Sibudu-Höhle

Sibudu-Höhle

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Sibudu-Höhle
Besonderheiten: Archäologischer Fundplatz

Die Sibudu-Höhle (engl.: Sibudu cave) ist ein Abri in einer Sandsteinformation am Fluss Tongati in der Provinz KwaZulu-Natal in Südafrika, rund 40 Kilometer nördlich von Durban. Sie gilt als bedeutende archäologische Fundstätte, die bereits vor mindestens 77.000 Jahren – im so genannten Middle Stone Age – von Menschen (Homo sapiens) bewohnt war.[1] Laut einem Fachartikel in Antiquity[2] wurden in der Höhle in einer 64.000 Jahre alten Bodenschicht Hinweise auf den Gebrauch von Pfeil und Bogen entdeckt, die – sollte die Deutung korrekt sein – der älteste Nachweis für diese Jagdtechnik wären. Grabungsleiterin war ab 1998 Lyn Wadley von der Witwatersrand-Universität, seit 2011 hat Nicholas Conard (Universität Tübingen) diese Aufgabe übernommen.

Die Höhlung weist eine Bodenfläche von ungefähr 55 × 19 Metern auf. Es konnten mehrere aufeinander folgende Siedlungsschichten identifiziert werden, die eine wiederholte Nutzung in der Zeitspanne zwischen 77.000 und 38.000 Jahren vor heute belegen. Aus diesen unterschiedlich alten, bis zu acht Meter unter dem heutigen Niveau liegenden Schichten wurden unter anderem Tausende Steinwerkzeuge (einige mit Anhaftungen von pflanzlichem Klebstoff und Holz) sowie bearbeitete Knochen freigelegt. Zwei Fundschichten konnten aufgrund der Beschaffenheit der entdeckten Werkzeuge der so genannten „Still Bay Industry“ (72.000 – 71.000 Jahre alt)[3] bzw. der Howieson's Poort Industrie (65.000 – 60.000 Jahre alt)[4] zugeordnet werden. Entdeckt wurden ferner diverse Feuerstellen, zahlreiche angekohlte Knochen von kleinen und großen Säugetieren, Lagerstätten, die mit Gräsern gepolstert waren, Reste von rotem Ocker[5] und Perlenschnüre aus den Schalen von Meeresschnecken.

Archäologische Experimente mit Gummi arabicum, Ocker und anderen in der Steinzeit verfügbaren Substanzen (die in Spuren in der Höhle nachgewiesen worden waren) erbrachten detaillierte Erkenntnisse zu den Arbeitsschritten beim Herstellen von Klebstoff [6][7] und gaben Anstoß zu weit reichenden Überlegungen zu den kognitiven Fähigkeiten der früheren Höhlenbewohner.[8] Die Vielzahl der verstreut umher liegenden Knochen führte zu der Vermutung, dass neben Pfeil auf Bogen auch noch andere Jagdtechniken – Schlingen und Fallen – eingesetzt worden sein könnten.[9]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael Balter: South African Cave Slowly Shares Secrets of Human Culture. In: Science, Band 332, Nr. 6035, 2011, S. 1260–1261, doi:10.1126/science.332.6035.1260
  2. Marlize Lombard, Laurel Phillipson: Indications of bow and stone-tipped arrow use 64 000 years ago in KwaZulu-Natal, South Africa. In: Antiquity, Band 84, Nr. 325, 2010, S. 635–648
  3. Lyn Wadley: Announcing a Still Bay industry at Sibudu Cave, South Africa. In: Journal of Human Evolution, Band 52, Nr. 6, 2007, S. 681–689, doi:10.1016/j.jhevol.2007.01.002
  4. Lyn Wadley: The Howieson’s Poort Industry of Sibudu Cave. In: South African Archaeological Society Goodwin Series, Band 10, 2008, S.122–132
  5. Lyn Wadley: Cemented ash as a receptacle or work surface for ochre powder production at Sibudu, South Africa, 58,000 years ago. In: Journal of Archaeological Science, Band 37, Nr. 10, 2010, S. 2397–2406, doi:10.1016/j.jas.2010.04.012
  6. Lyn Wadley: Putting ochre to the test: replication studies of adhesives that may have been used for hafting tools in the Middle Stone Age. In: Journal of Human Evolution, Band 49, Nr. 5, 2005, S. 587–601, doi:10.1016/j.jhevol.2005.06.007
  7. Lyn Wadley, Tamaryn Hodgskiss, Michael Grant: Implications for complex cognition from the hafting of tools with compound adhesives in the Middle Stone Age, South Africa. In: PNAS, Band 106, Nr. 24, 2009, S. 9590–9594, doi:10.1073/pnas.0900957106
  8. Thomas Wynn: Hafted spears and the archaeology of mind. In: PNAS, Band 106, Nr. 24, 2009, S. 9544–9545, doi:10.1073/pnas.0904369106 Volltext
  9. Lyn Wadley: Were snares and traps used in the Middle Stone Age and does it matter? A review and a case study from Sibudu, South Africa. In: Journal of Human Evolution, Band 58, Nr. 2, 2010, S. 179–192, doi:10.1016/j.jhevol.2009.10.004

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