Südkordofan-Konflikt

Südkordofan-Konflikt

Der Südkordofan-Konflikt war ein bewaffneter Konflikt, der vom 21. Mai bis zum 20. Juni 2011 zwischen dem Sudan und dem Südsudan um die Kontrolle der Region Abyei, die reich an Erdöl ist, stattfand. Er folgte auf das Unabhängigkeitsreferendum im Südsudan 2011, das vom 9. bis 15. Januar stattgefunden hatte und die Unabhängigkeit des Südsudan für den 9. Juli 2011 vorsah.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Mindestens seit 1956 gibt es Spannungen zwischen dem Südsudan, dessen Bevölkerung zum kleineren Teil christlich und stärker animistisch ist, und dem Rest des Landes, der überwiegend muslimisch ist. Zwei Kriege, der Erste Bürgerkrieg von 1955 bis 1972 und der Zweite Bürgerkrieg von 1983 bis 2002, der 2005 zur United Nations Mission in Sudan führte, hatten bereits stattgefunden.

Diese Spannungen haben mit der mehr oder weniger auf dem islamischen Recht beruhenden Gesetzgebung, die durch Khartum implementiert und von der Bevölkerung des Südens verweigert wurde, eine politische, wie auch eine wirtschaftliche Grundlage mit dem Erdölabbau im Süden des Landes, von dem die örtliche Bevölkerung nach eigenen Angaben nicht profitierte.

Ein Unabhängigkeitsreferendum im Südsudan 2011 wurde in der Woche vom 9. bis zum 15. Januar 2011 durchgeführt. Es erlangte mit 98,83 % der Stimmen Gültigkeit. Jedoch wurden einige Punkte im Referendum nicht berührt: Das ist bei der genauen Grenzziehung, besonders in Abyei der Fall, sowie bei den Ölressourcen und ihren Gewinnen der Fall.

Chronik

Am 21. Mai 2011 bemächtigte sich das Heer des Nordens durch die Verwendung von Panzern des Gebietes Abyei, was die Rebellen der SPLA in den Rückzug zwang[1]. Die Luftwaffe des Nordens bombardierte auch mehrere Dörfer in der Region, darunter Todach und Tagalei[1]. Der Norden rechtfertigte seine Maßnahmen, indem er der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee vorwarf, am 19. Mai einen Konvoi Truppen des Nordens und UN-Friedenstruppen angegriffen zu haben, was Erstere dementieren[1].

Am 22. Mai 2011 verkündete Khartum die Einnahme der Region Abyei und erklärte laut Staatsminister Amin Hassan Omar seinen Willen, bewaffnete Gruppen des Südens zu beseitigen[2]. Der UN-Sicherheitsrat appellierte an den Norden, seine Truppen aus dieser umstrittenen Region zurück zu ziehen, was Khartum verweigerte[3]. Tausende Zivilisten flohen vor den Kämpfen; laut der UNO wurde von Plünderungen und Brandstiftungen berichtet[1][4].

Am 23. Mai 2011 reagierte der Südsudan, indem er den Norden beschuldigte, einen neuen Bürgerkrieg zu provozieren[5]. Am nächsten Tag bestätigte der sudanesische Präsident, Umar al-Baschir, in einem Diskurs in Khartum, dass die Abyei zum Nordsudan gehöre.[5].

Am 25. Mai 2011 schlug UN-Generalsekretär Ban Ki-moon eine 7000 Mann starke Friedenstruppe für den Sudan vor,[6] wobei am selben Tag 4 Helikopter der UNO das Ziel von Feuer in Abyei wurden, wahrscheinlich von Truppen des Nordens[1]. Am nächsten Tag bestätigte Salva Kiir Mayardit, dass es keinen neuen Krieg um die Kontrolle dieser umstrittenen Region gebe[7].

Am 28. Mai 2011 verkündete das nordsudanesische Militär das Ende seiner Kampfhandlungen in der Region[8]. Am 31. Mai 2011 akzeptierten die beiden Seiten eine der Afrikanischen Union gemäße entmilitarisierte Zone, und Äthiopien war bereit, Truppen zu entsenden, um Friedenssicherung, wenn notwendig und von beiden Seiten gewünscht[9][10].

Am 5. Juni 2011 wurden die Kämpfe wieder aufgenommen, mit mehreren Toten, besonders im Dorf Umm Dorain, was die Flucht der Zivilbevölkerung verursachte[11]. Am 8. Juni 2011 rief der Südsudan zu einem Waffenstillstand auf [12] und warf außerdem dem Norden vor, am 10. Juni 2011 in Unity ein Dorf attackiert zu haben[13].

Am 11. Juni 2011 akzeptierte Khartum Friedensverhandlungen mit dem Süden bezüglich der Region Abyei[14]. Auch wenn noch ein Waffenstillstand geplant war, tobte der Kampf noch, besonders in Südkordofan[15].

