Stopfenheim

Stopfenheim
Stopfenheim
Stadt Ellingen
Koordinaten: 49° 4′ N, 10° 54′ O49.07166666666710.892222222222450Koordinaten: 49° 4′ 18″ N, 10° 53′ 32″ O
Höhe: 450–477 m ü. NN
Einwohner: 844
Eingemeindung: 1972
Eingemeindet nach: Ellingen
Postleitzahl: 91792
Vorwahl: 09141
Karte

Deutschordensvogtei Stopfenheim

Stopfenheim ist ein Stadtteil der Stadt Ellingen im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Stopfenheim liegt innerhalb einer großflächigen landwirtschaftlich genutzten Rodung an der Bundesstraße 13 zwischen Ellingen im Südosten und Gunzenhausen im Nordwesten. Im Ort kreuzt die Bundesstraße 13 die Straßenverbindung Alesheim (im Südwesten) und Dorsbrunn (im Nordosten) (WUG3).

Geschichte

Bei Stopfenheim wurde eine bandkeramische Siedlungsstelle gefunden.

Der Ort dürfte während der fränkischen Landnahme (5. bis 8. Jahrhundert) als Dorf des Stopfo im Sualafeld entstanden sein. Die erste namentliche Erwähnung findet man in den „Miracula S. Waldburgis Monheimensia“ von 894/895. Zwischen 1057 und 1075 weihte der Eichstätter Bischof Gundekar II. eine Kirche; 1182/1196 wurde ein Nachfolgebau durch Bischof Otto konsekriert. Frühe Grundherren waren hier das Benediktinerkloster Wülzburg, der Deutsche Orden, die Kirche von Eichstätt, die Reichsmarschälle von Pappenheim und andere Adelige. 1274 ist ein Ortsadeliger namens Marquard von Stopfenheim urkundlich erwähnt. 1281 erscheint ein Ritter Sifrid Pezzaer de „Stoppenheim“; das Geschlecht der Peysser/Peizer tritt noch mehrmals urkundlich in Erscheinung. 1289 erfährt man von einer Burg am Ort. 1291 und 1296 wird ein „miles Conradus dictus Peizer“ (Ritter Konrad genannt Peizer) im Gefolge des letzten Grafen von Hirschberg, Gebhard VII. genannt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts scheinen die Seckendorffer in den Besitz des Dorfes gekommen zu sein; 1369 sitzt ein Walther von Seckendorff zu Stopfenheim. 1337 ist ein Eberhard von Stopfenheim Domherr in Eichstätt. Das 1349 neben anderen Privilegien von König Karl IV. verliehene Stadtrecht kam nicht zum Tragen. 1422 verkauften die Seckendorffer ihren Stopfenheimer Besitz mit allen Rechten an das Geschlecht der Rieter in Nürnberg. 1427 kommt es allerdings zu einem Prozess um das Schloss Stopfenheim zwischen Jörg von Seckendorff und den Nürnberger Patriziern Haller und Rieter; Wolf(hard) von Seckendorff lässt sich von 1430 bis 1442 als Eigenherr des Schlosses nachweisen. 1442 verkaufte dieser an den Deutschen Orden. 1484 entstand die dritte Kirche Stopfenheims. Das Giltbuch des Klosters Ahusen (Auhausen) von 1491 weist Besitz in Stopfenheim aus. 1566 kam der Ort zur Gänze grundherrlich in den Besitz des Deutschen Ordens; dieser übte seit dem 14. Jahrhundert das Patronatsrecht der Pfarrei aus und errichtete im 18. Jahrhundert die 4. und damit heutige katholische Pfarrkirche. 1716 baute der Orden im Ort ein Vogteigebäude, heute genannt „Deutschordensschloss Stopfenheim“.

1789 endete die Zugehörigkeit des Ortes zur deutschordisch-fränkischen Ballei, die ihre starke eigenständige Stellung verlor. Stopfenheim war nunmehr kein eigenes Amt mehr, sondern nur noch Sitz eines Amtsdieners des Obervogteiamtes Ellingen des Hoch- und Deutschmeisters zu Mergentheim. Am Ende des Alten Reiches gehörte Stopfenheim fast zur Gänze dem Deutschen Orden; kleineren Besitz hatten nur das Verwalteramt Auhausen, das Hospital Ansbach, die Pfarrei Oberhochstatt, die Pfarrei Stopfenheim und die Frühmesse Eschenbach.

