St. Petri (Melle)

St. Petri (Melle)
Ev.-luth. St.-Petri-Kirche

St. Petri ist die um 1721 erbaute evangelisch-lutherische Innenstadtkirche von Melle. Sie ist zentral am Marktplatz gegenüber dem Rathaus gelegen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Vorgängerkirche von 1653 wurde beim großen Meller Stadtbrand von 1720 vollständig zerstört. Die Petrikirche wurde von 1721 bis 1724 errichtet. Besonders unterstützte den Bau der damalige Osnabrücker Fürstbischof Ernst August II. von Braunschweig-Lüneburg. Der Steinmetz und Maurermeister Hermann Schmidinger aus Herford war maßgeblich am Neubau beteiligt.

Erster evangelischer Pfarrer an St. Petri war der zuvor an der katholischen Meller St.-Matthäus-Kirche wirkende Pastor Anton Seumenicht.

Architektur und Ausstattung

Die Kirche ist eine dreischiffige Hallenkirche in gotisierenden Formen mit feingegliederten Pfeilern und einem Chor in Fünfachtelabschluss. Der Westturm hat als Abschluss einen Buckelhelm. Das Kircheninnere ist mit durchlaufenden Emporen und Adelslogen ausgestattet.

Das bemalte Gewölbe ist im Osnabrücker Raum singulär. Die Gewölbemalerei trägt das Wappen des Bauherrn Ernst August II. mit der Herzogswürde von York und Albany, die ihm von seinem Bruder König Georg I. von England verliehen wurde. Das vierpassige Wappen in Kartuschenrahmen mit Blüten und Fruchtgehängen ist von acht Engeln begleitet. Es zeigt den gespaltenen Wappenschild von England, gehalten von dem englischen Löwen und dem schottischen Einhorn. Ein weiteres Wappen im Gewölbe mit einer roten Pflugschar ist das Wappen des Osnabrücker Bischöflichen Geheimen Rats Jobst Itel von Vincke. Er war vom Landesherrn mit dem Wiederaufbau der Stadt Melle und der evangelischen Kirche beauftragt worden.

Der barocke Altar von Ernst Dietrich Bartels (1723) ist in mehrere Zonen gegliedert und trägt im Zentrum das Bild des Abendmahls und der Auferstehung. Er ist mit dem Wappen des Freiherrn auf Schloss Gesmold Christoph Ludolf von Hammerstein und seiner Gattin Johanna Sophia Schenk von Winterstedt zu Diek geschmückt.

Die barocke Kanzel stammt aus dem Jahr 1724. Sie ist mit reichem Figurenwerk ausgestattet. Der Stifter ist Abraham von Arnim zu Boitzenburg und seine Frau Anna Sophia von Oer zu Bruche. Ihre Wappen befinden sich im Kanzeldeckel.

Die Emporenbrüstungen sind mit den Wappen der heimischen Adelsgeschlechter Vincke, Nehem, Hammerstein und dem vierspeichige Rad, dem Wappen der Stadt Melle, sowie mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament versehen.

Zwei bronzene Kronleuchter zieren das Mittelschiff: Sie bestehen aus Spindeln mit 16 Armen und einem Kugelkörper mit aufrecht stehenden Engeln mit hochgestellten Flügeln und einem Doppeladler. Sie sind Schenkungen des Meller Kaufmanns Henrich Borgstede (1726) und des Meller Scharfrichters Georg Ludwig Lohdi (1759).

Christian-Vater-Orgel

Christian-Vater-Orgel von 1724

Die teilweise erhaltene Barockorgel von Christian Vater wurde 1722 bis 1724 mit ursprünglich 27 Registern erbaut.[1] Sie wurde im Jahr 2000 durch die Orgelbaufirma Edskes grundlegend restauriert. Der aus Hannover stammende Orgelbauer Christian Vater arbeitete 1697 bis 1702 in der Werkstatt von Arp Schnitger. Vaters Oeuvre umfasst insgesamt 36 Orgeln. Die Orgel der Petrikirche ist sein größtes Werk in Deutschland. Der auch zeitweise als Organist tätige Orgelbauer war hannoverscher Hof-Orgelbaumeister und betrieb eine Werkstatt in Hannover. Die Petriorgel umfasst insgesamt 37 Register verteilt auf drei Manuale und Pedal.[2]

Oberwerk C–f3
Principal 8′
Quintaden 16′
Spitzfloit 8′
Rohrfloit 8′
Octav 4′
Gemshorn 4′
Quinta 3′
Superoctav 2′
Sexquialter II 22/3
Mixtur V
Trompete 8′
Vox-humana 8′
Rückpositiv C–f3
Principal 4′
Gedact 8′
Quintaden 8′
Spitzfloit 4′
Octav 2′
Waltfloit 2′
Sieffloit 11/2
Scharff IV
Fagott 16′
Dulcian 8′
Brustpositiv C–f3
Holtzgedact 8′
Gedact 4′
Octav 4′
Floit 2′
Quinta 11/2
Sexquialter II 22/3
Cimbal III
Hautbois 8′
Pedalwerk C–f1
Principal 16′
Octav 8′
Octav 4′
Mixtur V
Posaune 16′
Trompete 8′
Schallmey 4′

Literatur

  • Landkreis Melle (Hrsg.): Der Grönegau in Vergangenheit und Gegenwart. Heimatbuch des Landkreises Melle. Fromm, Osnabrück 1968.
  • Edgar Schroeder (Hrsg.): Melle in acht Jahrhunderten. Ernst Knoth, Melle 1969.
  • Ludger Stühlmeyer: Die Orgel der St. Petrikirche Melle. In: Uwe Pape: Orgelatlas.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7, S. 125.
  2. melle-petri.de: Geschichte der Christian-Vater-Orgel, gesehen 29. Mai 2011.
52.2024498.338276

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