Syndrom des zyklischen Erbrechens

Syndrom des zyklischen Erbrechens
Klassifikation nach ICD-10
G43.82 Zyklisches Erbrechen
F50.5 Erbrechen bei anderen psychischen Störungen
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Das Syndrom des zyklischen Erbrechens (englisch: cyclic vomiting syndrome (CVS)) ist eine Krankheit, die sich durch wiederkehrende Anfälle von Übelkeit, Erbrechen und schwerwiegend gestörtem Allgemeinbefinden auszeichnet. In der Regel beginnt das zyklischen Erbrechen in der Kindheit im Alter von drei bis sieben Jahren. Obwohl es häufig im Erwachsenenalter verschwindet, kann es auch bis dorthin anhalten. Familiäres Vorhandensein von Migräne wurde in 67–82 % der Fälle beobachtet[1][2][3].

Inhaltsverzeichnis

Beschwerdebild (Symptomatik)

Das Erbrechen erfolgt in kurzen Zeitabständen, sechs- bis zwölfmal pro Stunde am Höhepunkt des Anfalls, und kann wenige Stunden, aber auch bis zu zehn Tage und mehr andauern. Meistens dauert ein Anfall jedoch ein bis vier Tage[4]. Die Anfälle ähneln einander in Verlauf und Dauer und enden spontan. Meist fühlt sich der Betroffene zwischen den Anfällen wohl.

Begleitende Symptome sind Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Empfindlichkeit gegenüber Bewegungen, Lichtempfindlichkeit, Fieber, Blässe, Diarrhoe, Wasserverlust (Austrocknung), starker Speichelfluss, soziale Zurückgezogenheit[5].

Diagnose

Die Diagnose CVS ist schwierig zu stellen, da Erbrechen von einer Vielzahl anderer bekannter Erkrankungen ausgelöst werden kann. Die Diagnose von CVS wird gewöhnlich durch Ausschlusskriterien erstellt. Gegenwärtig stehen keine diagnostischen Testverfahren, wie zum Beispiel Blut- oder Urintests, zur Verfügung. Eine Diagnose, oder besser gesagt eine Klassifizierung von CVS, kann mehrere Jahre dauern. Viele Betroffene müssen sich einer Vielzahl von Untersuchungen unterziehen und werden manchmal falsch diagnostiziert, bevor man ihren wahren Zustand erkennt.

Bei einer kleinen Untergruppe von Betroffenen wird angenommen, dass eine mitochondriale DNA-Mutation verantwortlich ist[6][7].

Kriterien für das Syndrom des zyklischen Erbrechens sind

  • wiederholte, schwere Anfälle des Erbrechens. Mindestens fünf Anfälle in einem Zeitintervall oder mindestens drei Anfälle innerhalb von sechs Monaten;
  • episodische Anfälle von starker Übelkeit und Erbrechen, die zwischen einer Stunde und bis zu zehn Tagen andauern. Der Zeitabstand zwischen den Anfällen beträgt mindestens eine Woche;
  • stereotyper Verlauf und stereotypische Symptome bei einem individuellem Patienten;
  • Erbrechen während eines Anfalls mindestens viermal pro Stunde und mindestens eine Stunde anhaltend;
  • Wohlbefinden zwischen den Anfällen;
  • Ausschluss anderer Ursachen für das Erbrechen.

Auslöser für CVS

Für viele Patienten gibt es keinen offensichtlichen Auslöser eines Anfalls, bei anderen können bestimmte Umstände zu Grunde liegen. Physischer Stress ist einer der häufigsten Auslöser. Leichte Viruserkrankungen, wie zum Beispiel Erkältung oder Grippe, Entzündungen im Hals- und Brustbereich, sowie leichte Verletzungen, die zu Schmerzen führen, können Auslöser sein, ebenso zu langes Fasten sowie Schlaflosigkeit.

