Christian I. von Sachsen-Merseburg

Christian I. von Sachsen-Merseburg
Herzog Christian als jüngerer Mann im Harnisch; Kupferstich
Herzog Christian als Kind mit seiner Mutter, der Kurfürstin Magdalena Sibylle von Hohenzollern.
Herzog Christian im Alter, einen Harnisch und eine Scherpe tragend; um den Kranz ist sein Motto „Cum Deo et Die.“ (lat. „Mit Gott und der Zeit.“) geflochten; Kupferstich 2. Hälfte 17. Jh.
Die Widmungstafel für den „Theuren Christian“, Herzog von Sachsen-Merseburg.

Christian I. von Sachsen-Merseburg (* 27. Oktober 1615 in Dresden; † 18. Oktober 1691 in Merseburg) war der Stifter einer Seitenlinie der albertinischen Wettiner und erster Herzog des kursächsischen Sekundogeniturfürstentums Sachsen-Merseburg. Zur Unterscheidung von seinem Sohn wird er auch „Christian der Ältere“ genannt.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Christian war der dritte Sohn des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen und dessen zweiter Gemahlin Magdalena Sibylle, einer Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen.

Leben

Regierung im Merseburger Fürstentum

Christian, der sich als nachgeborener Sohn kaum Hoffnung auf das väterliche Erbe machen konnte, wurde 1650 – nach einer vier Wochen währenden Doppelhochzeit, die für ihn und seinen Bruder Moritz ausgerichtet worden war – zu seiner standesgemäßen Versorgung mit der Verwaltung des alten Hochstifts Merseburg, das die Kurfürsten im Zuge der Reformation eingezogen hatten, betraut und nach seiner Wahl durch das Domkapitel zum Administrator postuliert.

Im Testament vom 20. Juli 1652 verfügte sein Vater die Teilung des albertinischen Territoriums, die von den zur Beerdigung des kurfürstlichen Vaters am 27. Januar 1657 angereisten Brüdern im „Freundbrüderlichen Hauptvergleich“ gegen den Widerstand der Landstände am 22. April 1657 in Dresden vollzogen wurde. Dabei kamen die Stiftslande des Hochstifts Merseburg mit dem „Küchenamt“ sowie den Ämtern, Städten und Schlössern Bad Lauchstädt, Schkeuditz, Lützen und Zwenkau sowie ein erbländischer Teil mit Brehna, Zörbig, Dobrilugk und Finsterwalde und die Markgrafschaft Niederlausitz, einschließlich der Städte und Schlösser Lübben, Doberlug, Finsterwalde, Guben, Luckau, Calau und Spremberg, als wettinische Sekundogenitur an Christian, der damit erster Herzog von Sachsen-Merseburg wurde. Nach dem Aussterben der Bibersteiner am 9. Januar 1668 fiel zudem die Herrschaft Forst nebst Stadt, Schloss und allen südlich davon gelegenen Kammer- und Vasallendörfern, also auch Döbern an Kursachsen, das im Zuge des Teilungsprozesses vom 11. August desselben Jahres diese Gebiete ebenfalls an Sachsen-Merseburg abtrat. Die nachträglich 1660 erhaltenen Ämter Delitzsch, Bitterfeld und Zörbig musste er 1681 wieder an den Kurstaat abtreten.

Herzog Christian zog mit seiner Gemahlin, die bereits im achten Monat schwanger war und seiner ältesten, erst knapp zwei Jahre alten Tochter am 30. September 1653 in Merseburg ein und begann den Aufbau einer eigenen Hofhaltung. Sein Hofstaat umfasste schon bald 150 Personen.

Schon bald entwickelte sich ähnlich wie an den neuen Residenzen seiner Brüder auch unter Herzog Christian eine rege Bautätigkeit, was zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung Merseburgs führte. So wurde auch die im Zuge des Dreißigjährigen Krieges zerstörte Neumarktbrücke wieder aufgebaut, das Renaissance-Wasserschloss in Merseburg ab 1689 renoviert und dem frühbarocken Zeitgeschmack entsprechend erweitert und im Jahr 1661 auf dem Gelände der alten Königspfalz, durch Mauern und Gräben getrennt, der Schlossgarten angelegt. Zudem ließ er den Jägerhof, die Hoffischerei, eine Fasanerie, eine Post und das Fischhaus am Gotthardteich anlegen. Des Weiteren gründete Christian eine eigene Hofkapelle, ließ eine Bibliothek anlegen und verschaffte Kunst und Kultur zu neuer Blüte. So wirkten auch der bedeutende Theologe Paul Gerhardt sowie Christoph Spätner als Christians Hofmaler im Zwergstaat. Schloss Delitzsch wurde als Reiseresidenz um- und ausgebaut.

Auch wurde das Rechts- und Verwaltungswesen neu geordnet, das Mühlenwesen, die Polizei- und die Stadtordnung wurden geändert.

Zwischen Zörbig und dem anhaltischen Radegast ließ er zwischen 1683 und 1685 den Fuhnedamm erneuern und befestigen, womit das Sumpfgebiet der Fuhneaue begehbar wurde. Zu Christians Ehren wurde daher 1688 das Wegebaudenkmal Theurer Christian errichtet.

