Synagoge (Polch)

Synagoge (Polch)
Westfassade der Synagoge in Polch
Rosette mit Inschriftentafel
Südseite mit Hufeisenbogenfenstern und Strebepfeiler der Apsis

Die Synagoge in Polch, einer Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz, wurde 1876/77 errichtet und während der Novemberpogrome 1938 verwüstet. Die ehemalige Synagoge in der Ostergasse 11 ist ein schützenswertes Denkmal.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die jüdische Gemeinde Polch besaß zunächst eine Betstube im Haus des Benjamin Aschel in der Kirchstraße. 1867 kaufte sie ein Grundstück in der heutigen Ostergasse, um eine Synagoge zu errichten. Wegen finanziellen Schwierigkeiten konnte der Bau erst 1876/77 ausgeführt werden. Die vermutlich nach Plänen von Hermann Nebel errichtete Synagoge wurde 1877 feierlich eingeweiht.

Zeit des Nationalsozialismus

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SA-Männern aus Mayen angezündet. Da der Brand schnell gelöscht wurde, ist vor allem die Frauenempore vernichtet worden. Am 17. Januar 1940 musste die jüdische Gemeinde die Synagoge an die politische Gemeinde verkaufen, die das Gebäude als Lagerhalle nutzte.

Architektur

Fenster in Form eines Hufeisens an der Hauptfassade

Der Bruchsteinbau aus einheimischem Krotzenlava steht zurückversetzt von der Straße und besitzt heute einen würdigen Vorplatz. Die Eingangsfassade hat gerundete Eckrisalite und ein Portal mit Rundbogen und Oberlicht. Über der zweiflügeligen Kassettentür ist eine Inschriftentafel mit folgendem hebräischen Text eingelassen: Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat (Psalm 95,6). Das eingefügte Baudatum ist nicht mehr lesbar. Eng über der Tafel liegt ein Rosenfenster und im Giebeldreieck sitzt ein schlitzförmiges Hufeisenbogenfenster. Alle Fenster, auch die jeweils drei Hufeisenbogenfenster an den Längsseiten, haben Tuffsteingewände.

Im chorartigen Ostteil der Synagoge setzen die Rippen des gestelzten Bogens auf Konsolen auf und zwei Strebepfeiler leiten den Druck ab. An der Ostseite und auf der Empore ist ein Teil der originalen Rankenmalerei erhalten. Die Aussparung für den Toraschrein ist noch deutlich sichtbar.

Heutige Nutzung

Von 1981 bis 1983 wurde die ehemalige Synagoge restauriert und sie wird seit 1984 für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Auf der wiederhergestellten Empore befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte der jüdischen Gemeinde Polch.

Literatur

  • Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. 3 Bände. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08035-2.
  • Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland 2), S. 314−316.

Weblinks

 Commons: Synagoge Polch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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