Weniger häufig als Auslöser sind Anästhetika, Kälte oder Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln. Auch negativer Stress, hervorgerufen durch Angstzustände und familiäre Probleme, sowie die Angst zu erkranken, z. B. an Geburtstagen oder in den Ferien, können bei manchen Personen Auslöser sein. Bei einer Vielzahl von Betroffenen kann kein offensichtlicher Auslöser ausgemacht werden.

Behandlung

Die Behandlung von CVS ist schwierig und es besteht kein eindeutiges Heilverfahren. Die Behandlung ist unterstützend. Während eines Anfalls ist die Bereitstellung einer dunklen, ruhigen Umgebung oft hilfreich. Die Verabreichung von intravenöser Flüssigkeit kann erforderlich sein, wobei eine frühzeitige Behandlung und Überwachung wichtig sind. Es wurden Behandlungen mit einer Reihe von anti-emetischen oder anderen Medikamenten angewandt, wobei jeder einzelne Patient eine Behandlung finden kann, die für ihn hilfreich ist, aber es besteht keine allgemeingültige Behandlungsmethode. Zwischen den Anfällen wurde eine Vielzahl von Behandlungen ausprobiert. Einige sind für bestimmte Personen gut wirksam und vermindern die Anzahl, Dauer und den Schweregrad der Episode, aber das gleiche Medikament muss bei anderen Personen nicht hilfreich sein[8][9].

Zyklisches Erbrechen bei Erwachsenen

Wie bei Kindern zeichnet sich zyklisches Erbrechen bei Erwachsenen durch mehrfache Episoden von Erbrechen aus, das mit Übelkeit, Erbrechen und Dehydratisieren verbunden ist. Das mittlere Alter des ersten Auftretens beträgt etwa 35 Jahre. Bei 58–71 % der erwachsenen Patienten ist es mit starken Bauchschmerzen verbunden.

Die Kriterien für eine Diagnose sind (Rom III):

  1. Stereotypes Auftreten von Erbrechen, das weniger als eine Woche andauert.
  2. Drei oder mehrere Episoden im vergangenen Jahr.
  3. Nichtvorhandensein von Übelkeit und Erbrechen zwischen den Anfällen.

Mögliche prophylaktische Therapien beschreibt Namin[10].

Einzelnachweise

  1. Lindley KJ, Andres PL: Pathogenesis and Treatment of Cyclical Vomiting, in: J Pediatr Gastroenterol Nutr 41 (2005), S. 38–40
  2. Li BU et al.: North American Society for Pediatric Gastroenterology, Hepatology, and Nutrition Consensus Statement on the Diagnosis and Management of Cyclic Vomiting Syndrome, in: J Pediatr Gastroenterol Nutr 47 (2008), S. 379–393
  3. Abell TL et al.: Cyclic vomiting syndrome in adults, in: Neurogastroenterol Motil 20 (2008), S. 269–284
  4. Li BU, Fleisher DR: Cyclic vomiting syndrome: features to be explained by a pathophysiologic model, in: Dig Dis Sci 44 (1999), S. 8–13
  5. Li BU, Misiewicz L.: Cyclic vomiting syndrome: a brain-gut disorder, in: Gastroenterol Clin N Am 32 (2003), S. 997–1019
  6. Boles RG, Williams JC: Mitochondrial Disease and Cyclic Vomiting Syndrome, in: Dig Dis Sci 44 (1999), S. 103S-107S
  7. Zaki EA et al.: Two common mitochondrial DNA polymorphisms are highly associated with migraine headache and cyclic vomiting syndrome, in: Cephalalgia 29 (2009), S. 719–728
  8. Li BU: Cyclic Vomiting Syndrome, in: Curr Treat Opt Gastroenterol 3 (2000), S. 395-402
  9. Chepyala P, Svoboda RP, Olden KW: Treatment of Cyclic Vomiting Syndrome, in: Curr Treat Opt Gastroenterol 10 (2007), S. 273–282, 2007
  10. Namin F et al.: Clinical, psychiatric and manometric profile of cyclic vomiting syndrome in adults and response to tricyclic therapy, in: Neurogastroenterol Motil 19 (2007), S. 196–202
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