St. Johannes Nepomuk (Göllheim)

St. Johannes Nepomuk (Göllheim)
Kirche St. Johannes Nepomuk

Die Kirche St. Johannes Nepomuk, gelegentlich auch als Nordpfälzer Dom bezeichnet, ist eine dreischiffige Hallenkirche im Stil der Neugotik. Sie ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in der nordpfälzischen Ortsgemeinde Göllheim. Weihetag der Kirche ist der 3. Mai 1911 (durch Bischof Michael von Faulhaber). Erstes Patrozinium ist St. Johannes Nepomuk (16. Mai), zweites Heilig-Kreuz (14. September).

Die Kirchengemeinde gehört zum Dekanat Donnersberg im Bistum Speyer.

Inhaltsverzeichnis

Gebäude

Die Kirche wurde in den Jahren von 1909 bis 1911 nach Plänen von Wilhelm Schulte (Neustadt/Weinstraße) erbaut. Schultes Bau stellt „eine dreischiffige Hallenkirche mit leicht zentralisierendem, durch ein eigenes Dach abgesetzten Chor und einen treppentürmchenflankierten Westturm, dessen leicht eingezogenes Obergeschoss mit einer Maßwerkgalerie und einer kuppeligen Haube versehen ist“ dar. „Der in der Formensprache der Spätgotik gehaltene historische Bruchsteinbau ist im Inneren mit Sterngewölben versehen und besticht durch sein ausgewogenes, harmonisches Raumkonzept.“[1]

Im Zweiten Weltkrieg blieb das Kirchengebäude von Zerstörungen weitgehend verschont, obwohl in unmittelbarer Nähe mehrere Sprengbomben niedergingen. Lediglich die Fenster, welche die acht Seligpreisungen als Personen darstellten, sind bei dem Angriff in der Nacht vom 14./15. Februar 1941 zur Gänze zerstört worden. Die heutigen Chorfenster stammen aus dem Jahr 1965 und sind ein Werk von Günther Zeuner/Speyer.
Die Außenmaße sind 45 Meter in der Länge und 18 Meter in der Breite, der Turm erreicht eine Höhe von 46 Metern.

Ausstattung

Im Inneren hat sich nahezu die gesamte Originalausstattung aus der Erbauungszeit erhalten.

Hochaltar

In der Predella des Hochaltars oder Weihnachtsaltars befinden sich die Darstellungen der vier Kirchenlehrer: Augustinus, Gregor der Große, Ambrosius und Hieronymus; in der zweiten Ebene die Geburt Christi und die Anbetung der Könige und als Bekrönung über dem Tabernakel Christus, als der gute Hirte, mit Petrus zu seiner Rechten und Johannes Nepomuk zu seiner Linken. Die Mensa zeigt die Opferszene mit König Melkisedek.

Linker Seitenaltar

Auf dem linken Seitenaltar wird im Motiv des Heiligen Wandels die Heilige Familie thematisiert. Die drei Personen im Zentrum stellen Maria, den Jesusknaben und Joseph dar. Über ihnen schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Flankiert wird die Gruppe von der Darstellung Joachims links und der heiligen Anna rechts, den Eltern Mariens.

Rechter Seitenaltar

Der rechte Seitenaltar wird auch Schmerzens- oder Passionsaltar genannt. In der Mitte befindet sich eine Pietà, über der zwei trauernde Engel schweben. Die Tabernakeltür ziert ein Ecce Homo. Die beiden Seitenfiguren stellen links Jesaja mit Spruchband „Er hatte keine schöne und edele Gestalt …“ (Jesaja 52,2) und rechts Jeremia mit dem Schriftzug „… seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz …“ (Jeremia 1, 12) dar. Unter dem Altarsockel (Mensa) liegt Christus im Grab.

Kanzel

Die Kanzel umlaufen Reliefs mit den Mysterien Jesu: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und die Schlüsselübergabe an Petrus. Fünf kleine, zwischen den einzelnen Darstellungen platzierte Figuren, sind Johannes der Täufer und die vier Evangelisten.

Zelebrationsaltar und Ambo

Der Zelebrationsaltar und der Ambo entstanden erst nach dem Konzil und den liturgischen Änderungen 1974. Für beide wurde die alte Kommunionbank verwendet, die abgetragen, zerlegt und neu zusammengefügt wurde. Durch diese Wiederverwertung historischer Substanz wurde einer Zerstörung künstlerischer Arbeit entgegengewirkt; Zelebrationsaltar und Ambo fügen sich dadurch harmonisch in die Kirche ein. Die vier Figuren des Zelebrationsaltares, alle alttestamentliche Vertreter des Opfergedankens, sind Salomon, Melkisedek, Moses und Elija.

Altäre, Kanzel und Beichtstuhl sind Werke von H. Bong/Köln.

