Christiane Becker

Christiane Becker
Christiane Becker-Neumann

Christiane Luise Amalie Becker-Neumann, (* 15. Dezember 1778 in Crossen an der Oder in der Neumark; † 22. September 1797) war ein Zögling von Johann Wolfgang von Goethe und deutsche Schauspielerin.


Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Am 15. Dezember 1778 kam Christiane Neumann als Tochter des Schauspielerehepaares Johann Christian und Johanna Elisabeth Neumann in Crossen an der Oder zur Welt. Ihr Vater leitete als Direktor eine Schauspielertruppe in und unterrichtete sie von Kindes an in der Schauspielkunst. Bereits 1784 gab Christiane ihr Debüt auf der Bühne und spielte verschiedene Kinderrollen.

Corona Schröter als Iphigenie und Goethe als Orest

In demselben Jahr kam sie mit ihren Schwestern und Eltern zur Bellomoschen Theatertruppe nach Weimar, dessen Theatersaal im Schloss Wilhelmsburg bereits 1774 bis auf die Grundmauern abgebrannt war und erst mit dem 1779 errichteten Redouten- und Komödienhaus gegenüber dem Wittumspalais eine neue Bühne hatte. Ihr Debüt in Weimar hatte Christiane Neumann 1787 als Neunjährige in der Titelrolle des "Edelknaben" von J. Engels.

Ausbildung durch Corona Schröter und Goethe

Sie gefiel in der Rolle so gut, dass die Herzogin Anna Amalia die bekannte Sängerin und Schauspielerin Corona Schröter beauftragte sie auszubilden. Corona Schröter unterrichtete Christiane nicht nur, sondern nahm sie zwei Jahre bis zu ihrem 11. Lebensjahr bei sich auf.

Zwei Jahre später kam es 1791 zur Gründung des Weimarer Hoftheaters, das aus dem Redouten- und Komödienhaus hervorging und mit dessen Leitung Johann Wolfgang von Goethe beauftragt wurde. Christiane Neumann wurde dreizehnjährig zusammen mit ihrem Vater und anderen Schauspielern vom Hoftheater übernommen. Doch bevor es dazu kam, starb überraschend ihr Vater. Ihrer weiteren schauspielerische Ausbildung übernahm fortan Goethe persönlich. Sie war ihm "das liebenswürdigste, natürlichste Talent, das mich um Ausbildung anflehte". Ihr zuliebe überwand er nach eigenem Zeugnis oft die Theatermüdigkeit.

Heirat mit Heinrich von Blumenthal alias Heinrich Becker

Im jungen Alter von fünfzehn Jahren heiratete Christiane 1793 den am Weimarer Hoftheater als Regisseur und Schauspieler arbeitenden Heinrich von Blumenthal, der aber von allen der Kürze halber einfach Becker genannt wurde. Seit diesem Jahre war sie unbestritten auch die erste Liebhaberin des Trauer- und Lustspiels.

Das Weimarer Hoftheater um 1800

Die Geburt ihrer ersten Tochter erfolgte 1794 noch im demselben Jahr. Aber bereits kurze Zeit nach der Geburt stand Christiane wieder auf der Bühne. Zu ihren glänzendsten Rollen gehörten "Emilia Galotti" und "Minna von Barnhelm" aus den gleichnamigen Dramen von Gotthold Ephraim Lessing, Amalia in den "Die Räuber", Luise in "Kabale und Liebe" und Prinzessin Eboli in "Don Carlos" von Friedrich Schiller, Klärchen in Goethes "Egmont" und Ophelia in Shakespeares "Hamlet". Auch der Dichter Christoph Martin Wieland , der einstige Erzieher des Herzogs Carl August, war von ihr so sehr begeistert, dass er sich zum Ausspruch

„Wenn sie nur noch einige Jahre so fortschreitet, wird Deutschland bald nur eine Schauspielerin haben.“

Christoph Martin Wieland

hinreissen. Auch der Theaterkenner Friedrich Wilhelm Gotter, der mit ihr befreundet war, verglich sie mit der berühmten Schauspielerin Charlotte Ackermann.

Goethe und Christiane Becker-Neumann

Es war nicht nur ihre große künstlerische Ausdruckskraft, weswegen Goethe sie schätze. Er fühlte sich leidenschaftlich zu ihr hingezogen. In einem Brief gesteht Goethe einige Jahre später:

„Ich habe 22 Jahre lang dem Theater vorgestanden, ohne mir eine Schwäche gegen eine Actrise zu verstatten, deren mehrere, besonders Euphrosyne und die Wolff, es mir doch sehr nahe gelegt.“

Johann Wolfgang von Goethe

In vielen seiner Stücke wurde ihre natürliche Anmut wurde sie für Goethe zur Vorlage seiner Mädchen-Rollen. In einem Brief an den Weimarer Generaldirektor Böttiger verrät Goethe:

„... so hatte ich sie gewiss vor Augen und meine Mädchen und Frauen bildeten sich nach ihr und ihren Eigenschaften. Es kann größere Talente geben, aber für mich kein anmutigeres.“

Johann Wolfgang von Goethe

Christiane Becker-Neumann Denkmal

Im Juni 1796 kam ihre zweite Tochter zur Welt, die aber bald darauf verstarb. Während des Sommers 1797 erkrankte Christiane Becker-Neumann bei einem Gastspiel in Lauchstädt und bei ihr verstärkten sich die Anzeichen von Tuberkulose. Ihre letzten Weimarer Bühnenauftritte hatte Christiane in den Rollen der Euphrosyne im Stück "Das Petermännchen". Sie wurde am 18. August wurde sie zur Kurierung nach Hause geschickt. Am 22. September 1797 starb sie 18-jährig an den Folgen ihrer Krankheit.

Euphrosyne-Denkmal nach ihrem Tode

Nach ihrem Tod feierte Johann Wolfgang von Goethe, eben auf einer Schweizerreise begriffen, das Gedächtnis der Künstlerin in der Elegie Euphrosyne (1797). Die allgemeine Trauer fand ihren Ausdruck im Wunsch nach einem Denkmal der Frühvollendeten, den Goethe, Franz Kirms und Karl August Böttiger durch Sammeln von Geldspenden verwirklichten, sodass im Jahr 1800 auf dem Rosenhügel, einem jetzt nicht mehr zum Park gehörenden Berghang, das nach Heinrich Meyers Zeichnung von dem Gothaer Bildhauer Friedrich Wilhelm Eugen Döll geschaffene Euphrosyne-Denkmal aufgestellt werden konnte. Diese wurde 1912 von Gottlieb Elster und seinen Schülern kopiert. Seit 1950 steht es auf dem Historischen Friedhof in Weimar.

Literatur

Weblinks


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