Signaling (Verhaltensbiologie)

Signaling (Verhaltensbiologie)

Unter dem Begriff Signaling wird die Kommunikation zwischen Individuen untersucht. Eine zentrale Frage ist hierbei, unter welchen Umständen Signale ehrlich oder unehrlich sein können.

Signalingtheorien finden auch Anwendung in der Wirtschaftswissenschaft, siehe Signaling (Wirtschaftswissenschaft).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Frühe Verhaltensbiologen wie Nikolaas Tinbergen gingen davon aus, dass ehrliche Signale in der Natur weit verbreitet sind und die natürliche Selektion ehrliche und kostenarme Signale hervorbringt. Dies war die dominante Sichtweise, bis Richard Dawkins und John Krebs 1978 argumentierten, ehrliche Signale müssten selten sein, da die Interessen von zwei Individuen nie exakt übereinstimmen. Signale seien stattdessen das Resultat eines Wettrüstens zwischen manipulativen Sendern und misstrauischen Empfängern. Diese Idee war sehr einflussreich. Hingegen hatte Amotz Zahavi 1975 vorgeschlagen, dass ehrliche Signale möglich sind, wenn sie mit hohen Kosten für den Sender einhergehen (Handicap-Prinzip). Zahavis Theorie wurde kontrovers diskutiert; neben Dawkins und Krebs hatte einige Jahre zuvor bereits Maynard Smith dagegen argumentiert. Viele Biologen waren skeptisch gegenüber Zahavis Theorie, da sparsame Individuen auf kostspielige Signale verzichten und stattdessen Ressourcen zur Reproduktion nutzen könnten.[1]

In der Biologie hielt diese Kontroverse einige Zeit an. Die Wirtschaftswissenschaft war aufgrund der Nutzung von Modellen währenddessen weit voraus. In der 1970er Jahren konnte zum Beispiel die Plausibilität von Thorstein Veblens Idee des Geltungskonsums, einem kostpieligen und daher ehrlichem Signal, gezeigt werden. Jack Hirshleifer schlug 1977 vor, das Modell des kospieligen Signaling in die Biologie zu importieren. Die Biologen Alan Grafen, Charles Godfray und Andrew Pomiankowski bewiesen später, dass Zahavis Ansatz funktionieren könnte.[1]

Ehrliche Signale müssen jedoch nicht kostpielig sein. Maynard Smith zeigte, dass bei ausreichender Interessenüberschneidung kein Grund für unehrliche Signale bestünde. Doch selbst in Konfliktfällen können ehrliche, kostenarme Signale evolutionär stabil sein.[1]

Beispiele

Wenn ein Männchen um ein Weibchen wirbt, sind seine Signale ein zuverlässiger Indikator seiner Qualität, oder übertreibt er, um das Weibchen für sich zu gewinnen, das bei ehrlichen Signalen von einem anderen Männchen gewonnen werden würde?

Wenn in einem Konflikt ein Tier aggressive Signale von sich gibt, ist die Stärke dieser Signale ein verlässlicher Indikator der Wahrscheinlichkeit des Angriffs, oder ist sie eine Übertreibung, um das andere Tier abzuschrecken?

Wenn ein Nachkomme die Eltern um Nahrung bittet, reflektiert dies seine tatsächlichen Bedürfnisse, oder übertreibt er, um mehr Nahrung zu erhalten?

Literatur

  • William A. Searcy & Stephen Nowicki: The Evolution of Animal Communication: Reliability and Deception in Signaling Systems. Princeton University Press, 2005. ISBN 0691070954.
  • John Maynard Smith & David Harper: Animal Signals. Oxford University Press, 2003. ISBN 0-19-852685-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Richard McElreath & Robert Boyd: Mathematical Models of Social Evolution: A Guide for the Perplexed. University of Chicago Press, 2007. ISBN 0226558266. Kapitel 5: Animal Communication.

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