Kreuzweg und Apostelfiguren

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden der Kreuzweg des Bildhauers August Schädler/München im Schiff und die Figuren des Petrus und Paulus des Künstlers Anton Leims/Horb an den Säulen zum Chor gestiftet. In dem aufgeschlagenen Buch, das Petrus in der Linken hält, ist zu lesen: „… im Kriegsjahr 1918, zu Ende des so schrecklichen Krieges 1914–1918. Gott schenke uns den Frieden.“

Taufstein

Der ehedem im benachbarten Kerzenheim, in der Peterskapelle aufgestellte spätgotische Taufstein kam 1826 in den Vorgängerbau der heutigen Kirche, die Heilig-Kreuz-Kirche. Diese wurde wegen Baufälligkeit aufgegeben und nach 1911 abgetragen. Der Taufstein wurde in den Neubau übernommen.

„Der um 1500 in einer Wormser Werkstatt entstandene Taufstein mit achteckigem Becken über achteckigem Sockel mit gekehlten Stufen ist mit Fischblasenmaßwerk, einem den hl. Petrus in Halbfigur darstellenden Relief sowie vier Löwenfüßen dekoriert. Weitere Taufsteine aus dieser Werkstatt befanden sich in […] den Kirchen von Albisheim, Ottersheim, und Rüssingen, sowie der protestantischen Kirche von Göllheim (heute: Historisches Museum der Pfalz in Speyer).“

M. Hoffmann: Die Verbandsgemeinde Göllheim“ – Ein kulturhistorischer Reiseführer, Göllheim 1997

Kreuzigungsgruppe und Johannes Nepomuk-Figur

In der Vorhalle im Erdgeschoss des Turmes befindet sich eine Kreuzigungsgruppe. Die Figuren stammen vom ehemaligen Hochaltar der Vorgängerkirche Heilig-Kreuz. Ebenfalls aus der alten Heilig-Kreuz-Kirche kam die Figur des Hl. Nepomuk. Sie war vormals Zentrum des Nepomukaltares und steht heute in einer Nische des Chores.

Geschichte der Pfarrei

Erste urkundliche Erwähnungen stammen aus dem 13. Jahrhundert. Im Jahre 1247 übertrugen Graf Eberhard II. von Eberstein und seine Gemahlin Adelheid dem von ihnen gegründeten Zisterzienserinnen-Kloster Rosenthal das Patronatsrecht und den Zehnten der Göllheimer Pfarrkirche. Bei diesem Gotteshaus handelte es sich wahrscheinlich um eine Eigenkirche. Bis zur Säkularisation im 16. Jahrhundert blieb diese nicht immer spannungsfreie Verbindung zwischen Göllheim und dem Kloster Rosenthal bestehen. Mehrere Urkunden aus dem 15. und 16. Jahrhundert belegen, dass es immer wieder zu Zwistigkeiten wegen der Unterhaltung und Ausstattung des Gebäudes kam.

Über das Aussehen dieser Kirche gibt es keine gesicherten Angaben. Vom ursprünglichen Bau steht lediglich noch der Turm aus dem 13. Jahrhundert. Aussehen und Konstruktion (ehemaliger Zinnenkranz und niedriger Spitzhelm) lassen jedoch auf eine Wehrkirche schließen. Auf der Südseite ist über dem Spitzbogenfenster im Erdgeschoss eine Wappenrose angebracht, welche die Beziehung der Kirche zum Kloster Rosenthal symbolisiert. Das dreischiffige Langhaus wurde in der in der Mitte des 18. Jahrhunderts abgebrochen und 1765 durch einen querrechteckigen Saalbau ersetzt. Urkundlich sind fünf Altäre bezeugt: St. Nikolaus, St. Crucis, St. Katharina, St. Johannes der Täufer und St. Laurentius.

Nachdem die Grafen von Nassau, seit 1385 als Herren von Stauf auch Schirmherren von Kloster Rosenthal, mit der Reformation zum lutherischen Bekenntnis übergetreten waren, wurde die katholische Gemeinde 1556[1]/1572[2] aufgelöst, die Gebäude fielen an die Protestanten. Erst mehr als 100 Jahre später, mit dem Frieden von Rijswijk, wurde 1686 wieder eine katholische Pfarrei eingerichtet und erhielt das Simultanrecht an der evangelischen Kirche.

Das streng geregelte und wie andernorts nicht spannungsfreie Simultaneum zog sich bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts hin. 1802 wurde die Pfarrei Göllheim, die bis dahin zum Bistum Worms gehörte, dem Bistum Mainz zugeordnet und gleichzeitig Kantonspfarrei. Nach der Besetzung der Pfalz durch französische Revolutionstruppen (1792/1793) und der darauffolgenden Annexion 1801 wurde Göllheim zu einem Kantonsort erhoben; es war Verwaltungszentrum für das angrenzende Umland. Der Kanton Göllheim umfasste sieben Mairien mit 18 Gemeinden. Auch nach der Rückgabe der linksrheinischen Gebiete der Pfalz an Bayern blieb Göllheim als Zentrum für die umliegenden Gemeinden bestehen.

