Städtischer Friedhof (Chemnitz)

Städtischer Friedhof (Chemnitz)
Das Chemnitzer Krematorium
Blick über den Urnenhain, im Vordergrund ein Mahnmal für die Opfer des Faschismus

Der Städtische Friedhof (früher: Neuer Friedhof) in Chemnitz ist der Hauptfriedhof der Stadt Chemnitz. Er liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums im Stadtteil Bernsdorf. Der Friedhof wird begrenzt durch die Augsburger, Reichenhainer und Wartburgstraße. Im Westen trennt die Reichenhainer Straße das Krematorium sowie den Urnenhain vom Städtischen Friedhof ab.

Inhaltsverzeichnis

Anlage

Der frühere Johannisfriedhof befand sich hinter der Johanniskirche im heutigen Stadtzentrum. Er war seit dem 16. Jahrhundert der Chemnitzer Hauptfriedhof. Im Zuge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert stieg die Bevölkerungszahl explosionsartig auf 320.000 an. Die kirchlichen Friedhöfe waren aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate nicht mehr aufnahmefähig. Im Jahr 1866 kam es in Chemnitz zum Ausbruch der Cholera, was den Bedarf eines neuen Friedhofes noch erhöhte. So begannen im Frühjahr 1871 die Arbeiten am Neuen Friedhof.

Die Feierhalle für Erdbestattungen wurde in den Jahren 1872/1873 erbaut. Die Weihe der Halle fand am 28. April 1874 durch Vizebürgermeister Vetters statt. Anschließend erfolgte auf Stadtkosten die erste Beerdigung.

Am 27. September 1885 gründete sich der Verein für Feuerbestattung in Chemnitz. Nachdem im Königreich Sachsen Feuerbestattungen nicht mehr verboten waren, erwarb der Feuerbestattungsverein das Gelände des heutigen Urnenhaines. Am 15. Dezember 1905 folgte der erste Spatenstich zum Bau des Krematoriums. Die Weihe des Krematoriums fand ein Jahr später, am 15. Dezember 1906 statt. Es war das erste Krematorium in Sachsen. Am nächsten Tag wurde die erste Kremation durchgeführt.

Die 4,10 Meter hohe Christus-Statue aus weißem Marmor befindet sich auf der Freifläche zwischen der Feier- und der Leichenhalle. Durch Stiftungen sowie Mittel von 68 Kirchenvorständen wurden im Jahre 1901 13.750 Mark für ein Monument auf dem Neuen Friedhof gesammelt. Zwischen Sockel und Sims steht ein Text aus dem Johannesevangelium Kapitel 14 Vers 19: „Ich lebe und Ihr sollt auch leben“. Die Statue wurde am 2. Oktober 1904 enthüllt.

Die Fläche des Friedhofes beträgt 30,8 Hektar, die des Urnenhains 8,5 Hektar.

Mahnmal der Opfer des Bombenterrors vom 5. März 1945

Die Stadt erteilte dem Chemnitzer Bildhauer Hans Dittrich den Auftrag zur Errichtung eines Mahnmals zum Gedenken an die Opfer des Bombenangriffes auf Chemnitz. Auf der Fläche vor dem Mahnmal fanden 1224 Bombenopfer ihre letzte Ruhestätte. Im Mittelpunkt der Plastik sieht man eine trauernde Frau mit dem toten Kind im Arm. Darüber ist ein Gedicht Louis Fürnbergs zu lesen: „Es werden sich die Wunden schließen, die furchtbar der Barbar der Menschheit schlug und leuchtend wird das Frührot sich ergiessen über die Erden-Neuland unterm Pflug.“ 1992 wurde das Mahnmal restauriert.

Ehrenhain der Sozialisten

Der Ehrenhain der Sozialisten wurde 1982 eingeweiht. Er befindet sich im Norden des Friedhofes. Als Motto der Gedenkstätte wurde die Aussage von Karl Marx gewählt: „Denn das Sehnen und Verlangen und DIE TAT - sie blieb uns doch!“ An diesem Ort werden antifaschistische Widerstandskämpfer aus Chemnitz und den umliegenden Kreisen geehrt. Der Entwurf und die künstlerische Gestaltung des Ehrenhains lagen in den Händen von Clauss Dietel, Hans Brockhage, Gottfried Kohl und Heinz Schumann.

Ehemaliger Johannisfriedhof

Rewitzers Grab im Park der O. d. F.

Die meisten Gräber des ehemaligen Johannisfriedhofs wurden eingeebnet. Seit 1975 trägt die Fläche des ehemaligen Friedhofes den Namen Park der Opfer des Faschismus. Noch heute befinden sich jedoch im Park der O. d. F. einige Gräber. Von der Zschopauer Straße aus kann man das Ehrengrabmal Franz Xaver Rewitzers sehen. Weiter östlich im Park liegt das Grab von Johann Ambrosius Weigand, ein Wegbereiter für die Turnsportbewegung und das Feuerwehrwesen in Chemnitz. Die Gräber gefallener deutscher und französischer Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges, die so genannten „Franzosengräber“, wurden restauriert.

Am 19. Dezember 1878 wurde Richard Hartmann auf dem Johannisfriedhof beerdigt. Sein Schwiegersohn Eduard Keller erwarb am 19. September 1884 eine Familiengrabstelle auf dem Neuen Friedhof. Durch den Erwerb einer Nachbarstelle am 4. Oktober 1884 wurde diese erweitert. Da sich der Johannisfriedhof in Schließung befand wurden am 2. Juni 1904 die Gebeine von Hartmann und seiner Ehefrau Auguste in die neue Grabstätte überführt.

Bilder

Weblinks

 Commons: Städtischer Friedhof Chemnitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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