Am 12. Juni 2011 willigte Khartum ein, seine Truppen vor dem 9. Juli, dem für die Unabhängigkeit des Südsudan vorgesehenen Datum, zurück zu ziehen[16]. Als Nächstes beschuldigte die SPLA den Sudan einer neuen Bombardierung auf seinem Territorium mittels der MiG-23 und Antonov[17]. Außerdem akzeptierten die beiden Lager am selben Tag eine entmilitarisierte Zone in Abyei und die Versendung äthiopischer Friedenssoldaten unter der Ägide der Afrikanischen Union[18].

Laut einem Sprecher der SPLA töteten am 14. Juni örtliche Milizionäre des Südens 7 sudanesische wie auch 22 Zivilisten in der Nähe der Region Abyei[19]. US-Präsident Barack Obama forderte beide Seiten zu einem Waffenstillstand auf, stellte fest, dass "es keine militärische Lösung" gebe, und beschuldigte den Norden, den Konflikt provoziert zu haben[20].

Am 19. Juni 2011, während sich die Kampfhandlungen verschärften, sandte Khartum Verstärkung nach Südkordofan, darunter zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge[21]. Darüber hinaus hatte die sudanesische Armee auch in Darfur Rebellen der Sudan Liberation Army (SLA) angegriffen, nach Angaben eines Sprechers der Rebellen 27 Personen inklusive 19 Zivilisten getötet[22].

Am 20. Juni 2011 vereinbarten beide Seiten, das umstrittene Gebiet Abyei zu entmilitarisieren und äthiopische Truppen in Friedensmissionen unter der Ägide der Vereinten Nationen zu entsenden und so den Konflikt zu beenden[23].

Reaktionen aus dem Ausland

  • Vereinigte Staaten: Außenministerin Hillary Clinton appellierte an den Sudan, seine Truppen aus der Region zurückzuziehen, und sagte, sie unterstütze den Vorschlag Äthiopiens[24]. Am 15. Juni forderte außerdem US-Präsident Barack Obama die beiden Lager zu einem Waffenstillstand auf betonte, «es gibt keine militärische Lösung», und warf dem Norden vor, den Konflikt provoziert zu haben[20].
  • Äthiopien: Der Sprecher des Außenministeriums, Dina Mufti, verlautbarte, dass Äthiopien bereit sei, Friedenstruppen in die Region zu schicken, falls notwendig und durch beide Seiten verlangt[25].
  • Südsudan: Präsident Salva Kiir Mayardit stellte fest, dass es keinen neuen, die Region Abyei betreffenden Krieg gebe und er nicht die Unabhängigkeit des Landes verhindern werde[9].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d e « North Sudan takes control key town in Abyei », Reuters, 21. Mai 2011
  2. « North Sudan says its forces seize disputed Abyei», Reuters, 22. Mai 2011
  3. « North Sudan defies U.N., vows to stay in Abyei », Reuters, 23. Mai 2011
  4. « "Horrific" reports of looting, burning in Abyei -U.S. », Reuters, 24. Mai 2011
  5. a b « Sudan's Bashir says Abyei belongs to north », Reuters, 24. Mai 2011
  6. « UN proposes new peacekeeping force for south Sudan », Reuters, 25. Mai 2011
  7. « S.Sudan says there will be no war over Abyei », Reuters, 26. Mai 2011
  8. « North Sudan says Abyei military operations halted », Reuters, 28. Mai 2011
  9. a b « North, South Sudan agree demilitarized zone -AU », Reuters, 31. Mai 2011
  10. « Ethiopia to send troops to Sudan's Abyei if asked », Reuters, 31. Mai 2011
  11. « Clashes reported in Sudan flashpoint state », Reuters, 5. Juni 2011
  12. « South Sudan party calls for S. Kordofan ceasefire », Reuters, 8. Juni 2011
  13. « Sudan accuses north of air attack, clashes flare », Reuters, 11. Juni 2011
  14. « North, south Sudan leaders to hold Abyei talks », Reuters, 11. Juni 2011
  15. « Violence roils Sudan oil state, leaders to hold talks », Reuters, 11. Juni 2011
  16. « Sudan's Bashir agrees to Abyei withdrawal-diplomats », Reuters, 12. Juni 2011
  17. « South Sudan says northern aircraft bomb its territory », Reuters, 13. Juni 2011
  18. « North, south Sudan agree to Ethiopia peacekeepers -AU », Reuters, 13. Juni 2011
  19. « South Sudan rebel militia raid kills 29, army says », Reuters, 14. Juni 2011
  20. a b « Obama calls for ceasefire in Sudan », Reuters, 15. Juni 2011
  21. « Monitor says north army masses in Sudan oil state », Reuters, 19. Juni 2011
  22. « Darfur rebels say Sudan army attacks their positions », Reuters, 19. Juni 2011
  23. « North and South Sudan agree to demilitarize Abyei », Sudan Tribune, 20. Juni 2011
  24. « Clinton urges Africa to drop Gaddafi, embrace rebels », Reuters, 13. Juni 2011
  25. « Ethiopia to send troops to Sudan's Abyei if asked », Reuters, 31. Mai 2011

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