In der Niederlausitz ließ er Schloss Lübben als Verwaltungssitz errichten. Im September 1673 bestätigte er jedoch die Innungsartikel der Krämergilde, wodurch reisenden Händlern, insbesondere Juden, das Betreiben von Handel in der Niederlausitz erheblich erschwert wurde.

Am 25. November 1659 erteilte er dem Grafen Erdmann Leopold von Promnitz die Genehmigung zur Aufnahme protestantischer Glaubensflüchtlinge aus Schlesien, vorwiegend aus den Fürstentümern Sagan und Glogau, in dessen Besitzung Neudorf und verlieh dieser das Stadtrecht. Es wurde zu seinen Ehren in Christiansdorf umbenannt.

Schwieriges Verhältnis zu Kursachsen

Nachdem die neuen albertinischen Versorgungsfürstentümer auf kursächsischem Boden schon beim ältesten Bruder Johann Georg II. von Sachsen für Irritationen gesorgt hatten, der mit diesen Abspaltungen die Primogenitur sowie die machtpolitisch wichtige Einheit des Kurstaates in Gefahr sah und seinen Brüdern daher nur widerwillig Souveräniätsrechte billigen wollte, versuchte nun auch dessen Sohn und Nachfolger, Christians Neffe, Kurfürst Johann Georg III. Sachsen-Merseburg wieder stärker unter kursächsische Oberhoheit zu bringen. So ließ Johann Georg III. vorherige Vereinbarungen, die dem Merseburger Herzog mehrere Landsassen unterworfen hatten, widerrufen, was unter Christians Nachfolger zum offenen Konflikt führte.

In der Fruchtbringenden Gesellschaft

1655 wurde Herzog Christian I. durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Dieser verlieh ihm den Gesellschaftsnamen der Krönende und das Motto das Ehrenlob. Als Emblem wurde ihm Efeu um eine Pyramide gewunden zugedacht. Herzog Christians Eintrag findet sich im Köthener Gesellschaftsbuch unter der Nr. 643.

Tod und Begräbnis

Herzog Christian I. starb am 18. Oktober 1691 75-jährig und wird in einem Zinnprunksarg in der Fürstengruft des Merseburger Doms beigesetzt. Ihm folgte sein ältester Sohn Christian auf dem Thron. Gleich seinem Vater hatte jedoch auch Christian I. noch vor seinem Tode Apanagen an seine drei nachgeborenen Söhne vergeben und diesen eigene Residenzen zugewiesen.

Ehe und Nachkommen

Seine einzige Ehe schloss er am 19. November 1650 in Dresden mit Christiana von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, der Tochter Philipps, Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg aus dessen Ehe mit Sophie Hedwig von Sachsen-Lauenburg.

Mit seiner Gemahlin hatte er folgende Kinder:

  • Magdalena Sophia (* 19. Oktober 1651 in Dresdem; † 29. März 1675 in Merseburg), Prinzessin von Sachsen-Merseburg
  • Johann Georg (* 4. Dezember 1652 in Merseburg; † 3. Januar 1654 in Merseburg), Erbprinz von Sachsen-Merseburg
  • Christian II. (* 19. November 1653 in Merseburg; † 20. Oktober 1694 in Merseburg), Herzog von Sachsen-Merseburg ∞ Erdmuthe Dorothea von Sachsen-Zeitz
  • August (* 15. Februar 1655 in Merseburg; † 27. März 1715 in Zörbig), Herzog von Sachsen-Merseburg-Zörbig ∞ Hedwig Eleonore von Mecklenburg-Güstrow
  • totgeborener Sohn (*/† 1. Februar 1656 in Merseburg), Prinz von Sachsen-Merseburg
  • Philipp (* 26. Oktober 1657 in Merseburg; † 1. Juli 1690 in Fleurus), Herzog von Sachsen-Merseburg-Lauchstädt ∞ (I) Eleonore Sophia von Sachsen-Weimar; ∞ (II) Luise Elisabeth von Württemberg-Oels
  • Christiane (* 1. Juni 1659 in Merseburg; † 13. März 1679 in Eisenberg), Prinzessin von Sachsen-Merseburg ∞ Christian, Herzog von Sachsen-Eisenberg
  • Sophie Hedwig (* 4. August 1660 in Merseburg; † 2. August 1686 in Saalfeld), Prinzessin von Sachsen-Merseburg ∞ Johann Ernst, Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld
  • Heinrich (* 2. September 1661 in Merseburg; † 28. Juli 1738 in Doberlug), Herzog von Sachsen-Merseburg-Spremberg (später von ganz Sachsen-Merseburg) ∞ Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow
  • Moritz (* 29. Oktober 1662 in Merseburg; † 21. April 1664 in Merseburg), Prinz von Sachsen-Merseburg
  • Sibylle Marie (* 28. Oktober 1667 in Merseburg; † 9. Oktober 1693 in Bernstadt), Prinzessin von Sachsen-Merseburg ∞ Christian Ulrich I., Herzog von Württemberg-Oels-Bernstadt

Jüngere Forschungsergebnisse belegen darüber hinaus eine nicht unwesentliche Anzahl unehelicher Kinder aus seinen Verbindungen zu Mätressen, was jedoch durchaus nichts Ungewöhnliches darstellte.

Literatur

  • H. Th. Flathe: Christian I. (Herzog von Sachsen-Merseburg). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 174.

Weblinks als Quellen



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