St. Laurentius (Schönberg)

St. Laurentius (Schönberg)
St. Laurentius vom Oberteich aus gesehen
St. Laurentius von Südwesten

St. Laurentius (vollständig: St. Laurentius und Katharina) ist die Stadtkirche von Schönberg (Mecklenburg). Die Kirche unter dem Patrozinium der Heiligen Laurentius von Rom und Katharina von Alexandrien ist im Kern backsteingotisch; sie ist seit der Reformation Pfarrkirche einer Gemeinde der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Mecklenburgs.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Schon 1235 war in Schönberg eine Kirche vorhanden. Nachdem der Ort Residenz der Bischöfe von Ratzeburg wurde, wurde die Kirche im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts (nach 1324) unter Verwendung von älteren Bauteilen erweitert. Der ursprünglich rechteckige Chorraum erhielt eine verlängerte 5/8-Apsis, der ursprünglich einschiffige Hauptraum wurde zur dreischiffigen, vierjochigen Stufenhalle. Während der Chorraum ursprünglich gewölbt war, sind im Hauptschiff keine Gewölbeansätze zu finden. Der massive Westturm kam im frühen 16. Jahrhundert hinzu. 1601 brannte die Kirche aus und erhielt anschließend eine neue Ausgestaltung. 1829 wurde der Turm durch einen Blitzeinschlag beschädigt; er erhielt 1831 seine heutige Form durch den Landbaumeister F. Lohmeier mit vier flachen Dreiecksgiebeln, einem leicht gekrümmten pyramidenförmigen Dach und einer abschließenden Plattform mit einer Laterne. 1846 bis 1848 erfolgte eine durchgreifende Instandsetzung. Dabei erhielt die Westseite des Turmes eine neue Verkleidung und das Innere die heute noch zu sehende Balken-Kassettendecke. Eine Restaurierung der Kirche erfolgte von 1987 bis 1991. Dabei konnten Teile der Ausmalung des frühen 17. Jahrhunderts freigelegt werden, und der Durchgang zur Sakristei wurde wieder geöffnet.

Ausstattung

Altarraum (2005)

Von der vorreformatorischen Ausstattung ist die bronzene Tauffünte erhalten. Nach ihrer Inschrift wurde sie 1357 von Gerhard Kranemann gegossen, der von 1351 bis 1381 zusammen mit seinem Vater oder Bruder Hinrich als Gießer in Lübeck tätig war. Das eigentlich glockenförmige Becken wird von drei knienden Engelsgestalten getragen; auf seiner Wandung finden sich in zwei Reihen übereinander Heiligenfiguren, insbesondere die Kirchenpatrone Laurentius und Katharina, aber auch die Taufe und Kreuzigung Christi, Christus mit den Leidenswerkzeugen sowie ein Wappen.

Der Altar stammt vom Wiederaufbau nach dem Brand 1601. Er wurde 1616 vom damaligen Fürstbischof August I. (Braunschweig-Lüneburg) gestiftet. Der Altaraufbau und die Schnitzarbeiten (Stifterwappen, Engel mit den Leidenswerkzeugen, Petrus und Paulus) sind weitgehend erhalten; im Hauptgeschoss wurden die ursprünglichen Schnitzarbeiten im 19. Jahrhundert gegen Gemälde ausgetauscht; im Zentrum befand sich ein 1847 von Großherzogin Marie von Mecklenburg-Strelitz gemaltes Christusbild; gerahmt von den Darstellungen der vier Evangelisten, die 1894 von Adelheid Soest nach einer Vorlage von Guerciono in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden angefertigt wurden.

Die Kanzel mit Schalldeckel stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und ist an die südliche Langschiffempore angebunden.

Von den Gedenkbildern und Epitaphien in der Kirche ist das bedeutendste das Renaissance-Epitaph des 1599 verstorbenen Stiftshauptmanns Christoph von Stralendorff und seiner Frau Ilse, geb. von Moltke. Es zeigt eine Darstellung der Trinität über den beiden Wappen des Ehepaares, umgeben von den acht Wappen ihrer Ahnen, auf der Mannesseite Stralendorf(f), Plessen, Zühlow und Lützow, auf der Frauenseite Moltke, Halberstadt, Hahn und Hahn.

Glasmalerei

Im Südostfenster des Altarraums ist eine Kreuzigungsdarstellung aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts erhalten; das Mittelfenster hinter dem Altar zeigt eine Auferstehung Christi; es wurde 1911 von der Glasmalereianstalt Ferdinand Müller in Quedlinburg hergestellt.

Orgel

Blick zur Orgel

Hauptartikel: Orgel von St. Laurentius (Schönberg)

Die Kirche besitzt die größte heute noch erhaltene Orgel des Wismarer Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Winzer (1811–1886). Sie wurde 1847 eingeweiht.