Infolge der Säkularisation wurde Stopfenheim 1806 bayerisch. Im bayerischen Landgericht und Rentamt Weißenburg bildete Stopfenheim 1808 mit Tiefenbach einen Steuerdistrikt (ab 1811 Gemeinde), der 1815 mit neun anderen Steuerdistrikten/Gemeinden als „Herrschaftsgericht Ellingen“ durch königliche Dotation an den Feldmarschall Fürsten Wrede kam. 1835 hatte Stopfenheim bei 120 Häusern 60 Einwohner. Ab 1852 gehörte Stopfenheim dem Landgericht Ellingen an.

1972 wurde Stopfenheim bei der bayerischen Gebietsreform Ortsteil der Stadt Ellingen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

Die Pfarrkirche St. Augustin, Ostfassade
Hochaltar mit Altarbild

Katholische Pfarrkirche St. Augustin Stopfenheim

Die Kirche wurde 1773 bis 1775 in der Zeit und im Stil des Spätbarock und des frühen Klassizismus von der Deutschordensballei Franken mit Sitz im nahen Ellingen errichtet. Der Deutsche Orden hatte seit 1320 das Patronatsrecht inne. Geplant und gebaut wurde sie vom Ordensbaumeister Matthias Binder (Pinther) aus Ellingen, der die hohe, lichtdurchflutete Saalkirche an der Stelle der 1484 errichteten Kirche hochzog. Der dreigeschossige Turm mit Kuppeldach und Laterne springt nur mäßig aus der Ostfassade hervor. Über dem Portal steht in einer Nische eine überlebensgroße Steinfigur der Maria Immaculata, 1776 von Leonhard Meyer geschaffen. Darüber befindet sich das Wappen des Erbauers, Landkomtur Franz Sigmund Albert Freiherr von Lehrbach, und darüber das Wappen des damaligen Deutschordenshochmeisters Karl Alexander von Lothringen. In den beiden Nischen seitlich des Turmes stehen die Meyer’schen Steinfiguren des Drachentöters hl. Georg und der hl. Elisabeth von Thüringen, Seine auf der Dachschräge der Ostfassade stehenden Figuren stellen wahrscheinlich die Apostelfürsten Petrus und Paulus dar. Der klassizistische Hochaltar (um 1782) zeigt ein Altarbild des Kirchenpatrons in Betrachtung der hl. Dreifaltigkeit vom Münchner Hofmaler Christian Wink von 1782. Die Seitenaltäre von 1720 aus der Vorgängerkirche sind Rokokoschöpfungen; das rechte barocke Seitenaltarbild stellt die Huldigung der Magier, das linke die Muttergottes mit dem Jesuskind, eine Nazarenerarbeit, die als Geschenk des Pfarrers Dr. Philipp Aurnhammer († 1981) in die Kirche kam. Die Kanzel (um 1780) mit rechteckigem Korpus ist klassizistisch. Gegenüber hängt ein großes Kruzifix mit Maria als Mater dolorosa (um 1780). Das formenreich flachgeschnitzte barocke Chorgestühl stammt samt geschnitzter Kommunionbank von 1720, das Orgelgehäuse von 1730. Auf dem Deckel des spätbarocken Taufsteins steht eine Figur des hl. Johannes des Täufers von Leonhard Meyer. Das Deckengemälde wurde erst 1863/64 von dem Historienmaler Wilhelm Asselborn eingebracht. Es zeigt die Himmelfahrt Christi und ist von weiteren Gemälden umgeben. Im Chor malte er die Geburt Christi. Der auf Blech gemalte Kreuzweg ist ein Werk von Karl von Waibl von 1843. – Ab 1714 wirkte Franz Xaver Bovius, Hersteller von Sonnenuhren, in Stopfenheim als Kooperator.

Die katholische Pfarrei St. Augustinus umfasste 2007 insgesamt 1.147 Katholiken. Zu ihr gehört seit 1928 die Expositur St. Nikolaus in Dorsbrunn mit 705 Einwohnern (Stand: 2007; davon 320 Katholiken). Die Pfarrei ist gleichzeitig Sitz des Regional-Jugendseelsorgers für die katholischen Dekanate Weißenburg und Herrieden.

Katholische Filialkirche St. Nikolaus in Dorsbrunn

Die Kirche, mit ummauertem Friedhof am Ortsrand an einem Hang gelegen, wurde zwischen 1182 und 1188 durch den Eichstätter Bischof Otto geweiht. Ihre heutige Gestalt erhielt sie im Mittelalter und in der Barockzeit 1767. Der barocke Hochaltar zeigt das Bild des Kirchenpatrons. – 2009 wurde in Dorsbrunn eine private Herz-Jesu-Kapelle eingeweiht.

