufgrund von Fotos den Toten als Albert, der seit 1975 verschwunden ist. Darauf folgt eine Rückblende auf die Ereignisse im Jahr 1975.

Haupthandlung

1975 in den Bündner Alpen: Im Dorf taucht überraschend eine junge Frau auf, die von der verschlossenen Dorfgemeinschaft nicht geduldet wird und in die Berge flieht. Die drei einsamen Sennen Martin, Erwin und Albert treffen sie und halten sie für ein Sennentuntschi; am Tag zuvor hatte Albert eine solche Puppe gebastelt. Danach versinken alle drei nach Absinth-Genuss in Halluzinationen und vergehen sich an der Unbekannten. Sie rächt sich, indem sie zunächst die Ziegen der Alp tötet. Später, als die Gewalt gegen sie nicht aufhört, kommen auch alle drei Sennen ums Leben, einerseits durch ihre direkte Einwirkung, andererseits durch eigene Gewalt.

Im Dorf hat Polizist Reusch Ermittlungen angestellt und herausgefunden, dass die mysteriöse Frau durch ihren Vater, den Gemeindepfarrer, während ihres ganzen Lebens in einem Kellerverlies gefangengehalten wurde. Deshalb kann sie nicht sprechen und hat nur eingeschränkt Vorstellungen von Moral, Ethik und sozialem Verhalten. Der Pfarrer wird verhaftet.

Der Polizist sucht die Frau in den Bergen und findet sie allein auf der Alp. Sie eröffnet ihm die Morde an den Sennen, deren Leichen sie wie in der Sage abgehäutet und ausgestopft hat. Die Frau flieht und stürzt in eine Schlucht, in der Reusch die Leichen der drei Sennen findet. Die Frau bleibt verschwunden. Der Polizist erschiesst sich; da er sich schuldig fühlt. Die Leichen der Sennen bleiben unentdeckt.

Epilog

Mit dem Selbstmord von Reusch endet die Rückblende. Das Mädchen, welches auch Albert gefunden hat, entdeckt in der Schlucht die Knochen des vermeintlichen Sennentuntschi.

Herstellungsgeschichte

Die erstmalige Idee einer Neuverfilmung der Alpensage kam 2003 auf. 2005 übergab die Zürcher Filmstiftung einen Förderbeitrag ans Schweizer Filmstudio C-Films. Diese beauftragte die Kontraproduktion des Schweizer Regisseurs Michael Steiner mit dem Projekt. Steiner und seine damalige Ehefrau Stefanie Japp verfassten eine erste Drehbuchversion. Produzent Peter-Christian Fueter sah zunächst seinen Sohn Tobias als Regisseur vor. Als dieser jedoch ablehnte, sollte Steiner auch die Regie übernehmen.[4] C-Films plante, den Film als deutsch-schweizerische Koproduktion zu veröffentlichen und suchte nach deutschen Geldgebern.

Als die Suche nach deutschen Financiers gescheitert war, stieg die C-Films 2007 aus dem Projekt aus. Steiners Kontraproduktion erwarb für 250.000 Franken die vollständigen Rechte am Film.

2008 beteiligte sich der österreichische Fernsehproduzent John Lueftner am Projekt. Ebenfalls sicherten das Bundesamt für Kultur und die Zürcher Filmstiftung die Finanzierung von insgesamt 1,7 Millionen Franken. Das Budget wurde auf 5,5 Millionen Franken festgelegt. Das Schweizer Fernsehen sicherte 300.000 Franken zu und reduzierte somit den Förderbeitrag um die Hälfte. Ebenfalls beteiligten sich das österreichische Filminstitut und der ORF an der Produktion. Zudem holte Steiner den Schweizer Filmproduzenten Hans G. Syz ins Boot. Warner Bros. erwarb die Rechte für die DVD-Auswertung, Walt Disney Schweiz die Kinorechte. Ebenfalls beteiligte sich Ruth Waldburger über ihre französische Avventura Films SA an der Produktion.

Die Dreharbeiten starteten trotz nicht abgesicherten Budget im Herbst 2008. Sie fanden im Urner Schächental, im Bündner Bergell und in Tirol, sowie in den Filmstudios Uster statt.[5]

Die Kontraproduktion geriet in Liquiditätsprobleme; zahlreiche Crewmitglieder warteten auf ihren Lohn. Die Avventura Films SA und Hans G. Syz stiegen aus der Produktion aus. 2010 übernahm die Constantin Film des Schweizer Medienunternehmers Bernhard Burgener die Kontraproduktion AG[6] und investierte 3 Millionen Franken. Zudem wurde Steiner von Constantin unter Vertrag genommen und verpflichtete sich, bis 2013 jährlich einen Film für den Schweizer Ableger zu produzieren.[7] Der Film startete am 14. Oktober 2010 in Schweizer Kinos und zählte bis zum 7. November 2010 100.000 Besucher, was ihn zum aktuellen Zeitpunkt zum erfolgreichsten Schweizer Film des Jahres 2010 macht. Eine Synchronisationsfassung in Hochdeutsch für die Auswertung in Deutschland und Österreich ist in Vorbereitung.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Macht Ihnen Gewalt Spass, Herr Steiner? in: Blick.ch vom 25. September 2010
  2. Freigabe der Jugendmedienkommission
  3. Grüner Teppich an der Eröffnung des Zurich Film Festivals in: Tages-Anzeiger vom 24. September 2010
  4. Wer rettet den verfluchten Film vom Sennentuntschi? in: Tages-Anzeiger vom 27. Juni 2009
  5. «Sennentuntschi» im Strudel der Finanzkrise in: filmsprung.ch vom 30. März 2009
  6. Die wundersame Rettung von «Sennentuntschi» in: Schweizer Fernsehen vom 23. September 2010
  7. «Sennentuntschi» ist gerettet – Kinostart steht fest im: Tages-Anzeiger vom 3. Februar 2010
  8. Das «Sennentuntschi» macht Karriere in Hollywood in: SonntagsBlick vom 7. November 2010

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