Christian von Mainz

Christian von Mainz

Christian I. Graf von Buch (auch Christian von Mainz, * um 1130; † 23. August 1183 in Tusculum) war zweimal Erzbischof von Mainz und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches.

Christian I. entstammte den gräflichen Adelsgeschlechtern der von Buch und von Beichlingen. Förderer seiner Karriere als Kirchenfürst war vor allem der Landgraf von Thüringen Ludwig II., der ihm zur Position eines Dompropstes von Merseburg und zum Propst der Propstei Mariagreden in Mainz verhalf.

1160 ermordeten Mainzer Bürger wegen eines Abgabenstreites ihren Erzbischof Arnold von Selenhofen. Die fällige Bischofswahl führte zu einem Schisma, da ein Teil der Aufständischen den Stadtklerus zwang, den Adligen Rudolf von Zähringen zum neuen Erzbischof zu wählen. Da wegen des Bischofsmordes über die Stadt das Interdikt verhängt worden war, waren einige Kleriker und Laien nach Frankfurt ausgewichen, wo sie Christian von Buch zum neuen Erzbischof wählten.

Doch Kaiser Friedrich I. Barbarossa erkannte keinen der beiden Kandidaten an und veranlasste auf der Synode von Lodi die Absetzung beider Erzbischöfe durch Papst Viktor IV. Stattdessen wurde am 20. Juni 1161 Konrad I. von Wittelsbach auf den Mainzer Stuhl gehoben.

Christian wurde in der Folge 1162 Propst am Mainzer Dom, Propst von St. Servaas in Maastricht und im Herbst als Nachfolger Rainald von Dassels Reichskanzler. Er begleitete Friedrich Barbarossa auf dessen drittem (1163) und viertem (1167) Italienzug, bei dem er am 4. März 1167 die Priester- und einen Tag später die Bischofsweihe erteilt bekam. Zuvor hatten sich dramatische Ereignisse abgespielt: Erzbischof Konrad erkannte den von der kaiserlichen Partei zum Gegenpapst ausgerufenen Paschalis III. nicht an und brach mit Barbarossa. Dieser ernannte daher 1165 Christian von Buch zum neuen Erzbischof von Mainz, was im Reich sofort anerkannt wurde, nicht aber von Papst Alexander III.

Als die kaiserliche Partei auf dem vierten Italienzug Paschalis III. gewaltsam als Papst in Rom durchsetzen wollte, schlug am 29. Mai 1167 ein Heer Rainald von Dassels und Christians I. von Buch die päpstlichen Truppen bei Tusculum. Friedrich und Paschalis zogen siegreich in Rom ein. Dort raffte eine Malariaepidemie kurze Zeit später 2000 Ritter hin, zu denen auch Rainald von Dassel zählte. Christian I. wurde sein Nachfolger als Reichserzkanzler.

Christian I. war vor allem Reichspolitiker. In den 18 Jahren seines Pontifikates hielt er sich nur zweimal kurz in seinem Erzbistum auf. Die politischen Geschäfte führten ihn Ende 1167 zum ersten Mal in sein Erzbistum, da Kaiser Friedrich I. wegen der antistaufischen Bestrebungen des lombardischen Städtebundes in sein Reich hatte zurückkehren müssen. Christian I. vermittelte in der Folge zwischen dem Kaiser und Heinrich dem Löwen sowie 1168 in Rouen zwischen dem englischen und französischen König. Außerdem bemühte er sich um eine Beilegung des noch immer andauernden Papstschismas, was ihn bis nach Griechenland führte. Als begabter Heerführer führte er Waffengänge gegen die kaiserliche Opposition in Oberitalien an. 1177 schlug er bei Carsoli östlich Roms ein normannisches Heer. Er erkannte aber auch, dass der Konflikt mit dem Papst militärisch nicht zu gewinnen war, und bereitete maßgeblich den Frieden von Venedig zwischen dem Kaiser und Papst Alexander III. vor. Dadurch wurde er nun auch von Alexander III. als rechtmäßiger Erzbischof anerkannt und erhielt das Pallium. Im März 1179 nahm er am 3. Laterankonzil teil, im selben Jahr geriet er auf einem Feldzug für 15 Monate in Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung 1181 kam er auf Bitten von Papst Lucius III., als dessen Schutzherr er fungierte, der belagerten Stadt Tusculum zur Hilfe, die er 1183 befreien konnte. Dort starb er am 23. August 1183 und wurde auch dort begraben. Nachdem sein Tod bekannt geworden war, machte erneut Konrad I. von Wittelsbach seine Ansprüche auf das Erzbistum Mainz geltend.