Deutschordensschloss Stopfenheim

In Stopfenheim ist das Gebäude einer Deutschordensvogtei (von außen) zu besichtigen, ein Barockbau von 1716 des Deutschordensbaumeisters Franz Keller, eine Vierflügelanlage um einen rechteckigen Hof, umgeben von einem ehemaligem Wassergraben.

Vereine

Im örtlichen Vereinsleben sind die Freiwillige Feuerwehr, die Soldaten-, Krieger-, Reservisten-Kameradschaft, der Sportverein DJK mit einer Schützenabteilung, der Katholische Deutsche Frauenbund, die Katholischen Landjugendbewegung, der Krankenpflegeverein und eine Trachtengruppe aktiv.

Sonstiges

  • Alljährliches Heimatfest am dritten Wochenende im Juli
  • Dreigruppiger Kindergarten "Wurzelhaus"
  • Fränkische Kleinwagensammlung Bittner Stopfenheim

Literatur

  • Franz Buchner: Stopfenheim. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 39 (1924), S. 41f.
  • Felix Mader und Karl Gröber (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken. Bd. 5. Stadt und Bezirksamt Weißenburg. München 1932, S. 440-443
  • Johann Schiele: Pfarrkirche St. Augustinus Stopfenheim. Faltblatt o. J.
  • Historischer Atlas von Bayern. Franken, Reihe I, Heft 8. In: Digitale Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek, siehe [1]
  • Werner Somplatzki: Kirchen in Altmühlfranken. Treuchtlingen: Verlag Keller, 2. korrigierte Auflage 1994, S. 49-51
  • Johann Schiele: 1100 Jahre Stopfenheim. Die erste Erwähnung 894/95. In: Villa nostra H. 1, 1995, S. 5-12
  • Ada Stützel: Auf den Spuren des Deutschen Ordens in Franken. Sutton Verlag 2006, ISBN 3-89702-990-1
  • Johann Schrenk und Karl F. Zink: GottesHäuser. Kirchenführer Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Treuchtlingen: wek-Verlag, ISBN 978-3-934145-64-1
  • P. H. Howe: Schlösser- und Burgenromantik in nächster Umgebung: Sandizell, Stopfenheim, Ellingen. In: Globulus 12 (2006)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stopfenheim — Stopfenheim, Pfarrdorf im Verwaltungsdistrict Weißenburg des baierischen Kreises Mittelfranken; Schloß, Kirche mit Grabmälern von Deutschordensrittern; 710 Ew …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ellingen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Automuseen in Deutschland — Museum in Melle Die Automuseen in Deutschland sind üblicherweise ganzjährig geöffnet. Darunter befinden sich große öffentliche Museen mit festen Öffnungszeiten ebenso wie kleine Privatsammlungen, die teilweise nur nach Vereinbarung geöffnet sind …   Deutsch Wikipedia

  • Dorsbrunn — Markt Pleinfeld Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Orte im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen — Die Liste der Orte im Landkreis Weißenburg Gunzenhausen listet die 333 amtlich benannten Gemeindeteile (Hauptorte, Kirchdörfer, Pfarrdörfer, Dörfer, Weiler und Einöden) im Landkreis Weißenburg Gunzenhausen auf.[1] Systematische Liste Alphabet der …   Deutsch Wikipedia

  • Massenbach (Ellingen) — Massenbach Stadt Ellingen Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • List of castles in Bavaria — Numerous castles are found in the German state of Bavaria. These buildings, some of which have a history of over 1000 years, were the setting of historical events, domains of famous personalities and are still imposing buildings to this day.… …   Wikipedia

  • Augustinuskirche — Das Patrozinium des hl. Augustinus von Hippo oder (in England) des hl. Augustinus von Canterbury tragen folgende Kirchen: in Deutschland St. Augustinus in Aalen St. Augustinus Kirche (Berlin), Berlin Prenzlauer Berg St. Augustinus (Querenburg) in …   Deutsch Wikipedia

  • Bezirksamt Weißenburg in Bayern — Lage in Bayern Der Landkreis Weißenburg in Bayern, amtlich Landkreis Weißenburg i.Bay., gehörte zum bayerischen Regierungsbezirk Mittelfranken. Bis zu seiner Auflösung hatte der Lan …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”