Glocken

Im Turm befinden sich drei Bronze-Glocken:

  1. 1442
  2. 1601 gegossen von Gert und Claus Bincke, Wismar; Durchmesser: 161 cm
  3. 1728 gegossen von Laurentius Strahlborn in Lübeck; Durchmesser: 136 cm

Kirchhof

Auf dem Kirchhof, nördlich der Kirche, befindet sich ein 2,10 hoher mittelalterlicher Sühnestein, der 1410 für den hier erschlagenen Hermann Karlow von seinem Sohn Vikke Karlow errichtet wurde. Auf der Vorderseite ist ein Kruzifix mit einem davor beteneden Mann eingeritzt, auf der Rückseite eine Inschrift und das Karlowsche Wappen (ein Bär mit Halsband).

Ebenfalls auf dem Kirchhof ist ein Luther-Denkmal zu finden. Der Obelisk aus Granit mit einem mehrfach abgestuften Unterbau, auf der Vorderseute ein Medaillon mit einem Relief Luthers vomn Albert Manthe, wurde 1883 errichtet.

Vor dem südwestlichsten Fenster der Kirche steht ein monumentales Granitkreuz als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Dazu gehören im Altarraum der Kirche 34 Gedenktafeln mit 220 Namen der Gefallenen,[1]

Gemeinde

Blick in den Altarraum mit Kirchenchor (2008)

Hauptartikel: Schönberger Musiksommer

Die Gemeinde der Laurentiuskirche gehört zum Kirchenkreis Wismar der Mecklenburgischen Landeskirche. Sie umfasst 20 umliegende Dörfer und insgesamt 1.300 Gemeindeglieder[2]. Neben der Kirche und dem historischen Pastorat hat die Gemeinde ein modernisiertes Gemeindezentrum und ein Küsterhaus und Pfarrhaus; sie unterhält eine Diakonie-Sozialstation und den Evangelischen Kindergarten. Die Kirche ist regelmäßig geöffnet. Besonders bekannt ist die Gemeinde durch ihren kirchenmusikalischen Schwerpunkt und den Schönberger Musiksommer geworden.

Literatur

  • Georg Krüger (Bearb.): Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Freistaats Mecklenburg-Strelitz, Band II: Das Land Ratzeburg, Neubrandenburg 1934; Nachdruck Schwerin: Stock & Stein 1994 ISBN 3-910179-28-2, S. 183-203
  • Die Bau- und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Küstenregion mit den Städten Rostock und Wismar. Herausgegeben von Heinrich Trost, bearbeitet von Gerd Baier u.a., Berlin: Henschel 1990 ISBN 3-362-00523-3, S. 77-80

Weblinks

 Commons: St. Laurentius (Schönberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heidemarie Frimodig: Schönberg im Ratzeburger Land: ein Lesebuch. BoD – Books on Demand 2003 ISBN 9783831149285, S. 133
  2. Offizielle Website
53.84510.933416666667

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Orgel von St. Laurentius (Schönberg) — Allgemeines Ort …   Deutsch Wikipedia

  • Schönberg (Mecklenburg) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der denkmalgeschützten Objekte in Schönberg am Kamp — Die Liste der denkmalgeschützten Objekte in Schönberg am Kamp enthält die denkmalgeschützten, unbeweglichen Objekte der Gemeinde Schönberg am Kamp, wobei die Objekte teilweise per Bescheid und teilweise durch den § 2a des… …   Deutsch Wikipedia

  • St.-Laurentius-Kirche — Laurentiuskirche oder Lorenzkirche bzw. einfach St. Laurentius oder St. Lorenz ist der Name zahlreicher Kirchen, die dem heiligen Laurentius von Rom geweiht sind. St. Laurentiuskirche Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmale in Schönberg (Mecklenburg) — In der Liste der Baudenkmale in Schönberg sind alle denkmalgeschützten Bauten der mecklenburgischen Stadt Schönberg und ihrer Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Denkmalliste des Kreises Nordwestmecklenburg mit dem Stand …   Deutsch Wikipedia

  • Schönberger Musiksommer — Der Schönberger Musiksommer ist eine Konzertreihe, die seit 1987 von Juni bis September in Schönberg im Landkreis Nordwestmecklenburg stattfindet. Schirmherren sind Prof. Georg Christoph Biller, Thomaskantor zu Leipzig, und Wolfgang Thierse,… …   Deutsch Wikipedia

  • Laurentiuskirche — oder Lorenzkirche bzw. einfach St. Laurentius oder St. Lorenz ist der Name zahlreicher Kirchen, die dem heiligen Laurentius von Rom geweiht sind. Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Liste 2.1 Dänemark …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wilhelm Winzer — (* 1811; † 1886) war ein deutscher Orgelbaumeister. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die Orgel in der Weitendorfer Schlosskirche 2.1 Pfeifenwerk …   Deutsch Wikipedia

  • Gotische Bronzefünten in Nordostdeutschland — Mittelalterliche Taufbecken aus Bronze, auch Fünte genannt, ersetzten beginnend mit dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts insbesondere in den Hansestädten an der südlichen Ostseeküste die bis dahin üblichen steinernen Taufen, die oftmals aus… …   Deutsch Wikipedia

  • Glasmalereianstalt Ferdinand Müller — Briefkopf mit Abbildung der Werksgebäude um 1900 Belegschaft im Jahr 1908 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”