Immer wieder auftretende Spannungen um die Nutzung der Simultankirche ließen in den folgenden Jahren den Plan zum Bau einer eigenen katholischen Kirche in der heutigen Steigstraße, gegenüber dem alten Pfarrhaus von 1776 (Neubau 1876 bis 1878), reifen. Baubeginn war im August 1810; als Heilig Kreuz-Kirche wurde sie am 14. September 1817 durch Bischof Colmar geweiht. Auf dem Wiener Kongress wurden die Diözesen Deutschlands neu geordnet; so entstand im gleichen Jahr das Bistum Speyer neu, dem Göllheim 1821 zugeordnet wurde. Nur wenige Jahrzehnte später traten massive Bauschäden an der neuen Kirche auf, deren Beseitigung so kostspielig gewesen wäre, dass 1888 der Bau einer neuen Kirche beschlossen wurde. Erste Skizzen zeigen eine neoromanische Kirche aus gelbem Sandstein, im weiteren Verlaufe der Planung entschied man sich jedoch für eine neogotische Ausführung.

Der erste Spatenstich wurde am 2. April 1909 vorgenommen, die Grundsteinlegung war am 13. Juli 1909. Am 3. Mai 1911 wurde die neue Kirche durch Bischof von Faulhaber auf den Namen Heilig Kreuz und St. Johannes Nepomuk geweiht.

Heute bildet die Pfarrei, die ihren Hauptsitz in Göllheim hat, mit den Filialen Dreisen (Betsaal und Kapelle), Lautersheim (Filialkirche St. Joseph) und Rüssingen (Filialkirche St. Martin) und der Pfarrei Weitersweiler (Pfarrkirche St. Bartholomäus), die 1984 wegen Priestermangels nicht mehr besetzt wurde, eine Pfarreiengemeinschaft.[3]

Im Rahmen der Strukturreform im Bistum Speyer, die bis 2015 abgeschlossen sein soll, ist eine Zusammenlegung mit der benachbarten Pfarreiengemeinschaft Ottersheim, bestehend aus Ottersheim, Stetten und Zell, zu einer einzigen Pfarrei geplant.

Literatur

  • S. Altmayer; M. Ries: "1686–1986 300 Jahre katholische Pfarrei Göllheim nach ihrer Wiedererrichtung", 1986
  • M. Hoffmann: "Die Verbandsgemeinde Göllheim – Ein kulturhistorischer Reiseführer", Göllheim 1997

Einzelnachweise

  1. a b M. Hoffmann: Die Verbandsgemeinde Göllheim – Ein kulturhistorischer Reiseführer, Göllheim 1997
  2. S. Altmayer; M. Ries: 1686–1986 300 Jahre katholische Pfarrei Göllheim nach ihrer Wiedererrichtung
  3. Pfarrbrief zur 100-Jahr-Feier der Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk Göllheim 3. Mai 1911–3. Mai 2011

Weblinks

 Commons: St. Johannes Nepomuk (Göllheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Heiliger Wandel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
49.5953578.052313
Dieser Artikel befindet sich derzeit im Review-Prozess
QSicon in Arbeit.svg Dieser Artikel befindet sich derzeit im Review-Prozess. Sag dort deine Meinung zum Artikel und hilf mit, ihn zu verbessern!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johannes-Nepomuk-Kirche — Das Patrozinium des Heiligen Johannes von Nepomuk tragen folgende Kirchengebäude, die als Johannes Nepomuk Kirchen bzw. Johannes Nepomuk Kapellen bezeichnet werden. Festtag des Hl. Johannes Nepomuk ist der 16. Mai. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Sankt Johann Nepomuk — Das Patrozinium des Heiligen Johannes von Nepomuk tragen folgende Kirchengebäude, die als Johannes Nepomuk Kirchen bezeichnet werden: die Johannes Nepomuk Kapelle in Arnsberg die katholische Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk (Bayerisch Eisenstein) …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kulturdenkmäler in Göllheim — Dieser Artikel wurde im Portal Rheinland Pfalz zur Verbesserung eingetragen. Hilf mit, ihn zu bearbeiten und beteilige dich an der Diskussion! Vorlage:Portalhinweis/Wartung/Rheinland Pfalz Die Links zu Bildern sollten so nicht bestehen bleiben,… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kirchen und Klöster in Rheinland-Pfalz — Die Liste der Kirchen und Klöster in Rheinland Pfalz gibt einen Überblick über die Kirchen und Klöster in Rheinland Pfalz. Inhaltsverzeichnis 1 Landkreis Ahrweiler 2 Landkreis Altenkirchen 3 Landkreis Alzey Worms …   Deutsch Wikipedia

  • August Schädler — (* 22. Juni 1862 in Bergatreute[1]; † 28. September 1925 in München) war ein deutscher Bildhauer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Einzelnac …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”