Siehe auch: Bistum Mainz

Literatur

  • Burkhardt, Stefan, Mit Stab und Schwert. Bilder, Träger und Funktionen erzbischöflicher Herrschaft zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas. Die Erzbistümer Köln und Mainz im Vergleich (Mittelalter-Forschungen 22), Ostfildern 2008.

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Christian von Mühlhausen — Christian (Kristan, Kirstan) von Mühlhausen († 2. September 1295) war Bischof von Samland und Weihbischof von Mainz (1276–1295). Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Bischofsweihe 1.2 Erste Reise nach Samland …   Deutsch Wikipedia

  • Christian von Sachsen-Weißenfels (1652–1689) — Christian von Sachsen Weißenfels im Harnisch und dem Hermelinmantel als Zeichen fürstlicher Herkunft, an dem er den Elefanten Orden des dänischen Königreichs trägt, Kupferstich von Johann Baptist Paravicini, heute im Kupferstichkabinett Dresden… …   Deutsch Wikipedia

  • Christian von Kaphengst — (* 22. November 1966 in Mainz) ist ein deutscher Produzent, Komponist, Arrangeur und E und Kontrabassist. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Auszeichnungen und Preise 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Christian von Passau — († September 1013) war von 991 bis 1013 der 19. Bischof des Bistums Passau. Er war zugleich der erste Bischof, der die weltliche Herrschaft über die Stadt Passau besaß. Leben Christian stammte möglicherweise aus (dem damaligen) Sachsen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Christian von Ferber — (* 1926) ist ein deutscher Ökonom und Soziologe. Er lehrte als Professor an der Universität zu Köln. Wie viele seiner Fachgenossen in der frühen Bundesrepublik Deutschland forschte Ferber anfangs zur Industriesoziologie. Der Titel seiner 1955… …   Deutsch Wikipedia

  • Bischof von Mainz — Rabanus Maurus (links) unterstützt von Alkuin (Mitte) übergibt sein Werk an Erzbischof Otgar von Mainz (rechts) Darstellung aus manuscriptum Fuldense um 830 …   Deutsch Wikipedia

  • Erzbischof von Mainz — Rabanus Maurus (links) unterstützt von Alkuin (Mitte) übergibt sein Werk an Erzbischof Otgar von Mainz (rechts) Darstellung aus manuscriptum Fuldense um 830 …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad von Mainz — Konrad von Wittelsbach (* etwa 1120/1125; † 25. Oktober 1200 in Riedfeld bei Neustadt an der Aisch) war Erzbischof von Mainz (Konrad I.) und Salzburg (Konrad III.) und Kardinalbischof. Der Sohn des Pfalzgrafen Otto V. von Scheyern Wittelsbach… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte von Mainz — Stadtansicht um 1900 Karte der Stadt Mainz um 1844. Lithografie von J. Lehnhardt …   Deutsch Wikipedia

  • Christian I. von Buch — Christian I. Graf von Buch (auch Christian von Mainz, * um 1130; † 23. August 1183 in Tusculum) war zweimal Erzbischof von Mainz und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches. Christian I. entstammte den gräflichen Adelsgeschlechtern der von Buch …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”